Der Kopf der noch durch eine Plane eingehüllten Karl-Marx-Statue des chinesischen Künstlers Wu Weishan ist beim Aufstellen der Statue frei zu sehen. Die Statue ist 2,3 Tonnen schwer und 4,40 Meter groß. Sie wird offiziell am 05.05.2018 enthüllt.
Noch sieht man nur den Kopf der Statue. Der Rest wird am 5. Mai, anlässlich von Karl Marx 200. Geburtstag enthüllt / picture alliance

Karl-Marx-Statue - „Kolossalstatuen sind typisch für Diktaturen, nicht Demokratien“

China schenkt der Stadt Trier eine Statue von Karl Marx. Doch längst ist eine Debatte um das Erbe des Philosophen entstanden. Es fehle an historischer Aufklärung über die DDR, welche auf Marx' Ideen aufgebaut war, sagt Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen

Chiara Thies

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Chiara Thies ist freie Journalistin und Vorsitzende bei next media makers.

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Herr Knabe, Sie befassen sich mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur. Was halten Sie davon, dass jetzt in Trier eine neue Karl-Marx-Statue errichtet wird?
Überhaupt nichts! Es ist noch nicht lange her, da gab es überall in Osteuropa solche Statuen. Sie wurden nach dem Sturz der kommunistischen Diktaturen aus gutem Grund entfernt. Für viele Opfer des Kommunismus ist es schwer erträglich, dass nun in einer westdeutschen Stadt wieder ein solches Denkmal errichtet wird. 

Auch wenn Karl Marx umstritten ist, steht es Trier denn nicht trotzdem zu, eine Statue ihres berühmtesten Kindes aufzustellen? 
Wenn eine Stadt an jemanden erinnern will, ist es in Deutschland üblich, einen künstlerischen Wettbewerb auszuschreiben. Dann tritt eine Jury zusammen und der beste Entwurf wird umgesetzt. Kolossalstatuen wie die jetzt in Trier aufgestellte sind typisch für Monarchien und Diktaturen, nicht aber für Demokratien. 

Findet mit solch einer Statue nicht auch eine kritische Auseinandersetzung statt?
Eben gerade nicht. Eine Statue wie diese dient der Ehrung, nicht der Kritik eines Menschen. Wie man sich kritisch mit einer Person auseinandersetzt, können Sie zum Beispiel am Obersalzberg studieren, Hitlers Landhaus in Berchtesgaden. Hinzukommt, dass Trier die Statue von China geschenkt bekommen hat – ein Land, in dem immer noch eine kommunistische Diktatur herrscht. Wenn sie dort den Marxismus kritisieren, landen sie im Gefängnis.

Stellt sich Trier damit also ein chinesisches Propaganda-Werkzeug in die Stadt?
Aus Sicht Chinas: mit Sicherheit. Triers Stadtväter lassen sich mit dieser Statue von einem Staat einspannen, der das größte Volk der Erde unterdrückt und seine Minderheiten brutal verfolgt. Und die Stadt hat offenbar nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Dem entspricht der unkritische Umgang mit Marx im gesamten Begleitprogramm. Da können schon Fünfjährige als sogenannte Museumsdetektive „der Spur des großen Denkers“ Marx folgen. Aber es gibt nicht eine einzige Veranstaltung zur Realität des Kommunismus in der DDR oder in China.

Wie sollten wir als Öffentlichkeit denn mit dem 200. Geburtstag von Karl Marx umgehen?
Er ist jedenfalls gewiss kein Grund zu feiern, wie die Stadt Trier das derzeit macht. Wer über Marx sprechen will, muss vor allem darlegen, warum eine humanistisch inspirierte Theorie zu Diktatur und Terror führte. Und das bedeutet nicht, wie es manche Linken-Politiker tun, die „Ausführung“ seiner Ideen in der DDR zu kritisieren, sondern seine Denkfehler zu benennen – zum Beispiel seine Kritik am „Kapitalismus“, also dem privaten Unternehmertum. Denn die Geschichte hat uns gelehrt: Wer die wirtschaftliche Freiheit abschafft, schafft auch die politische Freiheit ab. Und – kein anderes Wirtschaftssystem hat der Welt so viel Wohlstand gebracht wie der vielgescholtene Kapitalismus. Die Stadt Trier könnte zum Beispiel Menschen einladen, die in einer kommunistischen Diktatur gelebt haben und darüber berichten können. Man könnte auch darüber reden, warum die Planwirtschaft krachend gescheitert ist, so dass selbst die Machthaber im kommunistisch regierten China davon Abstand genommen haben.
 
Muss man Marx denn dafür verantwortlich machen, dass in seinem Namen Diktaturen errichtet wurden?
Man kann die kommunistischen Diktaturen nicht von Marx lösen. Sie haben umgesetzt, was er gefordert hat: Zum Beispiel die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln, die Verstaatlichung der Banken, die Schaffung von Staatsbetrieben, die Verstaatlichung der Kindererziehung. Vor allem aber hat er die Anwendung „revolutionärer Gewalt“ für notwendig erklärt – und den totalitären Anspruch der Kommunisten begründet, nur sie hätten die Gesetze der Geschichte verstanden. All das findet sich schon im Kommunistischen Manifest. Marx hat seine Anhänger ausdrücklich zu Gewalt und Unterdrückung ermächtigt.

Fehlt es da an gesellschaftlicher Aufklärung zum Beispiel über die Geschichte der DDR?
Ganz offensichtlich! In die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen kommen zwar mehr als 200.000 Schüler pro Jahr, doch von der DDR wissen sie so gut wie gar nichts. Im besten Fall waren im Unterricht die deutsche Teilung und die Wiedervereinigung dran. Aber die Ideen und die Strukturen, auf denen das System in der DDR beruhte, sind den meisten völlig unbekannt. Das ist deshalb ein Problem, weil viele dieser Ideen auf den ersten Blick verführerisch erscheinen – gerade jungen Menschen. Ich entsinne mich, wie ich mit 16 Jahren zum ersten Mal das Kommunistische Manifest gelesen habe. Alles schien so einfach zu sein: Die Geschichte sei eine Geschichte von Klassenkämpfen. Doch wenn die Arbeiter über die Bourgeoisie gesiegt hätten, gebe es keine Ausbeutung mehr und jeder könne nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten leben. Diese Vereinfachung historischer Prozesse durch Marx ist fast kindlich naiv – aber eben deshalb auch verlockend. Deswegen ist es so wichtig, über den Kommunismus aufzuklären.

Sie arbeiten in Ihrer Gedenkstätte auch viel mit Opfern des Kommunismus zusammen. Wie reagieren die auf die Statue?
Die meisten sind entsetzt. Schon im vergangenen Jahr habe ich Briefe von politisch Verfolgten bekommen, die gegen die Pläne der Stadt Trier protestierten. Wir haben dort deshalb eine Veranstaltung durchgeführt und den Sprecher der DDR-Opferverbände eingeladen. Aus dem Publikum meldete sich dabei eine Frau zu Wort, die in der DDR im Frauengefängnis Hoheneck inhaftiert und jahrelang ihr Kind nicht sehen durfte. Sie sagte, während sie mit den Tränen kämpfte: Ich fühle mich durch dieses Denkmal ein zweites Mal gedemütigt.

Hubertus Knabe
Seit 2001 ist Hubertus Knabe Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Er studierte Germanistik in Bremen und promovierte in Berlin zu dem Thema „Möglichkeiten und Grenzen der Problemartikulation in sozialistischen Systemen. Eine vergleichende Analyse der Umweltdiskussion in der DDR und Ungarn“. Im Anschluss war er bis 2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen in Berlin.

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Joachim Wittenbecher | Mi., 18. April 2018 - 12:26

In Trier gibt es eine Karl Marx-Straße und eine weltbekannte Gedenkstätte in seinem Geburtshaus. Sofern man Karl Marx positiv sieht, sollte dies ausreichen. Was darüber hinaus geht, erinnert an Personenkult.

Günter Johannsen | Mi., 18. April 2018 - 16:39

Antwort auf von Joachim Wittenbecher

Die deutsche Bevölkerung will nach 40 Jahren kommunistische Diktatur in der untergegangenen DDR keinen weiteren Personenkult a la Nordkorea oder China: weder für Marx, noch für Merkel!
Gut gemeint ist oftmals das Gegenteil von gut. Ein trojanischer Pferdekopf ist auch sicherlich in Trier nicht gewünscht?! Eine Karl-Marx-Straße ist mehr als genug!

Gisela Fimiani | Mi., 18. April 2018 - 12:35

Zugespitzt möchte ich sagen: Die Statue ergänzt lediglich die politischen Vorgänge in diesem Land, welches, unter Führung Frau Merkels, zu einer neuen DDR umgebaut wird, dem Totalstaat.

Mathias Trostdorf | Mi., 18. April 2018 - 13:39

Im Westen denkt man über vieles nach, das kaum einen weiterbringt, während eigentliche Probleme nicht in Angriff genommen werden.
Man könnte dieser speziellen Frage ganz einfach aus dem Weg gehen, in dem man keine Denkmäler mehr aufstellt, und keine Strassennamen mehr nach Leuten benennt, die dann- grade noch hoch gelobt- vom darauffolgenden politischen System wieder abgebaut oder umbenannt werden.
Ausschreibungswettbewerbe sind ja große Geldvernichtungsmaßnahmen, die- wie man in der Vergangenheit ja auch immer wieder miterleben durfte- schon oft in die Hose gingen, weil nahezu fantastische Experterlnnenkommissionen den Anwohnern "Kunstwerke" vor die Tür stellten, die diese gar nicht gut fanden. Und "Abstrakt" ist manchmal auch nur ein Synomym für "Mir ist nichts eingefallen". Zumindest bis die befreudete KunsthistorikerIn noch für 17.300Euro ein schickes Expose dazu geschrieben hat, um der diedas Künstlerin daran zu erinnern, was es genau ausdrücken wollte.

Bernhard Jasper | Mi., 18. April 2018 - 14:13

Monumente oder Denkmale sollen erhaltenswürdige „Gegenstände“ aus der Vergangenheit bewahren. Dadurch kann auch Geschichte weitergeführt werden.

Vor knapp 30 Jahren implodierte der „real existierende Sozialismus“. Jetzt wird Karl Marx als Denkmal wiederentdeckt. Die sozialistische Überzeugung aus der Welt zu schaffen scheint unmöglich. Marx war jedoch „nur“ wissenschaftlicher Theoretiker. Das bolschewistische Experiment jedoch, als politisches Programm, baute auf einen Unrechtsstaat auf. Der Einzelne ist nichts, das System ist alles („die Diktatur des Proletariates“). Entpersönlichung und Bürokratisierung waren das Ergebnis. Ein totalitärer Staat.

Eberhard Rademeier | Mi., 18. April 2018 - 14:41

"Aber die Ideen und die Strukturen, auf denen das System in der DDR beruhte, sind den meisten völlig unbekannt." Das war schon zu meiner Schulzeit (1958 bis 1971) so. In dieser Zeit wurden zwar dreimal die Weimarer Republik und das Dritte Reich behandelt, aber nie die Hintergründe und Folgen des Kommunismus. Wozu auch? Hatte ich ja in Berlin, Potsdamer Platz, direkt vor Augen. Marx, ein egomanischer Freizeit-Philosoph, der sich und seine Familie zeitlebens von seinem Freund, dem Kapitalistensohn Engels, aushalten lies, wurde mir erst sehr viel später von dem belesenen Satiriker Karl Hoche (Die Marx-Brothers) näher gebracht. Ein armes Land, in dem Satiriker gebildeter als Lehrer sind.

Marianne Bernstein | Mi., 18. April 2018 - 14:54

Herr Knabe hat aus meiner Sicht das Wissen und die Ausbildung den Philosophen und vorallem politischen Ökonomen Karl Marx zu kennen und einzuordnen. Ein rudimentäres DDR-Wissen reicht dazu mit Sicherheit aus.
Ob man eine allerdings eine überlebensgroße Skulptur braucht, wage ich dann doch zu bezweifeln. Wenn es Chemnitz auch nicht hergeben will, so ist doch das Karl Marx- Monument (Nischel) von Lev Kerbel eine sehr schöne Skulptur und wird dem Wirken von Karl Marx durchaus gerecht.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 18. April 2018 - 15:24

die DDR wäre auf Karl Marx, also immerhin Denken aufgebaut gewesen?
ich denke doch eher auf Ulbricht und Honecker und dem, was sie glaubten als Lesen bezeichnen zu können.
Die Ulbricht Witze sind doch durchschlagend:
In etwa, Ulbricht braucht eine Grube, um etwas installieren zu können. Der Aushub stört aber, also empfiehlt Ulbricht, für den ein Loch zu graben...
Was hätte das mit Marx zutun?

Jacqueline Gafner | Mi., 18. April 2018 - 16:03

feiert man, wenn schon, am besten mit Friedrich Engels, der ihn - als Sohn eines Textilfabrikanten - finanziert hat (Ironie off).

Bernhard K. Kopp | Mi., 18. April 2018 - 16:50

Karl Marx war bestimmt nicht dafür verantwortlich, was Lenin/Stalin, uvam., aus seinen richtigen und falschen theoretischen Erkenntnissen im 20. Jhdt. gemacht haben. Ich kann verstehen, dass die überlebensgrosse, 4.5 m, Marx Statue nicht allen sympatisch ist, aber jetzt ist sie einmal da. Es wäre töricht, die chinesischen Stifter wegen '2.7 m zuviel' vor den Kopf zu stossen. Die Statue ist keine interaktive Gedenkstätte.

In Deutschland sind zahlreiche Straßen und Plätze nach Stalinisten benannt.
In Deutschland können ehemalige Maoisten Minister werden.
Alles kein Problem.

Daniel Sunnus | Mi., 18. April 2018 - 17:02

sollten wir uns ebenfalls weigern, dessen Müll zu nehmen.

Immerhin: Im Gegensatz zu Plastik sind Bronze-Plastiken vollständig rezyklierbar - und die Preise auf dem Rohstoffmarkt am steigen.

Yvonne Walden | Mi., 18. April 2018 - 17:25

Herr Knabe ist ein Verfechter des Kapitalismus.
Karl Marx hat die Exzesse der kapitalistischen Produktionsweise selbst erfahren müssen und in seinen Schriften ("Das Kapital" und viele andere) ein Gegenmodell entwickelt, das sich Kommunismus nennt.
Im "Kommunistischen Manifest", an dem Friedrich Engels als Co-Autor mitgewirkt hat, sind das menschliche Elend kapitalistischer Produktion und die Perspektiven einer besseren Gesellschaft dargestellt und erläutert worden.
Weder die frühere Sowjetunion noch unser Bruderstaat DDR sind den marxschen Vorgaben gefolgt, so daß es einen wirklichen Kommunismus bis heute nie gegeben hat.
Von interessierter Seite wird dies immer wieder behauptet und Fakten werden in einen Topf geworfen.
Es ist einfach die Angst der "Kapitalisten" vor einer Vergesellschaftung des Kapitals, so daß nicht nur einige Wenige davon profitieren, sondern wir alle. Insoweit ist unsere vielgelobte Demokratie noch immer ein Torso.
Wo also bleibt die Wirtschaftsdemokratie?

Wenn die demokratischen Parteien die unser Land beherrschen auch die Wirtschaft beherrschen wird alles besser ? Alles ökologischer ? Höhere Löhne ? Mehr soziales ?
Niedrigere Preise ? Weniger prekäre Arbeitsverhältnisse ? Weniger Arbeitslose ?
Und das im globalen Wettbewerb ?
Mein Vorschlag : einfach mal vormachen. Interessierte (Gewerkschaften ? Linke ? SPD ?) legen zusammen, kaufen oder gründen ein Unternehmen und machen es vor.
Es gab übrigens mal die Bank für Gemeinwirtschaft, die Neue Heimat, COOP.....
Man erinnert sich ? In HH und SH "erfreut" man sich übrigens gerade an den "Erfolgen" der HSH Nordbank ...hüstel.....Aber versucht es gern nochmal....mit eigenem Geld...

In Deutschland gibt es übrigens seit"" ewigen Zeiten ein BetrVG und die Paritätische Mitbestimmung in Großunternehmen. Das reale Witschaftsleben ist also bereits von "Wirtschaftsdemokratie" geprägt. Und ? Frauen unterrepräsentiert in Führungspositionen ? Schlechter bezahlt ? Wenn das alles diskriminierend ist, dann wirken Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften bei der" Diskriminierung" und "Ausbeutung" (befristete Verträge etc.) mit. Oder ?

Mein Eindruck ist, daß Herr Spremberg meine Darlegungen mißverstanden hat. Das sogenannte Betriebsverfassungsgesetz ist ein Trostpflaster, um das Heer der unselbständig Beschäftigten ruhigzustellen.
Da dürfen dann Betriebsräte in Randbereichen "mit"bestimmen, aber zu Sagen haben sie nach wie vor nichts.
Mir geht es um die Eigentumsrechte, die weiterhin von den Besitzenden, also den Kapitaleignern, wahrgenommen werden.
Und hier geht es zuvorderst um Gewinne oder "Profite", wie es Karl Marx ausdrückte.
Und infolge dieser Gewinne/Profite steigen die Vermögen der Kapitaleigner weiterhin, während wir mit unseren "Spargroschen" enteignet werden (Effektivzins abzüglich Geldentwertung/Inflation).
Es geht nicht darum, Betriebe oder Unternehmen "zu verstaatlichen". Das war in den pro-forma-sozialistischen Staaten der Fall, aber keine Wirtschaftsdemokratie, sondern eine Parteien-Diktatur.
Demokratischer Sozialismus gründet sich in genossenschaftlichem Eigentum. Das ist keine "Verstaatlichung".

Christine Weiske | Mi., 18. April 2018 - 18:38

Monumental-Statuen werden ästhetischen Ansprüchen selten gerecht, was in der Regel auch nicht ihre Aufgabe ist. Marx war sehr wohl ein großer Denker. Es ist hilfreich sich die Zeit und die Lebensbedingungen der europäischen Arbeitterschaft zur Zeit von Marx und Engels anzusehen, um sich ihrer Motivation für die revolutionären Denkmodelle zu nähern. Da auch Herr Knabe mit dem Obersalzberg einen recht unglücklichen Vergleich anstellt - Jesus macht auch niemand verantwortlich für die Untaten des katholischen Klerus...Trotzdem sollte die Zeit solcher Statuen endlich mal vorbei sein. Dass es ein doppelgesichtiges Geschenk ist, steht außer Frage. Allerdings kenne ich ein kleines brandenburgisches Städtchen, in dem ernsthaft darüber diskutiert wird, ein Ehrenmal oder Denkmal für die im 2. Weltkrieg umgekommenen deutschen Soldaten und Offiziere zu errichten und wo sich politische Mehrheiten dafür abzeichnen..Darüber sollte eher diskutiert werden als über ein monströses Geschenk aus China.

Bernd Rakow | Mi., 18. April 2018 - 19:06

Was seine Ideologie gebracht hat haben wir erlebt. Verstehen kann ich nicht, dass die Stadt Trier sich eine Statue schenken lässt und sie auch noch aufstellt. An den Absender zurück schicken und im erklären wo er den Marx in Peking aufstellen soll.

Stefan Rudewig | Do., 19. April 2018 - 08:09

In Berlin wundert man sich über einen wiedererstarkenden Antisemitismus und in Trier baut man einem philosophierenden Antisemiten ein Denkmal ("Die gesellschaftliche Emanzipation des Juden ist die Emanzipation der Gesellschaft vom Judentum" (Karl Marx, Zur Judenfrage, 1843)). Eine bemerkenswerte Koinzidenz.

er war ein gesellschaftlich denkender Mensch in durchaus philosophischen Termini, nicht überwiegend bunt und in bezug auf Religion sprach er doch wohl von OPIUM, also kommt auch das Christenum nicht besser bei ihm weg.
Da er aber doch selbst Jude vom Hintergrund her war, spricht dies für seinen Wunsch, von dieser starren Zuordnung befreit sich zu denken.
Er war mit Jenny von Westfalen verheiratet und sah sich evtl. nicht als Juden, sondern als denkenden und liebenden Menschen, vielleicht Weltbürger? Über damit einhergehende Probleme hatte er evtl. nicht die Zeit nachzudenken.
Er hätte als "Flüchtling", obwohl sein Schwager in Preussen diente, eher mehr Flüchtlinge aufgenommen als weniger, aber nicht Kopftücher.
Marx selbst wie Religion zu lesen, fördert evtl. nun aber eher Unfähigkeit und Unverstand, siehe DDR-Führungen, als den Mut sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, wofür Marx doch ganz erheblich steht.
Was schrieb Merkel über Marx?
Bediente sie sich ihres Verstandes?

... war der Ansicht, dass Polen als Staat kein Existenzrecht hat, dass Ferdinand Lassalle ein "jüdischer Nigger" sei und dass Dänen "lügnerisch" seien. Wegen ähnlicher Aussagen soll Ernst Moritz Arndt nicht mehr länger Namenspatron der Universität in Greifswald sein - und Marx? Der kriegt eine Statue in Trier!

Günter Johannsen | Do., 19. April 2018 - 12:21

Die sogenannte „offene Gesellschaft“, geschaffen von einer selbsternannten linken Moral-Elite erweist sich als Hirngespinst – was es immer war!
In der deutschen Bevölkerung wächst das Gefühl der Überrumpelung und Ohnmacht. Es wächst aber auch das Bedürfnis nach Neuorientierung und Selbstbestimmung. Das äußert sich bisher in spontanen Demonstrationen, organisierten Protesten vor Ort und in Wahlentscheidungen.
Dabei wird es aber nicht bleiben, wenn diejenigen, die diesen linken Elite-Mummenschanz fortsetzen wollen und nur unbedeutende kosmetische Korrekturen vornehmen.
„Weiter so“ und so tun, als ob es keine Probleme gäbe, wird auf Dauer nicht funktionieren.
Diese Blindheit ist nicht untypisch für Eliten im Niedergang! Der Absturz der selbsternannten linken Moral-Elite ist nicht aufzuhalten. Es liegt jetzt an denen, ob sie weich auf dem Boden der Realität aufkommen, oder hart aufprallen werden! Wer das Volk ablehnt, weil es eine eigene Meinung , bekommt recht bald die Quittung!

Ruth Müller | Do., 19. April 2018 - 12:58

Hat sich nicht nur zu den Juden geäußert, er hat sich auch zum Islam geäussert - und das im Kontext seiner Zeit.
"Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung
reduzieren Geographie und Ethnographie der verschiedenen Völker auf
die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige und Ungläubige. Der
Ungläubige ist 'harby', d.h. der Feind. Der Islam ächtet die Nation
der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft
zwischen Muselmanen und Ungläubigen." - Karl Marx, Die
Kriegserklärung - Zur Geschichte der orientalischen Frage,
Marx-Engels-Werke, Band 10, S. 170."

Ist Marx aktuell? - diese Frage sollte gestellt werden, wenn ihm gedacht wird.

Joost Verveen | Do., 19. April 2018 - 15:23

D steht einfach nicht zu seiner Vergangenheit. Was nicht ins Büllerbü-Geschichtsbild passt, wird abgerissen. So entstehen unwiederbringliche Lücken. Die sowjetischen Ehrenmale hatten eine fantastische optische Präsenz. Die Großbauten (und Plätze!) des Kommunismus hatten pharaonische Dimensionen und waren klar erkennbar als politische Vergangenheit.
.
Stattdessen wurde jetzt das Schloss wieder aufgebaut, das nun wirklich nur Büllerbü ist und NICHTS mit der Vergangenheit zu tun hat. Ich erinnere Geschichten von meiner Berliner Verwandtschaft, nach denen das Schloss mindestens 50 Schornsteine hatte und die ganze Gegend im Winter im Braunkohlesmog des Schlosses versank. Nicht mal optisch erinnert die Attrappe daran.
.
Und Marx? naja, für die Chinesen ist er sowas wie Konfuzius 2.0, aber das begreifen Trierer Dörfler natürlich nicht. (Kauft euch doch einen Gartenzwerg made in China- davon gibts genug).

Dann üben Sie am Ende vielleicht doch besser noch etwas im stillen Kämmerlein? Wer "Erichs Lampenladen"(offiziell Palast der Republik) und dem für Diktaturen typischen baulichen Gigantismus in der Selbstdarstellung im öffentlichen Raum nachtrauert, vermisst womöglich mehr als nur die "fantastische optische Präsenz" der implodierten Sowjetunion, die im Namen des Erfinders des Kommunismus ganz Osteuropa rigide unterjochte und wirtschaftlich aussaugte, die DDR mit eingeschlossen, die bestenfalls für einen Teil der deutschen Geschichte steht.

Bernhard Jasper | Do., 19. April 2018 - 16:01

Frau Walden, wie das alles in der Praxis (lebensweltlich) aussehen sollte, darüber schweigt das „Kommunistische Manifest“.

Und so implodierte auch der hoffnungslos veraltet erscheinende Wirtschaftsraum „DDR“. Als „Wessi“ konnte ich mir berufsbedingt persönlich ein Bild davon machen (Stichwort Bitterfeld). Und auch in der ehemaligen „UdSSR“ gibt es noch viele Lenin-Monumente, denn in der Volks-Propaganda war der Vormarsch der Proletarier nicht zu stoppen.

Reinhard Stranz | Do., 19. April 2018 - 16:51

Man sollte hierzu Stefan Heyms Roman "Schwarzenberg" lesen. Dafür durfte er nicht mal die Antrittsrede als Alterspräsident halten. Armes Deutschland.

Klaus Dittrich | Do., 19. April 2018 - 18:36

In Berlin wird Herr Knabe - eine Art Säulenheiliger der Kommunistenjagd - kaum noch wahrgenommen.
Seine große "Expertise" läuft permanent darauf hinaus, den Theoretiker Marx und den Marxismus (Marx hat solches abgelehnt) in einen Topf zu werfen. Wie im Interview nachzulesen. Da ohne eigenes Erleben der "kommunistischen Diktatur" muss er mit Versatzstücken seiner (!) Theorie hantieren.
Vielleicht sollte man den Stadtvätern in Trier auch genügend Sachverstand zubilligen - sie allein sind befugt, über eine Aufstellung dieses Denkmals zu entscheiden.

Franziskus Schmid | Do., 19. April 2018 - 19:58

Philosoph. Warum ihm die Anerkennung verweigern?
Seine Statue sollte groß sein. Wie sein Vermächtnis!

Bernd Rundfeder | Fr., 20. April 2018 - 21:26

ich gönne meinen Kindern den Spaß, bei Gelegenheit die Statue zu schleifen, vielleicht so wie die Büste von Mörder, Schwulenverfolger und KZ-Chef Che in Wien. Wird bestimmt ein Spaß!