Viele Lindt Goldhasen sind in einem Geschäft in München (Bayern) nebeneinander aufgereiht.
Ein wenig Heidentum gegen die Auferstehung / picture alliance

Ostern - Zwischen Goldhase und Festtagsbraten

Was spricht schon gegen etwas Geselligkeit, gute Lammkeule und heidnisches Ostereiersuchen? Eigentlich nichts. Wäre da nur nicht diese intellektuelle Zumutung des Christentums namens Auferstehung. Von Alexander Grau

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Unter allen christlichen Festen berührt Ostern am peinlichsten. Und das hat nicht nur mit dem Kitsch-Overkill in Form grinsender Osterhasen zu tun. Ostern, das ist, gleich nach Weihnachten, für viele das zweite große Familienfest im Jahr. Selbst hartgesottene Agnostiker können sich ihm zumeist nicht entziehen. Man besucht Verwandte oder Freunde, es gibt den geliebten Osterbraten, und die Kinder suchen fröhlich nach bunten Eiern.

Dagegen ist natürlich überhaupt nichts zu sagen. Was spricht schon gegen Geselligkeit und eine gute Lammkeule im Kreis der Lieben? Jedoch: Ostern ist eben nicht nur ein willkommener Anlass für einen Festschmaus, sondern zugleich ein christliches Fest. Genauer: Es ist das christlichste aller christlichen Feste und, theologisch gesehen, sehr viel bedeutender als das populäre Weihnachten.

Auferstehung als intellektuelle Zumutung

Genau hier aber beginnt das Problem. Denn Weihnachten und der von vielen gedankenlos übergangene Karfreitag beziehen sich immerhin auf historisch mehr oder minder verbürgte Ereignisse. Denn geboren wurde Jesus von Nazareth ohne jeden Zweifel. Sicher nicht an einem 24. Dezember, doch immerhin. Und auch gekreuzigt wurde der jüdische Sektenführer, soviel ist ebenfalls weitgehend unumstritten.

Aber die Auferstehung von den Toten, das ist für den Menschen der Moderne – und nicht nur der Moderne, wie viele Quellen belegen – dann doch eine ziemliche intellektuelle Zumutung. Wie gut, dass man diesen Skandal mithilfe der Symbole eines heidnischen Fruchtbarkeitsfestes übergehen kann. Osterhasen, Küken und Eiernest ermöglichen geradezu die Flucht aus der intellektuellen Beklemmung, die der christliche Anlass bereitet. Auferstehung von den Toten? Da feiern wir doch besser gleich den Frühlingsanfang wie einst unsere Urahnen. Das ist zumindest handfest.

Der Tod ist mächtiger als das Leben

Die Kirchen, sich der Zwiespältigkeit der Ostergeschichte im Grunde nur zu bewusst, flüchten sich angesichts dieser heiklen Situation in tapfere Durchhalteparolen. Von der Überwindung des Todes ist dann gerne die Rede, von der Revolution des Lebens, davon, dass das Leben stärker ist als der Tod.

Schön wär’s. Aber wir wissen natürlich alle, dass dem nicht so ist. Der Tod ist mächtiger als das Leben und unsere Existenz eine endliche. Mehr noch: Der Tod kann grausam sein und unmenschlich. Jeder Besuch auf einer Onkologie oder einer Intensivstation führt einem das drastisch vor Augen. Wir sind dem Tode Geweihte. Und das Leben ist kurz, wie man spätestens bemerkt, wenn man die Vierzig überschritten hat und man weiß, wie schnell die Jahrzehnte vergehen. Was sind schon die zwanzig oder dreißig Sommer, die einem noch bleiben? Sie werden so schnell dahingehen, wie die zwanzig Sommer zuvor. Und der Sommer vor zwanzig Jahren – war der nicht erst gestern?

Unendliche Sinnlosigkeit ist nicht sinnvoller als endliche

Die Kürze des Lebens, sie ist ein Skandal, brutal und unversöhnlich. Und das Schlimmste ist: Wir können ihr nicht entkommen, nicht mittels Fernreisen und Megaevents, nicht mittels Partys und Dauerspaß. Im Gegenteil, all diese verzweifelten Versuche, der Endlichkeit einen Sinn durch maximale Sinnlichkeit abzugewinnen, sind auf tragische Weise lächerlich. Denn auch das sinnlich erfüllteste Leben ist keinen Deut sinnvoller als ein Leben in enger Eintönigkeit. Und wer jetzt meint, Kontemplation, Kunst und philosophische Versenkung könnten an dieser Bilanz etwas ändern, begeht nur denselben gedanklichen Fehler unter anderen ästhetischen Prämissen.

So gesehen ist die Osterbotschaft der rührende Versuch, der Brutalität limitierter menschlicher Existenz einen Sinn abzugewinnen. Aber mal ehrlich: Wäre das Leben auch nur einen Hauch sinnvoller, wenn es unendlich wäre? Die Antwort erübrigt sich. Unendliche Sinnlosigkeit ist auch nicht sinnvoller als endliche, im Gegenteil.

Ostern – das menschlichste aller Feste

Genau an diesem Punkt aber, bekommt das Osterfest dann doch wieder seinen Sinn. Denn zwischen Goldosterhasen und Festtagsbraten konfrontiert es uns mit uns selbst: mit unserer Endlichkeit, mit der Vergeblichkeit, diese Endlichkeit in ein übergeordnetes Ganzes einzuordnen. Ostern ist ein kulturelles Denkmal, ein Zeugnis des allzu menschlichen Versuches, der Endlichkeit einen Hauch von Sinn abzugewinnen. Und darin liegt, recht betrachtet, seine ganz eigene Größe.

Im Grunde gibt es kein menschlicheres Fest als Ostern. Wir feiern hier die Humanitas selbst in Gestalt ihrer letzten Fragen. Dass es auf diese Fragen keine naiven Antworten gibt, schmälert dieses Fest auf keine Weise. Das ist natürlich keine wirklich familienfesttaugliche Botschaft. Aber es liegt in dem Charme dieses Festes, beides miteinander zu verbinden: die ärgsten Zumutungen mit Festschmaus, Osterkuchen und Spaziergang im Sonnenschein.

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Gerhard Wagner | Sa., 31. März 2018 - 10:43

Platt und ignorant ist dieser Artikel. Platt, weil in ihm jegliche Ahnung von Transzendenz fehlt, und ignorant, weil der Autor die Botschaft Gottes vom Sieg des Lebens über den Tod einfach nicht zur Kenntnis nimmt. Zuerst beschränkt er das menschliche Leben auf das Reich der fünf Sinne und dann beklagt er seine Sinnlosigkeit. Dieser Widerspruch weckt in ihm kein Mißtrauen, keine Neugier. Ewigkeit ist ihm bloß unendlich währende Sinnlosigkeit. Und dann nimmt er an, dass alle so denken. Das ist auch platt und ignorant.

Claudia Martin | Sa., 31. März 2018 - 12:28

Die Auferstehung. Tolle Geschichte. Ist für die eigentliche Geschichte Jesu nicht entscheidend und eher falsch. Jesus war Pantheist und damit in Gott aufgehoben. Immer. Eine Auferstehung macht somit für ihn gar keinen Sinn. Aber leider braucht die Kirche diese fake Story. Opium fürs Volk oder so. Lesehinweis: Thomasevangelium

Dietrich Paul Kurtenbach | Sa., 31. März 2018 - 12:44

Warum eine Zumutung ? Nicht für uns Christen ! Sie schreiben auch nicht über den Islam als eine Zumutung "suum cuique!"

Renate Brunner | Sa., 31. März 2018 - 13:02

Herzlichen Dank für diesen Artikel, er hat mich im Innersten berührt.....
F R O H E O S T E R N !

Christa Wallau | Sa., 31. März 2018 - 13:13

Die Botschaft des Osterfestes bedeutet für den überzeugten Christen gerade n i c h t die "Vergeblichkeit, die Endlichkeit in ein übergeordnetes Ganzes einzuordnen",
sondern die Gewißheit, daß nach dem diesseitigen Leben in der vergänglichen Hülle des Körpers ein ganz anderes, neues Leben bei Gott beginnt.
Es ist sehr schade, daß es offensichtlich nicht mehr vielen Menschen in den sog. westlichen Staaten vergönnt ist, diese Botschaft g l a u b e n zu können. Die Lehre Christi bietet nämlich nach meinem Dafürhalten die schönste Religion, die es gibt: die Bindung an einen menschennahen, liebevollen Gott, der das Versprechen gegeben hat, jedem, der ihm anhängt und nachfolgt, ewiges, glückliches Leben zu schenken - wie auch immer dies konkret aussehen mag.
Der Sieg des Geistes, also des Eigentlichen, was einen Menschen ausmacht, über den Tod ist eine
wunderbar befreiende Botschaft.

In diesem Sinne wünsche ich allen Kommentatoren und den Mitarbeitern des CICERO
FROHE OSTERN !

Bei Gott zu sein, im Leben wie im Sterben, ja, aber dann wird es intellektuell doch ein bisschen schwierig?
Herr Grau ist sehr klug.
Er schreibt nicht platt, er reisst hochkomplexe Themen auf fast lapidare Sätze herunter.
Er würde schon glauben, wenn er es verstünde.
Ich bin noch nicht soweit gekommen.
Letztes Jahr bin ich fast gestorben, ich weiss nur, dass ich gebetet habe und mich in einem katholischen Krankenhaus sicher gefühlt habe.
Ich taste mich jetzt mehr an die Thematik heran, Auferstehung, ewiges Leben.
Sehr wertvoll Ihr Beitrag für mich.
Was sage ich, Ihre Antwort.
Es beginnt nicht immer alles neu, weil das zuvor starb. Das wäre doch eher eine heidnische Sicht, die Adorno meinte an Strawinsky bemängeln zu müssen?
Jedenfalls wissen wir heute, dass es nur Leben gibt, wenn sich etwas verbindet bzw. weitergibt.
Sogesehen mag die Vorstellung von der Auferstehung auch eine Vorwegnahme jetzt wissenschaftlich verbriefter Erkenntnisse sein?

Habe ich doch alle Tage gesessen bei Euch und gelehret im Tempel (Johannespassion).
Soweit ich wenig bewandert bin, ist die Existenz des jüdischen Menschen die eines von Gott Vertriebenen aus dem Paradies?
Das Paradies wäre aber nicht jenseitig zu denken, sondern als Leben ehemals, damals in der Zugegenwart Gottes, seines Schöpfers.
Dem dürfte dann der gläubige Jude nahekommen.
Ich weiss nicht, wie genau der Tod daheineinpasst, ob Zumutung, die aufgehoben würde oder schlicht nicht oder akzeptiert im Leben als in Bezug auf die Nachkommen bedacht? Die Seele in Abrahams Schoss tragen, s. Choral "Ach Herr lass Dein lieb Engelein"-> Die Tradition des israelischen Volkes, sein Stamm als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft?
Christus als lebender Gott erlöst die Menschen von Erbschuld-> Paradies, indem/obwohl/und er stirbt? W a h r t Göttlichkeit/Erlösung für alles Leben/Sterben?
Himmelfahrt transzendental als heiliger Geist, der ihn ins Leben brachte?
Das ändert Nietzsche-> Immanenz

„Neues Leben bei Gott“? Mich schüttelt es immer, wenn ich so etwas lese. Ich könnte auch sagen: „Neues Quddelwutsch bei Gott“. Verstehe ich nicht, antworten Sie. Genau, denn darin gibt es nichts zu verstehen. Der Irrtum der Gläubigen besteht daran, das sie irdisch definierte Worte (Leben) für die Beschreibung eines, eigentlich nicht zu beschreibenden, irrationalen Zustandes mißbrauchen. Der Versuch eine irrationale Welt zu beschreiben ist schlicht nicht möglich. Ebenso verhält es sich mit dem „Liebenden Gott“. Ich bin eher davon überzeugt, das Gott die seinen hasst. Aber es gibt eine einfache Erklärung für diese Ungereimtheiten: Gott ist ein Produkt der Kulturgeschichte des Menschen. Er wir als Stifter des Lebens und des Todes nicht gebraucht. Menschen sind tausende von Jahren ohne einen christlichen Gott ausgekommen. Wäre es nur dabei geblieben.

Die Liebe Gottes zeigt sich mir täglich durch den unerträglichen Tinnitus. Ein Leben bei Gott ohne Tinnitus muss die Seligkeit sein. Zynisch? Ja, will ich auch sein. Man kann das Leid dieser Welt nicht mit Gottes Liebe erklären. Das Leid, so sagt man, ist der Preis der Freiheit, die uns von Gott gegeben wurde. Ehrlich gesagt, kann mir Gott gestohlen bleiben, soll er mich in die Hölle verbannen. Dabei ist alles intellektuell sehr einfach: Alle Religionen dieser Welt sind von menschlicher Hand, infolge eines langen gesellschaftlichen Prozesses geschaffen worden. Widerspruch? Dann erklären Sie mir bitte mal, warum hunderte on tausend Jahren die Menschen ohne die christliche Religion auskommen mußten? Wie sieht es mit der Liebe Gottes und der Auferstehung für diese Menschen aus? Ich habe dann noch ein Problem mit der Sprache. Liebe Gottes, was soll das sein? Es müßte Ihnen doch auffallen, das zutiefst menschliche Gefühle hineingedeutet werden. Das ist aber unsinnig.

Roland Artus | Sa., 31. März 2018 - 14:13

So ist es wohl, lieber Alexander Grau, das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden, anderen ist's eine Gotteskraft zum Ewigen Leben. Schade, das Sie die Osterbotschaft so finster zeitgeistlich
sehen. Mit ewigem Leben ist nicht die Fortsetzung unseres irdischen Daseins gemeint, sondern eine persönliche Existenz in der Gegenwart Gottes, ganz individuell und doch weit ab dieser Welt. Natürlich haben Sie Recht bezüglich der Dürftigkeit kirchlicher Erklärungen. In der modernen Theologie scheint man sich des Evangeliums zu schämen. Man huldigt viel lieber dem humanistischen Geist der Gegenwart. Da möchte man dazu gehören. So präsentieren sich unsere Kirchfürsten ja auch im politischen Geschäft als aufgeklärte, intellektuelle Gutmenschen. Diesem
Jesus billigt man zwar Menschlichkeit und Opferbereitschaft zu, aber den Sieg über den Tod, - davon mögen viele nur in Metaphern predigen. Ihr Fazit, Herr Grau, ist mir zu finster, wie wär's mit Hoffnung über unser Wissen hinaus?

Bernhard K. Kopp | Sa., 31. März 2018 - 14:31

Spiritualität ist ein Gefühl. Es erscheint müssig, die Irrationalität des Spirituellen als intellektuelle Zumutung zu kritisieren. Religion ist in der Menscheitsgeschichte omnipräsent, tatsächlich geschichtsmächtig. Intellekt ist dies nur selten.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 31. März 2018 - 14:48

wenn Sie in der Art musikalisch wären wie ich, hätten Sie weniger Probleme?
Aber eigenlich auch, wenn Sie wie ich Nietzsches Zarathustra als Reflexion über das Christentum lesen würden.
Noch ist für mich die Zeit vor der Auferstehung, vor Ostern, es klingt mir noch die Hoffnung der Johannespassion in den Ohren
"Alsdann vom Tod erwecke mich
dass meine Augen sehen Dich
in aller Freud o Gottes Sohn
Du Heiland und Genadenthron
Herr Jesu Christ
erhöre mich, erhöre mich
Ich will Dich preisen ewiglich" in etwa, "Ach Herr lass Dein lieb Engelein"
Zuvor lautet die bange Frage, bin ich vom Tode nun befreit, nicht davon zu sterben.
Nietzsche hat das Wort "ewiglich" für uns bereitet.
Ich gedenke nicht, ihm zu widersprechen, Christus erst recht nicht.
Frohe Ostern

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 31. März 2018 - 15:46

frühen Jugend - Hedwig Courths-Mahler gesehen.
Irgendwie auch beruhigend zu sehen, dass man nicht gleich Agnostiker sein muss, um dem Leben nachzuhängen und möglichst gemeinsam dann zu sterben.
Es gibt doch Kulturen, die Tode kultivieren?
Die Sprache war für mich gewöhnungsbedürftig, aber wie gesagt, zur intellektuellen Verzweiflung ob der Auferstehung kommen gar nicht soviele, will mir scheinen.

Tomas Poth | Sa., 31. März 2018 - 16:26

man muß es glauben wollen, vielleicht fühlt sich das Leben dann anders an als wenn man gar keine Hoffnung auf irgend etwas hat. Die Hoffnung auf Wahrheit und Gerechtigkeit, die Möhre die uns durch das Leben zieht.

Tonicek Schwamberger | Sa., 31. März 2018 - 19:04

... haben Sie Dank für diesen doch etwas sinnlichen Beitrag. Wofür ich Ihnen aber nicht danken möchte, ist, daß Sie mich an mein nahes Ende erinnert haben, selbst wenn dieses erst in einigen Jahren sein sollte. Auch als bekennender Atheist, wie auch als Agnostiker gaben mir Ihre Zeilen zu denken. Frohe Ostern noch . . .

Dimitri Gales | Sa., 31. März 2018 - 20:03

Als Atheist spielt Ostern als christliches Fest für mich keine Rolle. Der wichtigste Feiertag im Jahr ist mein Geburtstag. Das Leben ist bekanntlich endlich, Gegenwart gibt es nicht, nur Vergangenheit und Zukunft. Und die sollte man für sich nutzen, statt biblischen Märchen und Legenden zu glauben und sich von ihnen beinflussen zu lassen.

Gregor Kühn | Sa., 31. März 2018 - 22:42

Herr Grau, sie haben das Grauen der Vergänglichkeit grauenvoll gut beschrieben. Wobei ihre Gedanken dazu bedeutungslos sind, wenn es nur diesseitige Sinnlosigkeit gibt. Wenn es keinen übergeordneten Sinn gibt, dann ist all unser Tun, gut wie schlecht, im Letzten unwichtig. Das ist ihre Botschaft. Wenn es aber anders wäre? Woher wissen sie, dass Ostern nur ein "kulturelles Denkmal" ist? Woher wissen sie, das Ostern nicht der Weg Gottes ist, die Sinnlosigkeit menschl. Existenz in ein sinnvolle Perspektive zu stellen? Das wissen sie nicht, dass glauben sie.
Warum glauben sie, dass Leben und Kreuzigung Jesu historische Fakten sind, die Auferstehung aber nicht? Ist das nicht ideolologiebedingte, unwissenschaftliche Willkür? Soweit ich weiss, ist dass NT, im Vergleich mit anderen antiken Ereignissen, sehr zeitnah verfasst und kanonisiert worden. Sollte es dann nicht auch glaubwürdiger sein? Und ist dann die historisch glaubwürdige Auferstehung Jesu nicht die beste Botschaft der Welt?

Tobias Krafczyk | Sa., 31. März 2018 - 23:24

"Und auch gekreuzigt wurde der jüdische Sektenführer, soviel ist ebenfalls weitgehend unumstritten." --> Nein, dies wird von der zweitgrößten Religionsgemeinschaft der Welt nach wie vor bestritten, weil diese verschwörerisch behaupten, jemand, der ihm ähnlich sieht, sei gekreuzigt worden. Wenn diese Verschwörungstheorie als solche endlich widerlegt werden würde, würde die gesamte islamische Theologie wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, denn dann müsste der stellvertretende Sühnetod Jesu am Kreuz anerkannt werden. Das hätte zur Folge, dass alle Muslime Christen werden würden. Daher ist das Kreuz für die Anhänger dieser Religion eine Zumutung. Für das interreligiöse Zusammenleben in einem Land ist es halt auch nicht gerade zuträglich, wenn eine Religion ihre komplette Lehre darauf aufbaut, die Lehren der anderen als falsch überliefert darzustellen....

Wilhelm Herbst | So., 1. April 2018 - 06:24

"Aber die Auferstehung von den Toten, das ist [...] eine ziemliche intellektuelle Zumutung." Sehr sympathisch zeigt Alexander Grau seinen Zugang zu Ostern. Ja, der Osterhase ist Kitsch. Trotz der selbst gestalteten Highlights vergeht die Zeit, das gefühlte Glück ist nicht zu halten. Herr Grau kann in der Konfrontation von "unzumutbarem" Auferstehungsgedenken und Festschmaus dem Osterfest noch Gutes abgewinnen, weil die Kluft das Dilemma zeige, Sinn zu ersehnen, wo viele Kluge einen Sinn für unmöglich halten. Wie kommt es, dass wir diesen Sinn ersehnen? Ist das Sehnen nach Ewigem ein Hinweis auf das Ewige, auf Gott, denn es vielleicht doch gibt? Ewige Sinnlosigkeit will keiner, aber ist es das Gleiche wie Unendlichkeit? Wurden wir nicht aus dem harmonischen Zusammenhang mit Gott gerissen und Christus hat ihn (vorerst nur die Aussicht darauf) an Ostern wieder hergestellt? Ewiger Sinn in Harmonie mit dem liebenden Gott fühlt sich anders an. Ist sie nur ein Gebet weit weg? Unintellektuell?

Dieter Erkelenz | So., 1. April 2018 - 07:17

Lasciate ogni speranza, voi ch'entrate! (Laßt, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren).
Vielleicht passt dieser Sinnspruch Dantes zu dem hervorragenden Essay?

Stephan Herget | So., 1. April 2018 - 08:52

Endlich einmal ein treffender Artikel zum (christlichen) Osterfest - und das noch von Herrn Grau!
Das Leben steckt wirklich voller Überraschungen ...

Matthias Eberbach | So., 1. April 2018 - 12:15

- Feiertage jedweder Art sind für die Meisten ihres Sinnes beraubt. Auch am 1. Mai haben sich die wenigsten die Arbeiterbewegung auf ihre Fahnen geschrieben
- Wenn die Auferstehung Jesu historisch bewiesen wäre, was wäre dann noch zu glauben? Dann wäre der Glaube an Jesus ein Glauben, dem nach der Logik alle folgen müssten. Wo bleibt dann meine freie Entscheidung? Ich bin froh, dass ich deshalb glauben darf, dass Jesus meine Schuld vergeben hat und weil Jesus auferstanden ist ich einmal ewig bei Gott sein darf.
- Zur Langeweile im Himmel: Ist nicht zu erwarten, da der "Münchner im Himmel" von Karl Valentin theologisch nicht untermauert ist. Nein, mal im Ernst: Gott wird da schon vorgesorgt haben, dass es auch dort interessant und spannend bleibt. Da vertraue ich einfach drauf.

Frank Heine | So., 1. April 2018 - 13:34

"Und wer jetzt meint, Kontemplation, Kunst und philosophische Versenkung könnten an dieser Bilanz etwas ändern, begeht nur denselben gedanklichen Fehler unter anderen ästhetischen Prämissen." Kontemplation wird nichts an der Bilanz ändern können, nicht einmal wollen, aber es wid bei Übung der Kontemplation eben auf Dauer nicht bei einem intellektuellem Zugang bleiben. Kontemplation kann einen Mneschen dahingehend wandeln, dass er mehr ahnt als gedanklich fassen kann, was Rilkes Satz meint: "Und doch ist einer/( eines), welcher/ welches dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält." Auch Kontemplative entkommen dem Skandalon nicht, aber vielleicht ist ihr Zittern und Zagen geringer. Machen sie sich etwas vor? Ihre Ahnungen sind zumindest subjektiv evidenzbasierend. Frohe Ostern!

Peter Lieser | So., 1. April 2018 - 15:36

Also mir hat der Goldhase, in diesem Jahr die XXL Version, sehr gut geschmeckt. Allerdings habe ich 1 Kilo zugenommen, das ist Ostern für mich das Hauptproblem und an allen anderen Feiertagen auch. Auf dieses drängende Problem sind sie gar nicht eingegangen Herr Grau - Schade !

Stephan Herget | Mo., 2. April 2018 - 11:55

Antwort auf von Peter Lieser

Wann sonst sollte man zunehmen, wenn nicht über Feiertage?
Ein drängendes Problem hat man erst dann, wenn man der Alleinseligmachenden Kirche angehört und wegen der zahlreichen wohlschmeckenden Fastenspeisen bereits während der Fastenzeit mehrere Kilo zulegt.

Katholizismus in Reinkultur. Ich weiß genau, wovon ich rede ... ;)

Jürgen Keil | So., 1. April 2018 - 16:32

E. v. Däniken hat doch recht. Jesus war ein Außerirdischer. Er wurde vom Vaterschiff zur Erde geschickt, um aus den Tiermenschen Menschen zu machen.
Das ging natürlich schief, er scheiterte an dieser unlösbaren Aufgabe.
Mit einem spektakulären Abgang, besser Aufgang, zog er sich aus der Affäre.
Die Tiermenschen blieben was sie waren, kämpfen gegen einander, glauben an Hexen, Teufel und die Ehrlichkeit und Gurwilligkeit von Politikern, insbesondere der Bundesregierung, und haben Angst vorm Jüngsten Gericht. April, April! Lacht doch mal!

Cecilia Mohn | So., 1. April 2018 - 18:32

Das ist ganz schön, Alexander Grau. Ich habe auch lange über den Sinn der AUFERSTEHUNG nachgedacht und möchte zwei Ergebnisse hier verkünden oder zum Besten geben: Wenn man die Bibel und alle ihre Einzelheiten metaphorisch und nicht real auffasst, dann bekommt die AUFERSTEHUNG einen ungeheuerlich modernen und zeitlosen Sinn. Wir gehen permanent durch den Tod zur Auferstehung, falls wir uns einem Leben stellen, das sich zu Veränderungen bekennt. Das Alte stirbt ab und das Neue entsteht. Das klingt banal aber mit diesen 1000 Zeichen hier kann man nur Andeutungen machen. (siehe Tolstoi Roman AUFERSTEHUNG) Die andere Deutung gehört auch in die metaphorische Ebene: Versteht man Gott als Trinität - VaterSohnHeiliger Geist in einer Person, dann wird klar, dass er sich in der Gestalt des Sohnes kreuzigen lässt, um den Menschen ein Zeichen zu setzen, was ja ganz offensichtlich getragen hat, das Christentum ist die stärkste Religion. Natürlich kann er als Gott dann transzendieren, auferstehen.

Andreas Hornung | So., 1. April 2018 - 18:40

Sehr guter Artikel!
Mein Lieblingsmotto dazu lautet:
Auf jedem Friedhof liegen jede Menge Leute, die gemeint haben, dass es ohne sie nicht geht...

Norman Stolz | Mo., 2. April 2018 - 11:14

Ohne Auferstehung ist der ganze christliche Glaube ein fake . "Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wie die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und als der erste Auferweckte gibt er uns die Gewähr, dass auch die übrigen Toten auferweckt werden.
Der Tod ist vernichtet! Der Sieg ist vollkommen! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" (Paulus in 1. Korinther 15)
In diesem SInne "Frohe Ostern!"
Der HERR ist auferstanden - ER ist wahrhaftig auferstanden.

Michael Studer | Mo., 2. April 2018 - 14:13

Sehr geehrte, liebe Schreiber aller Statements, sehr geehrter, lieber Herr Grau,

sehr dankbar nehme ich alles, was hier zum Thema Ostern geschrieben wurde, zur Kenntnis. Es ist das wichtigste Thema, dem wir Menschen uns stellen sollten.

Interessant: Keine Ereignisse wurden so präzise dokumentiert wie Jesu Geburt, Leben, Tod und Auferstehung. In der Bibel werden hunderte Personen genannt, die zu Zeiten der entsprechenden Niederschriften noch lebten, um Jesu Existenz und (!) seine Auferstehung zu bezeugen. Auch atheistische Historiker müssen das anerkennen. Auch wissenschaftlich ist Gottes (und Jesu) Existenz für mich (und interessanterweise auch für A. Einstein) wahrscheinlicher als der Glaube (!) an die zufällige Entstehung und Weiterentwicklung unserer Welt.

Dennoch: Hier geht es um Glauben. Um sich einlassen, sich frei machen von vielen erlernten und zeitgeistigen Zwängen. Und einfach mal zu fragen: Gott, wenn es Dich gibt, dann zeige Dich mir. Dann wird es sinn-voll.

Angela Seegers | Mo., 2. April 2018 - 21:09

für diesen längst überfälligen Artikel. Die Verdummung der Menschen, die Religion fordert, führt uns seit Jahrhunderten in wahnhafte Situationen, die in Chaos und Tod enden. Im Namen des einen Gottes. Das Christentum ist mit 2,2 Milliarden Anhängern weltweit die größte Religion, gefolgt vom (ebenfalls abrahamitischen) Islam. Da Menschen in früher Urzeit gern Märchen hören wollten, hatten Religionen ihren Sinn. Heute sind wir informierter. Brauchen keine Märchen mehr. Ostern, Weihnachten - egal, sind Konsumfeste - von den heutigen Volkswirtschaften als goldenes Kalb verehrt. Heiden sind eine hervorragende Einnahmequelle. Diese Verhohnepiepelung wird von vielen aber der Realität vorgezogen. Wie die drei Affen. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Alles glauben. Kant hat sich schon damals seine Perücke gerauft.