Frank A. Meyer spricht über Heimat
Heimat ist dort, wo man Menschen liebt, sagt Frank A. Meyer

Meyers Blick auf... - ...was Heimat ausmacht

Der Begriff Heimat führt derzeit zu allerlei Kontroversen, vor allem zwischen linken und rechten Positionen. Dabei ist für Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer die Sache eigentlich ganz einfach

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

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Heimat zu fühlen, sei heute noch wichtiger als man meinen könne, sagt Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer. Jeder Mensch müsse wohl selbst entscheiden, ob man nur eine, oder mehrere Heimaten haben könne. Für ihn können durchaus neue Heimaten entstehen und alte Heimaten können abständiger werden, sagt er.

Ein Teil des Begriffs Heimat, beinhalte das Wort Heim, und Heim bedeute Schutz, so Meyer. So stünden in Deutschland etwa ein funktionierender Rechtsstaat und demokratische Prozesse für dieses Schutzgefühl. Für Frank A. Meyer ist Heimat überdies weniger an ein Land alleine gebunden, sondern vielmehr an die Menschen, die dort leben. „Man kann glaube ich nicht die Schweiz lieben oder Deutschland lieben, aber man kann Menschen lieben, die man in der Schweiz oder in Deutschland kennt“, sagt er. Diese Menschen würden Heimat schaffen, selbst auf der Flucht würde das gelingen.

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Dimitri Gales | Di., 20. März 2018 - 13:52

geht nicht; man kann sich seiner Heimat nur verbunden fühlen, und dafür ist eine Verbundenheit mit den Menschen, den Verhältnissen etc. notwendig. Wichtiger noch ist, dass man sich selbst Heimat genug ist; so wie Nietzsche. Der liess sich aus der preussischen Staatsangehörigkeit ersatzlos entlassen, bezeichnete sich selbst als heimatlos - seine Heimat war allein sein Geist.

Wolfgang Brocke | Di., 20. März 2018 - 14:56

Sicherheit, Geborgenheit, Familie, gute Freunde, große Interessengruppen im angestammten Kulturkreis, keine durch 1968 versaute Nationalkultur, das Wohlfühlen in der Heimat und das gemeinsam geschaffene, der Erfolg im Beruf und der Spaß am Schaffen und vieles ander mehr! Und das darf nicht versaut werden durch eine willkürlich agierende Politik, die meint, unsere Geschichte und Kultur wäre nichts wert und müßte durch Einwanderung aus einem fremden Kulturkreis aufgebessert werden! Nur sind alle dazu genannten Argumente gelogen und erstunken!

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 20. März 2018 - 15:11

aber in Berlin sind die Kirchen aus roten Ziegeln?
Meine Kirchen müssen weiss sein.
Rot mag ich nur zur Weihnachtszeit.
Merkwürdig, dass Heim Schutz bedeuten soll, ich würde es eher mit "hierin" übersetzen, aber nicht als Wohn-Ort, sondern als Seins-Ort bezeichnen.
Es bedeutet als immer auch die spirituelle "Aufladung" oder sagen wir mal korrekter, die spirituelle Fähigkeit, die unmittelbare Umgebung zu erkennen und sich dazugehörig, verbunden zu fühlen.
Zu ihr zu sprechen und von ihr verstanden zu werden.
Sehr nah daran ist die poetische Sprache?
Wenn Vögel in riesigen Kolonien das Rufen ihrer Kinder heraushören können, was glauben Sie Herr Meyer, sollte man für den Menschen veranschlagen?
Er könnte nicht nur geräusch-empfänglich sein, sondern auch -empfindlich.
"Und als ich die deutsche Sprache vernahm, da ward mir seltsam zumute; Ich meinte nicht anders, als ob das Herz Recht angenehm verblute."
Ich bin mit Heinrich Heine und der wunderbaren Musik Schuberts groß geworden.

Bernhard Jasper | Di., 20. März 2018 - 15:34

Herr Meyer, Herr Kissler,

sehr, sehr schön!

Diese Betrachtung öffnet einen Ort in dem der Betrachter wohnt. Es ist ein Fenster auf eine Landschaft, die man nur aus diesem Fenster sieht. Bei mir war es eine Landschaft, die mir heute wie ein englischer Landschaftspark erscheint. Gestaltete Weiträumigkeit.

Es bildet noch heute für mich einen optischen Vorrat. Deshalb mag ich auch besonders Karl Friederich Schinkel, ein großer deutscher Baumeister, wie Sie wissen. Und Symmetrie ist eben doch schön.

Heim, Haus, Schutz, Demokratie, Rechtsstaat, ja, sehr schön.

Mathias Trostdorf | Di., 20. März 2018 - 17:33

Man liest ja heute, daß sich westliche Jugendliche aufgrund ihrer Erziehung vielfach "international" und als "Weltbürger" sehen. Daß ihnen die klassische Heimat nichts (mehr) bedeutet, auch weil der altmodischen "Heimat" dieses unangenehm "Nationalistische" (pfui teufel) anhaftet bzw. angeheftet wurde.
Die Folgen dieser Entwicklung sind wohl noch nicht absehbar. Aber vielleicht ist eine Folge dieser Entwurzelung schon, daß Leute ja nie so viele Psychotherapien gemacht haben wie heute?
Ich las neulich mal irgendwo etwas wie: "Ein Land ist eine Heimat in einer entgrenzten Welt"!
Für mich gehört zur Heimat mehr als ein paar Leute, mit denen ich mich gut verstehe.

Karla Vetter | Di., 20. März 2018 - 18:34

Ich glaube der Autor irrt,natürlich kann man ein Land lieben .Wenn man lange im Ausland war ist das Ankommen in vertrauter Umgebung mit ihrer typischen Natur und Architektur ein wunderbares Erlebnis.Schon eine funktionierende Infrastruktur,aka "deutsche Ordnung",kann einen hinreißen.

Renate Brunner | Di., 20. März 2018 - 21:36

Heimat ist der Ort, in jeder Hinsicht, der Vertrautheit, des Spiegels der Menschen im eigenen Selbstbild, es ist der Ort des bewussten und unbewussten gemeinsamen Wollens und Handeln, zumindest im Großen und Ganzen.
Es sind Konventionen, Traditionen, es ist die Kenntnis über die Vorfahren und Historie.
Ja, man kann auch Landschaften lieben, wie Gebäude, für mich zum Beispiel das Salzkammergut und der Stephansdom in Wien.
Was ist Liebe? Ist es doch das innige, tiefe Gefühl der Verbundenheit und das Bedürfnis, der Wunsch,dass den Menschen, einer Landschaft, einem Gebäude nichts Schlimmes passieren möge
und es beschützen will und auch beschützt.
Alles außerhalb meiner Heimat kann ich bewundern, habe großes Interesse daran, Respekt und Achtung entgegen bringen, aber lieben kann ich es nicht. Es gab und gibt Menschen, die sind
Kosmopoliten, aber es sind wenige. Viele tun so, als ob sie es wären, weil's so schön intellektuell klingt und wirkt. Lasst Heimat, Heimat sein!

Sven Stemmer | Mi., 21. März 2018 - 11:55

Ich hatte am Wochenende das Vergnügen, durch die nordhessische Landschaft zu fahren. Wer das Licht in dieser Landschaft, das Glitzern der Flüsse oder den Geruch eines sich ankündigenden Frühlings nicht liebt, dem ist m.E. nicht zu helfen. Auch der Klang der Vögel ist recht charakteristisch und unterscheidet sich z.B. enorm von dem Klang der Vögel in Island oder in der Karibik.
Ganz unabhängig davon leben wir hier in einer Kulturlandschaft, die seit wenigstens 7000 Jahren von denen, die schon länger hier leben, gestaltet wird. Zu dieser Immanation menschlichen Wirkens einen positiven Bezug .. Liebe .. zu entwickeln scheint mir ebenfalls nicht abwegig.
Wer denkt er könne wie Nietzsche genug der Heimat in sich finden, bedarf vielleicht einer Untersuchung auf eine Persönlichkeitsstörung.