
- Eine islamische Aufklärung gibt es nicht
Die Debatte darüber, ob der Islam zu Deutschland gehöre, streift immer wieder auch die Frage, ob diese Religion reformierbar ist. Der britische Autor Christopher de Bellaigue hat dazu ein Buch geschrieben. Das Problem: Er beschreibt eine schöne Fata Morgana
Es gibt gute Bücher. Und es gibt schlechte Bücher. Und dann gibt es noch ärgerliche Bücher. „The Islamic Enlightenment“ von Christopher de Bellaigue (als „Die islamische Aufklärung“ ab 21. März im Fischer-Verlag erhältlich) ist ein solches ärgerliches Buch. Es wirkt wie eine Bestätigung dieser These, dass der britische Historiker Peter Frankopan auf der Umschlagseite ein hochtönendes Kompliment loswird; de Bellaigues Werk sei „zeitgemäß, gedankenreich und provokativ“. Auch Frankopan hat jüngst mit „The Silk Roads. A New History of the World“ ein ärgerliches Buch vorgelegt.
Dabei ist das Sujet de Bellaigues hochinteressant. Denn der „moderne Wettstreit zwischen Glauben und Vernunft“, wie das Buch im Untertitel heißt, zielt genau auf jene Stelle, an der der aktuell real existierende Islam einen blinden Fleck aufweist. Die Radikalen haben seit mehreren Jahrzehnten dort das Sagen, alles, was man als westlich-christlich sozialisierter Mensch mit der segensreichen Säkularisierung der Aufklärung verbindet, fehlt in dieser hermetischsten aller Weltreligionen. Sie ist so hermetisch, dass es noch nicht einmal zu einer Revolution von innen, einer Reformation, gereicht hat, geschweige denn zu einer Reformation von außen, einer Aufklärung.