Der Dresdner Kabarettist Uwe Steimle steht auf dem Neumarkt in Dresden
Uwe Steimle: Wo soll sich denn ein Kabarettist äußern, wenn nicht in der Öffentlichkeit? / picture alliance

Kirchlicher Wirbel um Uwe Steimle - Denn sie sollten wissen, was sie tun

Eine kirchliche Friedensinitiative hat den Kabarettisten Uwe Steimle erst zum Schirmherren ernannt und sich kurz darauf wieder von ihm getrennt. Grund seien dessen „grenzwertige Aussagen“ gewesen, hieß es. Was zum Himmel hat der Verein von einem Kabarettisten erwartet?

Autoreninfo

Dr. Klaus-Rüdiger Mai, geboren 1963, Schriftsteller und Historiker, verfasste historische Sachbücher, Biographien und Essays, sowie historische Romane. Sein Spezialgebiet ist die europäische Geschichte.

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Die Pressemitteilung der Ökumenischen FriedensDekade, in der sie bekannt gab, dass sie die Zusammenarbeit mit dem unlängst zum Schirmherrn berufenen Uwe Steimle gekündigt hat, sorgte nicht nur für Aufregung, sondern warf bei vielen auch eine Frage auf: Was ist das für ein Verein, der den sächsischen Kabarettisten zum Schirmherrn auserkoren hatte? Darin liegt das erste Problem. Der nicht allzu populäre Verein, der alljährlich bis zum Buß- und Bettag Einzelveranstaltungen organisiert, hat als Motto der diesjährigen Gespräche „Krieg 3.0“ gesetzt, um vor einem 3. Weltkrieg zu warnen. Um größere Beachtung in der Öffentlichkeit zu finden, sucht sich der Verein jedes Jahr einen möglichst prominenten Schirmherrn. Da der Frieden in den Programmen des Kabarettisten eine große Rolle spielt und Steimle populär ist, könnte man in ihm eine ideale Besetzung sehen. 

Was ist politisches Kabarett?

Doch es kam anders. Steimle ist weder EKD-Funktionär, noch Politiker, noch Fernsehredakteur, auch kein Wissenschaftler, Steimle ist Kabarettist. Es mag sein, dass mit der Inflation von „Comedy“, von politisch korrekten Witzen und von der Satirefreiheit gedeckten Beleidigungen allmählich das Bewusstsein schwindet, was politisches Kabarett ist. TV-Sendungen, wie die „heute-show“, die kaum mehr vom „heute-journal“ zu unterscheiden sind, helfen nicht weiter. Wer sich erinnern will, was politisches Kabarett einmal war, dem sei dringend das großartige Buch von Werner Finck empfohlen: „Alter Narr, was nun?“, übrigens auch ein Sachse, der unter großen Risiken selbst im Dritten Reich kritisches, politisches Kabarett machte. 

Von der Ahnungslosigkeit, was Kabarett ist, zeugt die Pressemitteilung des Vereins. Grund für die Kündigung war, dass eine Welle heftiger Kritik „besonders bei unseren sächsischen Partnerinnen und Partnern sowie bei Initiativen, die gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus arbeiten“, losbrach, weil Steimle „grenzwertig oder als grenzüberschreitend angesehene Aussagen (...) in der Öffentlichkeit“ tätigte. Ja, wo zum Himmel soll sich denn ein Kabarettist sonst äußern, wenn nicht in der Öffentlichkeit? Im eigenen Keller? Was soll das für ein Kabarett sein, wenn es nicht „grenzwertig“ oder „grenzüberschreitend“ ist?

Überzeichnung gehört dazu

Kabarett lebt von der Grenzüberschreitung. Die FriedensDekade hat einen Kabarettisten zum Schirmherrn bestellt, die FriedensDekade hat einen Kabarettisten bekommen. Wenn ein zentraler Kritikpunkt lautet, dass seine „Aussagen...keine eindeutige Distanzierung von rechtspopulistischen Positionen bzw. der Pegida-Bewegung erkennen“ ließen, verkennt der Verein, dass Kabarett nicht mehr möglich ist, wenn zu jeder Pointe eine Gebrauchsanweisung oder eine gespielte Fußnote mitgeliefert werden muss. Lächerlich wird es, wenn man beanstandet, dass Steimles Äußerungen der Komplexität nicht gerecht werden. Die Überzeichnung gehört zu den Stilmitteln des Kabaretts. Wie soll eine Überzeichnung der Komplexität gerecht werden? Die Einordnung ist Sache des Publikums, oder anders formuliert: Gutes Kabarett setzt den mündigen Zuschauer voraus. Kabarettistisch gefragt: Verwechselt der Verein Kabarett mit einer Parteiversammlung?
 
Bleibt die Frage, ob der Verein den falschen Mann zum Schirmherrn erhoben hat? Jedenfalls sieht man das in der FriedensDekade inzwischen so, wenn man sich viel Asche aufs Haupt wirft und selbstkritisch äußert, man hätte im Vorfeld besser recherchieren müssen. Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, als was sich der Verein versteht. Als eine Organisation, die Debatte, Dialog, Meinungsstreit befördern will? Dann wäre Uwe Steimle der richtige Schirmherr. Oder als eine Organisation, die es sich in einer gespaltenen Gesellschaft und in einer sich spaltenden Kirche bequem macht? Einer Organisation, die ihre ideologischen Vorurteile pflegt und das Gespräch mit all denen, die man selbstgerecht in die rechte Ecke schiebt, verweigert? Dann aber sollte man auf die Debatte, die die Unterschiedlichkeit der Meinungen, Betrachtungen und Einschätzungen voraussetzt, verzichten. Allerdings wäre man dann eher eine partei-politisch definierte Wärmestube für einen Teil  der Christen – aber eben nur für einen Teil.

Bote und Botschaft verwechselt

Uwe Steimle wäre gerade durch das Provozierende, das Ungebundene, das Freigeistige, das Unberechenbare eine Chance für den Verein, zur gesellschaftlichen Debatte beizutragen. Ein Grundirrtum des Vereins besteht darin, zu glauben, dass Steimle die politische Polarisierung der Gesellschaft befördert. Diese Polarisierung ist vorhanden. Wer Steimle dafür kritisiert, verwechselt Bote und Botschaft. Der Verein spricht von seinem gesellschaftlich hochbedeutsamen Gesamtanliegen. Doch wird er dem durch Diskursausschluss nicht gerecht. Man zieht sich in die eigenen Positionen, von denen man selbstgerecht meint, dass es die einzig richtigen seien, zurück. Wem ist damit gedient? Wer sollte nach diesem Eklat jetzt noch die Schirmherrschaft übernehmen können? Sicher, Leute wie der Kulturbeauftragte der EKD, der den Begriff des Feindes in die politische Debatte einführen und sogar noch theologisch begründen will, finden sich immer. 

Um die Situation auf den ersten Blick noch verzwickter zu machen, fordern in einer online-Petition „die Freien Wähler Dresdens und weitere engagierte Bürger“, dass sich der Verein bei Uwe Steimle entschuldigt. Zu den engagierten Bürgern gehören der CDU-Bundestagsabgeordnete Arnold Vaatz, der ehemalige Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Michael Beleites und der Politikwissenschaftler Werner Patzelt.

Doch auf den zweiten Blick steckt in der heillosen Situation eine große Chance. Der Verein sollte seine Entscheidung zurücknehmen und mit Uwe Steimle intensiv über die Ausgestaltung seiner Schirmherrschaft sprechen, denn so und nur so können Brücken gebaut und Diskussionen ermöglicht werden, in denen unterschiedliche Sichten auf die Realität und verschiedene Erfahrungen erstens akzeptiert und zweitens diskutiert werden. Das wäre wirklich gesellschaftlich hochbedeutsam – und christlich wäre es überdies.

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Joachim Wittenbecher | Mi., 14. März 2018 - 08:40

Seit Menschengedenken war staatliche Autorität "rechts" verortet, auch in der Demokratie. Infolgedessen musste Kabarett zwangsläufig "links" sein, um seine Kritikerfunktion zu erfüllen. Heute ist staatliche Autorität durch politische Umschichtungen vielerorts "ökolinks" orientiert. Infolgedessen müsste Kabarett sich von seiner "nur-linken" Position weg bewegen - ansonsten wäre es eine Art Hofnarr der Regierenden. Kabarett muss Fleisch im Stachel der herrschenden Zustände sein und den Freiheitsraum des Grundgesetzes voll ausschöpfen, Grenzüberschreitungen inbegriffen. Dies gelingt z.Z. den Herren Nuhr und Steimle am besten. Kirchliche Reaktionen sind daher nicht relevant. Allerdings hat man den Eindruck, je mehr Misshandlungs-und Missbrauchsfälle ans Tageslicht kommen, desto überhitzter werden die Moralvorstellungen der Kirche.

Sehr treffender Kommentar - genauso verkommt die Presse zur Hofberichterstattung, wenn sie sich nicht von Ihren alten Positionen lösen kann...

Zutreffender Befund! Deshalb ähnelt die Heute-Show von Oliver Welke dem Heute-Journal von Herrn Kleber auch zum verwechseln. Viele dieser links-grünen Besserverdiener und Habermas-Apologeten haben noch nicht begriffen, dass sie nun dieses „Repressive System“ vertreten und dass „Opposition“ nun „rechts“ zu finden ist.

Ich finde es zu tiefst befremdlich und gerade zu entlarvend, dass dieselben Leute, die einst für die Meinungsfreiheit auf die Straße gegangen sind, diese nun einschränken. Kirche sollte dies kritisieren, statt sich diesen Leuten anzudienen.

Das desavouiert diese Emanzipationsbewegung nachträglich: offenbar ging es gar nicht und Meinungsfreiheit, sondern nur um die Durchsetzung der eigenen politischen Agenda. Nun, da dies erreicht ist, sichert man die eigene Macht durch Intoleranz und Gesinnungsethik ab.

Klaus Rüdiger Mai hat dazu in angemessener Weise und sehr überzeugend Stellung genommen.

Ergänzung: Diese causa passt sehr gut zu der Reaktion des Verlages Suhrkamp auf seinen Autor Tellkamp, von dem sich Klaus-Rüdiger Mai daraufhin getrennt hat. Ich möchte hier ausdrücklich meinen Respekt für diese Aktion bekunden. Der Suhrkamp-Verlag hat das Rückgrat einer leeren Wurstpelle gegenüber seinem Autor Uwe Tellkamp gezeigt, auf so einen „Rückhalt“ kann jeder Autor gern verzichten.

Ines Erfurt | Mi., 14. März 2018 - 08:52

ein Rechtschreibfehler "warnte vor einen 3. Weltkrieg" sollte einem Schriftsteller nicht unterlaufen
Ansonsten zeigt der Vorgang, dass die Meinungsfreiheit in unserem Land immer weiter eingeschränkt wird.

Thomas Radl | Mi., 14. März 2018 - 09:13

Dass bei Politischer Korrektness die Ideologie VOR die Intelligenz gestellt wird, konnte man ja schon kürzlich im Artikel über politisch korrekte Sprache lesen. Über die Reaktion kann man sich doch gar nicht wundern. Wenn man selber bei einigermaßen klarem Verstand ist, fasst man sich höchstens staunend an den Kopf! Den Vorschlag mit dem Versuch, die Schirmherrschaft wieder einzusetzen, finde ich gut, er wäre im Sinne eines demokratischen Diskurses. Je nach Wortwahl, mit dem man Herrn Steimle entbunden hat, wird man aber möglicherweise gar nicht um eine Entschuldigung herumkommen, um das Gespräch neu zu eröffnen. Dafür bräuchte man, wie der Spanier wohl sagt, cojónes. Ob man sowas bei einer evangelischen Kirchenorganisation findet, wage ich zu bezweifeln! Da wird man PC-Geseiche für ungemein standhaft halten und es hat sicher den ganzen Mut gebraucht, Herrn Steimle mitzuteilen, dass man auf ihn verzichten möchte. Hoffentlich hat man nicht noch Nazi-Vergleiche angestellt (wie in Essen)!

Dennis Staudmann | Mi., 14. März 2018 - 10:02

Menschen werden ausgegrenzt, sogar gekündigt und man versucht sie mundtot zu machen und das alles nur, weil eine imaginäre Macht behauptet, es wären "Rechte" und damit vogelfrei. "Rechts" ist dabei alles, was nicht absolut "Links" ist. Es mag den links-grünen Moralisten nicht in den Kram passen, aber die Menschen im Osten haben längst erkannt, wer sich da anschickt, sie erneut zu unterdrücken. Der Kabarettist Steimle war schon in der DDR einer der wenigen mutigen Menschen, die es wagten, gegen den Strom zu schwimmen. Was nimmt man ihm übel? Dass er den "linken Arbeiter- und Bauernunterdrückerstaat" bekämpft hat und nun nach Stalinismus und Maoismus auch noch die letzte Hoffnung, der "real existierenden Sozialismus", auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet ist? Es mag sein, dass viele Menschen im Westen nicht einmal merken, wie ihnen die Demokratie Stück für Stück geraubt wird. Im Osten allerdings werden die Menschen niemals kampflos ihre hart erkämpfte Freiheit aufgeben.

Seit vielen Jahren graust es mich vor der Diktatur der Gutgläubigen und Gutmeinenden. Wie will man mit diesen Menschen diskutieren? Jeder Versuch den Ansichten dieser Menschen zu begegnen stellt einen automatisch ins Unrecht.
Da sie es doch gut meinen und gut glauben. Aber Meinen und Glauben heißt halt nicht wissen. Aber wer glaubt weiß sowieso vieles nicht. Zum guten, kindlichen Glauben muss man ja weite Teile des Gehirns abschalten.

Die Deutschen im Osten haben sich gegen die Unterdrückung des SED Regimes gestellt und für die Freibeit gekämpft - voll d‘accord! Das brauchten die Deutschen im Westen (leider) nicht! Aber viele „Wessies“ sehen es wie Sie, dass uns die Demokratie Stück für Stück genommen wird und schauen ohnmächtig zu! Ein wesentlicher Grund liegt am öffentliche Diskurs,der von den Linken Ideologen beherrscht und von vielen Medien, insbesondere ÖR, unterstützt wird. Man muss nicht lange suchen, warum das so ist, man braucht sich nur zu fragen, wer in den Beiräten der ÖR den Ton angibt!
Mit Diffamierung, insbesondere durch die sog. politische Elite, versucht man jede Kritik an den „Herrschenden“ zu unterdrücken und drückt dabei denjenigen, die sich dagegen zu wehren versuchen, den braunen Stempel auf die Stirn. Mit diesen Vorgehen, staatlich gefördert, wird es für die „Wessies“, die nie für Ihre Freiheit kämpfen mussten, schwierig, auf die Straße zu gehen und sich gegen diese Veränderung zu stemmen!

Gerd Steimer | Mi., 14. März 2018 - 10:14

Die schlimmsten sind die, die sich zu 150% für gerecht und gut halten. Das haben sie mit der "heiligen Inquisition" gemeinsam, kein Unrechtsbewusstsein, keine Toleranz. Kabarettisten und Journalisten die nicht links oder grün sind, werden geächtet und haben praktisch keine Chance mehr auf eine Karriere. Es folgt sozusagen einem physikalischen Gesetz, eine Überzeugung ballt sich über Jahre und Jahrzehnte zusammen, erreicht dann eine Größe in der Leute die nicht der geballten Meinung anhängen, ausgegrenzt werden. Was bleibt ist eine selbsternannte Masse sich für gut und demokratisch haltender Mainstreamer, die alles verteufeln, bekämpfen oder zumindest negieren was nicht ihrer Meinung ist.
Ein Trauerspiel!

Es gibt keinen Grund, die Inquisition schlecht zu reden. Bitte sachkundig machen.

In Nürnberg wurden in einem Jahr mehr Menschen hingerichtet, als durch die Inquisition in Jahrhunderten europa- und südamerikaweit.

Es gibt dazu gute Texte im Internet.

Daniel Wischer | Mi., 14. März 2018 - 10:47

...liegt über diesem Land. "Alternativlosigkeit", Borniertheit, Engstirnigkeit, Intoleranz und der unbedingte Wille zur geistigen und politischen "Korrektheit" vergiften das Klima. Verlage distanzieren sich von ihren Autoren, weil die eine eigene Meinung haben, Vereine erschrecken darüber, dass es noch Kabarettisten gibt, die nicht die Ansichten der Regierung vertreten und auch mal polemisch werden.
Bilder oder Gemälde nackter Menschen gelten als Affront oder gleich als "sexistisch" und müssen verhängt werden. Neue, ungelenke Sprachregelungen für alle Geschlechter unter Berücksichtigung besonderer Empfindlichkeiten zensieren die Sprache und das Wort.
Wir waren schon mal wesentlich weiter hinsichtlich Meinungsfreiheit und Öffentlichkeit.
Anders als in früheren Zeiten maskieren sich die heutigen Zensoren aber heute als "bunt, liberal, vielfältig und weltoffen", doch der Muff und die Engstirnigkeit sind die gleichen wie seit jeher.

Karsten Mekelburg | Mi., 14. März 2018 - 12:54

Antwort auf von Daniel Wischer

Danke Herr Wischer. Ich stimme mit Ihnen zu 100% überein.
Der Muff und die Engstirngkeit sind die Gleichen wie seit jeher.
Sie stecken nur unter dem Linksöko Gutmentschenmantel und meinen, sie sind die Weltretter. Ein Großteil im Volk ist leider nicht zu einer differenzierten Beurteilung dieser Entwicklung fähig.
Liegt wohl auch an der Nicherfahrenheit der Mehrheitsbevölkerung mit gravierenden Alltagseinschränkungen bis hin zum Leben in einer Diktatur.

Werner Klemperer | Mi., 14. März 2018 - 20:22

Antwort auf von Daniel Wischer

Es ist nicht so sehr der Mehltau : Denken darf man ja noch. Allerdings nur in Begriffen, deren Bedeutung von den politisch Korrekten vorgegeben werden. Es wird Zeit, sich die Hoheit über die Begriffe zurück zu holen.

Sehr geehrter Herr Wischer. Ihr Satz "Der geistige Mehltau liegt über diesem Land." trifft den Zustand. Mehltau kommt unauffällig und zerstört die Pflanze, wenn man ihn zu spät bemerkt. Wenn man mit alten, guten Bekannten redet, die man als weltoffen und im Leben stehend kennt, man auf Probleme zu sprechen kommt, und plötzlich mittendrin der erschreckte Satz: "Ich bin aber nicht rechts!" oder sie verstummen, wenn ein Fremder sich nähert, dann ist schon etwas mit diesem Land und seinen Menschen geschehen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 14. März 2018 - 11:26

Auseinandersetzung und Gottlob nicht die Frage, ob man Herrn Steimle vom Himmel ausschliessen will.
In letzterem Fall hätte ich etwas sagen müssen oder den Hinweis geben können, dass dieses Ehrenamt doch sicher eine Frau Merkel übernehmen könnte, mit dessen Vater die DDR eventuell noch bestehen würde. - Was aber Herrn Steimle evtl. nicht einmal stören würde? Was ein echter Sachse ist, ich erinnere an die Sachsenkönige der deutschen Frühzeit, die mucken schon mal auf und haben ihren eigenen Kopf.
Aber der Artikel klingt danach, dass in einer friedlichen Auseinander-setzung jeder der Beteiligten sein Gesicht wahren könnte.
Mich würde schon interessieren, was sich Herr Steimle mit der Annahme der Schirmherrschaft dachte.
Gibt es einen religiösen Aspekt für ihn, denn Frieden gibt es auch säkular?

Christa Wallau | Mi., 14. März 2018 - 11:39

Der Fall Uwe Steimle u. der
Verein "FriedensDekade" ist vergleichbar mit dem, was sich gerade bei Uwe Tellkamp und dem Suhrkamp-Verlag ereignet hat.
Wie unter einem Brennglas kann man an der Behandlung der beiden Uwes erkennen, welche Scheren (scharf wie Fallbeile) sich inzwischen in den Köpfen unzähliger Menschen befinden, die sich gesellschaftlich in die Verantwortung genommen fühlen.
Da braucht ein Schriftsteller oder Kabarettist nur einige Reizwörter zu verwenden, die auf dem Index der "political correctness" (festgelegt u. a. von Leuten wie Heiko Maas) stehen bzw. Sympathien für die "falschen" Leute (z.B. Pegida) erkennen zu lassen, dann schnappen diese Scheren sofort zu u. schneiden nicht nur den Gesprächsfaden, sondern die E h r e des Betreffenden ab.

Dies ist Ergebnis einer rigorosen Meinungsdiktatur, welche die etablierten Politiker im engen Schulterschluß mit Medien, Kirchen u. öffentlichen Institutionen, ja sogar dem Kabarett (!) seit Jahren ausüben.

WIE LANGE NOCH ?

Karin Zeitz | Mi., 14. März 2018 - 16:33

Antwort auf von Christa Wallau

frage ich mich auch. In der DDR hat es 40 Jahre gedauert, bis die Bevölkerung aufgemuckt und der regierenden Funktionärskaste “wir sind das Volk“ entgegengerufen hat. Als heute Frau Merkel den Amtseid “zum Wohle des deutschen Volkes“ leistete möchte ich gerne wissen, an wen oder was sie dabei gedacht hat.

Günter Johannsen | Mi., 14. März 2018 - 12:03

Man könnte denken, der Verein Ökumenische Friedens Dekade, der vor 1989 noch authentisch war, ist heute längst von ihren früheren politischen SED-Gegnern unterwandert und dominiert! Kirche bzw. kirchliche Vereine müssen, wenn sie in der Nachfolge Christi stehen wollen, ein offenes Ohr für Andersdenkende haben, statt sich gegen sie zu stellen. Wenn kirchliche Führungspersönlichkeiten ihre Stellung dazu missbrauchen, einer parteipolitische Position zur Dominanz zu verhelfen, machen sie nicht nur sich selbst, sondern auch die gesamte Kirche unglaubwürdig. Kirchliche Amtspersonen in herausgehobener Stellung dürfen sich nicht zum Gürtel fremder Hosen(anzüge) machen!
Allerdings erwarte ich als evangelischer Christ und Diakon, dass kirchliche Verantwortungsträger sich dort kritisch äußern, wo eine Merkel-Regierung modernste Panzer in die Türkei liefert! Man sollte sich an das christliche Jugendlied halten: "Ich rede, wenn ich schweigen sollte .. ich schweige, wenn ich reden sollte ... !"

Damit es verstanden werden kann, muss man den Text vollständig kennen:
"Ich rede, wenn ich schweigen sollte,
und wenn ich etwas sagen sollte,
bin ich plötzlich stumm.
Herr, hilf das Rechte sagen.
Hilf uns das Gute tun."

wolfgang spremberg | Mi., 14. März 2018 - 12:51

Wer sich wie die Kirchen in die Politik einmischt trägt auch, zumindest moralisch, Verantwortung für die Folgen der von ihnen geförderten Politik.
Die Ergebnisse der von den Kirchen geförderten Politik sind nicht immer positiv zu bewerten z.B. im Bereich der Pflege, der Altersarmut etc.. Wenn dafür kein Geld da ist weil man lieber die Welt rettet, tragen auch dafür die Kirchen eine moralische Mitverantwortung. Das blenden sie, die Kirchen, gern aus.

Mathias Trostdorf | Mi., 14. März 2018 - 12:56

Man rätselt, warum dieser Verein Herrn Steimle ausgesucht hat. Vielleicht eine Verwechslung? Oder Herr Schweiger, Frau Berben und mehrere andere ursprünglich Angefragte hatten schon abgesagt und er blieb übrig?

Jürgen Waldmann | Mi., 14. März 2018 - 14:20

Für mich ist politisches Kabarett auch immer ein Lästern oder Meckern , was man auch als Stuhlgang der Seele bezeichnen kann ! Wenn man dem Kabarett vorschreibt , über was man gefälligst zu Lästern hat , dann haben wir wieder die DDR pur . Wenn heute im voraus eilendem Gehorsam im Kabarett nur über die AfD her gezogen wird , dann ärgert mich , dass ich aus der Zwangsabgabe für ARD und ZDF nicht aussteigen kann . Wenn die alten Parteien alles richtig gemacht hätten , dann würde es keine AfD unf FDP im Parlament geben !

Jürgen Keil | Mi., 14. März 2018 - 14:30

"...dass aufgrund der großen Umstrittenheit von Herrn Steimle, der offenbar die politische Polarisierung der Gesellschaft befördert,".
Auszug aus der Pressemitteilung des o.a. Vereins.
Polarisierung verstärkt (Wikipedia) politische Spannungen.
Nicht Herr Steimle, nein, Frau Merkel und ihr Gefolge polarisieren.
Es müsste viel mehr Steimles geben.
Herr Steimle, zur Adelung fehlt nun nur noch die öffentliche Rüge der sächs. Kulturministerin Frau Stange.
Herr Tellkamp hat seine schon bekommen.

Gerd Steimer | Mi., 14. März 2018 - 15:28

Toleranz steht nur auf den Fähnchen (die im Winde wehen, je nach Zeitgeist). Intelligenz wird dort nicht zum freien Denken genutzt, sondern um die Ideologie zu transportieren, zu rechtfertigen und die Schäfchen in Trab zu halten. Erneuerung und Erkenntnis kommen nur durch harten Zwang der Realität, nicht aus Überzeugung.
"Scheinheilig" ist hier die beste Beschreibung

Werner Peters | Mi., 14. März 2018 - 15:37

"TV-Sendungen, wie die „heute-show“, die kaum mehr vom „heute-journal“ zu unterscheiden sind."
Volltreffer!

Marcel Arndt | Mi., 14. März 2018 - 17:21

Wer 1989 ff noch in Erinnerung hat (als ehem. DDR-Bürger), sollte das Treiben dieser Brüder doch kennen.
Aus den einstmaligen friedensbetenden Männlein sind feiste verblödete (oder waren sie es schon vormals?) Funktionäre geworden. Heute würden die Jesus höchstpersönlich aus ihrem Verein ausschließen...

Alexander Mazurek | Mi., 14. März 2018 - 22:33

… und dem Ausverkauf der christlichen Werte an die weltliche Herrschaft ist dies nichts Neues. Es gab ja schon die Deutschen Christen, nun gibt's die (bunt-neoliberalen) Zeitgeist Christen, je nachdem, woher und wohin der Wind weht und die Krümel vom Tisch der Herren fallen …

Angela Seegers | Do., 15. März 2018 - 09:43

heißt es an einer Stelle. Genau. Nichts in Sicht. Gott, wo sind wir hin gekommen. Steimle, weiter machen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, doch noch die Differenz zwischen Sofakonsum und gelebter Realität (und politischem Kabarett) in winselnden Köpfen zu verankern.

Ruth Müller | Do., 15. März 2018 - 15:39

Friede den Hütten (Aufstockern, etc.).
Herr Steimle - lassen Sie sich nicht benutzen!

Würden die Hinterfrauen* keine Steuer-Gelder mehr verteilen können, wären das alles nur lokale Fussnoten. Da aber die alimentierte Kette von ganz oben bis nach unten zum Fussvolk reicht, wird das nur geschehen wenn die Arbeitenden erkennen dass das zu bekämpfende Ziel Sie selber sind.

Die alimentierten "Stuhlkreise der Angst" sind mächtig, gut vernetzt und allgegenwärtig.

PS. 2011 sagte Hawking(RIP) in einem Interview, der Glaube ans Weiterleben im Himmel sei „ein Märchen für Leute, die Angst vor dem Dunkeln haben“.

Günter Schaumburg | Fr., 16. März 2018 - 10:37

Herr Steimle, ich achte Sie sehr. Ich bitte Sie, bleiben Sie nun Tell und grüßen
Sie nicht den Hut. Ich habe zwar die Petition unterschrieben - aber bleiben
Sie stolzer Sachse und schlagen Sie die Hand aus. Ich war in der DDR 'feindlich-
negativ' und werde meinen Peinigern selbst im Grabe nicht verzeihen! Dieser
Kirchen- Verein musste wissen, was er tat oder besser: Was Du auch tust, bedenke
die Folgen.