Eine voll verschleierte Frau in der Frankfurter Innenstadt am Mittwoch
Europa sollte wirtschaftliches Engagement an Frauenrechte knüpfen / picture alliance

Emanzipation im Nahen Osten - Der Messias ist eine Frau

Spätestens seit Ausbruch der Arabellion ist klar: Dieser Teil der Welt leidet unter einer Vielzahl von Problemen. Doch so komplex diese Herausforderungen auch sein mögen: Ihre Lösung ist verblüffend einfach

Autoreninfo

Dr. Gil Yaron, in Israel geboren und in Deutschland aufgewachsen, ist Autor, Arzt und arbeitet als Nahostkorrespondent der Tageszeitung Welt.

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Selbst Beobachter, die an die grausamen Hinrichtungen des Islamischen Staates gewöhnt sind, fanden dieses Video außergewöhnlich barbarisch: In den kurzen Mitschnitten, die die von der Türkei unterstützte Freie Syrische Armee Anfang Februar online stellte, sah man die geschändete Leiche Barin Kobanis am Boden liegen, einer kurdischen Kämpferin, die gefangen genommen worden war. „Kämpfer“ entblößten ihren Oberkörper und verstümmelten ihn. Ein Soldat trat mit seinem Stiefel auf ihre linke Brust und sagte: „Die ist schön.“ „Die Säue der PKK sind unsere Kriegsbeute“, kommentiert dies ein anderer. Warum verhielten sich die Soldaten so grausam? Weil ihr Hass auf Kobani enorm war. Denn sie stand nicht nur für den Willen der Kurden, sich gegen türkische oder arabische Fremdherrschaft aufzulehnen. Die Kämpferin symbolisiert ein Phänomen, das Potentaten und große Teile der Bevölkerung in der Region gleichermaßen fürchten: Menschen, die gleiche Rechte einfordern und für sie kämpfen, obschon – oder eben weil sie Frauen sind.

Von Marokko bis Irak, von Syrien bis zur Südspitze Arabiens – der gesamte Nahe Osten befindet sich seit Jahren in einer existenziellen Krise. Soziale Unterschiede und gesellschaftliche Spannungen nehmen zu, ethnische Konflikte eskalieren, Staaten kollabieren. Armut und politische Unfreiheit grassieren. Der Klimawandel schreitet hier schneller voran als in den meisten anderen Erdteilen, seine Folgen bedrohen das Überleben der rund 425 Millionen Bewohner dieser Region. So wurden Instabilität und Terror nach Erdöl und Datteln zu ihren wichtigsten Exportgütern. Die Ursachen für diesen Zustand sind komplex. Aber der beste Lösungsansatz ist überraschend simpel: Wer Arabien und seinen Nachbarn mehr Demokratie, Wohlstand und eine sicherere Zukunft bescheren will, muss wie Kobani die Emanzipation fordern.

Europäer sollten Araber nicht belehren

Eines voran: Zwar ist die Gleichberechtigung der Frauen nirgends so fortgeschritten wie in Westeuropa. Dennoch sollten Europäer Arabern nicht von der hohen Kanzel predigen. Selbst 100 Jahre nachdem Großbritannien Frauen endlich das Wahlrecht einräumte, bleibt der Westen von einer Gleichheit der Geschlechter weit entfernt. In der OECD liegen die Gehälter von Frauen im Durchschnitt immer noch 16 Prozent unter denen der Männer, sind nur 2 Prozent der Frauen Unternehmerinnen. Das Weltwirtschaftsforum bestätigte im Jahr 2016: Auch wir haben noch einen weiten Weg vor uns bis zur völligen Emanzipation. Das ist ein allgemeines Problem: 90 Prozent aller Staaten führen Paragraphen in ihren Gesetzesbüchern, die Frauen diskriminieren. Es geht aber gar nicht darum, moralisch zu argumentieren. Wer Emanzipation verlangt, verteidigt harte realpolitische europäische Interessen. Nur wenn Frauen in Nahost gleichberechtigt werden, lassen sich weitere Kriege, Armut, Terror und neue Flüchtlingswellen gen Europa verhindern.

Denn um die Frauen dieser Region steht es schlecht. Dafür muss man nicht Extrembeispiele wie Saudi-Arabien zur Hand nehmen. Frauen sind in keinem arabischen Staat gleichberechtigt. Laut dem Weltwirtschaftsforum werden weibliche Menschen nirgends mehr diskriminiert als in Nahost. Rima Khalaf, Sekretärin der UNO-Kommission für Wirtschaft und Gesellschaft in Westasien (ESCWA) sagte einmal, es gebe reichlich Anlass, Erfolge arabischer Frauen in Wissenschaft, Literatur und Kunst zu feiern. Vor allem aber sollte man „ihrer Fähigkeit huldigen, zu überleben“.

Schwangerschaft als häufigste Todesursache für Mädchen

Das blanke Überleben ist vielerorts tatsächlich eine Errungenschaft. Vor allem wenn man bedenkt, wie verbreitet Kinderehen in arabischen Staaten sind. Jedes siebte Mädchen ist hier vor dem Erreichen des 18. Lebensjahres bereits Ehefrau. Im Libanon werden 41 Prozent der Mädchen unter den syrischen Flüchtlingen im Kindesalter geehelicht, im Irak sind 25 Prozent der Frauen mit 18 bereits verheiratet, in Ägypten sind es 17 Prozent. Manche von ihnen werden von den eigenen Eltern an reiche Golfaraber in „temporäre Hochzeiten“ gegeben – islamischer Euphemismus für religiös sanktionierte Prostitution – um ihre wirtschaftliche Situation aufzubessern. Für die Bräute ist das verheerend: Schwangerschaft ist weltweit die häufigste Todesursache für Mädchen im Alter zwischen 15 und19 Jahren. Zudem haben Kinderbräute ein erhöhtes Risiko, mit HIV angesteckt oder Opfer häuslicher Gewalt zu werden. Aber die Tragik dieser Praxis geht weit über das Schicksal der weiblichen Individuen hinaus. Sie ist der Ausgangspunkt eines Teufelskreises, der die gesamte arabische Welt abwärts zieht.

Die Heirat zwingt Minderjährige oft, ihren Bildungsweg abzubrechen – falls ihr misogynes Umfeld es ihnen überhaupt gestattete, ihn anzutreten. Junge, ungebildete Mütter sind für jede Staatswirtschaft eine Bürde: Sie bringen mehr Kinder zur Welt, denen sie weniger Bildung mit auf den Weg geben können. Wenn sie aufwachsen, gesellen sie sich zu einem Heer ungebildeter, arbeitsloser Arbeitskräfte. Laut einer Schätzung der UNESCO von 2008 waren 40 Prozent der arabischen Erwachsenen – 70 Millionen Menschen – Analphabeten. Doch im 21. Jahrhundert, in dem Apple wahrscheinlich doppelt so viel wert ist wie der Ölgigant Saudi Aramco, können Staaten nicht mehr reich werden, indem sie Rohstoffe in alle Welt verkaufen. Breiter Wohlstand entsteht nur, wenn alle neues Wissen schaffen und weltweit vermarkten. Doch wie soll die arabische Welt mit diesem Bildungsstand das nächste iPhone erfinden? Zumal sie im Vorhinein auf die Hälfte ihres menschlichen Potenzials verzichtet – nur 24 Prozent arabischer Frauen dürfen zur Arbeit gehen. Das ist die niedrigste Rate weltweit.

Hier sollen Untertanen den Mund halten

Mangelnde Bildung hat auch politische Konsequenzen. Der Gesellschaftsvertrag westlicher Demokratien beruht auf der Maxime der amerikanischen Revolution: „No taxation without representation“. Eine breite Mittelschicht trägt den Staat mit ihren Steuern. Der ist seinen Bürgern verpflichtet, Dienstleistungen in der Form von Sozial- und Krankenversicherung, Infrastruktur, Bildung und persönlicher Sicherheit anzubieten. Doch in Staaten, in denen die Mehrheit der Bevölkerung bitterarm ist und Eliten den Staat finanzieren – seien es absolutistische Golfscheichs, denen die Ölquellen ihrer Länder gehören oder die Generäle von Ägyptens Armee, die 40 Prozent des BSP erwirtschaftet – gilt ein anderer Gesellschaftsvertrag. Hier sollen Untertanen den Mund halten, weil der Herrscher alle Kosten trägt. Die Polizei mutiert vom Freund und Helfer zum Instrument der Unterdrückung. Das Arabiens Männer heute arm und unfrei sind, rührt aber eben auch daher, dass sie ihren Frauen Freiheit, Bildung und Wohlstand vorenthalten.

Das schlägt sich letztlich auch in der Außenpolitik nieder. Wie das Buch „Sex and World Peace“ festhält, besteht eine eindeutige Korrelation zwischen dem Status der Frauen eines Staates und dessen Friedfertigkeit. Je emanzipierter eine Gesellschaft, desto stabiler, friedlicher und toleranter ist sie, und desto weniger Kriege führt sie. Frauenrechte korrelieren eng mit der allgemeinen Lebenserwartung, dem Fehlen von Korruption und der Regierbarkeit eines Landes. Und ja: je emanzipierter ein Land, desto wohlhabender ist es auch.

Mit Emanzipation könnte eine Kettenreaktion beginnen

All dies lässt nur einen Schluss zu: Der Messias Arabiens ist eine Frau. Emanzipation ist kein politisches Allheilmittel, aber zu diesem Zeitpunkt wohl das beste Äquivalent dazu. Wie ein Bericht des McKinsey Global Institute unlängst feststellte, bärge eine globale Emanzipation enormes wirtschaftliches Potenzial. Würden alle Frauen der Welt gleichberechtigt, wüchse die Weltwirtschaft bis 2025 um 12 Billionen US-Dollar – so, als wären plötzlich die Wirtschaften der USA und Chinas gleichzeitig dazugekommen. Dies gilt besonders für Arabien, wo Frauen am meisten diskriminiert werden: Die Integration von Frauen im Arbeitsmarkt würde das BSP Ägyptens laut Schätzung des Internationalen Weltwährungsfonds in wenigen Jahren um 34 Prozent steigern.

Emanzipation könnte Beginn einer Kettenreaktion sein: Sie führt zuerst zu mehr Bildung. Gebildetere Frauen haben dann weniger Kinder. Arbeitende Mütter, die ihren Bildungsweg vollendeten, investieren zudem wie zahlreiche Studien belegen weitaus mehr als Väter in Gesundheit, Ernährung und Bildung ihrer Kinder. Und in den Erfolg ihrer Arbeitgeber: Laut Studien sind Firmen, in denen Frauen mehr vertreten sind, erfolgreicher, mit einer durchschnittlich 47 Prozent höheren Eigenkapitalrendite als die chauvinistische Konkurrenz. Emanzipation wäre also der Beginn allgemeinen Wohlstands in der arabischen Welt.

Emanzipation würde auch die reaktionäre politische Kultur dieser Region revolutionieren. Wären sunnitische Männer erst einmal gezwungen, Frauen als gleichwertig zu akzeptieren, müssten sie auch die bislang dominante radikale Interpretation des Islams neu auslegen. Ein solcher Islam würde dem internationalen Terror die ideologische Grundlage entziehen. Er könnte es möglich machen, andere „Andere“ zu tolerieren – seien sie Schiiten, Christen, Jesiden, Kurden, vielleicht sogar Juden. Ehedem labile Staaten würden konsolidiert, marode Wirtschaften saniert, Kriege und Konflikte weniger wahrscheinlich. Die Motivation für eine Flucht nach Europa würde geschmälert.

Europa muss solche Anstrengungen entschiedener unterstützen

Kultureller Relativismus ist gefährlich, jedes Verständnis für misogyne Praktiken und Bräuche, von der Genitalverstümmelung, über die Polygamie und Ehrenmorde bis hin zum Kopftuchzwang, schadet dem nationalen Sicherheitsinteresse. Selbst manche Eliten Arabiens erkennen das inzwischen. Von Tunesiens Präsident Beji Caid Essebsi, der vergangenen Sommer die „Gleichheit von Frauen vor dem Gesetz“ forderte, bis hin zu Saudi-Arabiens Kronprinz Muhammad bin Salman, der Frauen dieses Jahr endlich das Recht einräumen will, Auto zu fahren. Europa muss solche Anstrengungen entschiedener unterstützen. Wer Emanzipation fordert, vertritt nicht (nur) einen moralischen Standpunkt, sondern existenzielle, realpolitische Interessen. Die Strategie der Hilfsorganisation Millenium Challenge Corporation kann als Beispiel dienen. Die macht ihr Engagement davon abhängig, ob Frauen im Empfängerstaat Verträge unterschreiben, ein Geschäft eröffnen, arbeiten, einem Haushalt vorstehen oder frei reisen dürfen. Dies hat in manchen Fällen bereits zum „MCC Effekt“ geführt – Reformen die erlassen wurden, um US-Gelder zu erhalten.

Europa muss bei jeder Transaktion, vor allem mit arabischen Staaten, ähnliche eindeutige Vorgaben machen und Richtlinien erstellen. Europäische Firmen sollten nur noch Fabriken errichten dürfen, in denen Frauen am Band mitarbeiten und in den Chefetagen mitreden können. In Joint Ventures sollten Frauen beider Seiten am Board sitzen. Regierungskooperation darf nur im Gegenzug zur Annullierung frauenfeindlicher Gesetze erfolgen. Nicht um der Freiheit arabischer Frauen Willens, nein, sondern um Europa selbst wohlhabender, sicherer und, ja, vielleicht sogar ein bisschen moralischer zu machen.

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Gudrun Philipp | Do., 8. März 2018 - 15:22

Hurra, hurra, endlich mal EINER, der das Übel der islamischen Gesellschaften ausspricht: die Unterdrückung der Frauen und damit das Stagnieren in vorsintflutlichen Gesellschaftsformen. In Deutschland gibt es zum Glück schon seit einiger Zeit mutige islamische Frauen, die sich hier für die Gleichberechtigung ihrer Glaubensgenossinnen einsetzen. Bedauerlicherweise werden sie von vielen Deutschen nicht wirklich wahrgenommen oder je nach Thema - Verbot von Kopftuch oder Burka - gar in eine Ecke gestellt, in die sie weiß Gott nun gar nicht gehören. Ich denke da insbesondere an Seyran Ates, die sich für das o.g. Verbot ausspricht, damit leider aber so manche grüne Frau (vielleicht auch Mann) auf dem falschen Fuß erwischt. Man möge sich nur vorstellen, wo die westlichen Gesellschaften stünden, wenn man nach und nach alle Frauen wieder hinter die "heimischen" Herde, umringt von einer großen Schar Kinder, schicken würde. Dann hätten wir genau das, was der Autor so trefflich beschreibt.

Karin Zeitz | Do., 8. März 2018 - 15:30

aber so einfach ist das Ganze nicht. Es gelingt ja nicht einmal, die Frauen und Töchter arabischer und türkischer Einwanderer vor Zwangsverheiratung, Polygamie, Misshandlungen bis hin zu Ehrenmorden zu schützen. Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gelingen ihnen nur, wen der Herr und Meister es gnädig erlaubt. Das alles vollzieht sich im Rechtsstaat Deutschland, wo die Gleichberechtigung der Frauen : grundgesetzlich garantiert ist.

Edgar Thormeyer | Do., 8. März 2018 - 15:39

Schöne Thesen. Was dem allerdings entgegensteht, ist die deutsche Realität! In dem Maße, in dem Frauen in wichtige Regierungsämter gekommen sind, ging es mit Deutschland auch bergab!
Warum? Weil Frauen häufig nach Gefühl und nicht nach kalter Ratio entscheiden! Letzteres ist im Überlebenskampf der Gesellschaft aber deutlich nötiger als irgendwelche Gefühlsduselei. Wo die uns hingebracht hat, sehen wir aktuell in Deutschland an jeder Ecke. Und wenn dem nicht bald Einhalt geboten wird, wird es unsere Lebensart, unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt, unsere Zukunft vernichten!

Rudolf Bosse | Do., 8. März 2018 - 16:10

Das ist kein Zufall, daß gerade in Nahost die Emanzipation hinterher hinkt. Nämlich weil dort in den meisten Ländern der Koran gilt und keine Trennung von Religion und Staat existiert.
Trotzdem heulen unsere Gutmenschen einschließlich Kanzlerin: "Der Islam gehört zu Deutschland"

Michael Lang | Do., 8. März 2018 - 16:47

Leider stimmt es zu 100% was Gil Yarion schreibt. Man kann nur hoffen, dass sich diese Erkenntnis in den betroffenen Bevölkerungen durchsetzt.
Europa könnte helfen, wenn es die Moslems nicht als Unmündige behandelt, sondern auf Augenhöhe Klartext redet. Das wäre echter Respekt und nicht wohlwollender Rassismus, wie er heute gehandhabt wird!

Harro Meyer | Do., 8. März 2018 - 17:14

Der erste auf dieser Welt angebetete Gott war eine Frau (s. "Die Geschichte Gottes" von Messadie´). Eigentlich Folgerichtig und da Jesus nach den Evangelisten auch nichts dazu zu sagen wusste ,stehen die Christen vor einem Trümmerhaufen. Einzig der Marienkult und das Dogma von der leiblichen Auffahrt in den Himmel soll die Sache klären, auch ohne deutsche Zustimmung. Dass Mohamet sich zu allem ausgeschwiegen hat, finde ich klug.

Ursula Schneider | Do., 8. März 2018 - 17:42

aus Tausendundeiner Nacht. Zu schön, um wahr zu sein: Emanzipation als Beginn des allgemeinen Wohlstands in der arabischen Welt!
Wenn da nur der Islam nicht wäre ... Allein der Satz "Der Messias ist eine Frau" brächte einen in diesen Ländern wohl ins Irrenhaus, falls nicht noch Schlimmeres drohte ...

Werner Kirchhoff | Do., 8. März 2018 - 17:58

Ich frage mich in dem Zusammenhang, warum man glaubt, dass diese zigtausendfach importierte Kultur nach einem Integrationskurs umgehend abgelegt wird. Immerhin hat Merkel jetzt auch erkannt, dass es No-Go-Areas in Deutschland gibt. In einem RTL-Interview sagte sie: "„Das heißt, dass es zum Beispiel keine No-Go-Areas gibt. Dass es keine Räume geben kann, wo sich niemand hin traut. Und solche Räume gibt es und das muss man dann auch beim Namen nennen und man muss etwas dagegen tun.“ Fragt sich, was sie unter "man" versteht. Ich befürchte, dass die Betroffenen gemäß Frau Özoguz dieses Zusammenleben täglich neu aushandeln müssen und das wird, wie sie sagt, anstrengend, mitunter schmerzhaft sein. Über die Ergebnisse solchen "Aushandelns" berichten die Mainstream-Medien nicht, denn im Zweifel war es eine Beziehungstat. Bestenfalls in der Regionalpresse kann man dann und wann etwas, mehr oder weniger kryptisch, darüber lesen. Will man klare Informationen, hilft höchstens die Auslandspresse.

Tomas Poth | Do., 8. März 2018 - 17:59

kann man sich alles vorstellen. Das was wir unmittelbar selbst beitragen können wäre ein militärischer Abzug aus den betreffenden Gebieten. Sichere Außengrenzen in Europa konsequent einführen. Zivile Projekte direkt vor Ort unterstützen die nachweislich eine Befriedung der Regionen fördern und die Geburtenraten erheblich reduzieren.

Wolfgang Henning | Do., 8. März 2018 - 18:13

Ein frommer Gedanke der Emanzipation.
Er wird ein Wunsch bleiben, solange die muslimische Welt sklavisch am Koran festhält. Die falsch verstandene Solidarität mit den islamischen Strömungen in Deutschland und Europa durch unsere Regierungen und die Mehrzahl der Feministinnen verfestigt noch das Patriarchat in dieser Community.

Jürgen Friedrich | Do., 8. März 2018 - 18:14

Die fehlende Gleichberechtigung von Mann und Frau in Middle East verblüfft unter anderem auch beim Ernstnehmen der mythologischen Schöpfungsgeschichte in der Bibel. Da heißt es, die Erschaffung von Mann und Frau geschah als Ebenbild Gottes.

Dazu ein paar Reime :

Die Frau als solche kam ins Leben, als sie dem Adam ward gegeben, damit die beiden mit gleichem Recht gründeten endlich das Menschengeschlecht.

Der Mensch als solcher, nimmt man's genau, ist weder nur Mann noch ist er nur Frau, und sieht man sich's noch genauer an, so fehlt an der Frau bis zum Mensch der Mann.

Der Mann als solcher, das ist jetzt klar, von jeher 'ne halbe Portion nur war, beide zusammen, nicht einer allein, das soll die Krone der Schöpfung sein.

Fritz Kuhn | Do., 8. März 2018 - 18:29

Es ist nicht die Aufgabe der europäischen Staaten, den arabischen Staaten Moralpredigten zu halten. Ich befürworte eine scharfe Einreisekontrolle und sofortige Abschiebung bei illegaler Einreise, eine Aussetzung des Asylrechts und auch eine Einstellung der Entwicklungshilfe.

Heinrich Jäger | Do., 8. März 2018 - 18:44

dort ihr Leben nach einem Buch gestalten, in dem die Rolle der Frau als Untertanin des Mannes und damit minderwertig beschrieben wird gibt es keine Veränderung .
Wir Westeuropäer können daran gar nichts ändern ,wir müssen nur verhindern das sich dieser wirre Glaube nicht auch bei uns immer mehr etabliert und unser aller Leben vergiftet.

Andreas Johanning | Do., 8. März 2018 - 19:10

Werden in dem Artikel nicht Ursache und Wirkung verwechselt? Die Gleichberechtigung der Frau hat sich im Westen mit einem allgemein steigenden Wohlstand entwickelt. Erst dieser hat es den Frauen ermöglicht, sich aus den drei K (Kinder, Küche, Kirche) heraus zu entwickeln. Alle feministischen Ansätze im Orient basieren auf einer kleinen westlich gebildeten und damit ökonomisch höherstehenden Gesellschaftsschicht. Die ersten Ansätze für Frauenrechte stammen bei uns doch auch aus dem Adel und dem materiell abgesicherten Bürgertum. Erst der steigende Wohlstand durch die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert hat der Sache fahrt verliehen.

Carola Schmidt | Do., 8. März 2018 - 20:05

... danke für diesen Artikel zum Weltfrauentag! Und gerne mehr von diesem tollen Autor.

MfG

Christa Wallau | Do., 8. März 2018 - 20:09

aber leider zu optimistisch.
Der Autor beschwört die Hilfe zur Emanzipation der Frauen in der
arabisch-muslimischen Welt, die Europa und andere Länder leisten könnten bzw. müßten, vor allem auch im eigenen Interesse.
Die Auswirkung derartiger Anstrengungen dürfte sich in Grenzen halten.
Die meisten muslimischen Männer in allen Schichten, auch in den entscheidenden Gruppierungen von Politik und religiösem Establishment sind weit davon entfernt, ihre Vormachtstellungen gegenüber den Frauen ohne Not aufzugeben.
Sie sehen ja, wie schwer es inzwischen viele Männer in den westlichen Industrienationen haben, sich gegenüber Frauen zu
behaupten. Dieses "Schicksal"
werden sie nicht freiwillig auf sich nehmen wollen - wirtschaftliche Vorteile hin oder her.
Letztlich werden die muslimischen Frauen s e l b e r in ihren Ländern den harten Kampf um ihre Gleichberechtigung betreiben und gewinnen müssen, so sie es denn
wollen.

Mercedes Kreuter | Do., 8. März 2018 - 20:10

Sehr geehrter Herr Yaron,
ich bin froh, dass Sie diesen Artikel geschrieben haben. Ich habe mich auch intensiv mit den muslimischen Gesellschaften befasst und teile Ihre Ansichten voll und ganz.
Es gibt diese starken und mutigen Frauen in diesen Gesellschaften. Ich möchte hier nur auf eine dieser Frauen hinweisen: nämlich Wafa Sultan.
Sie haben recht, sie brauchen eine viel größere Öffentlichkeit! Generell sollten wir Muslime unterstützen, die der Emanzipation und der Bildung der Frauen aufgeschlossen gegenüber stehen. Wo erhalten sie z.B. hier in Deutschland den Stellenwert, den sie eigentlich haben sollten?

Betrachtet man alte Fotos aus den 60er und 70er Jahren aus Kairo und vergleicht sie mit heutigen Stadtansichten ist der Verlust des Wohlstandes, das Schwinden der Mittelschicht, schlimm. Jedes bescheidene Wirtschaftswachstum verpufft angesichts der perspektivlosen Kinder aus bildungsarmen Familien. Zur Steigerung ihres Ansehens werden sie dann Söldner im Dienste des Islams.

Gisela Fimiani | Do., 8. März 2018 - 20:36

Wenn ich auch Ihre sehr stringente Kausalität der Erfolge von Emanzipation nicht völlig teile, so kann in arabischen Gesellschaften ohne Emanzipation kein wirklicher Fortschritt entstehen. Leider ist Deutschland hier der falsche Adressat. Unser Respekt für arabische und islamische Kultur veranlasst uns, unser Land dieser Kultur annzupassen. Die Mittelschicht trägt derzeit noch die Kosten, damit sie bei Zeiten endlich den Mund halten kann, um von weisen Herrscherrn geführt zu werden. Verzeihen Sie meinen Zynismus. Emanzipation sollte sich nicht nur auf das hier dargestellte Frauenbild beziehen, sie ist politisch ebenso unentbehrlich.....der Authentizität wegen.

Mercedes Kreuter | Do., 8. März 2018 - 21:03

Ob allerdings diese Emanzipation wirklich so machtvoll werden wird?
Die Männer würden ihren kleinen Herrschaftsraum verlieren.
Die Islamisten wissen um die Gefahr geringeren Einflusses und wollen mit aller Macht die Frauen unter dem Schleier halten oder, falls noch nicht geschehen, kriegen. Die Religion wurde damals in Medina zur starken Macht, nicht in der reichen Handelsstadt Mekka. Daher glaube ich, dass die Armut gewollt ist, nur so kann man die Unzufriedenheit und den Hunger nach Status nutzen und für eigene Zwecke kanalisieren. Man braucht Söldner.

Die Frage ist, ob die Frauen wirklich ernst machen und notfalls auch die Verstoßung durch die Familie in Kauf nehmen, wenn sie einen anderen Weg gehen wollen. Wer sollte sie dabei schützen, wenn sogar die Polizei die Partei der Männer stützt?

Wohnungen werden nicht an unverheiratete, junge Frauen vermietet, könnten sie überhaupt die Miete aufbringen.

Die Emanzipation wäre aber wirklich toll und eine echte Lösung!

Holger Stockinger | Do., 8. März 2018 - 21:42

wäre rechtens alles "was Recht" ist.

Die "Gleichberechtigung" geht keinesfalls gleich, also heute oder morgen wäre sie verwirklicht...

... Vielleicht in sogenannten Urvölkern (man schaue den Film "100 Speere etc. ..." über australische Aborigines an) kommt die sogenannte Gleichberechtigung dann, wenn "die" eine Art "Französische Revolution" zur Einführung "indianischer" Menschenrechte hinter sich haben.

Zum "Internationaler Frauentag" bleibt einem nur süffisant festzustellen, wie ein Freund aus Indien mir sagte: "... bei uns gilt das Leben eines Mädchens ziemlich wenig ..."

... Einen Spruch wie "Die Macht der Frauen ist die Ohnmacht der Männner" dialektisch zu analysieren, müßte man auch untersuchen, weshalb ein globaler Medien-Hype wie MeTOO zumindest in der "arabischen" oder auch "indischen" Welt kaum möglich erscheint.

Holger Stockinger | Do., 8. März 2018 - 22:05

Mein DUDEN aus der DDR von 1952 übersetzt "POLEMIK" u.a. mit "Federkrieg, Kampf" etc. ...

Meinungs-Austausch setzt eines voraus: Die Anerkennung der "anderen" Meinung. Der Wandel des unbeschreiblichen Zeitgeistes erfand dann facebook & "Musterknaben" wie den künftigen Außenminister von Tante SPD.

Als "unbeschreiblichen" Rassisten muss ich mich selbst beschreiben, wenn ich von der "Gebärmutter" Afrikas mehr unbegleitete Jungmänner als überlebende gescheite Frauen erwarte ...

Konrad Kugler | Do., 8. März 2018 - 22:29

Dem Autor möchte ich raten, sich mit dem Phänomen "Glaube" auseinander zu setzen.

Es gibt drei Offenbarungsreligionen: Juden- und Christentum und den Islam. Weil die Juden den (ihren) Messias nicht annahmen, wurden sie antichristlich. Weil der Islam nur aus umgedeuteten Versatzstücken des Juden- und Christentums besteht, deswegen ist er anti-jüdisch und anti-christlich. [Die Protestanten sind anti-katholisch.]
Damit ist aber "Glaube" nicht abgeschlossen: Anti-Semitismus (ewige Ideologie), Kommunismus, Sozialismus, Inter- und Nationalismus, Feminismus und die blödeste aller blöden Religionen, der Genderismus. Alles Glaubensfragen?
Dann versuchen Sie doch einmal, einen Kommunisten von der Marktwirtschaft zu überzeugen. Und Feministen von der notwendigkeit des Mannes. Und Genderisten, daß sie blöd sind. Eine Idee übernimmt die geistige Herrschaft sogar über die Natur, übergeht Fakten.

Joost Verveen | Do., 8. März 2018 - 23:20

Meine Erfahrung schon vor 25 Jahren in Amsterdam sehen anders aus. Die Unterdrückung bzw Sozialkontrolle geht von den Frauen selbst aus. Meist Mütter, ältere Tante, Schwester usw. Klar, Männer profitieren davon, aber nur wenige, was logisch ist, denn bei Polygamie MUSS die Mehrheit der Männer leer ausgehen. Emanzipation wird also schwierig, es ist kein Schalter den man einfach drücken kann und gut. Die islamischen Frauen sind mindestens so konservativ wie die Männer. Abgesehen davon sind Frauen untereinander wesentlich unsolidarischer als Männer. (Gilt auch für westliche Frauen).

André Oldenburg | Fr., 9. März 2018 - 06:27

"Laut Studien sind Firmen, in denen Frauen mehr vertreten sind, erfolgreicher, mit einer durchschnittlich 47 Prozent höheren Eigenkapitalrendite als die chauvinistische Konkurrenz."
Interessante Zahl 47%, Quellenangabe bitte, es ist doch bekannt, das an solchen Studien meistens Frauen-Business-Organisationen beteiligt sind, die versuchen ihren eigenen Marktwert zu erhöhen.
Schreiben Sie von google, apple und facebook?

Wolfgang Tröbner | Fr., 9. März 2018 - 10:26

revolutionieren. Ich gebe Ihnen, Herr Yaron, vollkommen recht, dass dies ein bestechend schöner Gedanke ist, der die Probleme dieser Region lösen könnte. Ich fürchte allerdings, dass dies ein sehr, sehr langfristiger Prozess werden wird, der einige Generationen andauern wird. Auf einen Punkt möchte ich allerdings hinweisen. Sie schreiben zu Recht: "Europäer sollten Araber nicht belehren". Dann aber: "Europa muss bei jeder Transaktion ... eindeutige Vorgaben machen und Richtlinien erstellen. Europäische Firmen sollten nur noch Fabriken errichten dürfen, in denen Frauen am Band mitarbeiten ... Regierungskooperation darf nur im Gegenzug zur Annullierung frauenfeindlicher Gesetze erfolgen". Widerspricht das nicht Ihrer Aussage, dass Europäer Araber nicht belehren sollten?

Benno Pluder | Fr., 9. März 2018 - 12:54

"Zwar ist die Gleichberechtigung der Frauen nirgends so fortgeschritten wie in Westeuropa. Dennoch sollten Europäer Arabern nicht von der hohen Kanzel predigen. "

Ach so?
Gleich nach den zitierten Zeilen beginnt eine Aufzählung von mittelalterlichen Zuständen, welche dann in der Aufforderung mündet seitens des Westens Bedingungen für die Kooperation mit den arabischen Staaten zu stellen.
" Europa muss bei jeder Transaktion, vor allem mit arabischen Staaten, ähnliche eindeutige Vorgaben machen und Richtlinien erstellen. Europäische Firmen sollten nur noch Fabriken errichten dürfen, in denen Frauen am Band mitarbeiten und in den Chefetagen mitreden können. In Joint Ventures sollten Frauen beider Seiten am Board sitzen. Regierungskooperation darf nur im Gegenzug zur Annullierung frauenfeindlicher Gesetze erfolgen.
Was ist das denn anderes als der Ruf nach Belehrung in ihrer konsequentesten Form?

Wolfgang Brocke | Sa., 10. März 2018 - 11:21

daß man einen SAUDI als Chef der Menschenrechtskommission der UN eingesetzt hat?
Die gesamte UN-Politik ist versaut und korrupt (siehe Einwanderungskonzept)! Wir brauchen eine vollkommen neue UN! Und : der menschengemachte Klimawandel sollte hier herausgehalten werden.
Einen solchen gibt es nicht! Der CO2-Schwindel ist lange widerlegt!

Michael Bahr | Sa., 10. März 2018 - 14:52

Ich lese wohl nicht recht? Der Autor setzt die Brutalunterdrückung der Frau mit Zwangsverschleierung, Zwangsbeschneidung und allgemeiner Abstempelung zu zweitklassigen Menschen (dürfen z.B. nur einen kleineren Teil erben als männliche Familienmitglieder) in Beziehung zur nicht vollständig hergestellten Gleichheit zwischen Mann und Frau in Europa und leitet daraus ab, dass wir Europäer die Araber diesbezügl. nicht belehren dürften. Ja, geht's noch, werter Autor? Wenn Araber hier leben wollen, dann haben wir jedes Recht der Welt sie zu belehren. Denn hier gelten ausschließlich unsere Maßstäbe. Wer hier weiterhin Zwangverschleierung, Beschneidung, Vielehe etc. hochhalten will, kann hier nicht bleiben. Was die Araber in ihren Heimatländern so tun und lassen in Sachen Geschlechterbeziehungen geht uns dann tatsächlich nichts an. Aber den Unterschied zwischen hier und dort sollten Sie argumentativ schon darstellen, sonst bleibt es allzu naiv.

Cora Steinberg | Mi., 14. März 2018 - 11:12

Sie haben völlig Recht. Fortschritt und wirtschaftliche Entwicklung kann es nur geben, wenn die Länder aufhören, die Hälfte ihrer Ressourcen von Bildung, Teilhabe und Selbstbewusstsein fernzuhalten. Für jung verheiratete, ungebildete, kinderreiche Frauen ist es in diesen Ländern oft einfacher, und in vielen Fällen schlicht überlebenswichtig, sich anzupassen und Teilhabe gar nicht erst einzufordern. Diese Einstellung geben sie oft zwangsweise an ihre Kinder weiter. So wird jegliche Entwicklung nachhaltig verhindert. Die Leidtragenden dieses Teufelskreises stehen nun in Massen vor den Toren Europas: Als Armutsmigranten, Wirtschafts- und Bürgerkriegsflüchtlinge. Und sie bringen ihr Denken und ihre Kultur mit ins Zielland. Unsere Politik der Akzeptanz und des Wohlwollens auch gegenüber archaischen und z.T. menschenverachtenden Strukturen im Sinne der Toleranz erweist den Betroffenen einen wirklichen Bärendienst.