Die Staatssekretärin Sawsan Chebli stellt am 13.11.2017 im Roten Rathaus in Berlin während einer Pressekonferenz die Kampagne "Farben bekennen" vor. Auf Plakaten und in Videos zeigen Geflüchtete, was sie an ihrer neuen Heimat Berlin begeistert, was für sie "typisch deutsch" ist und wie sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen
Jüdische Organisationen äußersten Bedenken bezüglich Sawsan Cheblis Engagement gegen muslimischen Antisemitismus / picture alliance

Sawsan Chebli - Frau, Migrantin, Aufsteigerin

Die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli engagiert sich als Muslimin gegen Antisemitismus. Jüdische Organisationen zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Sozialdemokratin

Autoreninfo

Philipp Peyman Engel ist Redakteur der Jüdischen Allgemeinen

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Es war ein Auftritt nach ihrem Geschmack: medienwirksam, gut ausgeleuchtet und passend zum neuen Lieblingsthema. Wochenlang hatte Sawsan Chebli keine Gelegenheit ausgelassen, sich als kompromisslose Kämpferin gegen Antisemitismus zu präsentieren. Sie gab Zeitungsinterviews, twitterte und suchte das Gespräch mit Schoah-Überlebenden. Am Ende schließlich saß sie auf der ganz großen Bühne. In der Talkshow von Anne Will konnte ­Chebli ihre Botschaft endlich vor einem Millionenpublikum loswerden: Die muslimische Gemeinschaft habe ein Problem mit Judenhass in den eigenen Reihen, so die palästinensischstämmige Berliner Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement. Der Kampf gegen Antisemitismus müsse entschiedener geführt werden.

„Nie wieder!“, sagte sie unter Applaus des Publikums. Ihr Vorschlag, verpflichtende Besuche für Flüchtlinge in KZ-Gedenkstätten einzuführen, stieß auf breite Zustimmung. „Mir imponiert die junge Staatssekretärin“, schwärmte nach der Sendung sogar der CDU-Politiker Norbert Lammert. Doch insbesondere die jüdische Gemeinschaft reagierte skeptisch. Denn in den vergangenen Jahren war von der 39-Jährigen wenig bis gar nichts zum Thema Antisemitismus zu hören gewesen – obwohl es in der Hauptstadt nahezu wöchentlich judenfeindliche Angriffe gibt. Zudem gilt die SPD-Politikerin als dem politischen Islam und der Muslimbruderschaft nahestehend. Das Kopftuch bezeichnet sie als religiöse Pflicht, die Scharia als absolut vereinbar mit dem Grundgesetz. „Warum wird das immer als Widerspruch konstruiert?“, so Chebli 2016 in einem Interview mit der FAZ.

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Tomas Poth | Di., 6. März 2018 - 12:54

Wölfen heulen um sich für weitere, höhere Aufgaben zu empfehlen.

Michaela Diederichs | Di., 6. März 2018 - 17:20

Vielen Dank, dass Sie einem Journalisten der Jüdischen Allgemeinen diesen Blick auf Frau Chebli überlassen haben. Nachdem ich sie bei Markus Lanz gesehen und gehört habe, ist diese Frau mir mehr als unheimlich. Vermutlich nicht nur mir.