Frank Otfried July, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, hält am 25.12.2016 bei einem Weihnachtsgottesdienst in der Evangelischen Stiftskirche in Stuttgart (Baden-Württemberg) die Predigt
Immerhin 40 Prozent der Menschen in Deutschland gehen an Weihnachten noch in die Kirche / picture alliance

Christentum - Es gibt keine Kultur ohne Religion

Kolumne: Grauzone. Nicht viele Menschen in Deutschland glauben noch an die metaphysischen Aussagen des Christentums. Doch das ist kein Indiz für dessen Verschwinden: Die Religion stiftet mit ihren Riten, Bildern und Geschichten jene kulturelle Identität, mit der sich noch immer viele identifizieren

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Religion ist unvermeidbar. Deshalb gibt es keine menschliche Kultur ohne sie. Denn Religion stiftet kollektive Identität, sie legitimiert soziale Ordnungen und vermittelt Sinn. Selbst in Deutschland – nach offizieller Lesart einer der religiös unmusikalischsten Landstriche dieser Erde – gab es daher nie wirklich ein Verschwinden der Religion, sondern deren Transformation zu einem Kulturchristentum. Und das ist kein Verlust. Denn es sind letztlich die religiösen Traditionen und ihre kulturelle Prägekraft, die den Menschen Identität, Halt und Orientierung geben.

Wer darin eine Entfremdung von eigentlicher Religiosität sieht, unterliegt einem Perspektivenfehler. Religionen sind zunächst und vor allem eine Großerzählung, die Sinn stiftet und diesen mittels Symbolen und Ritualen organisiert. Ihre Bedeutung und ihre lebenspraktische Relevanz bekommen sie nicht durch ihren behaupteten Transzendenzbezug, sondern durch die Art und Weise, wie dieser kulturell inszeniert wird: durch Liturgien, Bilder und Zeichen, durch eine spezifische Ästhetik, eine Lebenshaltung.

Keine Entchristianisierung

Das ist der einfache Grund dafür, dass Religionen nur schwer kompatibel sind. Denn was zu religiösen Konflikten führt, ist weniger die behauptete Transzendenz – die unterscheidet sich bei näherer Betrachtung kaum –, es sind durch die Religionen geprägten Lebenswelten. Ginge es in der Auseinandersetzung der großen Weltreligionen allein um ihre Aussagen bezüglich des Übernatürlichen, so könnte man, allen theologischen Spitzfindigkeiten zum Trotz, vermutlich recht schnell einen gewissen Konsens herstellen. Doch wie gesagt: Genau darum geht es nicht. Was Religionen ihre Identität verschafft und Glaubensgemeinschaften formt, ist ihre Kultur, ihre Kunst, ihre Gebräuche und ihre Mentalitäten, die sie über Jahrhunderte ausgeprägt haben und selbst denen einen inneren Halt geben, die an die transzendentale Erzählung nicht mehr glauben können oder wollen.

Es ist daher auch nicht Ausdruck einer umfassenden Entchristianisierung, wenn, wie das Institut für Demoskopie in Allensbach in seiner jüngsten Umfrage festgestellt hat, immer weniger Menschen in Deutschland an die vermeintlichen Kernaussagen des Christentums glauben. Denn was das Christentum für die Menschen zum Christentum macht, sind letztlich nicht die metaphysischen Aussagen hinsichtlich des Übernatürlichen. Es ist vor allem eine unüberschaubare Summe aus kulturellen Überlieferungen: die Feste und Feierlichkeiten, die Lieder, Bilder und Symbole, der Geschmack von Christstollen und Spekulatius.

Die christliche Tradition ist nicht belanglos

Deshalb ist es auch kein Widerspruch, wenn sich immer weniger Menschen mit einzelnen Glaubenssätzen identifizieren können, zugleich aber – und auch das zeigt die Allensbach-Studie – ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zur christlichen Kulturtradition empfinden. So sind 56 Prozent der Befragten nicht der Meinung, dass christliche Symbole aus der Öffentlichkeit verschwinden sollten. Die Einführung eines islamischen Feiertags wird von 85 Prozent abgelehnt. Immerhin noch 40 Prozent der Menschen gehen an Weihnachten in die Kirche. Dreiviertel aller Deutschen feiern Weihnachten mit Weihnachtsbaum und Geschenken.

Wer behauptet, Deutschland sei ein entchristianisiertes Land und seine christliche Tradition belanglos und nicht mehr zeitgemäß, der missversteht Religion als ein Nachplappern von Glaubensformeln. Das ist im Interesse all jener, die, aus welchen Gründen auch immer, die Unterschiede zwischen den Religionen nivellieren und diese zu Spielarten einer im Grunde universalen Spiritualität oder Ethik umdeuten wollen.

Religionen als Identitätsanker

Doch die Praxis der Menschen zeigt – und die Allensbach-Studie bestätigt das –, dass Religionen Identitätsanker sind, gespeist aus dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und kultureller Heimat. Gerade zu Weihnachten wird deutlich, wie stark diese kulturelle Prägekraft selbst in einer Gesellschaft ist, die mit Metaphysik wenig anfangen kann und allzu häufig die Besinnlichkeit dem Konsum opfert.

Wer daher – wie mancher Kirchenvertreter hierzulande – das Christentum im Namen einer transreligiösen Ökumene auf den Glauben an einen angeblich allen Religionen gemeinsamen Gott reduziert, ist bereit, gerade dasjenige an der religiösen Überlieferung zu opfern, was den Menschen am meisten bedeutet. Die überfüllten Kirchen zu Weihnachten erinnern eindrucksvoll daran.
 

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wolfgang spremberg | Sa., 23. Dezember 2017 - 09:36

Auch ich bin ein Kulturchrist. Probleme habe ich wenn Menschen sich auf den angeblichen Willen Gottes / der Götter berufen und damit Macht und Einfluss ausüben.

Sepp Kneip | Sa., 23. Dezember 2017 - 09:40

Religion ist Kultur. Das Christentum gehört zum Abendland wie das Wasser in den Bodensee. Auch wenn das Institut für Demoskopie, das ja am Bodensee beheimatet ist, feststellt, dass ein Großteil der Menschen nicht mehr an die Kernaussagen des Christentums glaubt, ist es für die kulturelle Idedntität unseres Kontinents unverzichtbar. Dies scheint aber denen, die dem rot/grünen Gedankengut erlegen sind, nicht in den Kram zu passen, da sie diese Identität vernichten wollen.

Das Abhandenkommen des tieferen christlichen Glaubens ist eine Zeiterscheinung, die teilweise auch von den Kirchen unterstützt wird. Wenn sich sogar unsere Oberbischöfe nicht mehr mit den Insignien des Cristentums, wie beispielsweise dem Kreuz, identifizieren wollen, ist das einfach nicht verständlich. Dann trocknet der See aus und es entsteht eine Wüste, die dann vom jetzt schon hofierten Islam bevölkert wird. Ob das noch abgewendet werden kann bleibt abzuwarten. Vielleicht hat Sebastian Kurz die Wende eingeleitet.

kommt alle einmal ins Switzerland und seht Euch die Prachtbauten der verschiedensten Gemeinden an. Da gibt es die grossen Gebäude der freien Evang.Gemeinden, dann die tollen Einrichtungen der Pfingstgemeinden , der 7 Tage Adventisten, der urchristlichen Gemeinden , den Anlagen der Calvary Chapell etc, etc,
würden alle diese Gemeinden sich ein Gebäude teilen und das viele Geld das dann übrig bliebe nach Afrika spenden , könnten viele Hungerten geholfen werden.
Aber leider braucht jede exclusive Gemeine ihren Prachtbau.

Peter Pascht | Sa., 23. Dezember 2017 - 09:41

Zur These im Artikel, viele Menschen glauben nicht an die metaphysischen Aussagen der Religion trotzdem sind die meisten keine Atheisten. "Religion" ist keine Erfindung der Neuzeit, schon vor 200.000 Jahren sind solche Erscheinungen bekannt. Was ist die Sehnsucht nach Religion? Sie ist vielmehr wohl eine Suche nach einer affektiven Norm für die Ordnung der Wahrnehmung der Welt die kausal unerschlossen ist. Dazu zählt auch das menschliche Zwischenleben, wo die Handlungen einzelner nur ethisch normativ bekannt sind. Warum tut der das? Religion ist also, ein ethisch normatives System, eines von vielen, zur Bildung eines affektiven Models der Realität, sowohl materiell als auch geistig. "Gott" ist nicht nur ein Normativ der "Seele" sondern er ist auch Herr der materiellen Welt, er hat sie erschaffen. Die Naturwissenschaft jedoch widerlegt letzteres, woraus man augenscheinlich auch auf die Nichtexistent des geistigen Gottes schließt. Dem ist jedoch nicht so.

Religionen/Gott/Götter sind menschliche Erfindungen, zum Einen um zu erkären was man nicht verstehen kann, zum andern aus dem Wunsch/der Sehnsucht das Leben kann nicht alles sein und das nach dem Tod das große Nichts kommt. Es gibt nicht den geringsten Hinweis auf eine übernatürliche Figur, geschweige denn einen Beweis.
Gut die Hälfte der Bevölkerung ist atheistisch = man glaubt nicht an eine höhere Macht.
Die so gepriesenen christlichen Werte sind alle, und zwar alle, auch im Humanismus zu finden, da brauchts nicht noch eine Mystik drum herum, der Kantsche Imperativ deckt alles ab

Peter Pascht | Sa., 23. Dezember 2017 - 09:48

Fabelhaft formuliert und argumentiert, inhaltlich objektiv richtig, mit vielen Facetten und Detailargumenten. Leider nur kann diese Ansicht von keinem "Gläubigen" akzeptiert werden, denn sie entblößt Religion von ihrem metaphysischen Gewande.

Gerd Steimer | Sa., 23. Dezember 2017 - 09:52

Die Grundgebote (nicht töten, nicht stehlen etc.) sind auch humanistiche Grundgebote und haben mit Religion erst mal nichts zu tun. Das "Gottesgen" mit übernatürlicher Erklärung von Naturreignissen, mit der Sehnsucht nach einem Sinn und Zweck ist seit der menschlichen Frühgeschichte vorhanden. In der Regel wurde es von "Führern" für eigene Zwecke ausgenutzt. Mir fehlt dieses Gen, ich bin Atheist seit ich denken kann, habe den Kantschen Imperativ als einziges Gebot (mehr braucht man auch nicht) und feiere gerne Weihnachten weil es nett ist, mehr nicht.
Die Kehrseite der Religionen, niemand, kein Hitler, kein Stalin, hat jemals soviel Menschen umgebracht, wie sie im Rahmen von Religionen umgebracht worden sind. Nur mit den Grundsätzen des Humanismus, ohne Religion, wäre die Welt gerechter und friedlicher. Feste feiern kann man auch ohne.

man kann die Opfer des Kommunismus nicht so mir nichts dir nichts dem Athesimus, geschweige denn dem Humanismus zuschieben, im Gegenteil, sie haben nichts miteinander zu tun. Das wäre etwagenau so daneben wie die Metapher "Milchtrinker sind Mörder", weil jeder Mörder mal Milch getrunken hat. Die Abermillionen Opfer der Religionen ( sicher wesentlich mehr als die des Kommunismus) sind aber im Gegensatz dazu direkt ohne Umweg den Religionen zuzuschreiben, ganz zu schweigen von der Vernichtung ganzer Kulturen durch Missionare.

Werner Peters | Sa., 23. Dezember 2017 - 10:02

Volle Zustimmung zum Kommentar! Was bei der Diskussion oft vermischt wird, ist die sinkende Mitgliedschaft in den beiden großen Kirchen einerseits und der - angebliche - Rückzug vom christlichen Glauben (siehe Bertelsmann-Studie). Das erste ist eher eine Folge des derzeitigen Führungspersonals und der strategischen Ausrichtung unser beiden Kirchenfürsten überwiegend an Gender-Themen, die ich eher für peinlich halte. Wegen dieser beiden Clowns an der Spitze verlassen viele die Kirche, deshalb sind sie aber nicht gleich unchristlich.

Peter Pascht | Sa., 23. Dezember 2017 - 10:05

"Religion stiftet kollektive Identität, sie legitimiert soziale Ordnungen und vermittelt Sinn" Da hätte man den Artikel eigentlich schon beenden können, denn dieser Satz erfasst in seiner Prägnanz jene immense Bedeutung, die in unserer heutigen Kultur verloren gegangen ist, unter verlogenem Pietismus und geistiger Unbildung. Schon allein dieser Satz rechtfertigt es die Institution "Kirche" nicht kaputt gehen zu lassen, allerdings nicht in ihrer obskuren mittelalterlichen Form, sondern im Bewusstsein dieses aufgeklärten Sinnes, als normatives Instrument eines geordneten und friedlichen Zusammenlebens. Religion hat das Potential sozialen Frieden zu schaffen, aber leider auch Unfrieden. Es kommt auf die Menschen an was sie daraus machen.

Thomas Stefan | Sa., 23. Dezember 2017 - 10:11

Ich habe den Eindruck, dass Herr Grau den Zusammenhang von Religion und Kultur auf den Kopf stellt, wenn er sagt, dass die Kultur die Identität einer Religion präge, nicht hingegen aber ihre Transzendenzvorstellung.
Mir scheint der Zusammenhang umgekehrt zu sein: Eine kreative religiös inspirierte Minderheit hat demnach eine spezifische Vorstellung des Wahren, Guten und Schönen, also eine transzendente Vorstellung, aus der heraus sie Kultur schafft. Geht diese Vorstellung verloren, wird auch die Kultur nach und nach ihren Sinn verlieren und nicht mehr gepflegt und nicht mehr weitergegeben.

Monika Schulte | Sa., 23. Dezember 2017 - 10:17

Ein Kulturchristentum ohne jeglichen metaphysischen Bezug ist ein Wohlfühl-Christentum ohne Bezug zu Gott. Religion fusst auf der Suche nach dem Unvergänglichen, Kultur aber ist vergänglich und der "Halt", den eine solche Kultur den Menschen gibt, basiert auf einer Identifizierung mit "Falschen Göttern" . Wenn nicht Gott, sondern die Kultur zum Halt wird, ist dies ein schwacher Halt, wo einst Gott war, ist nun Ego geworden. Metaphysisch/mystisch aber soll es umgekehrt sein: Wo Es bzw. Gott war, soll ICH werden. Ein solches ICH werde ich nur Hingabe an Gott/Transformation und Transzendierung. An die Kultur zu glauben, heisst an sinnfreie Märchen zu glauben.

Willi Mathes | Sa., 23. Dezember 2017 - 10:25

So weit , so gut Herr Dr. Grau,

allerdings bedarf es einer strikten Trennung von Religion und Politik !
Religion ist und bleibt Privatsache alleine schon, um Diskriminierung Anders- oder Ungläubiger vorzubeugen.

MfG und frohes Fest !

Karin Zeitz | Sa., 23. Dezember 2017 - 10:41

in Europa ist zwangsläufig durch das Christentum erfolgt. Nur die Kirchen und die Fürstenhöfe konnten es sich in der vorkapitalistischen leisten, Kunst, Kultur und Bildung zu fördern. Daraus ist ein reiches künstlerisches Erbe mit Gottesbezug entstanden, das kein Europäer missen möchte. Auch die neutestamentarischen 10 Gebote als Grundwerte des Humanismus werden in Europa als Handlungsmaxime anerkannt, gleich welche spirituelle Neigungen jemand auch haben möge. Daraus entstehen die wirklichen Konflikte mit anders sozialisierten Bevölkerungsgruppen.

Wo kann man diese neutestamentarischen zehn Gebote nachlesen, die die Grundlage des Humanismus bilden sollen? Die alttestamentarischen, die mit dem Denkverbot „Du sollst keine anderen Götter haben“ beginnen und mit der Gleichsetzung der Frau mit Rind und Haus als Besitztum des Mannes enden, können ja jedenfalls nicht gemeint sein.

Manfred Steffan | Sa., 23. Dezember 2017 - 10:52

gibt es noch etwas: Es steckt mehr Christentum in unseren säkularisierten Werten (Werte sind eben Glaubenssache und nicht objektiv beweisbar), als es die Kritiker des Christentums wahrhaben wollen. Andere Religionen merken das, wir sind betriebsblind: So werden unsere Menschenrechtsvorstellungen von Seiten des Islam als verkapptes Christentum verstanden.

Jürgen Winzig | Sa., 23. Dezember 2017 - 10:58

mag sein, dass Religion eine Kultur stiftet. Ich habe aber eher den Eindruck, Religion sorgt oftmals für Abgrenzung, Ausgrenzung und Gewalt. Was unsere(!) Kultur betrifft, war die Aufklärung nach der französischen Revolution für die Entwicklung moderner Strukturen weit mehr ursächlich
als die Scheiterhaufen der christlich abendländischen Herrschaft der Kirche. Übrigens, was bei dem Hype, der seit einiger Zeit um alles, was mit Religion, also Glauben an irgendwelche metaphysische Wesen , zu hat, veranstaltet wird, gerne vergessen wird: Der weitaus größte Teil unserer Bevölkerung dürfte sich aus Atheisten, bzw. kirchliche Karteileichen zusammensetzen. Mich persönlich nervt zumindest dieser ständige Focus aufs Religiöse.

Lucas Schult | Mo., 25. Dezember 2017 - 11:50

Antwort auf von Jürgen Winzig

Vielleicht denken Sie mal darüber nach, inwieweit die französischen Revolutionen in anderen Kulturen mit anderen Religionen ausgegangen sind, oder ob sie überhaupt stattgefunden haben.

Ein besinnliches Weihnachtsfest

Heinrich Niklaus | Sa., 23. Dezember 2017 - 11:19

Die These, es gäbe „keine Kultur ohne Religion“, ist kaum nachvollziehbar. Das Verhältnis zwischen diesen Wertsphären scheint doch mindestens ungeklärt (Opielka).

Mit der Säkularisation fand eine politische Entmachtung der Religion statt. Gegenwärtig scheinen Religionen wieder auf dem Vormarsch zu sein („Rache Gottes“ Kepel).

Und wenn ich mir den Aufwuchs des Islam in Deutschland vor Augen führe, scheint Gilles Kepel richtig zu liegen. Es scheint, wir brauchen dringend eine neue Aufklärung!

Jacqueline Gafner | Mo., 25. Dezember 2017 - 09:17

Antwort auf von Heinrich Niklaus

Mit der Säkularisation wurde nicht die Religion entmachtet, sondern die Kirche als Institution, deren sogenannt geistliche Würdenträger über Jahrhunderte auch die weltliche Macht für sich beanspruchten. Damit ist es im sogenannten Abendland - hoffentlich - ein für alle Mal vorbei, denn wie es ist, wenn es anders ist, kann man bis heute in denjenigen Staaten des sogenannten Morgenlandes sehen, in denen die "Pfaffen" auch in weltlichen Dingen immer noch das Sagen haben.

Rolf B. Greven | Sa., 23. Dezember 2017 - 11:46

Eine, wie ich finde, gute Zustandsbeschreibung des christlichen Glaubens bei uns. Ich möchte ergänzend zu dem Satz, dass das Christentum eine ".... unüberschaubare Summe aus kulturellen Überlieferungen...." ist, einen Faktor besonders erwähnen, nämlich christliche Grundwerte im Sinne der 10 Gebote. Als Aussteiger aus einer kirchlichen Gemeinschaft kann ich behaupten, dass das außerordentlich prägend ist, so dass man auch als Nichtmitglied einer kirchlichen Religionsgemeinschaft weiterhin Christ im Geiste bleibt.
Im Zuge der Aufklärung haben diese Gebote quasi die Rechtsgrundsätze einer zivilisierten Gesellschaft mit geprägt.

uns mal vor, die Christen würden die Inhalte ihrer Religion wirklich leben. Nicht nur Kulturchristen sein. Ohne Gewalt, Inquisition, Reconquista etc.....Ohne Macht, ohne Prunk, ohne Reichtum.....stattdessen arm, pazifistisch, rechte Backe , linke Backe, Nächstenliebe......Ob es das Christentum dann gäbe ? Wären Europa und z.B. Amerika dann "christlich" ?

Michaela Diederichs | Sa., 23. Dezember 2017 - 12:58

Einfach wunderbar dieser Artikel. Danke Herr Grau und auch Ihnen ein friedliches, gesegnetes Weihnachtsfest.

Torsten Knecht | Sa., 23. Dezember 2017 - 13:43

... von Max Weber zeigt die Verwurstung der christlichen Religion für die kapitalistische Wirtschaftsweise auf.

Religion als Überlieferung, Bräuche, Feste usw. sind das eine. Das andere ist die Institutionalisierung des Glaubens durch die Kirche, um Einkünfte (Kirchensteuer) zu generieren sowie um ihre Macht zu sichern. Analog dazu ist es auch nicht verwunderlich, das die Kirche in D. der größte Landbesitzer ist. Ihr genaues Vermögens entzieht sich der staatlichen Behörde. Toller Brauch ist auch die eigene Rechtssprechung in der Kirche.

Warum braucht die christliche Religion Kirchenbosse und eine hierarchische Herrschaft bzw. Ordnung? Die sogenannten "C" Parteien benutzen das "c" als Brauch o. Gewohnheit, sind aber keineswegs "c" im Sinne des Wortes.

Rene Goeckel | Sa., 23. Dezember 2017 - 13:55

Das mag schon sein. Allerdings ist das nur die Feststellung einer Tatsache, die nichts über die Qualität aussagt. Es gibt auch keine Kultur ohne Mord und Totschlag. Und jetzt?

Der Artikel ist substanzlos, ist nicht mehr als religiöse Propaganda und somit unanständig. In wessen Interesse schreiben Sie sowas, Herr Grau?

Die Überbetonung des Religiösen (in Politik, Medien, Organisationen, etc.) in Deutschland geht mir nicht erst seit gestern auf die Nerven. Gäbe es z.B. eine wirkliche Trennung von Kirche und Staat, hätten wir eine Menge Probleme weniger.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 23. Dezember 2017 - 13:59

gehe ich mit Ihnen d`accord, Herr Grau.
Gebe nur zu bedenken, dass die Nähe der Transzendenzen schon deshalb eine trügerische ist, weil sich das, was hinübergeht zum Teil eklatant unterscheidet.
Deshalb freue ich mich zu Weihnachten auch sehr über die Märchen oder modernen Epen wie "Herr der Ringe".
Ich gebe mir allerdings immer Mühe es dann als friedliebende EU nach vorne zu denken.
Für die Vergangenheit würde ich es aber durchaus ähnlich gewichten.
Es tut mir nicht wirklich leid, dass ich Europa bewundere und wahrscheinlich manches, nur noch sehr schwer als Sinnstiftendes zu Erkennende(zu alt).
Tolkien hat eine europäische Saga geschrieben, wo auch immer herkommend.
Von ihm her könnte ich jetzt vermutlich wieder "Auf den Marmorklippen" lesen, aber bedenkend, dass es sich verheerend auswirkte.
Die geradezu stoische? Akzeptanz des Todes für die Seinen möchte ich säkularer, was auch immer dann kommt.
Jedenfalls Mozart hat es leben, nicht nur sterben wollen.
Frohes Fest

Sam Walther | Sa., 23. Dezember 2017 - 14:13

"der Mensch" benötigt ein Paradigma, indem er sich wiederfinden kann; wo sonst soll er Halt oder Zuflucht finden?
Kulturelle Symbolik anstatt metaphysischem Bewusstsein!?
Wenn Sie darin den kulturstiftenden Beitrag einer Religion sehen, dann ist dem schwer zu widersprechen. Frieden jedenfalls hat diese Ansicht nicht in die Welt gebracht.
Ich persönlich würde mir mehr "vom Metaphysischen" wünschen. Denn nur dort ist wahrhaftiges Überwinden von Grenzen und Unterschieden möglich. Kulturelle Eigenschaften dagegen gilt es zu bewahren, aber auch zu schützen, abzugrenzen und zu verteidigen.
"Seit Copernicus rollt der Mensch vom Zentrum ins X"
Friedrich Nietzsche
Wünschen Ihnen frohe Weihnachten ...

Allerdings ist die Idee eines Zentrums bei genealogischer Betrachtung hinfällig.
Die Erde ist also nicht Zentrum, die Sonne hingegen Vergehendes, wie der Mond, die "Eltern"gestirne?
Die Erde ist für mich aber der prononcierteste Moment des Universums oder hat mal jemand versucht, sich mit der Sonne zu unterhalten?
Ich finde es bemerkenswert, wie Erwachsene vor dem Universum in Ehrfurcht fallen, aber ihren sagen wir mal Kollegen ärgern.
Also ja, das Leben auf der Erde ist das genialste und kostbarste, dem wir uns widmen könnten.
Es muss nicht alles in Deutschland passieren.
Dieser Gedanke bedeutet NICHT, dass man sich dessen frei, überhaupt bedienen dürfte.
Für Siedlerspiele habe ich also herzlich wenig Verständnis, für eine diplomatisch erfolgreiche UNO schon.
Das Zündeln, verdeckte Einflussnehmen ist angesichts des eigentlich offenen Geheimnisses des Lebens m.E. ein Verbrechen an der Menschheit.
Die Erde bewegt sich also um die Sonne, richtig, aber "ES" bewegt sich.

beatrix Dechant | Sa., 23. Dezember 2017 - 14:53

Religion vermittelt nun einmal moralische und ethische Werte! Das ist für unser Zusammenleben durchaus von Bedeutung!

Wir sind was wir sind und wie wir sind das Ergebnis einer christlichen Erziehung, im christlichen Kulturkreis, im christlichen Abendland.

Ob das vielen Menschen hier nun gefällt oder nicht!

Reiner Jornitz | Sa., 23. Dezember 2017 - 15:51

Sehr geehrter Herr Kraus, recht haben sie mit ihrer Meinung über den Standpunkt der Kirchen. Die Kirchen haben sich sehr von ihren Gläubigen Mental
entfernt. Das Kreuz wird in Jerusalem abgelegt, Katholische und evangelische Kirche werden extrem politisch und mischen sich in die Flüchtlingspolitik ein gegen ihre Gläubigen. Martin Luther würde sich im Grab herumwälzen Sie vertreten keine Werte mehr und sind kein Vorbild. Die Zwangsabgabe an Kirchensteuern tun ihr übriges dazu. Die meisten Menschen glauben an Gott, ich auch, -ich sah sogar den Tod vor mir -.Religion gibt Zusammenhalt, Werte, Hoffnung, Gesetzesvorlage Identität. Hätten wir diese Paradigmen nicht wäre unsere Gesellschaft am Ende: Ich wünsche ihnen und der Redaktion frohe Weihnachten Besinnung, Gesundheit in unserer ungewissen Zukunft. Schreiben sie und ihre Kollegen weiter ehrlich und halten sie ihr hohes Niveau mfg R. Jornitz

Lutz Gundlach | Sa., 23. Dezember 2017 - 15:57

Zuerst einmal ist es gut, ein Statement abzugeben für unsere kulturelle Herkunft, für die das Christentum einen großen Beitrag geleistet hat. Das ist gerade heute wichtig und gegenüber Multikulti notwendig. Auf der anderen Seite ist natürlich eine Sinnentfremdung bzw. -entleerung festzustellen. Es reicht eben nicht, Feste zu feiern, weil das immer so gemacht wurde, ohne zumindest zu wissen, was für Gefühle damit verbunden sind(Pfingsten, Karfreitag), wenn schon kaum jemand weiß, was für Bezüge zur Bibelgeschichte bestehen, geschweige denn, welche sinnstiftenden Lehren gezogen werden können. Es ist typisch für die Verarmung unseres geistigen Lebens, dass eigentlich nirgends tiefgründig darüber diskutiert wird, welche der Wurzeln unserer Kultur neben den christlichen( griech.-röm. Kultur und germ.-kelt.,Naturreligion z.B.) in unserem sekularisierten Leben eine Rolle spielen bzw. spielen könnten. Daraus könnte dann vielleicht eine echte Apologetik europäischer Kultur entstehen.

Konrad Schiemert | Sa., 23. Dezember 2017 - 16:27

Religion ist vermeidbar und das ist gut so. Die Zeit, in der die Religion nur als eine Randerscheinung existiert, kommt immer näher. Ersatzreligionen und besonders die Selbstbefreiung v. Religion sind bereits auf Vormarsch.
Menschen, die "Identität, Halt und Orientierung" aus Religion beziehen, sind eher diejenigen, die nicht selbstständig denken können/dürfen/wollen.
Unabhängig davon: Wir werden hoffentlich "immer" Weihnachten feiern, mehr als Familienfest als Geburtstagfeier.
> "starkes Zugehörigkeitsgefühl zur christlichen Kulturtradition":
Die Ursache dafür kann sein, dass "eine Art entkerntes Christentum als emotionales Bollwerk gegen eine gefühlte Islamisierung der Gesellschaft genutzt wird."
(https://hpd.de/artikel/deutsche-christentums-paradox-15109)

Offenbar haben sie ihre ganz eigenen Definitionen von Begriffen und vor allem sie haben den Artikel nicht vertiefend gelesen. Widersprechen muss man ihnen nicht, denn sie widersprechen sich, genau wie im Artikel erklärt, selber.
"Religion ist vermeidbar und das ist gut so."
"Unabhängig davon: Wir werden hoffentlich "immer" Weihnachten feiern"
Warum vermeiden sie das "Weinachten feiern" dann nicht? Verstehen sie nun den Sinn und Inhalt des Artikels? Genau das sagt er, Menschen die sich von der proklamierten "Religion" lossagen, suchen sich dann eine andere Religion, weil es eben keine Kultur(Gesellschaft) ohne Religion gibt, es sei denn sie nennen uns ein Beispiel, wann und wo das in der Geschichte der Fall war.

Ganz pragmatisch: Wir feiern am Weihnachten die Sonnenwende.
Und emotionsgeladen: Wir feiern das wahrscheinlich schönste Märchen der Weltliteratur, ohne eine einziges Wort davon zu glauben. Die Symbolik der Weihnachtsgeschicte ist einfach großartig.
Ich kann den Weihnachtsmarkt genießen ohne an Religion zu denken. Familien können zusammenkommen, einen Weihnachtsbaum stellen, sich beschenken, usw. ohne sich einzubilden, dass irgendwo da oben Götter das richtig halten oder nicht.

> Kultur(Gesellschaft) ohne Religion: Abwarten und den Trend beobachten. Es gibt schon Länder, wo die absolute Mehrheit nicht religiös ist. Religion wird früher oder später eine Randerscheinung sein. Oder eine fast inhaltslose Tradition.

In diesem Sinne: Schöne Weihnachten auch im nächstem Jahr!

Dabei ist es doch der Humanismus, der den stärksten Beweis einer Ersatzreligion bietet. Was dabei heraus kommt nennt sich Kommunismus, die atheistische Religion.

Lutz Gundlach | Sa., 23. Dezember 2017 - 16:46

Was ich sagen will, ist, das Versteifen auf das Christliche als alleinige Grundlage einer Verteidigung gegen den Islam ist wenig überzeugend. Das zeigt sich, wenn man seinen Kindern irgendwann mal mehr sagen will als "den Weihnachtsmann gibt es nicht, alles nur Märchen"! Da hilft der naturreligiöse Jahreskreis mit dem Erwachen der Natur(Ostern-Frühlingstagundnachtgleiche)), deren Erblühen/Reifen(Erntefeste) bis zum Sterben von Allem und der Feier des wieder erwachenden Lichts(Weihnacht-Wintersonnenwende). Das alles garniert mit Neuchristlichem(Weihnachtsmann-eigentlich Odin), Christlichem(Christkind/ Heiligenverehrung-Martini) und naturreligiösen Festen(Ostern, Sonnenwendfeiern, Erntedank). Richtig problematisch wirds, wenn man Christliche Werte in betracht zieht....Das geht mit unseren neoliberalen Grundsätzen(Stehlen,Lügen) ja nun gar nicht mehr zusammen! Aus diesem Blickwinkel wäre eine christliche Erneuerung gar nicht mal so abwegig(Polen), ohne unsere Kirchenfürsten allerdings...

André Demut | Sa., 23. Dezember 2017 - 17:40

Herr Frau macht es sich zu einfach. Im Neuen Testament gehört die Überschreitung aller nationalen und ethnischen Grenzen im Namen Jesu Christi zur Gründungserzählung - man vergleiche z.B. die Apostelgeschichte des Lukas oder Galater 3, 28. Religiöse Beheimatung und Universalisierung gehören nach christlichem Verständnis zusammen. Spekulatius ist entbehrlich.

Reiner Kraa | Sa., 23. Dezember 2017 - 20:22

Religion, gleich welcher Art, hat sich zunächst immer daraus ergeben, dass Menschen für etwas nicht logisch zu Erklärendes eine Erklärung im Mystischen gesucht haben. Religion hatte und hat aber immer den Hauptzweck Macht zu begründen, auszubauen und zu sichern. Alte, mittlere und auch neue Reiche bis in unsere Tage sind ausschließlich darauf gebaut. Machthaber, gleich welcher Art, haben sich zu jeder Zeit entweder selbst zu Göttern erklärt oder zu Personen, auf denen das Auge Gottes wohlgefällig ruht (von Gottes Gnaden) und denen man deshalb in allem zu folgen hat und alles zu geben hat, wenn einem das Leben lieb ist. Ihnen nicht zu gehorchen heißt, Gott nicht zu gehorchen und deshalb Rübe ab, wenn das so ist. Erst in der europäischen Aufklärung haben sich die Europäer in jahrhundertelangem, blutigem und opferreichem Kampf von ihren religiös basierten Bedrückern befreit. Wir brauchen keine Religion um glücklich zu leben. Und schon gar keine neue, wie etwa den Islam.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 24. Dezember 2017 - 16:01

Antwort auf von Reiner Kraa

Bei mir waren es eher sich andeutende gewaltige Zusammenhänge, was ich übrigens auch sehr gut bei Kant wiederfinde, in etwa, das Gesetz in mir und der gestirnte Himmel über mir.
Erklärungen für Einzelphänomene könnte ich mir eigentlich immer vorstellen, auch wenn meine Intelligenz nicht ausreicht, aber die Hoffnung auf Sinn und Verstand im Großen und Ganzen würde ich mit Göttlichem zusammenbringen.
Das kosmische Denken und Empfinden ...
Ich hatte mal eine zeitlang ein gutes Gefühl für eine Verbundenheit, lang, lang ists her.
Aber ja, von dem her glaube ich, dass es so etwas gibt.
Christus muss es verkörpert haben, denn dann spricht man zu allen Dingen und die zu einem selbst.

besser kann man es nicht formulieren.

Helmut Bachmann | Sa., 23. Dezember 2017 - 21:35

Viele, die mit den "Kernaussagen" nichts anfangen können und sich nicht von schöngekleideten Priestern sagen lassen wollen, was sie wählen sollen, oder allgemeiner: wie sie ihr Leben bestreiten sollen, um in den Himmel zu kommen. Viele von diesen glauben an ein Etwas, was sich hinter der Oberfläche verbirgt. Etwas, was man weniger in Predigten als in Kirchenmusik, Ritualen, Bildern, Kunst finden kann. Oder auch im weniger platten Lesen der Bibel.

Thorsten Sippel | So., 24. Dezember 2017 - 07:44

Die Christen, Die Juden,Die Muslime, usw.... und schon ist der bluttriefende Schlamassel da. Dabei ist es so einfach: Die Menschen! Ds ist die einzige kulturelle Identität die innerhalb der Menschen keine Abgrenzung - und damit keine Feindbilder schafft. Verkauft allerdings keine Waffen und macht keine Auflage. Ich für meinen Teilverzichte auf letzteres gerne. Schöne friedliche Tage dem Globus.

Gerdi Franke | So., 24. Dezember 2017 - 09:17

Und auch keine Religion ohne Kultur. Da meinen deutsche Politiker doch immer noch, die Migranten könnten ihre andere Kultur an der Grenze abgeben und nur die Religion wegen der Religionsfreiheit mit ins Land nehmen. Nein, man fördert einen Kuturmix, der dem Land nicht gut tut und ihm seine Identität nimmt!

Gabi Ströbele | So., 24. Dezember 2017 - 11:10

Ich war mir erst nicht sicher, ob die Überschrift nicht satirisch gemeint ist. Aber nach ein paar Zeilen habe ich gemerkt: Der meint das ernst.
Auf die einzelnen Behauptungen des Textes einzugehen, wäre wohl genauso sinnlos, wie zu erklären, warum die Erde eine Kugel ist, was die Kirche ja ziemlich lang geleugnet hat. Also bleibt die Frage, warum der Cicero für diesen Artikel Geld bezahlt (wovon ich einfach mal ausgehe). Wenn das so ist, würde ich auch gerne für den Cicero schreiben. Ich stelle mir Themen vor wie "Ohne Schnee keine Kultur", "Ohne Smartphones keine Kommunikation" oder "Ohne Philosophieprofessoren keine Demenz".

Sie haben recht! Der Artikel von Herrn Grau lässt einen ratlos zurück. Besonders nach den verheerenden Glaubenskriegen der letzten Jahrhunderte.

Sie haben Recht. Ich habe auch den Eindruck, dass der Artikel eine Art "Retten was noch zu retten ist" Werbung für Religiösität ist.

wolfgang spremberg | So., 24. Dezember 2017 - 12:16

wären fast alle überzeugten Christen, wären sie z.B. im Iran aufgewachsen, überzeugte Schiitische Muslime. In Indien....in Thailand....

Wilhelm Maier | So., 24. Dezember 2017 - 13:07

Trotz allem!, Fröhliche Weihnachten! Und friedliches!, Trotz!

Reinhard Benditte | So., 24. Dezember 2017 - 13:45

Die Christlichen Kirchen haben schon vor langer Zeit Ihre ursprünglichen Glauben verloren und sind prinzipiell immer an Macht und Erhalt der eigenen „Sonderstellungen“ interessiert gewesen. Die Kirchen sind durch massive Ausplünderung der Bevölkerung zu der Stellung gekommen, in der sie sich heute noch wohl fühlen. Der ehemalige Bischoff von Limburg hat das mit seinem ausschweifenden Gehabe am besten demonstriert und wurde dann auf Grund des massiven Aufschreis in den „Schoß der Kirche“ nach Rom zurück geholt. Im Prinzip gehörte er wegen Mißbrauchs der Ihm anvertrauten Gelder angeklagt! Die Kirchen haben schon immer doppelzüngig gelebt: von Wasser gepredigt und Wein gesoffen! Die islamische Welt ist nicht anderes. Sie ist aus wirtschaftlichen Gründen entstanden, hat durch Waffengewalt Ihren Einfluß verbreitet und hat ihre nachchristliche und mittelalterliche Prägung, die mit Krieg und Mord einhergeht, nie abgelegt!

Reinhard Benditte | So., 24. Dezember 2017 - 13:48

John Lennon sagte, die Welt wäre ein besserer Platz ohne Religionen! Denn es waren nicht Auseinandersetzungen der durch Religion geprägten Lebenswelten, es ging immer um wirtschaftliche Vorteile und um Macht!

Die Kultur Europas wurde von den Machtdemonstrationen der damals herrschenden Klasse, insbesondere natürlich auch von den KirchenFUERSTEN, geprägt, aber sie wurde ganz besonders beeinflußt von Denkern in der Zeit der Aufklärung und der französischen Revolution. Aus den letzteren sind die Werte entstanden, die wir heute als die zu verteidigenden Werte sehen. Die zu uns kommenden Flüchtlinge, aber insbesondere die vielen illegalen Einwanderer aus moslemischen Ländern, leben mit einer komplett anderen Wertevorstellung; ihre „Kultur“ ist nie durch eine ähnliche Phase der Aufklärung gegangen, wie die der Europäer. Die kirchlichen Institutionen mit Ihren Machtgehabe und mit ihren Mißbräuchen haben ausgedient, aber die Werte, die es in Europa gibt, die gilt es zu verteidigen!

Peter Huber | So., 24. Dezember 2017 - 13:49

.........ein besinnliches LICHTERFEST - früher mal Weihnachten genannt in Deutschland.

Michael Müller | So., 24. Dezember 2017 - 14:54

Stiften immer noch Identität und Gemeinschaft. Ohne transzendentalen Bezug, also ohne den Glauben an einen liebenden und barmherzigen Gott und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod sind sie reine Folklore, gleichsam sinnentleert wie Worthülsen bestimmter Politiker.
Frohe Weihnachen allen Foristen und dem ganzen Cicero Team.

Lutz Gundlach | So., 24. Dezember 2017 - 14:59

Kultur kommt von Kult, und der hat in jedem Fall etwas mit metaphysischem Blick(Grundlage jeder Religion) zu tun. Kultur ohne Metaphysik ist Formenspielerei, ein Kamin mit künstlichem "Feuer"...Frohes Fest, gleich kommt der Weihnachtsmann für meine Kinder, die Glücklichen!

Dr. Lothar Sukstorf | So., 24. Dezember 2017 - 15:20

Natürlich gibt es Kultur OHNE Religion. Was war denn im Garten Eden, vor dem Sündenfall?

Harro Meyer | So., 24. Dezember 2017 - 18:05

Religion und Demokratie schließen sich aus. Der Glaube fügt sich allenfalls in der verwässerten Form des Christentums in die moderne Welt. Um dem Einhalt zu gebieten hat doch der Vatikan unter Benedikt XCI eine Doktrin verabschiedet, die besagt: Demokratie muss auf den Zehn Geboten fußen. Das heißt, der demokratische Staat soll sich zum Gott der Christen bekennen. Erst kommt Gott, dann der Staat. Nicht umgekehrt. Der Vatikan war anderer Meinung, die Kirchen werden immer leerer, seine Ansprüche immer lauter und Benedikt auf dem Altenteil.
Man sollte um Klarheit zu schaffen, ein elftes Gebot machen: Du sollst mit Gott keine Politik machen, auch keine verwässerte.

Robert Müller | Mo., 25. Dezember 2017 - 11:17

Ich halte den Sozialstaat für die der Religion überlegene
Lösung. Keine Ahnung warum es in DE trotzdem noch Leute gibt die an Gott glauben, und vieles was angeblich christliche Tradition ist, hat mit Christentum nichts zu tun. Ist im Islam nicht anders.

Marc Kleff | Mo., 25. Dezember 2017 - 19:41

Ich bin Atheist. Ich glaube an keinen Gott. Sehr wohl glaube ich jedoch an das universelle Wertesystems Jesu Christi. Respekt vor jedem Menschen, Schwachen helfen, gutes für die Gesellschaft tun. Ich denke daher nicht, dass man zwingend eine Religion braucht, um eine kulturelle Identität zu schaffen. Es braucht stattdessen Konsens bez. moralischer und ethischer Wertesysteme in einer Gesellschaft.

Allerdings nicht in Form dieses alten Mannes, den man uns da vorjubelt, auch nicht an Söhne, Schwiegertöchter und andere Geister, die seine Fehler ausbügeln sollen. Das ist Blasphemie; römisches und griechisches Gedankengut, das nach dem Kirchenvater, dem hl. Augustinus, dem einfachen Menschen verständlich machen soll, warum hier eine Anzahl von Popen sich mit ihrer Hilfe und seinem Namen unangefochten ein einflussreiches und gutes Leben machen können.

findet sich m. E. sehr deutlich in unserem GG wieder! Entstanden aus den leidvollen Erfahrungen zweier Weltkriege sollten wir uns wieder darauf besinnen und es tatsächlich auch leben, so wie es die Gründerväter und -mütter unserer Republik für uns vorgesehen haben. Der Konsens, den Sie, werter Herr Kleff, vollkommen berechtigt anmahnen, besteht in der Annahme dieses GG, das nicht nur für die hier länger Lebenden in unserer Gesellschaft gilt. Religiöse Vorschriften und Dogmen mögen einigen GG-Artikeln entgegen stehen; Rechtsnorm ist hier aber immer noch unser GG! Wer sich aus religiöser Überzeugung weiteren Einschränkungen unterwerfen möchte - bitte sehr - solange er diese privat für sich selbst hält und nicht andere damit behelligt oder gar aufzwingt! Genau das unterscheidet unsere Werteordnung von derer in den meisten muslimischen Ländern; dort verlangt die Umma die Umsetzung der Scharia, wie man sie leider aus repressiven Theokratien wie Iran oder Saudi-Arabien her kennt.

Gerade dieses vom hl.Augustinus aus dem Griechischen von Sokrates u.a. übernommene und interpretierte Wertesystem ist doch das Problem. Demnach müssen die armen Flüchtlinge ALLE zu ihrem "einzig wahren Gott" geführt werden. Der Kardinal Marx aus München kann es den Ungläubigen erklären.

Ich glaube auch an Gott, aber nur an Einen. Dieses Familiengedöns der Christen mit Sohn und Mutterkult und Geistern geht mir ab. Aber Ihre Offiziellen, die Popen leben gut davon und passen auf, dass der Kult immer gut daherkommt. Da sollen sich die Politiker mal ein Stück von abschneiden.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 26. Dezember 2017 - 12:28

möchte ich aber sehr breit gefasst wissen.
So wie "Dinner for One" gehört zu meinem Heiligabend auch "Das Leben des Brian" von Monty Python.
Zunächst gelingt dieser Truppe im Vorspann ein so berührendes BILD
der heiligen Familie, dass schnell klar ist, dass die Familie des Brian nur auf diesem Hintergrund verstanden werden soll.
Dann aber wird m.E. im Laufe des Filmes eine Freiheit und Erlebbarkeit auch eines heiligen=ganzen Lebens dargelegt, dass man am Schluss hofft, dass das Leben Jesu und das des Brian nicht soweit auseinanderlagen wie die Karrikierung des Letzteren vermuten liesse.
Über diesen Film habe ich mich gefahrlos der Idee genähert, dass Christus Mensch war und darin auch Gott.
Für die Zeit bis Silvester empfehle ich "Fawlty Towers" mit John Cleese.

Dr. Lothar Sukstorf | Fr., 29. Dezember 2017 - 15:24

Wie bitte? Religion? Uns wird doch seit Jahren das System/Prinzip 'Demokratie' als Ersatz für Religion verkauft. Wer daran nicht 'glaubt' (der das Prinzip effizient haben möchte) fällt der modernen Inquisition anheim. Demokratie ist DAS Eschatologische schlechthin bei uns geworden. Das kann man z.B. an solchen Medien, wie der Zeit und der Süddeutschen, über Jahre hinweg, verfolgen.

Jo Steiner | So., 31. Dezember 2017 - 10:55

Jeder kann ohne Religion leben. Diese stellt nur ein Relikt aus den Zeiten dar, als man sie sehr gut zu Machtverschaffung über ungebildetes Volk nutzen konnte. Man betrachte nur heute die Religionsorganisationen und ihre Wirkungsweise. Was das mit Kultur zu tun haben soll, erschliesst sich mit nicht.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 2. Januar 2018 - 15:09

ohne Zusammen-Hang.
Wenn man das Gott nennen möchte, bzw. in der Gewichtung und Bewertung Christus als Gottes Sohn, dann nimmt man auf, was sich einem zeigt.