Lukaschenko und Putin
Der weißrussische Präsident Lukaschenko mit Wladimir Putin nach einem Gespräch im Kreml am 18. Februar / picture alliance

Weißrusslands Rolle im Ukrainekrieg - Moskaus treuer Vasall

Belarus steht im Ukrainekrieg nicht nur fest an der Seite Moskaus, sondern greift offenbar auch direkt in den Konflikt mit ein. Das Land hat ohnehin seine Selbstständigkeit verloren und dient als eine Art russischer Vorposten. Nicht zuletzt in Sachen Swift kann sich Weißrussland als hilfreich für den Kreml erweisen.

Autoreninfo

Allison Fedirka arbeitet als Analystin für die Denkfabrik Geopolitical Futures. Sie hat mehrere Jahre in Südamerika gelebt. 

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Russland hat eine kurze Liste von Verbündeten im gegenwärtigen Krieg, und keiner ist wertvoller als Weißrussland, ohne das es seine Ziele in der Ukraine nicht erreichen kann. Genau wie die Ukraine liegt Weißrussland in einem Grenzgebiet, das, wenn es unter Moskaus Kontrolle steht, Russland strategische Tiefe gegenüber seinen Gegnern in Europa verleiht. Im Gegensatz zur Ukraine befindet sich Weißrussland bereits fest unter russischer Kontrolle.

Tatsächlich hat Moskau dort schon immer einen unverhältnismäßig großen Einfluss gehabt. Es festigte seinen Einfluss im vergangenen Jahr, als Russland den amtierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko bei einem Volksaufstand gegen die weithin als gefälscht bezeichneten Wahlen unterstützte. Moskau half Lukaschenko bei der Unterdrückung abweichender Meinungen im Land und beim Schließen der politischen Reihen und verstärkte die wirtschaftliche Zusammenarbeit, um Belarus zu helfen, die westlichen Sanktionen zu überstehen. Seitdem haben die beiden Länder ihr Modell eines Unionsstaates ausgebaut, so dass Belarus nur noch dem Namen nach ein unabhängiges Land ist.

Wirtschaftlich von Russland abhängig

Wirtschaftlich ist Weißrussland von Russland abhängig, vor allem in den Bereichen Erdöl, Raffinerie und Kraftstoffverkauf sowie bei ausländischen Direktinvestitionen. Im militärischen Bereich finden laufend Übungen und Austauschmaßnahmen statt. Im November vergangenen Jahres, im Vorfeld der Ukraine-Krise, haben die beiden Länder eine Reihe von Abkommen geschlossen, die die Integration ihrer Finanz- und Verteidigungspolitik vertieft haben – genau das, was Russland jetzt braucht.

Die letzten Tage haben gezeigt, dass Weißrussland eine zentrale Rolle in Russlands Gesamtstrategie zur Erlangung der Kontrolle über die Ukraine gespielt hat. So wie das Land vor dem Krieg ein wertvoller Schauplatz für groß angelegte Übungen war, so war es auch zum Zeitpunkt der Invasion ein wichtiger Ausgangspunkt: Russland eröffnete eine seiner drei Fronten gegen die Ukraine von Norden her und schickte Panzer, Hubschrauber und Soldaten von der weißrussischen Grenze aus nach Süden. Es gibt auch Berichte, dass belarussische Truppen aktiv an der Seite der russischen Streitkräfte in der Ukraine teilnehmen.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist Belarus gut geeignet, Russland bei der Arbeit außerhalb des Swift-Bankensystems zu unterstützen. Russland verfügt über ein eigenes Finanznetzwerk außerhalb von Swift, das sogenannte System for Transfer of Financial Messages, in das fast alle belarussischen Banken im Laufe des Jahres 2021 aufgenommen wurden. Es wird erwartet, dass sich Russland stärker auf die Eurasische Wirtschaftsunion stützen wird, in der Belarus das drittgrößte Mitglied ist. Auch an der diplomatischen Front hat sich Belarus als akzeptabler Gesprächspartner für Russland und die Ukraine erwiesen.

Kleinere Proteste in Minsk

Umso wichtiger ist die Stabilität des Landes für Russland. Im Moment scheint Lukaschenko die innere Ordnung unter Kontrolle zu haben. Am Wochenende beteiligten sich 78 Prozent der Wahlberechtigten an einem Referendum über die Verfassung des Landes, die von 65 Prozent angenommen wurde. Die neue Verfassung sieht eine Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten vor, ermöglicht es Lukaschenko jedoch, bis 2035 an der Macht zu bleiben und die gesamtbelarussische Volksversammlung mit regierungstreuen Mitgliedern zu besetzen. Die Änderungen ermöglichen auch die dauerhafte Stationierung russischer Truppen und Atomwaffen im Land – eher eine Formalität als eine Veränderung des Spielverlaufs.

Eine antirussische und damit gegen Lukaschenko gerichtete Stimmung ist in Belarus bereits vorhanden. Am Wochenende fanden im ganzen Land einige kleinere Proteste gegen den Einmarsch Russlands in der Ukraine statt. Die Sicherheitskräfte hielten sie in Schach und nahmen etwa 400 Personen fest, die meisten davon in der Hauptstadt Minsk. Dennoch ist die Ausweitung der antirussischen Stimmung eine potenzielle Bedrohung, die Moskau nicht ignorieren kann.

Es ist unklar, wie der Krieg in der Ukraine enden wird. Klar ist jedoch, dass der weitere Erfolg Russlands in Weißrussland bis zu einem gewissen Grad davon abhängt, was mit seinem südlichen Nachbarn geschieht.

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Ernst-Günther Konrad | Do., 3. März 2022 - 11:41

Was macht eigentlich Corona? Was gibt es da Neues? Hat Cicero auf dem Schirm, das zwischen dem 16.-18.3.22 im BT die Impfpflicht offenbar unter dem Radar der Öffentlichkeit durchgepeitscht werden soll. Überall fallen inzwischen sogar die Masken, werden geplante Zwangsimpfungen ausgesetzt oder nicht mehr weiter verfolgt.
Ja, so schlimm der Ukraine Krieg auch ist, so haben wir hier in D jede Menge ungelöste Probleme und werden noch immer Spaziergänger verfolgt und versucht Demonstrationen zu verhindern. Ich weiß, die gehen für das falsche Thema auf die Straße. Die eigene Freiheit wird gegen die der Ukraine gerade eingetauscht. Bei allem Verständnis für die Ukraine, aber auch wir haben jede Menge ungelöste Probleme.
Darüber würde ich hier gerne auch etwas lesen, neben aktuellen Berichten zum Krieg.

Lieber im Chor über die "Corona-Diktatur" meckern, als die Demontage des AfD-Halbgottes Putin miterleben!

Nein SO so hat sich der Forist die Reaktionen in diesem Forum nicht vorgestellt, geschweige denn gewünscht. Da kann er nur verlieren.

Die Bild-Zeitung nennt Putin heute auf ihrer Titelseite einen "Massenmörder"!

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde die "Bild" an gleicher Stelle überschwänglich gelobt. Als Blatt, das sich nicht dem feindlichen Mainstream beugen würde. Besonders Herr Reichelt wurde als einer der letzten Leuchttürme im dunklen Meer der links-grün-versifften Presse gefeiert. Gleich, was der sich vorher an Geschmacklosigkeiten geleistet hatte - alles nur politisch insinuiert, um einen "Unbeugsamen" zum Schweigen zu bringen!

Wie einfach doch die Welt sein kann, wenn man sich entsprechend selektiv informiert!

Und jetzt: Wird "die eigene Freiheit gegen die Ukraine" eingetauscht.

Manchmal frage ich mich: Wie kann man eigentlich sowas schreiben?

Wolfgang Tröbner | Fr., 4. März 2022 - 10:54

Antwort auf von Gerhard Lenz

Auf welchem Stern leben Sie eigentlich? Dass Leute wie Sie den Ukraine-Krieg instrumentalisieren, um die AfD zu bashen - geschenkt. Man kennt nichts anderes von Ihnen. Aber selbst Ihnen dürfte doch gerade in den letzten Tagen nicht entgangen sein, dass die Putin-Versteher und Freunde hauptsächlich in den Reihen der SPD und der Linken zu finden sind (und nicht in der AfD), dürfte doch selbst Ihnen nicht entgangen sein. Namen wie Schwesig, Schröder, Mützenich etc. sagen Ihnen wohl gar nichts? Einfach mal informieren, bevor man Kommentare abgibt ...

Danke für Ihren Kommentar. Habe nachfolgenden Satz schon in einem anderen Kommentar geschrieben."Auch wenn es zynisch klingt, da kam für unsere Politdarsteller der Ukrainekrieg gerade zum richtigen Zeitpunkt.
Auf diese Weise können sie ihre kriminelle Agende rücksichtslos durchsetzen."

Jochen Rollwagen | Do., 3. März 2022 - 12:56

schon an anderer Stelle schrub: der "Westen" hat die Bildung des Unions-Staats Rußland - Belarus schlicht verpennt. Belarus ist kein "Vasall", Rußland und Belarus sind jetzt ein Staat. Deshalb heißt das auch so: "Unions-Staat" (auf gut russich: Sojusnoje gossudarstwo). Das wurde auch nicht heimlich im Verborgenen gemacht, sondern ganz offen seit Jahren.

Frau "Allison Fedirka, Analystin für die Denkfabrik Geopolitical Futures" ist hier, wie der Lateiner sagt, ein "case in point". Sie versteht es offensichtlich immer noch nicht.

Martin Falter | Do., 3. März 2022 - 15:04

Antwort auf von Jochen Rollwagen

was muss eigentlich noch passieren, damit sie das Putinverstehen aufhören.

Müssen erst Raketen in den Westen fliegen, oder die Russen bei ihnen im Garten stehen?

Belarus und Lukaschenko wollten bestimmt nicht den Einfluß von Russland haben, den die Russen jetzt ausüben.

Lukaschenko hat einfach nach militärischer Unterstützung gebeten, sonst hätte ihn sein Volk vom Hof gejagt. Schon vergessen?
Jetzt hat er Putin im Land und wird ihn nicht mehr los.

Man könnte auch sagen er ist jetzt Putins Pudel und wird mit ihm untergehe.

Joachim Kopic | Do., 3. März 2022 - 13:42

Putin hat den letzten Schubs verursacht, um die Ukraine in "den Westen" zu schubsen ... Biden & Co indirekt dasselbe mit Belarus gemacht, nur hier in umgekehrter Richtung. Und BEIDE Gruppen haben es leider versäumt, mit normalen Gesprächen einen Kompromiss zu finden. Was für Charaktere...

Stefan Elsen | Do., 3. März 2022 - 14:28

Bei dem servilen Antrittsbesuch unseres Bundeskanzlers Olaf Scholz beim us-amerikanischen Präsidenten Joe Biden und der in diesem Zusammenhang stattfindenden Pressekonferenz, mußte ich unweigerlich an Xavier Naidoo denken. – Denn es war nicht der deutsche Bundeskanzler, der sagte „... und glauben Sie mir, wir werden das beenden!“

In Bezug auf initiierte Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshofs wäre nebenbei anzumerken, daß Russland und die U.S.A. u.e.m. diesen gar nicht anerkennen. Ups!

Und dann wirft der ukrainische Präsident nun auch noch Reparationsforderungen in den Raum. Mal schauen, wie lautstark und eindeutig sich vor dem Hintergrund eigener Reparationsstreitigkeiten die Bundesregierung diesbezüglich positionieren wird!?

Ist dies alles noch Politik oder bestenfalls Realsatire?