Fotostrecke zerstörter Gebäude während des Bosnienkriegs.
Diese Fotostrecke stammt vom französischen Fotografen Antoine D’Agata und wurden im Jahr 1999 in Bosnien aufgenommen. Sie zeigen während des Bosnienkriegs (1992-1995) zerstörte Gebäude. / Agentur Focus

Das ewige Pulverfass - Warum der Balkan nicht zur Ruhe kommt

Der Balkan brodelt, mal wieder. Auch nach 24 Jahren Kriegsende jagen vergangene Konflikte die Gegenwart. Serbien rüstet auf, droht und versetzt seine verhassten Nachbarn in Sorge. Währenddessen befindet sich die Europäische Union in einem Serbien-Dilemma. Warum kehrt keine Ruhe ein?

Autoreninfo

Alexander Rhotert forscht als Politikwissenschaftler zum ehemaligen Jugoslawien seit 1991. Er war 20 Jahre für UN, Nato, OSZE, OHR und EU tätig, zumeist zur Friedensumsetzung auf dem Westbalkan. Als Oberstleutnant und Interkultureller Einsatzberater der Bundeswehr arbeitete er zu Kosovo und Bosnien und Herzegowina. 
 

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Am 21. März erreichte eine schreckliche Nachricht die serbische Öffentlichkeit: Ein 19-jähriger Mann hatte den fast fünf Monate langen Kampf um sein Leben verloren; Ärzte verschiedener Kliniken hatten alles versucht, um ihn zu retten. Er war der letzte von insgesamt 16 Bürgern Novi Sads, die durch den Zusammenbruch eines Bahnhofsvordachs am 1. November 2024 gestorben waren. Vorwürfe wurden laut, dass Nachlässigkeiten am Bau die Gründe für die Katastrophe waren. Es formierten sich Proteste, was durchaus normal ist im demonstrationserprobten Serbien. Doch diesmal sollte alles anders sein.

In den Jahren zuvor hatte es eine ganze Reihe von Demonstrationen gegeben – beispielsweise gegen die zunehmende Gewalt im Lande, wie sie etwa durch mehrere Amokläufe an Schulen weltweit Aufsehen erregte, und gegen die Ausbeutung eines Lithium-Vorkommens. Doch nach einiger Zeit ebbten diese Proteste ab.

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Christoph Kuhlmann | Mo., 2. Juni 2025 - 08:45

Solche Detaillierte Darstellungen einer komplexen politischen Lage, aus der jederzeit eine ebenso komplexe militärische Lage bis hin zum Konflikt mit Russland entstehen kann, findet man in den Medien nur selten. Ich selbst habe als LKW-Fahrer einige Serben kennen gelernt. Die Kollegen sind sehr speziell. Einerseits sehr freundlich, andererseits möchte man auch keinen Streit mit ihnen. Es besteht in der Bevölkerung wahrscheinlich eine erhebliche Bereitschaft zur Eskalation von Konflikten. Wie sich diese Bereitschaft in internen Debatten und Disputen auswirkt, ist mir allerdings nicht ganz klar. Wie man auf staatliche Korruption und Repression gegen den empörten Widerstand reagiert hängt stark von der Verankerung des Systems bei den konservativ-nationalistischen Kräften ab. Hier ist das Kräfteverhältnis zwischen den Fraktionen im Volk ausschlaggebend. Es kann nur durch freie Wahlen beurteilt werden. Wahlen, bei denen die Wähler sich über alle Folgen ihres Handelns im klaren sind.

Black Night | Mo., 2. Juni 2025 - 09:51

Die man am besten komplett ignorieren sollte. Hat man aus der Nord Stream Gegebenheiten keine nachhaltigen Rückschlüsse gezogen.

Erst hat hauptsächlich die SPD mit Nord Stream Europa nachhaltig zersetzt & jetzt das ganze mit den "Ökospezialisten". Und das Sahnehäubchen sind derzeit noch die Linken. Auch die AFD will keine nachhaltigen Verbesserungen & Veränderungen dieser Abhängigkeiten.

Eines ist klar, das Linke Projekt ist krachend auf allen Ebnen gescheitert. Aber es geht weiter!

Es ist eine Chance für die wirklich liberalen & konservativen politischen Kräfte in unserem Land, das ganze zum positiven zu verändern.

Weil bekanntlich gibt es keine "Klimakrise". Es gibt eine immer währende Klimaveränderung. Mehr haben wir nicht.

Muss man deswegen die gesamte Zivilgesellschaft in kriegerische Machenschaften hineinziehen?

Die einfachste Intelligenz zieht schon seit langer Zeit einen immer größeren Kreis mit einem immensen Schaden. Unglaublich

Walter Bühler | Mo., 2. Juni 2025 - 11:09

... der deutschen Politik auf dem Balkan beteiligt, und zwar meist im Rahmen der Bundeswehr, aber auch innerhlab der NATO, der EU und der UN.

Im Zusammenhang damit war er als politischer Berater tätig. In den letzten Jahren arbeitete er als Journalist (als Experte für Serbien und den Balkan). Ich habe keinen Hinweis darauf gefunden, dass er nach seinem dreijährigen Studium irgendwann Politologie gelehrt hätte oder in der institutionellen Forschung gearbeitet hätte. Buchveröffentlichungen habe ich nicht gefunden, lediglich Zeitungsartikel.

In Herrn Rhoterts Augen gibt es nur ein böses Land auf dem Balkan, nämlich Serbien, das quasi naturgesetzlich vom teuflischen Russland aus gesteuert wird.

In dieser einfältigen Weltsicht ist keine Nachsicht der deutschen oder der EU-Politik gegenüber Serbien angebracht.

Rhoterts holzschnittartiges Bild der Wirklichkeit auf dem Balkan bedarf dringend einer Reflexion, die Selbstkritik nicht in so offener und penetranter Weise ausschließt.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 2. Juni 2025 - 11:16

Die im Nationalbewusstsein fest verankerte Absicht, ein "Großserbien" zu verwirklichen, besteht seit Urzeiten. Warum ignoriert man dies permanent ? Auch Putin hat seine Absichten stets klar kommuniziert, ebenso Xi Jinping. In Afrika wurden die Grenzen in den meisten Fällen mit dem Lineal gezogen, und im Westen wundert man sich über fehlendes Nationalbewusstsein. Und nun wird eine Hauptvertreterin dieser ignoranten Politik Präsidentin der UN-Generalversammlung. Geht‘s noch ?

Jelena Dimovska | Mo., 2. Juni 2025 - 17:17

Hei hei,
Wirklich wunderlich, nach so vielen Jahren, so vielen Analysen und eine Zeitperspektive,mit Geständnis, seitens der USA daß alle Jugoslawische Kriege ,nur eine einziger Grund hatten nämlich Amerika die größte NATO Base in Südost-Europa zu erschaffen, liesst man immernoch so eine einseitige veraltete Erzählung,schade.
Bringt uns nicht weiter.Traurig.