Kurz vor der Abstimmung der UN-Vollversammlung über eine Resolution zur Verurteilung der russischen Annexionen in der Ukraine / dpa

UN-Resolution gegen Russland - Das Dilemma des Westens 

Auch wenn eine große Mehrheit in der UN-Vollversammlung die russischen Annexionen in der Ukraine verurteilt hat, sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Westen mit seiner harten Haltung gegenüber Russland zunehmend alleine dasteht. Statt global Kooperationen zu organisieren, möchte man weiterhin die Welt missionieren.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Als am vergangenen Mittwoch in der UN-Vollversammlung, also dem größten Gremium der Vereinten Nationen, 143 von 193 Ländern die völkerrechtswidrige Annexionen Russland in der Ostukraine verurteilten, schien die Welt im Westen wieder einmal in Ordnung. Nur fünf Länder – Russland, Belarus, Nordkorea, Nicaragua und Syrien – stimmten gegen die Resolution. 35 enthielten sich, darunter allerdings China und Indien. 

Entsprechend zufrieden zeigte man sich auch in den deutschen Medien. Unisono wurde das wider Erwarten gute Ergebnis gelobt. Man sah ein starkes Zeichen gegen Russland und ein noch stärkeres für das Völkerrecht. Dem Westen, so der von den meisten Medien kolportierte Eindruck, sei es wieder einmal gelungen, die Welt hinter sich und seine universalistischen Werte zu scharen. Es regierte allenthalben eine kaum zu übersehende Selbstzufriedenheit. Wenn die mal nicht voreilig war. 

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Richard Schneider | Sa., 15. Oktober 2022 - 15:08

Und zum Schluss kommt Blödsinn. Als ob der pöhse Westen die armen Rüsschen völlig grundlos und einseitig isoliert hätte. Meine Güte, wieso ziehen Sie nicht nach Russland?

Denn da gibts wenigstens Strom, Gas od. Öl und in ausreichender Menge und billig sowie auch Kohle zum heizen. Selbst bei sibirischer Kälte, würde man nicht frieren. Wir werden es sehen, bei wie viel Grad minus das Licht in Germany ausgeht. Ach ja, einige AKW gibts in Russland ja auch noch. Wir schalten unsere ja ab. ..
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Ich denke, Herrn Grau geht es nicht um Russland. Es geht darum, wie der Westen bei vielen Ländern gesehen wird und da dürfte Herrn Graus Einschätzung zutreffen, dass viele Länder nicht missioniert werden wollen und den Westen als missionierend einschätzen. Man kann dann immer noch darüber streiten, ob andere Länder mehr missionieren, ob man missionieren sollte, ob man es nicht "missionieren" nennen sollte, ob unsere Werte am Ende doch besser sein werden etc. Aber ich glaube man kann nicht wegdiskutieren, dass das für viele Länder ein Thema ist. Es ist selbstverständlich nicht das einzige Thema und auch selbstverständlich haben viele Länder größere Probleme mit Russland, China oder anderen Staaten. Aber die Zahl der Länder, die "blind" dem Westen folgen, scheint mir eben (für mich ziemlich offensichtlich) auch begrenzt.

Martin Falter | Sa., 15. Oktober 2022 - 15:16

verwundert wie sie Herr Grau einen zugegeben kurzen Sieg des Westen in eine totale Niederlage umdeuten bzw. umschreiben.

Auch ihr Argument Russland wurde vom Westen isoliert bzw, nicht beachtet, spottet der Realität Hohn.

Genau weil wir ( insbesondere Deutschland ) Russland des Hern Putins hofiert haben sind wir jetzt in dieser gefährlichen Lage.

Russland hätte seit den 00 Jahren alle Möglichkeiten gehabt zu einem globalen Player aufzusteigen.
Aber nein Korruption und Habgier der Eliten wählten lieber das System Putin.

Auch gilt, die Probleme ( Putin und Russland ) gleich angehen, erspart große Probleme später.

In einem Punkt gebe ich ihnen recht, der Westen hat seine Werte schon sehr früh an Putin verkauft, weil es so bequem war.

Helmut Schmidt hat nach der Ölkrise im Jahr 1973 unsere Lieferanten diversifiziert und billiges Oel, Gas und Rohstoffe aus Russland bezogen. Anschließend haben wir unseren Wohlstand mit diesen Rohstoffen und eigenem Engineering auf- und ausgebaut. Niemand wusste zu dieser Zeit, wer Putin überhaupt ist. Den bewährten Energiemix haben, wie fast jeder weiß, Rot, Grün und Schwarz sukzessive aufgegeben. Atomausstieg, Kohleausstieg und jetzt Gasausstieg. Vielleicht erhalten sie demnächst Gelegenheit diese Fakten bei Kerzenlicht in den Geschichtsbüchern nachzulesen. Der ÖR hat dann nämlich Sendepause.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 15. Oktober 2022 - 16:04

Sie haben völlig recht. Auch wenn 143 Staaten natürlich diesen Krieg verurteilen, das tue ich auch, bilden diese Staaten nicht die Mehrheit der Menschheit ab. Und ja, nochmals werden sich gerade auch die Länder in Afrika nicht kolonialisieren lassen, denn sie haben zum einen historische Erfahrungen mit westlicher Kolonialisierung und sie verfügen inzwischen über so viel wirtschaftlichen und technischen Sachverstand, das sie in der Lage sind, ihre Situation zu verbessern, wenngleich noch viele Staaten dort nicht demokratisiert sind und ihre Völker trotz Bodenschätzen an Hunger leiden, während ihre Staatenlenker sie weiter unterdrücken. Und ja Herr Grau, der größte Fehler, der gemacht wurde und noch immer gemacht wird ist die Tatsache, Russland zu isolieren und zu glauben, es ginge ohne dieses Land. . Das wird sich rächen. Das Erwachen wird bitter sein, denn egal wie der Krieg ausgeht, ohne Russland wird nichts gehen, mögen sich die westlichen Medien die Welt noch so schön schreiben.

Tomas Poth | Sa., 15. Oktober 2022 - 16:18

Das sind die USA mit ihrer Weltmacht-Dominanzpolitik die keine gleich starken Mächte neben sich duldet. Die USA die in ihrem Hegemoniebestreben nicht dulden will, daß die Rohstoffe auf dem Weltmarkt auch in anderer Währung als dem Dollar gehandelt werden.
Die USA die überall mit dem Vorschlaghammer dazwischen geht wenn der Petrodollar umgangen wird und nennt dies dann Verbreitung der Demokratie, hinterlässt aber nur Chaos in den getroffenen Ländern.
Der Anspruch alles in der Welt kontrollieren zu wollen macht die USA zum ständigen Risiko des Friedens.
Toleranz und Respekt gerinnen im Munde der U.S. Politik zum Friß Vogel oder stirb.

der USA. Der Wunsch oder eher Befehl an die OPEC mehr Öl zu produzieren wurde abgelehnt und prompt wird mit Vergeltung gedroht. Meines wissens ist die OPEC eine Vereinigung mehrer Staaten die frei und souverän Entscheiden können was und wieviel sie produzieren wollen oder können. Die Drohungen der USA zeigen genau das Verhalten das die Welt so satt hat.

Dominik Roth | Sa., 15. Oktober 2022 - 17:11

so sehr stimme ich nicht überein mit Ihren Ausführungen!
G7+Russland-Gipfel, Wandel durch Handel, Einladung zur Rede vor dem Bundestag, Schröder-Buddyship,, all das hat man trotz Grosny, trotz Gifthinrichtungen [auf europäischem Boden], trotz Kriegsverbrechen in Georgien u. Syrien, trotz Oligarchen-Kleptokratie, trotz Hackerangriffen auf unser Land, trotz sich abzeichnender Defacto-Diktatur inkl. autokratischen Mediengesetzen, usw versucht. Öffnen Sie Ihre Augen, Herr Grau!

Die Rede vor dem Bundestag sollten Sie vielleicht nochmal in Gänze anhören. Kriegsverbrechen - wieviele solcher wurden von unserer Schutzmavcht weltweit begangen? Wurde nicht das Handy der Kanzlerin ausgespäht? „Das tut man unter Freunden nicht“- das war alles. Und die Zahl der CIA Operationen im Ausland mit dem Ziel, unliebsame Personen zu liquidieren-trotz „Rechtsstaat“? Warum haben wir uns dann nie von unserer Schutzmacht gelöst, wenn diese Art, eigene staatliche Interessen zu vertreten uns so empört? Was machen denn andere Geheimdienste wie MI6 etc.? Geht es tatsächlich um „Werte“- das glauben Sie doch selbst nicht!

Romuald Veselic | Sa., 15. Oktober 2022 - 17:31

"... sondern im Zeichen von Wirtschaftsliberalismus, globalen Märkten und eines zunehmend „woken“ Kapitalismus, der den Rest der Welt unter die weltanschaulichen Vorgaben von Feminismus, Inklusion, Diversity und Transgender zwingen will. Unausgesprochenes Ziel ist es dabei, die lokalen Machtstrukturen auszuhöhlen und durch globale Netzwerke und ihre Ideologie zu ersetzen."

Wenn die Linken, Klimaretter & Alles-Werden-Wir-Gut-Machen-Aktivisten sich zusammen tun und uns erklären, sie sind die 2. Aufklärung nach Immanuel Kant & Co., dann haben wir schon verloren. Noch bevor der Krieg in der UA begann. Weil Aberglaube das Wissen ersetzte. Erneuerbare Energien sind D-Spezialwunschdenken. Einmalig im Kosmos. Nur anders ausgeartete Perpetuum mobile.

Kaputte Schuhe oder Dachrinnen, werden nicht durch den Gotteswillen repariert.
James Webb Teleskop war nicht durch woke-gendernde und culture-canceller angefertigt. Sich irgendwo aufzukleben, ist das Paradebeispiel mentaler Seichtigkeit.

Gisela Fimiani | Sa., 15. Oktober 2022 - 17:35

Der Rausch westlicher Überlegenheit wird bald einer großen Katerstimmung weichen. Am Hochmut westlichen Historizismus - der Vorstellung, dass der Westen das erstrebenswerte Vorbild für die Welt sei - werden wir uns fürchterlich verschlucken. An unseren fragwürdigen Werten ist der Rest der Welt nicht interessiert. Im Gegensatz zu den USA, die eigene Interessen nie aus den Augen verloren, die (noch) eine gewisse Konkurrenzfähigkeit vorweisen können, sind imbezile Westeuropäer auf bestem Wege, sich überflüssig zu machen und mit Häme überzogen zu werden. Spätestens wenn die EZB nicht mehr für unendlichen Geldsegen sorgen kann, die EU vor dem Konkurs steht, werden wir an unseren sog. „Werten“ erstickt sein. Bestenfalls droht uns dann die späte Verwirklichung des Morgenthau-Plans. Der tiefe Sturz der Hochmütigen in den Orkus der Bedeutungslosigkeit, in die Kälte eine leeren entmenschlichten Gattungswesentums.

Jens Böhme | Sa., 15. Oktober 2022 - 17:54

Putin hat im Bundestag 2001 auf deutsch klar formuliert, dass eine Integration Russlands nur nach den Bedingungen Russlands vollzogen werden könne. Eine Isolation Russlands durch z.B. Europa fand nicht statt: der Erdöl- und Erdgastropf mit Russland ist überlebenswichtig, wie man nun schmerzhaft in Europa feststellt, will man nicht Dritteweltregion werden. Russlands wirtschaftliche Interessen sind nicht auf den europäischen Markt angewiesen. Mit diesen Hintergründen ist die Krimannexion, der Ukraineüberfall und die russische Assimilierung der Ostukraine zu verstehen und nachvollziehbar.

Markus Michaelis | Sa., 15. Oktober 2022 - 18:06

Mein Bauchgefühl ist, dass diese und andere UN-Entscheidungen weniger Entscheidungen für oder gegen Russland sind, sondern eine Hauptkomponente ist neben nationalen Interessen die Emanzipation vom Westen - in der Art wie der Artikel es ausführt. Natürlich kommen auch andere Gesellschaften nicht oder nur schwer an globalen Trends vorbei, wie etwa mehr Mitsprache für Frauen - und von diesen Trends sind auch viele vom Westen angestoßen.

Ich denke aber auch, dass westliche Eliten das zu sehr so sehen, dass man damit DIE universellen Werte vertrete und vorgebe. Dagegen stünden nur Autokraten und die Verteidigung überholter Privilegien. Alles stimmt immer auch an vielen Stellen, aber dominierend sehe ich es eher wie der Artikel, dass es global starke Emanzipationsbestrebungen gegenüber dem Westen gibt und eine Vielfalt an unverträglichen Sichtweisen und Werten, die sich nicht in ein westliches Werteschema (das sich auch immer ändert) einfügen lassen.

Karl-Heinz Weiß | Sa., 15. Oktober 2022 - 20:34

Warum ignoriert der Autor permanent die (eindeutigen) Äußerungen von Putin und Xi ? Putin will ein Groß-Russland und Xi spätestens 2049 die Weltherrschaft mit einer digital perfekt gesteuerten Diktatur ? Das US-Modell mag Schwächen haben, aber wie lautet die Alternative ? Die Weltpolitikerin Merkel war mit ihrem Lavieren auf dem Holzweg.

Kai Hügle | Sa., 15. Oktober 2022 - 20:56

2015 bescheinigten Sie Putin ein Vorgehen von "einer Brutalität und Rücksichtslosigkeit, die nur noch durch seine Verlogenheit und Doppelzüngigkeit überboten wird", und stellten fest: "Gerade unter den Russlandverstehern tummeln sich gerne auch passionierte Geostrategen. (...) Die wahren Kriegstreiber, so weiß man in diesen Kreisen, sitzen natürlich nicht in Moskau, sondern in Washington und in Brüssel, die das friedliebende Russland mit ihrer aggressiven Politik bis auf das Blut reizen. Man greift sich an den Kopf." Zitiert in:

https://www.cicero.de/aussenpolitik/deutsche-psychopathologien-deutschl…

Heute, sieben Jahre später, behaupten Sie, man habe "dieses Riesenland in das Lager der erbitterten Feinde des Westens getrieben" und die 143:5 Abstimmung bei der UN zeige, dass der Westen "zunehmend alleine dasteht".

Argumentative Konsistenz: Fehlanzeige. Ein journalistischer Offenbarungseid sondergleichen...

Dr.Andreas Oltmann | Sa., 15. Oktober 2022 - 23:54

Herr Grau hat Recht. Die UN-Abstimmung hat gezeigt, dass bzgl. der Bevölkerungszahl der Westen in die Minderheit gerät. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die zunehmende geistige und militärische Gleichberechtigung. Und durch die Arroganz des Westens, allen voran der USA, mit Besserwisserei und moralisch erhobenem Zeigefinger allen zu erklären, wo es langgeht. Unterstützt durch die weltgrößte Militärmacht Amerika, die keinen Widerspruch duldet. Aberfür sich alles Recht der Welt in Anspruch nimmt, ohne Widerspruch zu ertragen. Saudi-Arabien, die Türkei, natürlich China und Indien lassen sich nichts mehr diktieren.
Und den USA fehlt der Respekt vor den anderen, zu einem Gespräch auf Augenhöhe. Auch den Europäern.

um die Bevölkerungsmehrzahl geht.
Es geht evtl. auch in Richtung Veränderung der Abstimmungsmodi bei der UNO?
Kippen der Sonderrechte durch 2/3 Mehrheit oder so.
Aber was heisst hier "Kippen"?
Das ist schon ein starkes Votum gegen Russlands militärischen Einsatz gegen die Ukraine.
Ich bin dennoch persönlich für eine Teilung der Ukraine, auch Syriens, des Irak, eigene Staaten für Katalanen und Basken, Kurden usw.
Meiner, zu meiner Partei abweichenden, Meinung nach, kann man Menschen nicht in Zugehörigkeiten zwingen.
Die beiden Weltkriege konnten auch geschehen, weil mit Macht operiert wurde, nicht mit Selbstbestimmung.
Ich begreife auch nicht immer, warum manche zusammengehen und manche nicht, Kriege darüber lehne ich ab.
Schade, dass China wohl wieder Taiwan gedroht hat.
Als ob die zu einem Bundesstaat der USA werden wollen?
Tibet hat ein Recht auf seine Kultur.
Ich suche sehr nach Möglichkeiten der Verständigung.

Ich höre immer nur „die Arroganz des Westens“. Wir sollten uns die Frage stellen, wie wir in Zukunft leben wollen. Ich jedenfalls nicht in menschenverachtenden Systemen wie China oder Russland! Außerdem sähen wir ohne die USA im Hintergrund sicherheitstechnische ganz schön alt aus!

michael büchner | So., 16. Oktober 2022 - 00:00

in all den jahren sich als reformunwillig erwiesen hat, gerade auch im hinblick auf den sicherheitsrat, dem mittlerweile aus meiner sicht zwingend deutschland und japan und einige andere länder angehören müssten, es aber nicht können, weil die siegermächte des zweiten weltkrieges dies zu verhindern suchen, was zu einem zunehmenden legitimationsverlust des sicherheitsrates zum einen und zum anderen der institution un überhaupt führt...

warum sollen neue, aufstrebende länder sich dieses theater noch antun, wo es doch bei den russen derzeit so billig energie zu haben gibt?

Urban Will | So., 16. Oktober 2022 - 01:52

sinnung“ und einige Länder werden ihre Abstimmung aus rein opportunistischen Gründen der der Leit – Macht USA angepasst haben.
Ist es doch der arrogante Westen, der „unliebige“ Länder gerne mit Sanktionen abwatscht.
Es wurde hier vor kurzem klar dargelegt, dass die USA diesen Krieg kontrollieren und somit wesentlichen Einfluss auf seinen Verlauf haben.
Wer einen Krieg verurteilt, ihn aber munter weiter laufen lässt, macht sich mitschuldig.

Und über d letzten 20 J der Politik ggü Russland redet man erst gar nicht.
Wer glaubt, man könne Russland komplett aus d Ukr treiben (inkl. Krim), ist naiv. Daher halte ich diese Verurteilungs – Arie als reine Show. Die Enthaltungen der hier genannten aufstrebenden Länder Indien und China zeigen klar: man geht dort den vom Westen vorgeg. Weg nicht mehr mit.
Der Stern des Westens beginnt zu sinken, man ersäuft in seiner Dekadenz, Wokeness, Gender – Irrsinn, etc- all das sind eindeutige Zeichen.

Christoph Kuhlmann | So., 16. Oktober 2022 - 08:35

Das hatten wir ja im OST-West Konflikt. Jede Menge blutige Diktatoren durften sich mit Unterstützung des Westens austoben und zum Beispiel Drogen gegen Waffen tauschen, die dann auf unseren Straßen feil geboten werden. Wer ist der Westen? Der Westen ist die Summe aller Demokratien, die sich halbwegs an die Menschenrechte halten. Da sehe ich in vielen Teilen der Welt Fortschritte. Modi in Indien rückt von Russland ab, China geht auf Distanz. Niemand will mit Loosern zusammenarbeiten. Die Theokratie im Iran ist auch auf dem absteigenden Ast und in Südostasien demokratisieren sich langsam aber sicher etliche Systeme, allein schon um der chinesischen Hegemonie zu entgehen. Natürlich ist die Menschenrechtslage vielen Afrikanern, Asiaten und Bewohnern anderer Kontinente ungefähr so wichtig, wie "dem Westen" im Jemen oder im Sudan. Who Cares, wenn das Öl aus Russland 20% billiger ist? Oder man Uran aus dem Sudan braucht? Es läuft gut zurzeit, wir müssen nur noch die Grünen loswerden.

Gabriele Bondzio | So., 16. Oktober 2022 - 09:02

ist es noch lange nicht dasselbe.

Was signalisiert, dass Konsequenzen nicht immer mit einem Maßstab gemessen werden,
oder
...ausgehend vom Ergebnis, 141 Ja-Stimmen, fünf Nein-Stimmen, 35 Enthaltungen, mag das Ergebnis für den "Westen" sprechen.

Schaut frau sich jedoch die Landmasse/Bevölkerungszahl (besonders)der Enthalter an, sieht das Ergebnis schon etwas anders aus.

Und hier muss ich ihnen recht geben (siehe Sprichwort), werter Herr Grau, ...die Missionierung kommt vor allem bei den Enthaltern schlecht an.
Denn dort sieht man(n/frau nicht nur die Zweideutigkeit mit der der Westen argumentiert.
Welcher ja trotz hoher verbaler Moral, Kriege vom Zaun bricht.

Und es wird abgewartet, wie die Sache ausgeht.
Mit einem Bein im westlichen und mit einem Bein im russischen Lager.

Das moralisches Druckmittel der Resolution, dürfte dazu bei Putin keinen Wirkmechanismus hervorrufen.
Er wird damit gerechnet haben.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 16. Oktober 2022 - 11:00

Wüste, Herr Grau?
Ich stimme mit Ihnen überein, auch weil ich meine koloniale Geschichtsstunde gelernt habe.
Es ist hohe Zeit, dass sich Eur/Asien, und der globale Süden aufrichten und emanzipieren von einer vermeintlichen moralischen Überlegenheit Europas, aber auch generell des globalen Nordens.
So gesehen dürfen sich Russland/China nicht imperialistisch gerieren gegenüber Indochina (beginnend ab Korea?), Indien oder Australien (last but not least) aber sie müssen sich auch nicht auf der Nase herumtanzen lassen.
Nordamerika ist genauso in der Pflicht/Verantwortung gegenüber seinem Süden, aber muss nicht über sich verfügen lassen.
Ich habe keine Probleme damit, mit einer Meinung alleine zu stehen.
Es mag vor Urzeiten eine "Klima"-Rückwanderung des Homo Sapiens nach Europa gegeben haben, ebenso aus Asien und Amerika.
Die Kolonialzeit werte ich überwiegend als machtvolle Rückkehr in die Heimat, ebenso die Neuzeit-Besiedlung Amerikas.
Mich hat die Richtung nicht interessiert.
Sapere aude

bevor ich antworten möchte, deshalb nur kurz und sicher nicht erschöpfend eine Erläuterung zu meinem Kommentar.
Wieso sehe ich so etwas und bewerte es so?
Ich komme aus großen Familien, bin selbst liebende Schwester, Großtante etc.
Ich sehe viele, sehr viele Ähnlichkeiten und doch habe ich noch nie erlebt, dass mich irgendwer als Mutter statt der eigenen wollte.
Als Patin, Ersatzmutter, das schon.
Mir will die Genealogie schönste Zugehörigkeit und Anbindung erscheinen.
Ich respektiere sie und freue mich jedesmal, wenn Menschen nach ihrem eigenen Gusto selig werden können.
So wenig, wie ich anderen meine Art zu leben aufzwingen möchte, so wenig dulde ich das von anderen mir gegenüber.
Da gibt es auch keine Verpflichtung zu Unsinn für mich.
Eine Welt ist nie die Eines über die Welt, sondern die Welt Aller.
Daraus ergibt sich keine Ermächtigung, weder in die eine, noch in die andere Richtung.
Der je globale Norden wird seinem je globalen Süden auf die Beine helfen können, bis diese laufen

Ulrich Storr | So., 16. Oktober 2022 - 19:24

1. Ein Riesenland wie Russland kann niemand isolieren.
2. Die bürgerlich- individualisierenden Werte der europäischen Aufklärung haben objektiv das Zeug zu universalen Normen.
3. Das wäre nichts Schlechtes, wenn einige der wichtigsten Staaten im Weltkonzert nicht gerade die Erfahrung machen würden, dass die Werte, die sie aus den Klauen des Kolonialismus befreit haben, sich nach innen nur gegen mächtige Gegner durchsetzen lassen. Das wollen diese Staaten aber nicht unbedingt.
4. Der Westen stellt auf der gleichen Ebene fest, dass internationales Handeln im Einklang mit Humanität unglaublich mühsam ist.

Dieses widersprüchliche Verhalten macht das westliche Agieren unglaubwürdig. Zudem ist es die relative Schwäche, insbesondere Europas, die China und Indien eigene Wege gehen lässt. Diese Gleichung: Inkonsequenz + (soziale + ökonomische) Instabilität = - Einfluss (das Vorbild bröckelt) speist die Wirkung des Dilemmas.

Fazit: Macht ist nicht alles. Aber ohne Macht ist alles nichts.

Smilla Heller | So., 16. Oktober 2022 - 21:54

In vielen Punkten liegt Herr Grau sicherlich richtig. Was er dann aber zum Thema Russland absondert - da schließe ich mich den anderen kritischen Lesern in diesem Forum an, erscheint mir wirklich eine Sichtweise zu sein, die die Tatsachen verdreht! Bei diesen Argumentationsketteb wird ja auch gerne die aggressive Außenpolitik seit Putins Amtsantritt gerne unter den Teppich gekehrt! Man hätte Putin schon viel früher klare Kante zeigen müssen! Dann wäre die Ukraine (und letzendlich auch wir) jetzt möglicherweise gar nicht in der aktuellen Situation! Das einzige, was Putin (nicht Russland!) bedroht, ist eine Gesellschaft, die sich nahe seines Einflussbereichs Demokratie und Freiheit wünscht. Davon bin ich fest überzeugt!

Gerhard Lenz | Mo., 17. Oktober 2022 - 11:14

Ganze fünf Staaten waren noch auf Seiten Putins zu finden. Alles Staaten, die entweder völlig von Russland abhängig sind, wie z.B. Syrien, oder seit geraumer Zeit von ähnlich gearteten Brutalos regiert werden, wie z.B. Nordkorea.

Daraus zu schließen, der Westen sei zunehmend isoliert, ist schon abenteuerlich, und eigentlich eines Denkers unwürdig!

Die "Neutralität" anderer Staaten ist entweder wirtschaftlichen Interessen oder einer grundsätzlichen Ablehnung westlicher Werte geschuldet. Neutralität bedeutet ebensowenig Unterstützung des russischen Systems, wie z.B. Enthaltung bei einer deutschen Wahl als grundsätzliche Zustimmung zur AfD zu verstehen ist - auch wenn Cicero-Foristen das gerne suggerieren.

Es ist bequem, mit Russland Beziehungen welcher Art auch immer zu unterhalten, wenn man sich nicht geographisch in dessen Nähe befindet, oder ökonomisch in Abhängigkeit von Putins Regime geraten ist. Sonst droht nämlich eines Tages die "Befreiung" durch russische Truppen.