Das Erdbeben in der Türkei und Nordsyrien hat Zehntausende Opfer gefordert / picture alliance

Erdbeben in der Türkei - „Das ist nicht Schicksal, das ist ein Massaker“

Während AKP-Politiker in den Erdbebengebieten von Schicksal sprechen, steht für die Opposition das politische und behördliche Versagen im Vordergrund. Viele Türken eint der Wunsch, dass die Verantwortlichen für die systematische Missachtung der Bauvorgaben bestraft werden.

Autoreninfo

Ilgin Seren Evisen schreibt als freiberufliche Journalistin über die politischen Entwicklungen in der Türkei und im Nahen Osten sowie über tagesaktuelle Politik in Deutschland. 

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„Wenn Sie ein Land kennenlernen möchten, schauen Sie sich erst einmal an, wie die Menschen dort sterben“, sagte Faik Öztrak, Sprecher der sozialdemokratischen Partei (CHP), während einer Pressekonferenz am 24. Februar. Die behördliche Genehmigung von Bauten, die Baurichtlinien missachteten, so Öztrak weiter, seien mit Schuld am Tod zehntausender Menschen nach den Erdbeben in der Türkei und in Nordsyrien – und damit auch die türkische Regierung.

Öztrak forderte zuletzt Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan dazu auf, seinen Posten zu räumen. Eine Forderung, der sich bekannte Politiker und Bürger des Landes in unterschiedlichen Formen anschließen. So erregte der Sprechchor „Hükümet istifa“ (Regierung, tritt zurück) von Fußballfans der bekannten Klubs Fenerbahce und Besiktas große mediale Aufmerksamkeit. 

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Albert Schultheis | Mi., 8. März 2023 - 21:13

Was haben wir erwartet? Der Erdoğan ist ein Grauer Wolf, ein Henker. Selbst sein eigenes Volk ist ihm egal, wenn es um seine Macht geht - noch viel weniger spielen für ihn Kurden, Aleviten und Griechen oder Christen eine Rolle, die können vor die Hunde gehen.
Aber nicht viel besser sind die deutschen Gutmenschen, die überall dort helfen, wo man in der EU oder in den USA dazu Beifall klatscht und Schultern klopft, aber dort, wo es eben nicht opportun ist - auf der anderen Seite der Grenze, in Syrien, dort können die Menschen sehen, wie sie zurecht kommen.
Das gleich passiert im Yemen: man hat länger keine Nachrichten mehr gehört - das ist ja auch der Krieg unserer Freunde, der USA und der Saudies. Aber gewiss geht der Krieg dort weiter gegen die Ärmsten der Armen. Kein Außen:Milchmädchen, kein Haubitzen-Toni, keine Vampiretten-Oma, die sich darüber aufregte.

Ernst-Günther Konrad | Do., 9. März 2023 - 13:22

Es sind im Mai Wahlen und da haben die Türken es selbst in der Hand, Erdogan abzuwählen und ggfls. zur Verantwortung zu ziehen. Es ist nur komisch. Das Vorgehen gegen kritische Medien und Personen kommt mir inzwischen sehr bekannt vor. An welches Land mich das erinnert? Mal sehen was mir beim Rauchen so einfällt.

Walter Bühler | Do., 9. März 2023 - 17:30

... Regierung.

Meines Erachtens ist es ziemlich gewagt und unseriös, wenn eine Oppositionspartei (zumal aus einer ethnischen(?) Minderheit) diese Katastrophe parteipolitisch ausnutzen will, etwa nach dem absurden Motto: "Wenn wir regiert hätten, dann wäre es bestimmt nicht so schlimm geworden."

Besser wäre es mMn, konkrete sachliche Forderungen in die politische Diskussion einzubringen, die sich aus der Analyse der Katastrophe ergeben, und für deren Umsetzung in Gesetze zu kämpfen. Und zwar durchaus auch - wenn es möglich ist - zusammen mit der Regierungspartei.

Die Bevölkerung muss spüren, dass ihr Schicksal im Vordergrund steht, und nicht das parteipolitische Interesse.

Sicherheitshalber sei's erwähnt: Ich bin kein Erdogan-Anhänger.

Heidemarie Heim | Do., 9. März 2023 - 17:42

Oder mit einem Bakschisch lässt sich im allgemeinen alles regeln hatte hier mehr als deutlich gezeigt, wie wenig harmlos oder gesellschaftsfähig diese Form der Korruption eigentlich ist. Ein durch und durch korrupter Regierungsclan und seine Teilhaber sind und waren bisher noch immer die Pest und früher oder später ein Unglück bzw. Verderben für Land und Leute. Zumal solche Systeme meist auch einhergehen mit einer zunehmend autokratischen Herrschaft und einer Abnahme des Rechtssystems, da auch Justiz und Gerichte schnell anfällig werden. Sichtbar an der Anzahl sogenannter "politischer Gefangenen" oder wie man mit möglichen oppositionellen Gegnern umgeht. Der erschreckende Zynismus sowie die Totalverweigerung einer Übernahme von Verantwortung dürfte, so meine Hoffnung!, jeder/m türkischen Staatsangehörigen oder Wähler/in auch hier bei uns hoffentlich die Augen geöffnet haben für die negativen Entwicklungen in ihrer Heimat. Meine Gedanken und guten Wünsche sind bei den Menschen! MfG