Eine Ruinenlandschaft im syrischen Raqqa / dpa

Ende des Krieges in Syrien - Die Illusionen des Westens

Das sich nach über zwölf Jahren abzeichnende Ergebnis des syrischen Krieges widerspricht westlichen Vorstellungen. Aber nur eine von den Realitäten ausgehende Politik kann zur Stabilität im nahöstlichen Umfeld Europas beitragen und Fluchtursachen eindämmen.

Autoreninfo

Hans-Ulrich Seidt war deutscher Botschafter in Afghanistan (2006–2008) und in Südkorea (2009–2012). Er war von 2014 bis 2017 Chefinspekteur des Auswärtigen Amts und leitete von 2012 bis 2014 die Abteilung für Auswärtige Kulturpolitik und Kommunikation des AA in Berlin. Aktuell ist er Fellow des Liechtenstein Institute on Self-Determination der Princeton University und Stiftungsbeirat des Schweizer Afghanistan Instituts/Bibliotheca Afghanica.

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Die Gesamtbilanz des Krieges ist trostlos: Rund eine halbe Million Menschen, davon mehr als 300.000 Zivilisten, sind der Gewalt zum Opfer gefallen. Die Zahl der in Syrien selbst oder im Ausland lebenden Flüchtlinge und Vertriebenen wird von den Vereinten Nationen auf 13 Millionen Menschen geschätzt.

Zwar schweigen jetzt an fast allen Fronten die Waffen, aber nach der Corona-Pandemie und dem schweren Erdbeben im Februar 2023 hat sich die wirtschaftliche Lage der Menschen nochmals dramatisch verschlechtert. Die von den USA und der EU betriebene Sanktionspolitik trifft nicht nur die syrische Machtelite, sondern die Bevölkerung in ihrer Breite. Die Jugend des Landes fürchtet nicht mehr den Tod auf dem Schlachtfeld, sondern die hoffnungslose Zukunft.

Ein Staat in Trümmern

2011 hatte die Arabische Liga die Mitgliedschaft Syriens suspendiert, um dessen von Teheran unterstützte Führung politisch zu isolieren und einen Machtwechsel in Damaskus herbeizuführen. Zwölf Jahre später ermöglichte das von Peking vermittelte iranisch-saudische Abkommen vom 10. März 2023 Präsident Bashar al-Assad die Rückkehr. Er nahm am 19. Mai 2023 trotz westlicher Bedenken erstmals wieder am Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Saudi-Arabien teil.

Die Machtelite in Damaskus hat den Kampf um Syrien überlebt, wäre aber ohne die Hilfe Moskaus, Teherans und der libanesischen Hisbollah von ihren Feinden besiegt worden. Ebenso hätte die zerstrittene Opposition ohne die Unterstützung der USA, der Türkei, Saudi-Arabiens, Katars und Israels die Truppen Assads zwischen 2013 und 2015 nicht an den Rand der Niederlage führen können. Der syrische Krieg war auch ein Stellvertreterkrieg: Noch heute stehen russische und amerikanische Einheiten auf syrischem Boden.

Die Zentralregierung kontrolliert wieder die strategisch wichtigsten Teile des Landes. Das Siedlungsgebiet der Religionsgruppe der Alawiten, zu der die Familie Assad gehört, bietet ihr entlang der Mittelmeerküste eine sichere Basis. Hier befindet sich auch die russische Marinestation in Tartus. Östlich davon erstreckt sich die Macht der Zentrale entlang der Nord-Süd-Achse von Aleppo, über Hama, Homs und Damaskus bis zur jordanischen Grenze. Ebenso wie Salamiya, das Zentrum der syrischen Ismailiten, gehört die Gebirgsregion der Drusen im Süden zum „Rumpfstaat in Trümmern“.

Zwischen Euphrat und Tigris

Außerhalb des Damaszener Herrschaftsbereichs konzentrieren sich im Nordwesten um Idlib und Afrin entlang der türkischen Grenze Reste radikal-islamischer Milizen. Mit ihrer Hilfe hatte Ankara versucht, seinen Einflussbereich östlich der türkischen Provinz Hathay zu vergrößern und gleichzeitig eine verstärkte kurdische Präsenz südlich der türkisch-syrischen Grenze zu verhindern. 

Östlich des Euphrat erstreckt sich das weite Territorium der Syrian Defence Forces (SDF), einer Koalition unterschiedlicher Milizen, die von den USA nicht nur zum Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) aufgebaut und unterstützt wurde. Rund 900 US-Soldaten und Vertreter anderer US-Organisationen beraten die SDF, deren Gebiet im Vergleich zu den von der Zentralregierung kontrollierten großen Städten nur dünn besiedelt ist. Aber es verfügt, und das ist entscheidend, über die Ölvorräte des Landes.

 

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Die kampfstärksten Verbände der SDF sind die Einheiten der kurdischen YPG. Die Organisation gilt in Europa als syrischer Partner der als Terrororganisation eingestuften türkischen Kurdenorganisation PKK. Die in der YPG organisierten Kurden haben nach ihren militärischen Erfolgen gegen den IS eine handlungsfähige Selbstverwaltungsstruktur aufgebaut. Sie soll den Kurden auf lokaler und regionaler Ebene größtmögliche Autonomie im syrischen Staatsverband sowie einen möglichst hohen Anteil an den Erlösen der syrischen Erdölvorkommen sichern.

Im kurdischen Selbstverwaltungsgebiet befinden sich zudem die Gefangenenlager mit mehr als 10.000 gefangenen IS-Kämpfern und ihren 55.000 Familienangehörigen. Deren Zukunft ist, wie die der gesamten Region zwischen Euphrat und Tigris, ungewiss.

Gescheiterte Illusionen

Die Bestandsaufnahme führt vor Augen, in welchem Umfang der Krieg die syrische Gesellschaft destabilisiert hat. Doch hat die Tragödie darüber hinaus zum politischen Autoritätsverfall des Westens und seiner amerikanischen Führungsmacht beigetragen.

Nach dem 11. September 2001 hatten in Washington führende Repräsentanten der Demokratischen Partei wie Hillary Clinton und Madeleine Albright dafür geworben, den militanten Islamismus nicht mit militärischen Interventionen, sondern mit aktiver Diplomatie zu bekämpfen. Nach ihrem Konzept kam es darauf an, die oppositionellen Kräfte der arabischen Zivilgesellschaft gegen ihre autokratischen Regierungen zu unterstützen, um so die sozialen Ursachen der islamistischen und dschihadistischen Bewegung zu beseitigen.

Nicht nur Madeleine Albright betrachtete die Muslimbruderschaften Ägyptens und Syriens sowie die türkische AKP unter Recep Tayyip Erdogan als moderate Partner bei der angestrebten Transformation islamisch geprägter Staaten und Gesellschaften. Auch Präsident Barack Hussein Obama bekräftigte nach seinem Amtsantritt 2009 in einer Grundsatzrede in Kairo die Richtlinien der neuen US-Politik. Nach dem „Arabischen Frühling“ des Jahres 2011 begünstigte sie unter Außenministerin Hillary Clinton den Sturz der Regierungen in Tunesien, Libyen, Ägypten und im Jemen. Auch in Damaskus sollte ein regime change den erhofften gesellschaftlichen und politischen Wandel ermöglichen.

Diplomatie in der Sackgasse

Diese Vorgeschichte und ihre Folgen erklären zumindest teilweise, weshalb es für die Diplomatie der USA und ihrer Verbündeten so schwer ist, aus dem tatsächlichen Verlauf des syrischen Krieges realistische Folgerungen zu ziehen. Jede Maßnahme, die als Lockerung der politischen Isolierung und wirtschaftlichen Sanktionierung der syrischen Machtelite gedeutet werden kann, gerät in Verdacht, prinzipielle Positionen westlicher Politik aufzugeben oder zu unterlaufen.

Eine Überprüfung der bisherigen Syrienpolitik sieht sich daher im US-Kongress und in der amerikanischen und europäischen Öffentlichkeit erheblichem Widerstand gegenüber. Einwände werden auch gegen Kontakte mit Vertretern der YPG erhoben. Stattdessen soll eine politische und ökonomische Rückkehr Syriens in die Staatengemeinschaft erst dann erfolgen, wenn im Kontext eines förmlich vereinbarten Waffenstillstands eine politische Lösung gefunden wird, die einen demokratisch legitimierten Machtwechsel in Damaskus ermöglicht.

Mit diesem Ziel halten die Regierungen in Washington und London, Paris und Berlin auch nach der Rückkehr Syriens in die Arabische Liga und trotz der eindeutigen Lageveränderung zugunsten der Regierung in Damaskus an ihrer bisherigen Politik fest. Am Ende würden, so die Argumentation, die westlichen Sanktionen die Machtelite Syriens in die Knie zwingen.

Das europäische Dilemma

Aber arbeitet die Zeit tatsächlich für den Westen? Aus europäischer Perspektive sind Zweifel angebracht. Anders als die USA werden die Mitglieder der Europäischen Union unmittelbar mit den Folgen geopolitischer Machtverschiebungen, sich verschärfender wirtschaftlicher Notlagen und hierdurch angetriebener Fluchtbewegungen in ihrer nahöstlichen Nachbarregion konfrontiert. In Berlin ging es beim vorerst letzten Flüchtlingsgipfel um die fiskalpolitische Verteilung der Zuwanderungskosten. Über die notwendige Eindämmung der Fluchtursachen wurde nicht gesprochen.

Hier gibt es mit Blick auf Syrien zum Verzicht auf Illusionen keine Alternative. Das wird auch in Israel so gesehen, denn Jerusalem wünscht in Damaskus keinen regime change mit ungewissem Ausgang, sondern ist dabei, sich mit der Rückkehr Bashar al-Assads in das regionale Umfeld zu arrangieren. Vor allem aber wird Ankara nach der Wahl des nächsten türkischen Präsidenten beginnen, mit Syrien über die Normalisierung der bilateralen Beziehungen und die 3,6 Millionen syrischen Flüchtlinge auf türkischem Boden zu sprechen. Die Bundesregierung und ihre europäischen Partner müssen sich auf diese neue Lage einstellen.

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Ingo Frank | Di., 30. Mai 2023 - 08:21

War es nicht anfänglich nur das Ansinnen des Westens, genauer der westlichen Allianz unter Führung der USA, Assad zu stürzen ? Und was hat der Krieg letztlich der Welt gebracht ? Assad an den „Rand“ einer militärischen Niederlage gebracht ? Das heißt nichts anderes, als nicht gesiegt, nicht mehr & nicht weniger. Prinzipiell ist es doch nicht anders gelaufen für den Westen wie in z. B. Afghanistan. Es bringt nichts, anderen Systemen unsere Auffassung von Demokratie gewaltsam überstülpen zu wollen wenn es nicht vom Inneren aus Überzeugung gewollt ist. Und das hat der Westen bis heute nicht begriffen.
Freiheit & Demokratie im e i g e n e n Land zu verteidigen, darauf sollte zumindest in Europa und im Besonderen im Buntland geachtet werden und nicht die Freiheit irgendwo verteidigen zu wollen, das sollte der Anspruch gerade in Deutschland sein.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

es ging und geht bei all den Putschen, Kriegen und Eingriffen in die inneren Angelegenheiten nie um Demokratie und Freiheit es geht immer um Einfluß und Macht. Die meisten Länder die wir unter dem Deckmantel Demokratie "befreit" haben sind zerstört und es herrscht Chaos und Willkür und Flüchtlingselend.

Tomas Poth | Di., 30. Mai 2023 - 14:28

Antwort auf von Keppelen Juliana

... Fr. Keppelen, Demokratie ist nur vorgeschoben.
Im Falle Syrien war ein wesentlicher Auslöser, wie so oft in anderen Fällen, das vermaledeite Öl und Gas.
Syrien liegt wie ein Riegel vor den Öl-und Gasvorkommen der Golfstaaten. Ohne Syrien kommt man nicht mit Öl-und Gasförderleitungen ans Mittelmeer, um die Tankerroute durch den Suez-Kanal und den Golf von Aden zu umgehen!
Darum braucht man eine gefügige und bestechliche Regierung in Syrien. Assad war da nicht der gewünschte Kandidat.
Gaddafi in Libyen, war auch so ein Querkopf bezüglich der Ölpolitik des Westens und des Petrodollars. Deshalb mußte er abserviert werden.

Ingo frank | Di., 30. Mai 2023 - 15:11

Antwort auf von Keppelen Juliana

Ich hätte präzise sagen müssen: unter den Deckmantel der Verteidigung der Demokratie die nichts anderes ist als Einfluss, Macht & Geld ……zu sichern
Lieben Dank und freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Walter Bühler | Di., 30. Mai 2023 - 20:00

Antwort auf von Keppelen Juliana

Frau Kepellen.

Wer Augen hat zu sehen, der sehe, und wer Ohren hat, zu hören - der höre.

Thorwald Franke | Mi., 31. Mai 2023 - 04:30

Antwort auf von Keppelen Juliana

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass der Kalte Krieg beides zugleich war: Ein Krieg um Macht und um Demokratie? Die Vorstellung, dass es nur um Macht ginge, aber nicht um Demokratie ist absurd. Die Demokratie USA kann nur überleben, wenn sie Russland und China Paroli bietet.

Und welches Glück hatten wir Westdeutschen, von den Amerikanern vor der Sowjetunion beschützt zu sein! Und welches Glück die Ostdeutschen, dass 1989 der Kalte Krieg gewonnen wurde.

Es ist wenig hilfreich, bei Ländern, die stark unterentwickelt sind, die Etablierung einer lupenreinen westlichen Demokratie zu verlangen. Das ist keine valide Argumentation gegen Interventionen.

Läuft es in Ländern, die man nicht "befreite", besser? Venezuela? Iran? O nein. Und in Syrien oder Libyen überließ man es lokalen Gruppen, was natürlich auch nicht klappte.

Kurz: Viele reden über den Westen und Nahost wie die Grünen über die Wärmepumpe: Viel zu simpel gedacht!

... der Demokratie im eigenen Land, ja das wäre richtig und das einzig zulässige.
Aber das Gegenteil findet statt und generiert Massenflucht in unsere Land und gefährdet damit unsere Demokratie.
Uns wird die Armut und die totalitäre Kultur der Flüchtlinge aufs Auge gedrückt.

Also außer Tod und Zerstörung nicht mal Demokratiegewinn in den überfallenen Ländern und Demokratieverlust bei uns.
Dafür aber Win-Win für die Politik- und Vermögenseliten, denn das alles generiert Gewinne auf Vermögen und bei der willfährigen Politik Versorgungsposten. Uns wird das dann als Schulden oder "Sondervermögen" aufgebürdet!

Christa Wallau | Mi., 31. Mai 2023 - 08:52

Antwort auf von Tomas Poth

Sie, lieber Herr Poth, und Frau Keppelen haben die harten Fakten beschrieben:

Das ganze Gerede von Verbreitung der Demokratie und Rettung von Freiheitsrechten ist nur vorgeschoben. Die Realität besteht darin, daß zum Zwecke des Einfluß-, Macht- und Geldgewinns kaltblütig Menschenleben geopfert werden und die Selbstbestimmung der Bürger in den einzelnen Staaten immer mehr eingeschränkt wird.
Dies gilt für a l l e Großmächte: für die USA ebenso wie für China, für Rußland ebenso wie für die EU, Indien oder die arabischen Länder - außer einigen kleinen Staaten, wie z. B. die Schweiz, haben die Bürger selbst faktisch nichts mitzubestimmen.
Ob die Leute wählen dürfen oder nicht, macht letztlich keinen Unterschied.
Die wichtigsten Entscheidungen werden ohne Rücksicht auf ihre Meinungen getroffen - über ihre Köpfe hinweg, und man redet ihnen ein, es geschehe alles zu ihrem Besten.

Was mich am meisten erschüttert: In Deutschland glauben dies offenbar die meisten Leute auch noch!!!

Thomas Steffen | Di., 30. Mai 2023 - 08:23

Ende 2015 drohte während der Schlacht um Aleppo die militärische Konfrontation zwischen dem Westen und Russland. Westliche Medien lieferten ein tägliches Trommelfeuer an „Nachrichten“ angeführt vom Twitter-Mädchen Bana, den Fassbomben und der Zerstörung des allerletzten Krankenhauses Aleppos. Grüne Politiker forderten den Einsatz von Nato-Bodentruppen und eine Flugverbotszone. Al-Qaida-Ableger wurden als Freiheitskämpfer deklariert und in Dresden standen drei Busse auf dem Neumarkt, um an den heldenhaften Kampf der in Deutschland als Terrororganisation eingestuften Ahrar al-Scham-Brigade zu erinnern.

An was erinnert dieser Irrsinn, die „Berichterstattung“ und das Urteilsvermögen unserer Politik damals nur? Na schauen wir mal, was wir in 10 Jahren über den Ukrainekrieg sagen. Wenn es uns dann noch gibt.

Keppelen Juliana | Di., 30. Mai 2023 - 08:48

das ist man im allgemeinen deutschen Blätterwald gar nicht gewohnt allerdings ist der Cicero eine angenehme Ausnahme. Nebenbei bemerkt sitzen die US Boys völkerrechtswidrig in Syrien und haben auch vollkommen völkerrechtswidrig in Syrien herumbombardiert allein anno 2016 laut Obama 26000 Bombenangriffe. Ich betone das nur, weil doch die Wertegemeinschaft so sehr mit dem Völkerrecht hausieren geht.

Karl-Heinz Weiß | Di., 30. Mai 2023 - 09:25

Die Lageeinschätzung eines Diplomaten der alten Schule: ohne Namensnennung wird das Lastenheft für das künftige Agieren von Frau Baerbock formuliert. Und unausgesprochen kann das Wort Syrien durch das Wort Ukraine ersetzt werden.

Albert Schultheis | Di., 30. Mai 2023 - 10:22

Syrien wurde von dem Superstar und Friedensnobelpreisträger der Hegegemonialmacht USA, Barack Obama, gemeinsam mit den Staaten Tunesien, Libyen, Ägypten und Jemen zu Schurkenstaaten erklärt und wie die Wölfe fielen die befreundeten Halunken des Westens über das Freiwild her, wollten sich Beutestücke aus den zerfallenden Machtstrukturen herausreißen. Ein gigantischer Brandherd wurde entfacht, in dem Türken, Saudis, Katar und Israel die Stunde gekommen sahen, endlich auf ihre Nachbarn und langjährigen Feinde loszugehen. Sogar Teile der Terrorgruppen des IS wurden über Nacht zu "gemäßigten Terroristen" erklärt, weil sich deren Interessen mit denen der USA gegen das alawitische Syrien deckten! Assad wurden die wüstesten Greuelmärchen untergeschoben - siehe Ukrainekrieg. Es ist tatsächlich den Russen, Iranern und Kurden zu verdanken, dass Assad nicht fiel, die alleine den Kampf gegen den IS trugen. Gegenwärtig wiederholt sich das böse Spiel in der Ukraine - der Teufel heißt nun Putin!

Thorwald Franke | Di., 30. Mai 2023 - 12:10

Als George W. Bush im Irak einmarschierte, hieß es allenthalben, man solle doch den lokalen Oppositionellen Waffen geben, damit die sich ihre Freiheit selbst erkämpfen. Und genau das hat Obama dann in Syrien gemacht. Ergebnis: Im Irak ist der Diktator gestürzt, in Syrien nicht. Im Irak moderate Opferzahlen und nur vorübergehend Flüchtlinge, in Syrien Opfer ohne Zahl und Flüchtlinge ohne Ende. Im Irak gibt es mit Schiiten und Kurden zwei Ansprechpartner des Westens, in Syrien herrschen Iran und Russland. Und das, obwohl Obama die Truppen aus Irak abzog und damit dem IS vorübergehend das Feld überließ. Ich meine, wir sollten alle noch einmal über George W. Bush nachdenken. Der Nahe Osten schafft es nicht ohne unsere Hilfe. Wir Deutschen hätten es ohne wohlwollende Alliierte auch nicht geschafft, Hitler und die Seinen loszuwerden.

aber ohne den Westen hätte der Nahe Osten die Probleme die dort herrschen gar nicht. Ich schließe nicht aus, dass der Nahe Osten auch ohne uns Probleme hätte aber die Probleme derzeit gehen auf die Einmischung des Westens zurück. Und es scheint, dass die Länder gerade dabei sind ihr Schicksal und ihre Politik selber in die Hand zu nehmen ohne die Einmischung des Westens. Gerade hat sich unsere geniale Aussenministerin in Saudi Arabien eine Lektion in Sachen Diplomatie anhören müssen als sie glaubte in Sachen Syrien sich einmischen zu müssen hat man ihr beigebracht, dass sie das quasi nichts anginge wie der Nahe Osten mit diesem Thema umginge.

Sind sie nicht schon längst über die Lernfähigkeit hinaus in das selige Nirwana ihrer heimischen Ideologie hinüber gedämmert?

Solche Politiker:innen denken doch ganz simpel: Wenn ich mein (inneres) Ohr verschließe, dann kann die blöde Realität meine Träume und meine Phantasien nicht mehr stören und durcheinander bringen.

Also - verschließe ich Augen und Ohren, dann wird alles gut.

Deshalb kann grüne Außenpolitik nie realistisch sein, denn sie kann (bestenfalls) nur das wahrnehmen, was in das vorgefasste Welt- und Traumbild passt. Alles andere existiert für sie eben einfach nicht.

Der Vorteil ist: damit kann jeder Depp Politik machen.

Meinen Sie nicht, dass die Idee, dass alle Probleme des Nahen Ostens auf den Westen zurückgehen, etwas arg einfach ist? Es gibt natürlich die Antiamerikaner, die diese These genüsslich ausbreiten. Und es gibt die Marxisten und Ökos, die glauben, westliche Ölinteressen seien an allem schuld. Die Israelhasser nicht zu vergessen. Aber das ist bestenfalls die halbe Wahrheit.

Zur Wahrheit gehört vor allem, dass der Nahe Osten gesellschaftlich unterentwickelt ist, aber durch sein Öl (und westliche Nachsicht) viel Geld in die Hand bekommen hat. Demnächst auch die Atombombe. Das ist eine sehr ungute Kombination.

Ja, westliche Nachsicht und Naivität, wie sie Frau Baerbock verkörpert, die ist an vielem schuld, aber ich sprach von westlicher Konsequenz, wie sie George W. Bush verkörperte.

wir? Wie kommen Sie dazu, das einfach mal so – zumindest indirekt – zu fordern?
Wer gibt „dem Westen“ eigentlich das Recht, zu glauben, alle Welt müsse so sein, wie er?
Der auf widerlichen Lügen basierende Irakkrieg des Herrn George W (warum fordert eigentlich niemand, dass der werte Herr zusammen mit Putin nach DenHaag soll?) war vielmehr die „Ursünde“, die „Mutter“ all dessen, was wir heute erleben. Noch mehr Elend dort, dazu massenhaft Flüchtlinge, die auch uns auf Dauer zu „Nahost“ werden lassen, wenn es so weitergeht.
Und dann noch der Vergleich mit dem Niederringen der Nazis. Was für ein Unsinn...
Das war doch eine völlig andere Sache. Hitler begann einen barbarischen Angriffskrieg zur Niederwerfung anderer Völker (das machte Syrien nicht und d Irak zu Zeiten v George W auch nicht mehr) und wurde in Folge dessen militärisch besiegt. Hätte er keinen Krieg angefangen, da können Sie ziemlich sicher sein, hätte niemand Deutschland angegriffen, um uns von Hitler zu erlösen.

ist an Naivität, gezeugt aus westl. Propagandanachrichten von ard und zdf, sz, spiegel stern und wie die Schundmedien alle heißen, gezeugt. Ohne unsere "Hilfe" wäre Libyen noch ein funktionaler Staat, oder der Irak oder Syrien. Ohne unsere "Hilfe" wäre der Krieg in der Ukr zu Ende oder hätte gar nicht erst stattgefunden. Welch eine unglaubliche Arroganz, zu glauben, wir seien der Weisheit letzter Schluss, unser System das beste für die ganze Welt. Und dass wir jetzt in dieser Sch..... stehen, daran sind die Amerikaner maßgeblich beteiligt (außer des unmündigen Wählers hier). Wer, Herr Franke, hilft uns, wer rettet uns vor Gender, Klima, Wärme- oder Energiewendeidiotie, vor UvdL, Habeck, Baerbock, Lagarde, Biden....??? Ich vermute, Sie finden das alles auch noch richtig gut.

Dirk Weller | Di., 30. Mai 2023 - 13:08

"Der syrische Krieg war auch ein Stellvertreterkrieg: Noch heute stehen russische und amerikanische Einheiten auf syrischem Boden."

Man sollte dazu noch erwähnen, dass die USA fast vom ersten Tag an (2011) in Syrien Bombenangriffe geflogen sind, während die Russen erst Mitte 2015 in den Krieg eingegriffen haben.
Erstaunlicherweise war bis zu diesem Zeitpunkt die Berichterstattung über den Krieg in westlichen Medien recht überschaubar.
Erst nach dem auch Russland mitkämpfte wurde regelmäßig berichtet.
Interessant ist auch die Tatsache, dass der ehemalige französische Außenminister Roland Dumas bereits 2013 im französischen Fernsehen offen davon erzählte, dass der Krieg in Syrien von bestimmten westlichen Ländern bewusst geplant und ausgelöst wurde. Der Versuch Frankreich mit ins Boot zu bekommen sei an ihm gescheitert.
( das dazugehörige Video steht auf YT und ist problemlos zu finden, auch mit deutschen Untertiteln)
Welche Länder den Krieg planten, dass kann man sich denken.

... in Berlin, der dagegen seine Stimme erhoben hätte, egal, ob links, Mitte oder rechts. Alle haben nur eifrig den Bürgerkrieg befeuert und dem Anwachsen der Leichenberge und dem Fliehen der Menschen zugesehen, nicht selten mit lautem Klatschen.

Für die Toten bleibt nur: Requiescant in pace.

Ich fand es ekelhaft, wir die gesamte deutsche Qualitätspresse gegen Syrien und Assad hetzte ihnen die übelsten Gräueltaten unterschob: über Fassbomben, Giftgasangriffe, Folterkeller, etc. Wurde im täglichen Trommelfeuer berichtet - dagegen die engelsgleichen "Weißhelme", die zuvor noch Teil des terroristischen IS gewesen waren! ZT wurden diese Behauptungen sogar der CIA zu bunt und die fingen an zu knurren. Syrien unterzog sich damals sogar der Kontrolle der Giftgasbestände, die man - soweit ich mich erinnere - vollständig vernichtete. Damals spielten für mich die beiden Player Putin und Lawrow für Syrien eine überragende Rolle bez. ihrer Vernunft, Zurückhaltung bei gleichzeitiger militär. Entschlossenheit! Sie waren mit den Kurden und Iranern die einzigen, die den IS tatsächlich bekämpfen und besiegten. Dafür kam aus USA nur Häme, Mord und Desinformation.

Armin Latell | Mi., 31. Mai 2023 - 09:35

eine Zeit (lange her), in der ich geglaubt habe, die Amerikaner wären die Guten und Gerechten, Winnetou und Old Shatterhnd in einem. In Wirklichkeit waren und sind sie die Falken in der Welt, die hemmungslos für den eigenen wirtschaftl. und polit. Vorteil Kriege in der ganzen Welt anzetteln, aktuell erleben wir das gerade wieder. Syrien ist nur ein Land von vielen. Genauso müssen die Konsequnzen dieser Kriegstreiberei alle, außer den Amerikanern, tragen. Die sind immer weit weg vom Geschehen, das sie dem Rest der Welt antun. Die EU und die restl. Natostaaten sind nur willfährige, unkritische, unselbstständige Vasallen, Handlanger dieses Hegemons. Ich bin weder China- noch Russlandanhänger, aber mit dieser hochgradig kriminellen und charakterlosen Regierung gönne ich den Amerikanern und ihrem deep state jede Niederlage. NSII werde ich nicht vergessen.