Moskauer Siegesparade mit dem chinesischen Staatschef Xi / picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Sergei Bobylev

Siegesparade auf dem Roten Platz - Und immer wieder die Formel vom „glorreichen russischen Sieg“

Die Überhöhung des Sieges über den „Hitler-Faschismus“, wie der offizielle Begriff lautet, ist in der Geschichtspolitik des Kremls die Klammer, die Russland zusammenhalten soll. Auch bei der Siegesparade in Moskau gilt nur eine Wahrheit: die von Putin.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

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Wie jedes Jahr konnten sich die Staatsgäste des Kremlherrschers Wladimir Putin bei der großen Siegesparade auf dem Roten Platz über das schöne Frühlingswetter freuen. Die Wetterflugzeuge hatten wieder ganze Arbeit geleistet: Sie haben über und unter den Wolkenbänken, die der Wind Richtung Moskau trieb, in Aceton aufgelöstes Silbersalz, in der Fachsprache Silberiodid, in großen Mengen versprüht. Die Tropfen lösen chemische Reaktionen aus, in deren Folge die Wolken abregnen. Die Methode ist auch vielen Winzern bekannt: Wenn Hagelschlag ihren Weinbergen droht, lassen sie ebenfalls Silbersalz versprühen.

In Moskau wendet man das Verfahren seit drei Jahrzehnten vor dem 9. Mai an, denn dieses Datum ist der wichtigste Feiertag des Landes, der auch mit Volksfesten im ganzen Land begangen wird: Die Überhöhung des fast drei Generationen zurückliegenden Sieges über den „Hitler-Faschismus“, wie der offizielle Begriff lautet, ist in der Geschichtspolitik des Kremls die Klammer, die die Nation zusammenhalten soll.

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Klaus Funke | Fr., 9. Mai 2025 - 18:29

Er hat den "Absprung" verpasst. Seine Linie der dauernden, aber nicht tödlichen Schläge, zahlt sich nicht aus. Er hat seine Kräfte verschlissen. Und die überalterte russische Generalität ist, wie schon oft in der russischen Geschichte, überfordert. Es wird immer bedrohlicher für Putin. Und je näher er dem vermeintlichen Sieg kommt, desto weiter entfernt er sich von ihm. Geradezu peinlich wie er auf dem roten Platz den koreanischen Generälen dankte. Nein, ich bin immer ein Putin-Anhänger gewesen, jetzt aber hat er "versungen". Er soll Frieden machen und dann schnell zurücktreten. Viel mehr wird ihm nicht bleiben. Trump ist nicht mehr sein Freund, er hat nicht so viel Geduld mit ihm. Und Trump muss auf seine westlichen Partner Rücksicht nehmen. Er ist von Putin abgerückt. Das ist sichtbar. Auch Indien geht den Russen von der Fahne. Und Xi wird wohl das letzte Mal auf dem roten Platz gewesen sein. Nein Wladimir Wladimirowitsch, das war wohl Deine letzte Siegesfeier. Du hast fertig.

Hans Süßenguth-Großmann | Sa., 10. Mai 2025 - 00:21

der Biden Regierung und deren Vorgängern die Achse Moskau -Peking -Iran geschmiedet zu haben.
Auf der Nordhalbkugel herrscht wenn man von China und Japan absieht so ab dem 40° Breitengrad die europäische Kultur. Und so ist dieses Bündnis ein bisschen unnatürlich. Trump hat erkannt, dass dies ein strategischer Fehler war, ob er ihn korrigieren kann??

Hans Süßenguth-Großmann | Sa., 10. Mai 2025 - 00:37

wollen 300 Jahre Geschichte aufarbeiten, aber sie haben kein realistisches Ziel. Was soll passieren, die Russen solange pisaken, bis sie sagen, es tut uns leid? Den Russen eine totale Niederlage, wie D nach WK 2 zufügen,, damit man alles diktieren kann?. Die Kosten, von Millionen Toten, die dafür auch von der USA gezahlt worden sind, akzeptiert niemand von unserer Seite.? Und was wollen die Russen in Europa?
Es bleibt einfach nur ein zweites Helsinki übrig mit dem man jetzt anfangen sollte und mit dem man die Hausordnung im gemeinsamen Haus Europa festschreiben sollte, mit den Russen so schwer es fällt.

Günter Johannsen | Sa., 10. Mai 2025 - 00:45

"Heute werde ich das Gefühl nicht los, dass sich gerade jetzt die alten & neuen Vertreter der Neid-Debatte „Böser Kapitalismus – Guter Kommunismus“ bemüßigt fühlen, alle rotbeschilderten Register zu ziehen. Wittern sie – wie immer in der Not der Menschen – Morgenluft? Der sogenannte Kommunismus war
und ist nichts anderes als ungebremster Staats-Kapitalismus, bei dem sich eine Clique linksradikaler Parteifunktionäre auf Kosten des Volkes bereichert! Denn das sogenannte Volkseigentum in der – Gott sei Dank – untergegangenen DDR gehörte nicht dem Volk, sondern einer Horde Moral-Elite-Kommunisten – den SED-Führungskadern."
(aus "Als das Rote Meer Grüne Welle hatte" GHV 2021)
Wie gesagt: Der Dumme ist der Steuerzahler!

Urban Will | Sa., 10. Mai 2025 - 09:16

russischen Blatt stehen. Krieg und Propaganda, bzw. Klitterung in vielerlei Hinsicht gehören nun mal zusammen.
Dass der Autor die – aus meiner Sicht unflätigen – Überschriften („Vergewaltiger“ oder "Alptraum der sowjetischen Befreiung") der polnischen Zeitschriften dann auch noch positiv benennt, zeigt, dass er im Prinzip keinen Deut anders denkt als die russische Führung. Ja, es gab Vergewaltigungen, aber ohne den Blutzoll der Roten Armee (ja, nicht nur Russen, aber wie sollte man sie denn heute nennen? „Bunte Armee“? „Armee der Russen, Ukrainer, Weißrussen...(man denke sich noch 20 weitere Namen...)“?) hätte Hitler den Krieg wohl gewonnen.
Warum wird nicht einfach mal die eher bescheidene Ausgabe der Parade als Zeichen gewertet, dass es Frieden geben könnte? Wieso hat bis heute niemand der Mainstream-Seite es mindestens mal versucht, andere Gründe als Putins „Expansions-Gier“ als Grund für diesen Krieg zu überdenken?
Einseitiges Geschwafel bringt uns nicht weiter.

Lieber Herr Urban, ich glaube nicht, dass man mit einem KGB-Mann Putin Frieden machen kann. Der hat ganz andere Interessen: sein Sklaventreiber, Towarischtsch (Товарищ) Lawrow, hat es deutlich kundgetan: die Ukraine bzw. der gesamte Ostblock von vor 1989 gehört zu Russland!
Wenn wir dem seinen Willen durchgehen lassen, werden wir bald Sklaven der Sowjet-Russen sein?!
"Ich fürchte einen Käfig ... Hinter Gittern zu bleiben, bis Gewohnheit und Alter sich damit abfinden!" (aus "Herr der Ringe" J. R. R. Tolkien)

Walter Bühler | Sa., 10. Mai 2025 - 09:28

Lob, lob, Herr Urban! Ihr lukrativer Posten im Staat rückt immer näher!

Ja, ja, die reuevollen Deutschen - jetzt weisen sie zusammen mit den Bandera-Nationalisten den bösen Untermenschen aus Russland natürlich keinen Platz mehr auf irgendeiner Ehrentribüne zu.

Brav, brav deutsch.

Klaus Funke | So., 11. Mai 2025 - 11:44

Die Koalition der Willigen Europas macht Putin einen Waffenstillstandsvorschlag - freilich ein Danaergeschenk. Man weiß sehr wohl, dass Putin dies niemals annehmen kann und dass man daher weiter gegen ihn eskalieren wird, bis an die Grenze des heißen Krieges. Putin seinerseits macht flux einen Gegenvorschlag (Friedensverhandlungen in Istanbul). Auch er weiß, dass der Westen nicht annehmen wird. Die US-Amerikaner bleiben scheinbar passiv und üben sich in symbolischen Gesten, allerdings neigen sie mehr und mehr dem europäischen Westen zu. Insgesamt ein perverses Spiel, bei dem weiter Tausende Tote zu beklagen sein werden. Man macht sich gegenseitig Friedens- und Waffenstillstandsvorschläge, von denen man weiß, dass die Gegenseite nicht darauf eingehen wird. Es entsteht eine Scheinwelt von angeblichem Friedenswillen. In Wahrheit kämpft man weiter und hofft, die Gegenseite doch noch zu besiegen. Dabei ist Russland dem Sieg näher, indes um welchen Preis. Putin muss aufgeben, wird es tun.