
- „Eine neue Mauer in Europa“
Vor dem Bundestag forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mehr Hilfe von Deutschland. Dabei sagte er manches Richtige, zog aber auch einige historische Vergleiche, die nicht nur hinken, sondern auch gefährlich sind. Auch der Ukraine wäre mit einer unkalkulierbaren Eskalation nicht geholfen.
Es war die Stunde ohne „Aber“, die Minuten ohne das „Andererseits“. Eigentlich hat man sich daran gewöhnt: Hegel ist tot, und die Dialektik ist einem „Like“-Button in den Sozialen Medien gewichen. Ein ergänzendes „Dislike“ oder gar ein Diskurs? Überflüssig. Was braucht es bei starken Thesen noch Gegenthesen oder durchschlagende Argumente?
Was bei Selfies oder vielleicht auch bei Twitter-Hashtags gut funktioniert, das ist bei komplexeren Problemen indes schon schwieriger. Krieg ist so ein komplexes Problem. Immer. Das gilt selbst dann, wenn der Aggressor klar und unmissverständlich zu benennen und das Leiden besonders unter den zivilen Opfern schier unermesslich ist. Für den aktuellen Krieg in der Ukraine gilt: Russland hat einen völkerrechtswidrigen Angriff auf ein Nachbarland unternommen, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Diesen Satz kann man nicht oft genug wiederholen – laut, deutlich, dreifach, ohne Konjunktiv.