Sergei Schoigu
Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu hat sich mit Loyalität zu Wladimir Putin hochgearbeitet. Militärisches Geschick hat er keines / Vadim Savitsky

Russischer Verteidigungsminister Sergei Schoigu - Ein Apparatschik als Feldherr

Seit dem 11. März ist Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu nicht mehr öffentlich gesehen worden. Angeblich wegen gesundheitlicher Probleme, aber es gibt Gerüchte, dass er bei Putin in Ungnade gefallen sei. Dabei galt Schoigu als einer seiner treuesten Weggefährten – doch der Ukrainekrieg hat gezeigt, dass er bei Weitem kein brillanter Militär ist.

Autoreninfo

Nathan Giwerzew ist Journalist in Berlin.

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Wer den russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu einmal auf Videoaufnahmen von Militärparaden gesehen hat, erstarrt zunächst vor seiner eisernen, asiatisch anmutenden Physiognomie. Jedes Jahr am 8. Mai salutiert der Minister während der Parade zum Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazideutschland mit ordensbehängter Brust seinen Soldaten.

Sergei Schoigu wurde 1955 in der autonomen Oblast Tuwa geboren. Allein schon dieses Detail verdient Beachtung. Denn die sowjettreue südsibirische Kleinstrepublik ist erst 1944 in die Sowjetunion einverleibt worden. Ab 1943 kämpften tuwinische Reiter als Kriegsfreiwillige Seite an Seite mit der Roten Armee gegen das nationalsozialistische Deutschland. Sie erwarben sich schnell den Ruf unerschrockener und furchtloser Krieger: In ihrem Ehrenkodex waren Rückzugsmanöver nicht vorgesehen, und sie nahmen keine Gefangenen. 

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Christoph Kuhlmann | Fr., 25. März 2022 - 09:21

Jahren an der Spitze des Verteidigungsministeriums. Im Übrigen scheint die russische Armee unter denselben Problemen zu leiden wie die russische Wirtschaft: Willkür, schlechte Organisation, Schlamperei und Korruption. Da gedeiht der Untertanengeist, da der Einzelne den Mächtigeren vollkommen ausgeliefert ist. Es wird interessant, ob die russische Armee ab Mitte April wieder offensiv werden kann, wenn die jährliche Rekrutierung abgeschlossen ist. Einzelne Einheiten werden ja gerade mit Verlusten an die 50% hinter die Grenze zurück gezogen. Wahrscheinlich werden sie dort aufgefüllt. Desto wichtiger ist es, dass die Ukraine den Druck aufrecht erhält ohne ihre Truppen zu verausgaben. Bei der extremen Hierarchie in der russischen Armee werden ihre Operationen immer langsam und schwerfällig sein, insbesondere wenn dann noch Probleme mit der Kommunikation und schlechte Logistik hinzu kommen. Die russischen Soldaten müssen extrem frustriert sein. Das wird sich nicht ändern.

Urban Will | Fr., 25. März 2022 - 10:21

Was soll er uns sagen? Geht man bereits dazu über, Putins Gefolgschaft zu verspotten, angesichts des ja nun bald anstehenden „großen Sieges“ der Ukrainer?
Es ist recht egal, ob Schoigu krank ist, in einer Zelle hockt oder bereits irgendwo untergetaucht ist.
Es ist weiterhin ein wenig seltsam, gerade in einem deutschen Magazin die Unfähigkeit eines Verteidigungsministers hervor zu heben.
Die letzten drei unter Merkel und die aktive mehr als offensichtlich auch, sind/ waren die größten Nieten der deutschen Geschichte.
Treue Diener Merkels, bzw. Quoten – Oma - Notlösung mangels einer Alternative im Kabinett.

Man kann ja gerne über die Russen spotten, dass sie diesen Krieg so stümperhaft begonnen haben und ihn offensichtlich stümperhaft führen, aber man kann es auch lassen.
Denn – leider – noch ist er nicht vorbei.
Und was man jetzt als Phase der Unsicherheit, des Rückzuges oder was auch immer interpretiert, ist vielleicht nur ein Luft – holen.
Ich mache mir große Sorgen.

Karl Kuhn | Fr., 25. März 2022 - 12:00

"Wer über die „Organisation der öffentlichen Verwaltung bei der Notfallvorhersage zur Verringerung sozioökonomischer Schäden“ promoviert hat ..."

Diese Apparatschiks und Oligarchen (und sämtliche Zwischenformen) sind alle promoviert zu solchen sowjetisch klingenden Themen. Die Promotion erfolgt oft erst in den 40ern. Selbst geschrieben ist davon dann auch nichts, dazu haben die weder Zeit noch Lust. Es geht nur um den akademischen Orden an der Brust.

Gerhard Lenz | Fr., 25. März 2022 - 14:06

ist kaum nachprüfbar und schwer einzuschätzen. Es scheint zwar zuzutreffen, dass das russische Militär nicht durch die Bank die gewünschten Erfolge erzielt, und der Widerstand der Ukrainer überraschend stark ausfällt.

Andererseits weiß man nicht, was Wunschdenken ist, und was wirklich vor Ort geschieht. Gleichwohl machen die Bilder aus Mariupol oder Kiew oder auch von den Flüchtlingsmassen sprachlos und lassen das Ausmaß des Putin'schen Vernichtungskrieges ahnen.

Russland wird den Krieg gewinnen und überall verbrannte Erde hinterlassen, das darf als sicher gelten - auch wenn man sich einen anderen Kriegsverlauf wünschen mag.

Dass Putin Militärs oder Politiker ganz schnell aus dem Weg räumt, die nicht seinen "Ansprüchen" genügen, ist anzunehmen. Jede Niederlage, jedes Zurückbleiben hinter seinen Erwartungen bedeutet für für den Besessenen eine Schmach - der ewige Kämpfer im Kreml kann sicher nicht mit Rückschlägen umgehen.

Das Leben anderer Menschen zählt da überhaupt nichts.