Polnischer Präsidentschaftskandidat Karol Nawrocki
Karol Nawrocki: Parteiloser Spitzenkandidat, aufgestellt von der PiS. / Foto: dpa

Polnischer Präsidentschaftskandidat Karol Nawrocki - Historiker aus der Halbwelt

Der frühere Museumsdirektor Karol Nawrocki ist Kandidat der PiS zur polnischen Präsidentschaftswahl – seine ungewöhnliche Biografie hat auch etliche Schattenseiten.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

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Es war eine Überraschung für das politische Warschau, als Jarosław Kaczynski im Herbst den bis dahin nur Fachkreisen bekannten Historiker Karol Nawrocki als Kandidaten der nationalpopulistischen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) für die Präsidentschaftswahlen vorstellte. Es geht dabei für die PiS um sehr viel: Wenn ihr Mann in den Präsidentenpalast in Warschau einziehen sollte, könnte er sein Veto gegen die Versuche der Regierung unter Donald Tusk einlegen, alle Finanzskandale der 2023 abgewählten PiS zu ahnden.

Der 42-jährige Nawrocki war ein frisches Gesicht in der politischen Landschaft an der Weichsel. Mit seinem Lebenslauf sollte er der nationalistischen, indes wirtschaftsliberalen Konfederacja, die zuletzt bei der jungen Generation die PiS klar hinter sich gelassen hatte, Wähler abspenstig machen: Er war als Junior polnischer Boxmeister im Schwergewicht und aktiv im Milieu der Fußballfans. Vor allem sollte er in die Lücke rechts der Mitte stoßen, die sich aufgetan hat, weil die proeuropäische Bürgerplattform (PO) Tusks einen Vertreter ihres linken Flügels ins Rennen schickt, den Warschauer Oberbürgermeister Rafał Trzaskowski, der seine Distanz zur katholischen Kirche betont, sich überdies auf LGBT-Paraden gezeigt hat.

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Armin Latell | Fr., 30. Mai 2025 - 12:55

entgegen meines Prinzips, von diesem Autor überhaupt noch irgendeinen Artikel zu lesen, verstoßen. Er ist sich seiner Linie (wirklich nicht unerwartet) treu geblieben, wenn mal nicht russophob, dann aber pisophob. Ich für meinen Teil hoffe, dass der poln. Wähler erkannt hat, welche Laus er sich mit Tusk in den Pelz gesetzt hat, und sich für Karol Nawrocki entscheidet. Wer braucht schon eine Regierung, die unliebsame Rundfunkstationen von der Polizei besetzen lässt und abschafft? Eigentlich müssten die Polen das noch aus ihrer eigenen Historie heraus kennen.