TV-Arzt und überführter Quacksalber Oz / dpa

Midterm Elections in den USA - Demokratische Seifenoper

Die Midterms zeigen, dass sich bei den amerikanischen Wählern der Eindruck verfestigt hat, dass jede Stimme im demokratischen Kampf zählt. Gleichwohl deckten die jüngsten US-Zwischenwahlen wie eine Seifenoper alle Facetten der menschlichen Gefühlswelt ab.

Autoreninfo

Lisa Davidson ist Journalistin, freie Autorin und Podcast-Host. Sie lebt in Virginia, USA. 

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Ob auf kommunaler oder bundesstaatlicher Ebene – es ist fast schon Tradition, dass amerikanische Wahlen ein kunterbunter Wirrwarr sind. Doch Wahlzirkus und unglaubwürdige Kandidaten lassen die Bevölkerung nicht kalt. Anhänger beider Parteien fühlen eine Vielfalt an Emotionen, die von Vorfreude und Nervosität über Zweifel und Misstrauen bis hin zur Gleichgültigkeit reichen. Verdenken kann man es ihnen nicht, denn die jüngsten Midterms deckten wie eine Seifenoper alle Facetten der menschlichen Gefühlswelt ab. 

Mehr Bezug zur Realität

Der größte Sieg der Demokraten und die wohl peinlichste Niederlage der Republikaner geschah bei der Senatswahl in Pennsylvania. John Fetterman triumphierte nach einem Wahlkampf voller persönlicher Gesundheitsdebatten über den aus Fernsehkreisen bekannten und von Donald Trump unterstützten Promi-Arzt Mehmet Oz. Der Senatssitz wurde von dem in den Ruhestand gehenden republikanischen Senator Pat Toomey geräumt, wodurch der erste Senatssitz in Pennsylvania seit über einem Jahrzehnt frei wurde.

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Christoph Kuhlmann | Sa., 12. November 2022 - 15:12

Wer die ewig langen Schlangen vor den Wahllokalen in den USA im Fernsehen sieht, der wundert sich ja. Bei uns gibt es ja nur in Berlin stundenlange Wartezeiten bei den Wahlen. Ich habe noch nie länger als 5-10 Minuten auf die Stimmabgabe gewartet, wenn man den Klassenraum für den richtigen Wahlbezirk gefunden hat. Aber in den USA wird werktags gewählt und nicht am Sonntag. Ich finde das unpraktisch. Im Übrigen beschuldigen die Trump Fans die Demokraten die letzte Wahl geklaut zu haben und die Demokraten, die Republikaner die Demokratie abzuschaffen. Alles in allem Democracy at it's best. *fg* Die Wahlbeteiligung spricht für sich.

Gabriele Bondzio | So., 13. November 2022 - 08:31

ist die amerikanische Demokratie.

Eine lebhafte Beteiligung an Wahlen zeigt doch auch Interesse.
Selbst wenn die Bombadierung mit Werbung den Weg zur Wahlurne gepflastert hat.

In den Schaltzentren der EU wird sich Erleichterung breitmachen. Obwohl Biden in dieser Lage einen noch stärker protektionistischen Kurs verfolgen wird.
Bezüglich Energieträgern, hat die EU ihre (weit aus teuere) Abhängigkeit in die USA verlagert.

Auch den Krieg in der Ukraine sehe ich gefährlicher werden. Hier müsste endlich in den USA ein deutliches Wort zu Verhandlungen fallen.

Kai Hügle | So., 13. November 2022 - 08:53

Ich empfehle den Ciceronen folgenden Artikel, erschienen unmittelbar vor den Midterms:

https://www.cicero.de/aussenpolitik/midterm-elections-in-den-usa-wahlzi…

Besonders bemerkenswert: Der Hinweis eines für seine treffsicheren Prognosen bekannten Foristen, der zwar nicht weiß, dass der Senat eine Kammer des Kongresses ist (und das Repräsentantenhaus die andere), der aber auf einen Artikel aus einem alternativen Medium verweist, in dem ein Sieg der Republikaner in beiden Kammern vorhergesagt wird.
Seit heute früh steht fest: Die Demokraten haben die Mehrheit im Senat und können diese möglicherweise sogar ausbauen - sofern sie die Stichwahl in Georgia gewinnen.
Das Rennen im House ist noch nicht entschieden. Die Republikaner haben einen denkbar knappen Vorsprung, den sie aber wahrscheinlich behaupten werden.
Dennoch natürlich ein sehr enttäuschendes Ergebnis, speziell für Anhänger vonTrump, den langjährige Unterstützer nun fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.

Gerhard Lenz | So., 13. November 2022 - 11:49

Antwort auf von Kai Hügle

Sie meinen jenen Foristen, der mich schon mal als Angehörigen des Verfassungsschutzes "entlarvt" hat?

In der Tat, der Forist ist immer für eine Pointe gut. Aber unterschätzen Sie bloß nicht dessen "strategisches Denken". Das ja schon mal eine Militärdiktatur für Deutschland auf den Tisch gebracht hat.

Als, das sagte er so weitsichtig schon vor Jahren, das "Volk" gerade dabei war, die Regierung Merkel davon zu jagen. Und erst seine Anstrengungen, die Corona-Pandemie strategisch zu nutzen! So geht Widerstand! Hat er wohl auf der Straße gelernt, als er wirklich noch "Volk und Vaterland" dienen musste.

Sie müssen aber verstehen: Der Mann informiert sich hauptsächlich in den den von ihm vielgepriesenen "alternativen" Medien. Deswegen ist er immer "so gut informiert."

Genug der Scherze, die Lage ist ernst, Sie wissen doch: Deutschland geht gerade unter. Auch schon seit Jahren, und das täglich...

Ernst-Günther Konrad | So., 13. November 2022 - 09:48

Ja Frau Davidson, Emotionen von beiden Seiten wirkmächtig angesprochen haben sicherlich die Wahlbeteiligung befördert. Diese Art des Wahlkampfes, Kandidaten persönlich so zu diskreditieren ist doch schon seit Jahren Teil nicht nur des Wahlkampfes in der US, sondern auch bei uns Inzwischen kopiert. Ich warte dennoch mit einer Bewertung ab, bis für beiden Häuser ein endgültiges Ergebnis vorliegt. Ob Biden zur Lame duck wird oder Kamilla Harris aufgrund einer Pattsituation das Zünglein an der Waage sein wird steht ja noch nicht fest. Und wenn gerade die jungen Amerikaner motiviert wurden zu wählen dürfte das ein Lichtblick sein, egal für wen sie gestimmt haben. Denn es ist ja ihre Zukunft, die es mitzugestalten gilt zw. deren Weg mitzuentscheiden ist. Auch deutsche Medien haben teilweise einen Erdrutschsieg der Reps (Trump) vorhergesagt, der offensichtlich nicht eintreten wird. Und was De Santis anbetrifft wäre ein jüngerer Kandidat für die Reps ohnehin der Bessere.

Albert Schultheis | So., 13. November 2022 - 09:55

Nicht wie die Bundesrepublik 20:80 sondern 50:50. Wäre in Deutschland eine halbwegs offene Diskussion möglich, so wie in den USA, wären es hier auch mindestens 50:50, aber die flächendeckende Unterwanderung von ÖRR, Presse und Medien hat dafür einzigartig erfolgreich gesorgt, dass man hierzulande extremen Mut und einen starken Charakter haben muss, um dem woken Diskurs der Herrschenden entgegenzutreten. Das ist in den USA anders. Die Republikaner sehen wie die Städte im Land regelrecht im Sumpf der Demokraten absaufen, wie die Demokratie von irren linken Woke-isten vereinnahmt wird und die Demokraten haben mit ihrer Panik-Propaganda über die angebliche Zerstörung der Demokratie durch die Trumpisten noch ihre letzten Mitläufer mobilisiert. Mit Beinahe-Erfolg. Die Spaltung aber ist zu tief, als dass sich Amerika erholen könnte, es wird voraussichtlich an diesem Konflikt zerbrechen. Deutschland ist bereits zerbrochen - hinzu kommt, dass die Alliierten nach wie vor unsere Feinde sind.

Die Alliierten sind immer noch unsere Feinde? Möchten Sie das erläutern oder haken wir das ab unter der Kategorie "Reichsbürger-Gequatsche"?

Die USA sind mit 50:50 gespalten, und Deutschland ist mit 20:80 zerbrochen. Klingt logisch.

Ganz großes Tennis: den 80% fehlt es an "Mut und Charakter", um zu erkennen, dass die Anti-woke-Querfront aus AfD und derm Wagenknecht-Flügel der Linkspartei auf der richtigen Seite der Geschichte stehen. Das macht mich betroffen, denn ich zähle zu denen, die das Licht noch nicht gesehen haben. Sollte vielleicht doch mal TE lesen, Compact und Junge Freiheit...