
- Zittern um die „Special Relationship“
Boris Johnson würde gerne wieder Donald Trump im Weißen Haus sehen. Er setzt auf die „Special Relationship“, die beide Länder traditionell verbindet. Doch würde die nicht auch gewahrt werden, wenn der neue Präsident Joe Biden hieße?
Jetzt bloß nicht in letzter Minute etwas falsch machen, scheint sich der britische Premierminister gedacht zu haben. Oppositionsführer Keir Starmer von der Labour-Partei hatte Boris Johnson am Mittwoch im Unterhaus dazu aufgefordert, Donald Trumps Versuche zu verurteilen, das Auszählen der Stimmen bei den US-Wahlen zu verbieten. Der sonst wortgewaltige und meinungsstarke britische Premierminister aber hielt seine Zunge im Zaum: „Wir als britische Regierung kommentieren selbstverständlich den demokratischen Prozess unserer Freunde nicht.”
Die britische Regierung hat mit Coronakrise und Brexitchaos bereits genug zu tun. Eine Verschlechterung der Beziehungen zum Weißen Haus käme da ganz schlecht. Schließlich blickt man von London nach Washington DC noch immer mit dem leicht sentimentalen Gefühl, es handle sich bei Amerikanern und Briten um eine „Special relationship”, wie Winston Churchill die besonders enge Beziehung zwischen dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika einst nannte. Solange in den USA noch um ein endgültiges Wahlergebnis gerungen wird, liegen deshalb auch in London die Nerven blank.