
- Macho mit Fortüne
Israels Außenminister Jair Lapid wurde lange als Schönling ohne Tiefgang verspottet – bis ihm jetzt die Regierungsbildung mit einer schier unglaublichen Koalition gelang.
Bis zum letzten Moment hatten viele nicht an ihn geglaubt. Minuten vor der Deadline im Juni gelang es Jair Lapid, bis dahin Israels Oppositionsführer, die unwahrscheinlichste Koalition zu schmieden, die das Land je gesehen hat: Linke Feministen sind dabei, LGBT-Aktivisten und Friedenstauben, religiöse Rechte, Nationalisten, Siedlerfreunde und arabische Islamisten. Acht Parteien insgesamt, einmal quer durch Israels politisches Spektrum. Dass ihre Anführer ihre Unterschrift auf eine gemeinsame Vereinbarung setzten und damit den langjährigen Amtsinhaber Benjamin Netanjahu vom scheinbar unbesiegbaren Regierungschef zu einem schlecht gelaunten Oppositionsführer machten – all das wäre nicht möglich gewesen ohne Jair Lapid, wie selbst Kritiker heute einräumen müssen.
Jair Lapid, 57 Jahre alt, in zweiter Ehe verheiratet und Vater dreier Kinder, wurde in den Medien lange als eitler Schönling dargestellt, mit großer Klappe und Talent zum Populismus, ohne jedoch die intellektuelle Tiefe, die selbst Gegner Benjamin Netanjahu zugestehen. In der Polit-Satireshow „Eretz Nehederet“ (Wunderbares Land) wird Lapid als polternder, breitbeiniger Egomane dargestellt. Umso überraschter waren die meisten, als die neue Koalition ihren Deal präsentierte: Für die ersten zwei Jahre wird Naftali Bennett die Regierung führen, dessen Jamina-Partei nur sechs Mandate hält.