Dominic Cummings
Johnsons ehemaliger Chefberater Dominic Cummings stellt sich heute gegen ihn / dpa

Großbritannien - Tory-Aufstand gegen Boris Johnson

Innerhalb seiner eigenen Partei ist der konservative Premierminister Boris Johnson unter Beschuss. Ihm wird vorgeworfen, über illegale Partys in Downing Street während des Lockdowns gelogen zu haben. Ein Tory-Abgeordneter ist bereits zu Labour gewechselt. Es könnte zu einem Misstrauensvotum kommen.

Tessa Szyszkowitz

Autoreninfo

Tessa Szyszkowitz ist Londoner Korrespondentin des österreichischen Wochenmagazins Profil. Im September 2018 erschien „Echte Engländer – Britannien und der Brexit“. Foto: Alex Schlacher

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Knapp vor den mit Spannung erwarteten „Prime Minister’s Questions“ am Mittwoch Mittag hat der bisherige konservative Parlamentarier Christian Wakeford ein politisches Bömbchen ins Unterhaus geworfen: Der Tory-Abgeordnete für den Wahlbezirk Bury South verkündete am Mittwoch, er habe die konservative Partei verlassen und sei zur Labour-Party gewechselt. „Willkommen!“, sagte Labour-Chef Keir Starmer im Unterhaus und zeigte triumphierend hinter sich auf Wakeford, der sich bereits zu seinen neuen Parteikollegen auf die Labour-Bänke gesetzt hatte.

Das Abgeordnetenhaus kochte vor politischer Aufregung. Seit Mittwoch ist es nicht mehr klar, ob der umkämpfte britische Premierminister Boris Johnson diese Woche politisch überlebt. Unter dem Gejohle der Opposition erhob sich der 57-jährige Konservative von der grünen Regierungsbank und stellte sich an die Dispatch-Box. Jeden Mittwoch in der Parlamentssaison findet im Unterhaus im Westminster-Palast ein verbales Duell zwischen Regierungschef und Oppositionsführer statt. Boris Johnson, der seit seinen Studententagen im Oxford Union Club gerade unter Druck zu rhetorischen Höchstleistungen aufläuft, tat sich dieses Mal schwerer.

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W.D. Hohe | Mi., 19. Januar 2022 - 18:02

Rücktritt des Premiers wegen ungenehmigter...(Covid)Party !!!!!
"strenge "Sitten jenseits des Kanals.
Dafür liegt die Latte in Germania ein sportliches Lichtjahr höher.
Aber dafür weiß er jetzt definitiv nebRücktritt wegen ungenehmigter...(Covid)Party
Aber jetzt, da es hell wurde, sieht er endlich deutlich "wer" neben ihm sitzt.
Hat was für sich.
Wie schrieb und sang es doch doch schon in B. Brecht`s "Mackie Messer"...
"Die im Dunkeln sieht man nicht."

W.D. Hohe | Mi., 19. Januar 2022 - 18:04

Rücktritt des Premiers wegen ungenehmigter...(Covid)Party !!!!!
"strenge "Sitten jenseits des Kanals.
Dafür liegt die Latte in Germania ein sportliches Lichtjahr höher.
Aber jetzt, da es hell wurde, sieht er endlich deutlich "wer" neben ihm sitzt.
Hat was für sich.
Wie schrieb und sang es doch doch schon in B. Brecht`s "Mackie Messer"...
"Die im Dunkeln sieht man nicht."

Gerhard Lenz | Do., 20. Januar 2022 - 09:04

möchten, reichen nicht aus. Außerdem ist die Gefahr, dass der Schuss nach hinten los geht, viel zu groß. Da gibt es durchaus Parallelen zu den USA: Eigentlich müssten die Republikaner Trump einen Tritt geben. Können sie sich aber nicht leisten. So wenig wie die Tories mal eben Johnson in die Wüste schicken können.

Denn sie haben weder einen Nachfolger, der in der Bevölkerung auch nur halb so populär ist. Noch können sie Neuwahlen riskieren, liegt doch die Labour Party in Umfragen zur Zeit klar vorne.

Also bleibt der liebe Boris.

Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie Bevölkerungen "Vollpfosten" wie Johnson (oder Orban) zu Regierungschefs machen können. Ein wenig großspuriges, nationalistisches Gerede, jede Menge Gehabe, man werde Volk und Vaterland gegen ausländische Bedrohungen schützen, heimische Identität, Werte und Traditionen verteidigen und das Land zu neuer/alter Größe führen und schon geben die Wähler dem Schauspieler glucksend ihre Stimme.

Und der lacht....

Ernst-Günther Konrad | Do., 20. Januar 2022 - 10:00

Natürlich ist es zu verurteilen, wenn dem Volk restriktive Vorgaben gemacht werden und der höchste Politiker beachtet die Regeln nicht. Das hatten wir doch in D schon mehrfach. Überall Masken und in der BT Kantine saßen alle eng und kuschelig bei Wein, Weib und Gesang beieinander. Etliche Politiker wurden doch schon "erwischt", weil sie sich nicht an die eigenen Vorschriften hielten. Hier wird sogar bei uns das GG ausgehebelt und neu vom BVG interpretiert und es passiert nichts. Wurden nicht gar Bußgeldverfahren gegen deutsche Politiker eingestellt? Nun, eines ist gewiss. Der britische Wähler hat den Abtrünnigen als Tory gewählt und nicht als Labour Angeordneten. Das muss den Torys zu denken geben. Verrat in den eigenen Reihen. Und egal, wer da von den Torys gegen Boris agiert. Ihm muss in jedem Fall klar sein, dass er im Falle eines Obsiegens, der nächste sein könnte/sein wird. Wenn das Misstrauensvotum schief geht, verlieren die Torys als Partei insgesamt. Will man das wirklich?