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Hier hält Boris Johnson noch den Impfstoff von AstraZeneca in der Hand, doch geimpft wird zuerst mit dem Produkt von Biontech und Pfizer / dpa

Großbritannien und der Corona-Impfstoff - Besser dran ohne Brüssel? 

Die Brexiteers dürften sich bestätigt fühlen: Großbritannien hat noch vor der EU den Impfstoff von Biontech und Pfizer zugelassen. Und der Grund dafür scheint vor allem die lahme Brüsseler Bürokratie zu sein. Europa muss nun schnell reagieren.

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Better off. We will be better off, once we are out of Europe. Wartet ab. Wir sind besser dran, wenn wir aus der Europäischen Union raus sind. Das war immer das Kernargument der Brexiteers in Großbritannien. Und auch Hintergrundgespräche mit dem hiesigen britischen Botschafter, mutmaßlich kein Leaver tief in seinem politischen Herzen, intonierten und variierten das Thema über die vergangenen Monate stets auf Neue. Es werde Großbritannien besser gehen, wenn es sich seine Entscheidungen und Maßnahmen auf den Leib schneidern kann, tailor made, und nicht auf den zähen und langwierigen Prozess warten muss, bis sich der Moloch in Brüssel zu einer einstimmigen und für alle gültigen Entscheidung durchringt, mit der man am Ende nicht richtig glücklich ist. 

Corona legt die Dinge offen, sagt man immer. Es stimmt möglicherweise auch hier, erbarmungslos. Corona ist der erste Praxistest in dieser Frage. Und es lässt sich nicht leichterdings der Eindruck verjagen, dass in der entscheidenden Frage eines zugänglichen Impfstoffes der Beweis der Behauptung angetreten wird. Beim allerersten Anlass. Und bei was für einem. 

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Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 3. Dezember 2020 - 13:43

ich werde nicht nur, aber auch da sein.
Es gibt genaugenommen nur wenige noch engere und problemlosere Verbindungen als die zwischen der Bundesrepublik und England?
Was ist falsch gelaufen?

Walter Bühler | Do., 3. Dezember 2020 - 13:48

... obwohl Johnson gewiss kein Genie ist, darf er eben auch nicht unterschätzt werden, wie es die EU-Prominenten immer getan haben, besonders die Deutschen. Johnson kann sich auf wenig so sicher verlassen wie die auf die Ineffizienz und Schwerfälligkeit der EU. Daher halte ich es nicht für unwahrscheinlich, dass es ihm gelingt, die Lasten des Brexit der EU aufzuhalsen.

Ich halte es für schlimm und traurig, dass Großbritannien nicht mehr zur EU gehören wird. Die jetzige Politiker-Generation in Europa scheint wenig Kompetenzen zu besitzen, die für den Weiterbestand der EU erforderlich sind.
Am meisten enttäuscht bin ich vom Europa-Parlament. Es hält es für wichtiger, Polen und Ungarn ans Bein zu treten, statt in der Corona-Krise zu helfen.

Michaela 29 Diederichs | Do., 3. Dezember 2020 - 14:07

"Ein wirkliches Brechen der Winterwelle ist noch absehbar, trotz individuell und ökonomisch einschneidender Maßnahmen." Ist das wirklich absehbar? Oder meinen Sie hier "nicht absehbar"?

Michaela 29 Diederichs | Do., 3. Dezember 2020 - 22:40

Antwort auf von Michaela 29 Di…

Schön, dass Sie die Korrektur vorgenommen haben. Als Angler sollten Sie wissen, Geduld ist das oberste Gebot - nicht nur beim Angeln - auch beim Impfen. Wenn Sie den Fehler nicht finden, haben Sie das falsche Hobby. Vielleicht überdenken Sie noch mal Ihre Freizeitgestaltung? Es geht nicht um Anglerlatein. Es geht um Gesundheit. Dass Johnson diese Karte spielt, ist nicht relevant. Jedes Land wird das nationale Interesse in den Vordergrund stellen, unabhängig von der EU und der WHO. Die Menschen - auch Sie - wollen ihre Freiheit zurück. Und zwar so schnell wie möglich.

Heidemarie Heim | Do., 3. Dezember 2020 - 14:35

Was hat das Bürokratie und Behörden außer Polizei und Rettungswesen jemals interessiert? Auch hier besteht wieder jeder der zahlreichen Köche, das nur seine höchstpersönliche Zutat eine EU-konforme Weichspeise ergibt. Sie drücken immer alles so nett aus lieber Herr Schwennicke, aber mein bull-sh..Radar hatte da wohl einen vergleichsweisen Ausschlag wie Ihr Gespür was die Erklärungen dieses Verzugs betreffen;)! Oder ist es wieder einmal die ärgerlich machende Form von Ignoranz seitens des Molochs was das unsrige Denkvermögen angeht? Aber vielleicht ist es ganz einfach damit zu erklären, dass man auf der Insel so etwas wie "Vorarbeit" geleistet hat und die Genehmigung nur noch aus der obersten Schublade ziehen musste? Keine Ahnung ob Mr. Johnson Schach spielt oder einfach so schlitzohrig ein paar Züge voraus dachte. Warten wir also auf den nächsten Wettbewerb unter dem Motto "Welches Land im EU-Commonwealth ist im Besitz der besseren Impflogistik?" MfG

Gerhard Lenz | Do., 3. Dezember 2020 - 16:29

Antwort auf von Heidemarie Heim

was das Spektakel um den Impfstoff angeht. Nur dass der Impfstoff, der jetzt in GB zugelassen wird, wohl eine ganz andere Qualität hat.

Bei Putin kann man durchaus annehmen, dass er Risiken in Kauf nimmt. Der in Russland entwickelte Impfstoff dürfte kaum den gängigen Testkriterien entsprechen.

Der jetzt in GB zugelassene Impfstoff ist eine deutsch-US-Amerikanische Gemeinschaftsentwicklung.

Johnson kann sich also lediglich administrativer Effizienz, nicht aber wissenschaftlicher Leistung rühmen.
Dass er die schnelle Zulassung jetzt als eigene Leistung verkauft, und damit den von ihm angeführten Brexit preist, ist halt typisch populistisch.

Trump hat wiederholt die baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffes versprochen. Putin hat einen solchen bereits vorgestellt. Die Chinesen haben angeblich bereits geimpft. Jetzt prescht Johnson vor.
Das "Sich-zur-Schau-Stellen" ist eben ein typisches Merkmal autokratischer Regime und zu Narzissmus neigender Staatsführer.

Ach, und die guten Politiker der Grünen stellen sich nicht zur Schau? Die betreiben keinen Wahlkampf in Dauerschleife? Die preisen sich nie als die Weltenretter an?

Er versteht von der Impfung und der Zulassung des Impfstoffs, wissenschaftlich, nicht mehr als Sie und ich. Ob die Zulassungsprüfung, im internationalen Vergleich, optimal war kann ich nicht beurteilen. Die USA / FDA sind auch noch nicht so weit, und, ob die EU-Zulassung auf Trägheit der Zulassungsbehörde beruht wage ich zu bezweifeln. Die Briten werden in der Umsetzung der Impfung in wenigen Monaten nahe beim Schlusslicht aller EU-Länder sein, weil sie operativ weder in der Pandemiebekämpfung noch im Gesundheitssystem im allgemeinen, besonders gut sind - was sie in den letzten 9 Monaten deutlich bewiesen haben.

inwieweit da nicht der Wunsch Vater des Gedankens ist, dass die Briten in der Umsetzung der Impfung in wenigen Monaten "nahe beim Schlusslicht der EU-Länder" sein werden. Wenn ich mir die Entwicklung an der deutschen "Corona-Front" beschaue, wäre ich an Ihrer Stelle mit Komplimenten an die Adresse von GB etwas zurückhaltender. Oder wollen Sie den Briten zum Vorwurf machen, dass sie nicht an "German Angst" leiden, was doch einigermassen kurios wäre? Vielleicht akzeptieren Sie versuchsweise auch einmal, dass es verschiedene Wege nach Rom gibt, wie man so sagt.

"Das "Sich-zur-Schau-Stellen" ist eben ein typisches Merkmal autokratischer Regime und zu Narzissmus neigender Staatsführer."

Dafür muss man nicht erst ins Ausland gehen.

Für mich ist das "Sich-zur-Schau-Stellen" eher ein typisches Merkmal der medialen Inszenierung unserer herrschenden Parteipolitiker in "ihrem" ÖRR, und ich wäre sehr froh, wenn unsere deutschen Obrigkeiten ein wenig mehr "administrative Effizienz" zeigen würden.

Mir wäre der koreanische Weg lieber gewesen. Es wird sich aber nun zeigen, welcher Impfstoff die Erwartungen erfüllt. Für uns langsame Deutsche ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn der "deutsche" Impfstoff erst in England großflächig eingesetzt wird, wer weiß. Dafür sollte man Johnson vielleicht sogar dankbar sein.

Wir Deutsche werden einfach abwarten müssen, was passiert. Ich hoffe inständig, dass alle Impfaktionen - in Großbritannien, in Ungarn, in Russland und dann auch in Deutschland - überall zu einem Erfolg im Kampf gegen Covid-19 führen. Auf die kindischen Nationalismen beim Impf-Wettbewerb könnte ich jedenfalls gut verzichten, insbesondere auf die verdruckste grün-deutsche Arroganz.

Das haben Sie gut formuliert werter Herr Lenz! Denn genau darum geht es doch! Mir persönlich und auch politisch gesehen ist es wurscht wer sich wie damit profiliert oder populistisch unterwegs ist! Hauptsache das Zeug wird mit aller wie Sie auch sagen gebotenen Effizienz, und es ist diesmal Eile geboten!, heran geschafft, fair verteilt und geimpft. Und da möchte ich keine lahmen Begründungen hören warum man nicht genau so schnell sein kann wie die populistische Konkurrenz. Denn hier könnte der EU-Apparat endlich mal beweisen, dass zentralistische Regierungen und Autokratien eben nicht besser und schneller agieren in Krisensituationen. Bzw. das man sich mit in Stein gemeißelten, Dutzenden Richtlinien selbst blockiert. Wissen Sie was momentan schon wieder in Afrika und in anderen ärmeren Ländern für Aussagen gemacht werden? Im Sinne von "Wir haben für die (uns) die Versuchskaninchen gemacht und können uns gerade mal für 2% unserer Bevölkerung Impfstoff leisten!"
Das nächste Fiasko! MfG

"autokratischer Regime"
Wer das Kabinett Johnson so bezeichnet, ist eine Demagoge, verehrter Herr Lenz. Oder eben ein (in Ihrem Falle Links-)Populist um diese Hohlphrase aufzunehmen. Betrifft übrigens - bei all meiner tiefen Abscheu gegenüber der opportunistischen und ethisch-intellektuell überforderten ehem. FDJ-Sekretärin - auch solche seltsamen Kampfbegriffe wie "Merkelregime".

Helmut Bachmann | Do., 3. Dezember 2020 - 20:23

sind immer schon gescheitert. Die EU würde am besten reagieren, wwnn sie den planwirtschaftlichen Zentralismus aufgeben würde, statt ihn wie derzeit auf Teufel komm raus zu forcieren. Glückliches Britannien!

hermann klein | Do., 3. Dezember 2020 - 20:57

Es ist schon blamabel, das in England dank des Brexis ein in Deutschland hergestellter Impfstoff ab sofort zur Verfügung steht.
Müssen wir demnächst nach England fahren um uns impfen lassen weil die nationale Politik sich selbst entmachtet hat.
Die einzelnen Nationen haben mit der Europäischen-Union ein monströses Beschäftigungsprogramm für abgeschobene Politiker errichtet, fern ab der Bedürfnisse und Realität für die Menschen.
De Gaulle und Adenauer würden sich im Grab umdrehen, wenn sie hörten was aus ihrem „Europa der Staaten“ geworden ist.

Christoph Kuhlmann | Fr., 4. Dezember 2020 - 08:06

den kontinentalen Politiken keineswegs überlegen. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht wenn erstmal Erfahrungen in anderen Ländern gesammelt werden. Nun kommt ja die Meldung, dass die Hersteller die zugesagten Mengen so schnell gar nicht liefern können. Mit England und den USA werden sie auf jeden Fall an zwei der globalen Corona Hot Spots eingesetzt.

Kurt Kuhn | Fr., 4. Dezember 2020 - 08:57

Es geht los! Die Briten, sprich Boris Johnson und seine Brexitanhänger, werden mit aller Gewalt beweisen, dass der Ausstieg aus der EU Vorteile für die eigene Bevölkerung bringt.
Die Risiken einer überstürzten Zulassung des Impfstoffes werden höchstwahrscheinlich - wie so oft wenn es politisch gewollt ist - ggf. verschwiegen, vertuscht oder sonstwie verschleiert.
Diese Methode des "besseren Weges" wird Boris Johnson auch in allen anderen wirtschaftlichen und sozialen Bereichen anwenden. Demnächst zu erwartende Erfolgsmeldungen aus Britanien sollten daher hinterfragt werden.
In der Beziehung zur EU werden die Briten auch für sie vorteilhafte Lösungen aushandeln, ich kenne ihre Verhandlungszähigkeit aus internationalen Gremien.

Jürgen Lehmann | Fr., 4. Dezember 2020 - 13:42

Mir ist es ziemlich gleichgültig wer „BESSER“ dran ist.
Trotz meines fortgeschrittenen Alters werde ich mich die ersten Monate nicht impfen lassen.
Der britische Weg, mit ihrem nicht gerade berauschenden Gesundheitssystem, interessiert mich dabei am wenigsten.
Impfstoffe sind ein heikles Thema und deshalb ist eine übereilte Zulassung nicht nur positiv zu sehen. Die These, dass es sich bei der„Gründlichkeit“ um Bürokratie oder Trägheit handelt kann ich daher nicht teilen.