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Die andere Seite des Kriegs: Jedes dritte Bombenopfer in Gaza ist ein Kind / dpa

Krieg in Gaza - „Das ist ein Horrorfilm, und wir sind die Schauspieler“

In Berichten über den Israelkrieg kommt die Perspektive der palästinensischen Opfer kaum vor. Abed Schokry lebt in Gaza. Im Interview erzählt er von seinem Alltag und wie der Krieg sein Leben verändert hat.

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Abed Schokry, Jahrgang 1971, ist Professor an der Uni Gaza für Industrial Engineering. Von 1990 bis 2007 hat er in Deutschland studiert und promoviert. Er lebt seither mit seiner Frau und den gemeinsamen vier Kindern wieder in seiner Heimat.

Herr Schokry, seit über einer Woche wird Gaza Tag und Nacht von Israel beschossen. Wie haben Sie und Ihre Familie die letzte Nacht verbracht?

Wir waren in unserer Wohnung, weil es in ganz Gaza keine Luftschutzbunker gibt. Die letzte Nacht war schon viel ruhiger als die vorherigen. Angeblich sollen die Angriffe reduziert worden sein. Anders als in den vorherigen Nächten mit vielen Toten hatten wir diesmal vier Tote und weniger Verletzte. Ich habe trotzdem nur zwei Stunden geschlafen.

Haben Sie für alle Fälle eine Tasche gepackt, falls Sie schnell fliehen müssen?

Ja, klar. Nachts liegen wir auf Matratzen immer nahe an der Tür, damit wir im Notfall schnell rauskommen. Gestern hat ein ntv-Team einen Film über uns gedreht. In einem Bild sieht man den Rucksack meines 10-Jährigen Sohnes, aus dem sein Lieblingsspielzeug herausguckt. Mein Sohn wurde gefragt, was für ihn am wichtigsten ist. Er hat gesagt: Mein Vater, meine Mutter, mein Geschwister und mein Spielzeug.      

Nach palästinensischen Angaben sind in Gaza bislang 221 Menschen bei den Angriffen ums Leben gekommen, darunter auch 62 Kinder. Wie gehen Sie damit um, dass es jederzeit auch Sie und Ihre Familie treffen könnte?  

Was kann ich ihnen sagen? Wie soll ich den jüngeren Kindern erklären, was geschieht? Meine älteste Tochter, die noch in Deutschland geboren wurde und sich gerade auf das Abitur vorbereitet, weiß natürlich über unsere politische Lage Bescheid. Weil auch wir jederzeit durch Bomben aus dem Leben gerissen werden können, habe ich meinen Kindern vom ersten Tag der Angriffe erzählt: Ihr wisst, wir werden geboren und müssen alle irgendwann sterben. Niemand wird ewig leben. Niemand wird gefragt, wann er die Erde verlassen muss. Ein Trost ist das nicht, denn wer will schon auf diese Weise sterben. Niemand.

 Und wie reagieren Ihre Kinder?

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Tomas Poth | Do., 20. Mai 2021 - 15:31

Aus dem Teufelskreis kommen Juden und Palästinenser nur gemeinsam heraus. Bisher sind alle Versuche, auch mit internationaler Hilfe gescheitert.

Wolfram Fischer | Do., 20. Mai 2021 - 21:04

Antwort auf von Tomas Poth

Wer wünscht in dieser Problemregion (und weit darüber hinaus!) auf breiter Front wem den Tod? Die arabische Seite den Juden.
Wer hat dort seit einem dreiviertel Jahrhundert mehrere Kriege angefangen, wer war jedes mal der Angegriffene?
Angreifer: Die arabische Seite. Angegriffene: der jüdische Staat. 1948, 1956, 1967, 1973. Immer, ausnahmslos, seit 70 Jahren.
Wer hat seit ca. 100 Jahren jedes, wirklich JEDES (Verhandlungs- oder konkretes) Angebot zur Staatsgründung abgelehnt? Die arabische Seite. Sykes-Picot nach dem 1.WK. 20er. 30er. 1948 UNO Teilungsplan. Camp David. Oslo I/II. Diverse Angebote "Land gegen Frieden". Alles, wirklich alles gescheitert an der notorischen Verweigerungshaltung der arabischen Seite.
Und es gibt immer noch Menschen, die glauben, es müsse "gemeinsam" gehen - mit einer arabischen Seite, die schlicht nur Verweigerung und Aggression kennt und lebt und ohne Unterlass erneut unter Beweis stellt. Dieser Geminsamkeitsappell ist geschichtsvergessener Unsinn!

Gehen Sie bitte weiter zurück in die Geschichte, um Ursache und Wirkung auf den Grund zu gehen. Wer „kämpft“ hier mit welchen Mitteln und welcher Unterstützung wie und warum gegen wen? Israel hält sich nicht an das Völkerrecht, UN-Resolutionen werden ohne Konsequenzen ignoriert, der Anteil des Landes, das den Palästinensern noch zur Verfügung steht, wird täglich weniger, weil Israel illegale Siedlungen fördert. Die Palästinenser kämpfen gegen einen übermächtigen Gegner um ihr Überleben. Israel ist hier eindeutig der Hauptaggressor, Israel will keinen Frieden, daß zeigen u.a. die Erklärung Jerusalems zur Hauptstadt und die andauernde und illegale Ausbreitung der Siedlungen eindeutig. Wenn Israel weiter Land der Palästinenser besiedelt, wird es in wenigen Jahren nichts mehr geben, worüber man im Rahmen einer Zweistaatenlösung verhandeln kann - das ist das Ziel. Ich bin nicht pro Palästinenser, aber diese einseitige Parteiergreifung nur weil es um Israel geht, gehen mir gegen den Strich!

In meinen bisherigen Leben haben bisher IMMER die LINKEN die arabisch sprechenden Völker ohne wenn & aber unterstützt, während die Juden, die zur westlichen Welt & Amerika gehörten & automatisch Klassenfeind, Großkapitalist & Imperialisten waren. Mit Brandstempel!
Also immer die bösen Bubis, egal was sie & wie sie es....
Und über die UN,.... ohne Worte, sonst bringe ich verletzende Worte aufs Papier.
Jedenfalls, wo dieses Land unfruchtbar & öde war, keine Sau zu sehen, geschweige mit Hacke & Schaufel.
Und plötzlich, wo Erntetag ist, die Kirche voll. Mir wird es vor Wut schlecht, weil immer die gleiche Leier ein Leben lang mich begleitet. Immer diese Ausflüchte, schlechte Kindheit, böser Bubi, ich/wir konnten nicht, WEIL
NUR ANDERE - ICH/WIR ?
Ich hoffe nur, dass nur, dass die Kinder der vielen Links-Grünen-Schwarzen in D. erleben werden, was es bedeutet, wenn sie selbst in der Minderheit von Religion & Sippe sind.
Berlin wird Vorreiter. Auszugsverbot in sogenannte braune Gebiete!

Ihre einseitige Sicht ist beschämend. Wenn sie glauben, dass man einen Raketenangriff auf Zivilbevölkerung ruhig starten kann, weil es Streit um Land gibt, dann fehlt ja wohl alle Verhältnismäßigkeit.

Ronald Lehmann | Fr., 21. Mai 2021 - 01:10

Antwort auf von Tomas Poth

Wenn die Juden wirklich so Friedensunwillig sind & waren, warum haben Sie dann 2000 Jahre in der Fremde bei allmöglichen Staatsgebilden & Monarchien überlebt???

Den Juden ging es doch dann immer an den Kragen, wenn man ihr Geld haben wollte oder es nicht zurück zahlen wollte. Das der Jude in seiner Religion wuchern (Zins & Zinseszins) durfte & wir Christen nicht, wussten alle. Deshalb hat der Adel über Strohmänner rege Geschäfte abgeschlossen.
Und egal, ob im ehemaligen Spanien /Portugal, Rußland oder Zentraleuropa. Ich habe das Gefühl, denen geht es ein bisschen ähnlich wie uns Deutschen. Das Geld & die geistigen Errungenschaften werden von allen gerne gesehen. ?Nur.....
Und wenn es ums eigene Geben geht (Solidarität, Barmherzigkeit, Fürsorge & & &), alle weggeflogen - keiner Zuständig?. Nur die, die die schwarze Peter Karte noch haben. ?
Und plötzlich halten alle ihre gefüllten Taschen (vor allem die Ölscheiche) zu & plötzlich ist keiner mehr da aus der Verwandtschaft /Sippe.

Tomas Poth | Fr., 21. Mai 2021 - 14:18

Antwort auf von Tomas Poth

Also die Palästinenser/Araber platt machen, das sind keine Menschen, nur Halbmenschen, mit denen man sich nicht einigen soll, oder was sind ihre Überlegungen?

Karl Kuhn | Do., 20. Mai 2021 - 16:03

Der Befragte gefährdet sein Leben und das seiner Familie, wenn er sich kritisch zur Hamas äußert. Deswegen darf man ihm einige Aussagen nicht übelnehmen.

Dennoch nehme ich ihm seine Klagen über die Lebensumstände in Gaza nicht ab. Warum ist er nach einem Studium in Deutschland dorthin zurückgekehrt? In der Tat erlebt selbst der Gaza-Streifen über die Jahre eine stetige Verbesserung der Lebensumstände, siehe hier: http://hdr.undp.org/sites/all/themes/hdr_theme/country-notes/PSE.pdf

Diesen Landstrich als von der Welt abgeschnitten zu bezeichnen, ist angesichts der Massen an importierten Raketen und anderen Waffen, mit denen Gaza Israel terrorisiert, schon zynisch zu nennen. Gleichzeitig wird die Bevölkerung immer übergewichtiger (mehr als 40% der Frauen mit einem BMI>30), dank der Durchfütterung unter anderem durch die EU und Deutschland. Ein Staat auf Sozialhilfe. Mit den erwartbaren Folgen.

Romuald Veselic | Do., 20. Mai 2021 - 16:11

Eine kriegerisch-aggressive Terrororganisation rüstet sich mit 10000 Raketen auf und baut für eigene Bevölkerung keine Schutzbunker? Wie soll man diesen gravierenden Fakt betrachten? Der Hamas ist eigene Bevölkerung schnuppe! Die Toten Zivilisten dienen für eigene Propaganda. Sie werden absichtlich ungeschützt den Kämpfen ausgesetzt.
80% der Menschen in Gaza sind Arbeitslos. Ich frage mich, im welchen Land dieser Welt würde man unter solchen Umständen überleben o. normal existieren?
Wahrscheinlich die übrigen 20% sind bei der Terrormilizen angestellt. Wird dort außer Tötungsmanufakturen noch etwas Produktives hergestellt o. sinnvolles bewerkstelligt?
Wer keine Schutzbunker für eigene Bevölkerung baut, ist ebenso ein Kriegsverbrecher.

Das ist mir auch aufgefallen, Herr Veselic. Aber Tunnel zum Schmuggel von Waffen, als Rückzugsorte für Kämpfer bauen sie.
Wenn die in Gaza lebende Bevölkerung dies ok findet und Israel die Schuld an ihrem Unglück gibt, dann ist ihr nicht zu helfen. Wir sollten jegliche Hilfe dorthin einstellen. So traurig das ist.

Christoph Kuhlmann | Do., 20. Mai 2021 - 16:17

ein paar Juden haben Tod den Palästinensern gerufen und das ist nun ein Grund für 4000 Raketen. Ein par Wohnungen werden in Ostjerusalem in reinem rechtsstaatlichen Verfahren an jüdische Familien zurückgegeben, aus denen Sie 1947 vertrieben wurden als Jordanien Ostjerusalem völkerrechtswidrig besetzte. Ein Grund für 4000 Raketen? 600 000 Juden in der Westbank und das ist Völkerrechtswidrig? Seit wann steht das Völkerrecht für Apartheid? u beginn waren es radikale Siedler in Wehrsiedlungen, die das Westjordanland militärisch sichern wollten, inzwischen werden die Grundstücke für meisten Siedlungen ganz legal von den Eigentümern gekauft, bebaut und an Interessenten weiterverkauft. Ich schätze das wird völkerrechtlich problematisch die dort wieder weg zu kriegen. Ich meine ohne Terror.

Urban Will | Do., 20. Mai 2021 - 16:43

ein Mensch, dem man eine ausgeprägte Intelligenz zuschreiben kann, redet solches Zeug. Ich kann, wie ein anderer Forist hier auch, nur vermuten, dass er gewisse Dinge sagen muss, um keine Repressalien erleiden zu müssen.
Jeder, der bis drei zählen kann, weiß, dass die Hamas mit ihren Raketen Israel nie wird besiegen können, dass diese dumme Ballerei nichts anderes bewirkt als massive Gegenschläge. Dann zu heulen wegen der getöteten Kinder, die es nicht gäbe, wenn die Hamas nicht so feige wäre, sich hinter ihnen zu verstecken, wenn sie klar erkennbare militärische Stellungen hätte, die Israel dann auch ohne zivile Opfer bekämpfen könnte, ist doch scheinheiliger Unsinn.
Aber das machen diese Feiglinge natürlich nicht, denn dann wäre der Konflikt in kürzester Zeit erledigt.
Die Mehrheit der Bevölkerung steht hinter den Angriffen? Gut, dann muss diese Mehrheit auch damit leben, dass Israel sich wehrt.
Die Hamas lebt von diesen Scharmützeln, Opfer sind ihr egal. Das wird so weitergehen.

Dieter Schimanek | Do., 20. Mai 2021 - 17:28

Ich möchte das Elsaß zurück und Österreich sollte sich Südtirol wieder einverleiben, das Hitler widerrechtlich an Mussolini verschenkt hat. Ein beachtlicher Teil der ehemals deutschen Ostgebiete wurden uns auch gestohlen. Ich plädiere für einen drei Fronten Krieg. Palaver a la Maas ist etwas für Weicheier, macht kaputt was euch kaputt macht!

Rob Schuberth | Do., 20. Mai 2021 - 20:12

...schuld.

gerade diesem gebildeten Prof. sollte doch schon vorher bekannt gewesen sein in welches Pulverfass er da mit seine Familie zieht, resp. wo er eine Familie gründet.

Diesen Konflikt können nur beide Seite UND ihre jeweiligen Unterstützer an einem Tisch lösen.

Dazu aber ist zumindest die Hamas nicht bereit (sie fürchte den Verlust ihrer Machtposition in Gaza), aber auch andere "Außenbeteiligte" habe starke Eigeninteressen.

Darum müssen die auch mit an den Tisch.

Helmut Bachmann | Fr., 21. Mai 2021 - 07:36

ist einzig schuldig an den Gegenangriffen der Israelis. Und nur die Gazabewohner können die Hamas vernichten. Dabei würden ihnen viele gerne helfen. Dann kann endlich Frieden einkehren. Die Verantwortung liegt damit bei ihnen. In Deutschland im 2.WK wurde diese leider erfolglos versucht. Ich wünsche den Gazabewohnern viel Erfolg damit.

Heidemarie Heim | Fr., 21. Mai 2021 - 13:09

Besonders erschüttert mich der Teil des Interviews wo Prof. Shorky voller Schicksalsergebenheit, fast wie ein Märtyrer über seinen Tod und vor allem dem seiner Kinder spricht aus Glaubensgründen, liebe Frau Hildebrandt! Konnten Sie als Mutter das verstehen? Der Mann hat die Geräuschentwicklung in Brutkästen erforscht und wie sich dies auf die Reifeprozesse von Frühchen auswirkt. Und nun setzt er sich und seine Familie dem todbringenden Geräuschen von Rohrkrepierern der Hamas und einschlagender Raketen von den Israelis aus? Vor langer Zeit sah ich eine Dokumentation aus Gaza über Selbstmordattentäter. Darin eine Mutter deren Sohn, fast noch Kind sich in einem israelischen Bus mit vielen Opfern in die Luft sprengte und als Märtyrer gefeiert wurde von jedermann. Sie vergoss vor der Kamera schockierter Korrespondenten nicht eine Träne. Auch nicht hinterher als man unter sich war. Sie war nur stolz und glücklich, da er nun im Paradies weilt. Damals die einfache Frau, heute ein Professor.

helmut armbruster | Fr., 21. Mai 2021 - 13:30

vielleicht das hier ( siehe 2 Zitate von ihm):

"Nationen, die man unterworfen hat, muss man entweder glücklich machen oder vernichten."
und
"Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt"