
- Der Störenfried
Der Journalist Éric Zemmour mischt den französischen Präsidentschaftswahlkampf mit einer nicht deklarierten Kandidatur auf. In den Umfragen überflügelt der rechte Bestsellerautor bereits die Populistin Marine Le Pen. Und viele sehen in ihm den „französischen Trump“.
Sein neues Buch „Frankreich hat noch etwas zu sagen“ klingt ein wenig wie die Antwort eines Pariser Intellektuellen auf Donald Trumps „Make America Great Again“. Und wenn Éric Zemmour die Streitschrift gegen Migration, Islam und Banlieues öffentlich vorstellt, verwandeln sich seine Lesungen meist in so etwas wie frenetische Wahlkampfveranstaltungen. „Wir sind nicht mehr in Frankreich“, ruft der 63-jährige Publizist dann in den randvollen Saal. Fans schwenken T-Shirts mit der Inschrift „Z 2022“, andere skandieren „Zemmour Président“.
Zemmour ist ein Senkrechtstarter. In den sonst sehr statischen Meinungsumfragen Frankreichs hat sich der passionierte Intellektuelle, der bei seiner Bewerbung für die Eliteschule Ena gescheitert war, in wenigen Wochen von acht auf 16 Prozent hochgeangelt. In einzelnen Erhebungen übertrifft er damit sogar Marine Le Pen, die sich im kommenden April bereits in der präsidialen Stichwahl gegen Präsident Emmanuel Macron (derzeit 23 Prozent in den Umfragen) wähnte. Ohne Partei und ohne Apparat, ohne Programm und ohne Kampagne hat der Mann mit dem wenig erbaulichen Äußeren gute Chancen, im April in die Stichwahl einzuziehen. Und was dann passiert, wagt derzeit niemand vorherzusagen.