Eine Giraffe steht vor den Toren der kenianischen Hauptstadt Nairobi im goldenen Gras / Prof. Dr. Stefan Liebing
Eine Giraffe steht vor den Toren der kenianischen Hauptstadt Nairobi im goldenen Gras / Prof. Dr. Stefan Liebing / Fotos: DDP Image / Anja Lehmanns

Entwicklungspolitik - „Die Zukunft Europas wird in Afrika entschieden“

Europa ist mit dem afrikanischen Kontinent auf schicksalhafte Art verbunden. Doch in Deutschland werden nicht nur die Bedrohungen, sondern auch die Potenziale ignoriert. Als kopflos und schädlich stellt sich dabei die deutsche Entwicklungspolitik heraus.

Autoreninfo

Carsten Korfmacher leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

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Prof. Dr. Stefan Liebing lehrt am Afrikazentrum der Hochschule Flensburg und ist Geschäftsführer des Projektentwicklers Conjuncta. Zudem ist er Honorarkonsul der Republik Kamerun und war von 2011 bis 2023 Vorsitzender des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft.

Herr Liebing, wir haben derzeit in Deutschland viele Probleme, die kaum Spielraum lassen, uns um den Rest der Welt zu kümmern. Mal ketzerisch gefragt: Warum sollte uns interessieren, was in Afrika los ist?

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Ernst-Günther Konrad | Sa., 1. November 2025 - 16:17

... mit unseren Politikern, die derzeit das Sagen haben können Sie nicht erwarten, dass das einer kapiert. Und ja, die Trumpfkarte *viele Flüchtlinge* zieht immer. Ich halte dagegen, kontrollierte Einwanderung und eine Form der Hilfe im Sinne Chinas und vor allem einer kontrollierten Hilfe vor Ort durch techn. Now How und nicht durch NGOS, ja das könnte gehen. Nur das bringen Sie derzeit unseren Politikern nicht ins Hirn. Die wollen die Welt retten, bauen lieber Radweg in Peru, machen schicke Ausflüge nach Afrika und wedeln mit dem Scheckbuch und das war es. Und mal ehrlich. Wenn dieser Staat in den Knie ist, wird auch niemand mehr aus Afrika nach hier wollen. Denn wo nichts ist, kann man auch nichts holen.

Sabine Lehmann | Sa., 1. November 2025 - 17:00

Ganz ehrlich: Die "Innovationen" aus Afrika, die mir bislang hier bei uns begegnet sind, reichen mir.
Und Drohnen als Kurierdienst? Wurde sicher nicht in Afrika erfunden, erstens. Und zweitens steht u. fällt die Kompatibilität solcher Drohneneinsätze mit der Topographie und der Dichte der Urbanisation. Kann also niemals 1:1 als Baupause in jede Region übertragen werden.
Die letzte aufsehenerregende Innovation aus Afrika wurde ja in der legendären tagesschau präsentiert: Ein Schwarzafrikaner vor einem Flachbildfernseher, der Energie herstellen konnte ohne Energie, einfach so, weil er es konnte u. diese speziellen sozialromantischen Vorschusslorbeeren bekam, nur wegen seiner Hautfarbe. Genial. Das afrikanische Perpetuum Mobile. Beeindruckend. Der Kalauer des Jahrzehnts.
Dann ist da noch die "Filmkunst". Wer kennt sie nicht diese afrikanischen, nigerianischen Blockbuster, diese künstlerischen Straßenfeger auf internationalem Parkett. Also wirklich!?Wirtschaftswunder Afrika? Lächerlich.

Trieft nur so von Vorurteilen. Waren Sie denn schon jemals in Afrika und haben dort gearbeitet? Ich schon , wenn auch nur ein paar Wochen. Ich kann Ihnen nur eins sagen, die Jungs und Mädels dort haben mehr Motivation im kleinen Finger als ein dutzend dieser Luschis hier

Sabine Lehmann | So., 2. November 2025 - 10:39

Antwort auf von Ralf Abranches

Ich muss nicht in Afrika gewesen zu sein, um mir ein Urteil über Afrikaner erlauben zu können, Herr Abranches. Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit im Inland hatte ich 25 Jahre lang Zeit genug kennenzulernen, die ihr Glück in Deutschland versuchen sollten. Das hat Eindruck hinterlassen. Und auch wenn ich dadurch nicht ALLE Afrikaner kenne selbstredend, lässt das Rückschlüsse zu. Oder kennen Sie etwa ALLE, nur weil Sie schon mal ein paar Wochen in Afrika waren? Im übrigen speisen sich andere Einschätzungen über Land und Leute aus der Tatsache, dass ich etwas besser informiert bin als nur über den aktuellen Wetterbericht. Aber ich werde hier auch nicht damit anfangen meine Reputation zu rechtfertigen.

Brigitte Miller | Sa., 1. November 2025 - 17:06

bei TE:
"Prahlerei und Heuchelei: Selbstbetrug im Namen der „Nächstenliebe“
VON NOEMI JOHLER
Sa, 1. November 2025
Europa predigt Nächstenliebe, schaut aber weg, wenn Christen in Afrika verfolgt und bestialisch ermordet werden. Während Milliarden an Entwicklungshilfe in korrupte Strukturen fließen, leisten hier nur kleine christliche Organisationen echte Hilfe. Der Westen opfert Ansehen und Erbe auf dem Altar der Heuchelei."

Europa hat sich verrannt.
Dass die Art Entwicklungshilfe, die immer noch fortgeführt wird, nur die unguten Zustände in Afrika zementieren, sagen Fachleute wie Volker Seitz ( Afrika wird arm regiert )schon so lange.
Es ändert sich nichts.

Karl-Heinz Weiß | Sa., 1. November 2025 - 17:18

Im sehr instruktiven Beitrag wird das aus meiner Sicht größte Problem nicht erwähnt: ein Großteil der Hilfen „versickert". Auf chinesischer Seite muss niemand Rechenschaft für derartige "Zahlungen" ablegen. Und in Afrika gibt es keine 54 "Staaten", sondern unzählige Clanstrukturen. Das ist grundsätzlich nichts Schlechtes,, aber "Nation Building“ ist bei einem Globalplayer schon mehrfach gründlich schiefgelaufen. Äthiopien, Sudan, Kongo etc. sind nur die Spitze des Problems.

Johannes Hoffmann | Sa., 1. November 2025 - 17:43

Bislang hat deutsche Entwicklungshilfe eher dazu beigetragen, dass Afrika weit unter seinem Entwicklungspotenzial gebliebe ist. Das hat leider auch sehr viel mit dem Unvermögen der jeweiligen Amtsinhabern zu tun.

Sabine Lehmann | Sa., 1. November 2025 - 19:22

Die Wiege der Menschheit ist ja angeblich auch in Afrika. Wer's glaubt. Dass Archäologen inzwischen beweisen konnten, dass dem nicht so ist, weil es die ersten aufrecht gehenden Menschen in Griechenland u. Italien nachweislich bereits tausende von Jahren vor denen in Afrika gegeben hat, geschenkt. Die deutsche Archäologin, die das als erste vor ein paar Jahren bei Ausgrabungen in Europa entdeckte, ist übrigens in der Versenkung verschwunden. Es gab eine kurze Doku beim Sender Phoenix, danach habe ich nie wieder etwas von ihr gehört. Vielleicht haben "sie" es aussehen lassen wie eine "Umpfall";-)
So ist das mit "Follow the Science". So ist das auch mit dem Narrativ des angeblich bekämpfbaren Klimawandels und seiner vielfältigen Ursachen. "The Science" ist inzwischen ein politisch ideologisierter Zirkel, zusammengewürfelt aus Diplomtheoretikern & Wissenschaftlern, die ganz andere Ambitionen haben als die Fakten der Wissenschaft. Und Dr. Liebing? Hat handfeste wirtschaftliche Interessen.

Peter William | Sa., 1. November 2025 - 21:17

erst gar nicht bis zu Ende durch. Wenn man sich die Stellenausschreibungen so anschaut und den Bewerbungsprozess und die Anforderungen inklusive wirtschaftlicher Entwicklung, so denke ich persönlich mindestens 50%, wahrscheinlich sogar ein großerer Anteil der Stellen wurden nur ausgeschrieben damit die Personalabteilung sagen kann sie hätte was zu tun.

Sorry, aber ich denke Deutschland braucht keine weitere Arbeitszuwanderung, ich denke es braucht bessere Standortbedingungen, den Rest erledigt die Automatisierung (inkl. KI).

Was DE braucht sind Rohstoffe, möglichst günstig, wie es nunmal so ist. Nehmt euch ein Beispiel an den Chinesen, die machen das clever. Rohstoffabkommen inklusive Infrastrukturaufbau vor Ort, dass ist der Weg, vielleicht sogar Vorprodukte importieren, also vor Ort erste Veredelungsprozesses durchführen.

Das ist eine win-win Situation. Das die bisherige Entwicklungshilfe großer Murks war ist wahrhaftig nichts neues!

Markus Michaelis | So., 2. November 2025 - 01:29

Was ich in der Summe inzwischen auch glaube ist, dass unsere Entwicklungshilfe nichts bringt. Auch nicht unser Gerede von Menschenrechten - da ist zu wenig Substanz dahinter sich mit realen Fragestellungen zu beschäftigen, zuviel selbstbezogener Fokus selber irgendwie ideal dastehen zu wollen.

Ja, ich könnte mir vorstellen, dass kapitalistisch orientierte (also dass für beide Seiten etwas bei herausspringt) Investitionen in größerem Umfang gut wären. Dazu würde von alleine ein gewisser Austausch an Menschen gehören.

Forciert noch mehr Menschen nach Deutschland zu bringen, auch Abermillionen Chinesen oder Europäer nach Afrika, ist vielleicht nicht der optimale Weg. Zumindest unsere Gesellschaft ist ohnehin überdehnt und zu kraftlos. Ich denke, wir sollten das Denken, das wir die Größten und sehr stark sind und daher wir uns immer fragen müssen, wie wir die Weltprobleme lösen, etwas runterdimmen. Wir übernehmen uns kolossal.

Sabine Lehmann | So., 2. November 2025 - 15:55

Dass die Ressourcen & Möglichkeiten des afrikanischen Kontinents nicht mal annähernd genutzt werden, ist weder Schuld der Kolonialzeit, der weißen Rasse oder der Sklaverei. Es sind auch nicht die Strukturen außerhalb Afrikas schuld oder gar die weiße Rasse in Gänze. Es sind die Menschen die dort leben, ihre Mentalität. Nicht jeder Einzelne, sicher, denn das wäre zu pauschal, aber doch die ganz überwiegende Mehrheit. Von Nord- bis Südafrika, von West- nach Ostafrika, es ist ein afrikanisches Problem, ein internes, kein externes.
Ein Fass ohne Boden, so wird es oft etwas polemisch benannt, aber im Grunde trifft es das Dilemma auf den Punkt. Sicher gibt es einzelne Beispiele herausragender Innovationen u. Tatendrang, aber das sind Singularitäten. Sie werden niemals reichen, dass Afrika zu einem Global Player auf Augenhöhe avanciert. Ein Jammer, denn kaum ein Kontinent hat so viele Möglichkeiten wirtschaftlich u. ökologisch eine Führungsrolle einzunehmen. Aber nicht mit diesen Bewohnern.