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Der richtige Italiener - Clown, Faschist und Europafeind Beppe?

Beppe Grillo, der wahre Sieger der italienischen Parlamentswahlen verstört viele. Wer ist er wirklich?

Petra Reski

Autoreninfo

Petra Reski lebt in Venedig, schreibt über Italien und immer wieder über die Mafia. Zuletzt erschien ihr Roman „Bei aller Liebe“ (Hoffmann&Campe). Foto Paul Schirnhofer

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Vielleicht hat Beppe Grillo sich das auch nicht so vorgestellt. Damals, als er an einem nebligen Novembertag 2005 im Turiner Theater Valdocco stand. Zusammen mit Jungs in flusigen Pullovern, die ihren Kampf gegen den Feinstaub erklärten, und Mädchen, die mit rauchiger Stimme zu Mahnwachen vor dem Parlament und zum Kampf gegen den Bau des Tunnels für den TAV aufriefen, den Hochgeschwindigkeitszug durch das Val di Susa – eines der vielen Milliardenprojekte, die in Italien ohne Bürgerbeteiligung und in schönster Eintracht von Regierung und Opposition vorangetrieben werden.

Einen Monat zuvor hatte Grillo von seinem Weblog die Idee der „Meet-ups“ lanciert: kleine, renitente Zellen, die nach nur drei Monaten bereits 7000 Mitglieder zählten, in Turin fand ihr erstes nationales Treffen statt. „Sie können nicht länger so tun, als seien wir unsichtbar“, rief Grillo. In den italienischen Zeitungen las man darüber: nichts.

Die Familie
Heute arbeiten sich die Leitartikler sämtlicher Zeitungen an Grillo ab, wie sie es sonst nur mit Berlusconi tun, und beklagen den „Grillozentrismus“. In den Klatschblättern werden Kinderbilder von Grillo und Fotos seiner Frau beim Urlaub in Kenia veröffentlicht. Seitdem weiß man in Italien, dass seine zweite Frau Halbiranerin ist und sich überfordert fühlt, immer nur bio einkaufen zu müssen. Dank den Zeitschriften Oggi und Gente haben die Italiener erfahren, dass Beppe Grillo vier Söhne hat, 65 Jahre alt ist, in Genua aufwuchs, seine Mutter eine Klavierlehrerin und sein Vater ein kleiner Metallunternehmer war; dass er in einer Villa in Genua lebt und ein Ferienhaus in der Toskana besitzt.

Jetzt kampieren Journalisten Tag und Nacht vor Grillos Haus und fotografieren jeden, der sich nähert, denn die Welt fragt sich: Beppe Who? Wer ist dieser bärtige Komiker, der – scheinbar – aus dem Nichts kommend, ein Viertel der italienischen Wähler überzeugen konnte, für seine Fünf-Sterne-Bewegung zu stimmen. Eine Bewegung, die, glaubt man Berlusconis Kampfblatt Il Giornale, aus „einer Handvoll Spinner“ besteht, und die, je näher die Wahlen heranrückten, von dem Blatt zu „Globalisierungsgegnern und Gewalttätern“ stilisiert wurden, die angeblich den Staatsstreich vorbereiteten.

Die Label
In der italienischen Presse wurde Grillo wahlweise als Populist, Faschist, Antisemit, Putschist, Rotbrigadist, Rassist, Duce, Demagoge, Kommunist und Jakobiner geschmäht. Die Fünf Sterne sei eine „anarcho-antipolitisch-anachronistische Bewegung“, wusste Eugenio Scalfari, Herausgeber der linksdemokratischen Repubblica, und schauderte: „Hinter dem Grillismo sehe ich den Schatten des widerwärtigsten Law & Order, ich sehe dahinter die Diktatur.“

Die Unità, einstige Parteizeitung der Kommunistischen Partei Italiens, sah in der Bewegung ein Phänomen reiner Folklore, das potenziell umstürzlerische Tendenzen in sich trage: Grillo erinnere an Mussolini, Letzterer habe Schlagstöcke und Rhizinusöl eingesetzt, Grillo die Vulgarität. Der Corriere della Sera stellte fest, dass Grillo eine Person von brutaler Gier sei, die Turiner Stampa beschied, dass die Protestinitiativen der Fünf-Sterne-Bewegung so unbedeutend seien, dass sie „in einem normalen Land auf den Unterhaltungsseiten besprochen worden wären“. Kurz vor den Wahlen wusste sich Berlusconis Propagandablatt Libero nicht mehr anders zu helfen, als Beppe Grillo in „Grill Laden“ umzutaufen, der Marschflugkörper nach Israel schicken wolle. Schließlich stimmte ein Viertel der Wähler für die Fünf-Sterne-Bewegung. Alle verrückt geworden? Geistesgestört? Unfähig, klar zu denken?

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Ohne Grillo
Fast 20 Jahre lang war der Ausgang der Wahlen in Italien so überraschend wie das Wahlergebnis der DDR-Volkskammer: Abgesehen von kurzen Unterbrechungen gewann Silvio Berlusconi. Falls er mal nicht gewann, sorgte er dafür, dass die Regierung der Linksdemokraten nicht von Dauer sein würde, indem er sich Abgeordnete kaufte. Die Linksdemokraten muckten kurz auf – um sich dann wieder in der Opposition bequem einzurichten, mit Blick auf den bösen Mann, dem bis auf einen alle privaten Fernsehsender gehören, das größte Verlagshaus, der berühmteste Fußballverein, drei Tageszeitungen, Banken und die Mafia auch, zu der er seit Jahrzehnten freundschaftliche Beziehungen pflegt. Was kann man gegen ihn schon ausrichten? Nichts!

Selbst wenn sie an der Macht waren, waren die Linksdemokraten zu ermattet, um überfällige Gesetzesänderungen durchzusetzen, beispielsweise ein Gesetz zur Regelung von Interessenkonflikten – etwa zwischen Ministerpräsidentenamt und dem des größten Medienunternehmers des Landes. Oder das Wahlrecht zu reformieren, auch Porcellum, Schweinerei, genannt, weil es einer Partei, die nur auf 30 Prozent der Stimmen kommt, ermöglicht, 55 Prozent der Sitze zu erhalten. Ein Wahlrecht, bei dem keine Kandidaten zur Wahl stehen, sondern nur Parteien oder Parteibündnisse, weshalb der Wähler die Katze im Sack kaufen muss. Anstatt Gesetzesänderungen durchzusetzen, trösteten sich die Linksdemokraten damit, dass es ja auch ein paar Städte, Regionen und Banken gab, die ihnen gehörten, ein paar Großprojekte, an denen sie beteiligt waren, und dass sich das Problem Berlusconi irgendwann auf natürliche Weise erledigen würde.

Und dann schaffte es eine Bewegung, die kein Geld hat, keine Fernsehsender, keine Tageszeitung, kein Verlagshaus, keine Banken, keine Fußballvereine und die überdies einen sperrigen Namen trägt – sie ist nach den fünf Leit-„Sternen“ des Gründungsprogramms benannt: Wasser, Umwelt, Transport, Internet, Entwicklung –, stärkste Partei zu werden. Das kam einem Erdbeben gleich – jedenfalls für die etablierten Parteien. Nicht aber für normalsterbliche Italiener, die in einem Land leben, wo die Staatsverschuldung 120 Prozent des Bruttosozialprodukts beträgt, fast 39 Prozent der jungen Italiener arbeitslos sind, die Mafia doppelt so viel Umsatz macht wie Fiat, täglich 35 Betriebe Konkurs anmelden, weshalb sich die Zahl der Selbstmorde unter kleinen und mittleren Unternehmern häuft, weil sie von den Banken keine Kredite mehr bekommen.

Für Beppe Grillos Fünf-Sterne-Bewegung stimmten enttäuschte Linke und enttäuschte Berlusconi- und Lega-Wähler: Alle, die hoffen, dass sich endlich etwas ändert in einem Land, das gespalten ist. Wo auf der einen Seite wohlhabende Rentner leben, staatliche Angestellte mit üppigen Monatsgehältern, dank Parteiklüngel reich gewordene Politiker und Unternehmer, und auf der anderen Seite junge Italiener, deren einzige Gewissheit ist, nie einen festen Job zu bekommen, weil die Gewerkschaften ein rigides Arbeitsrecht verteidigen, das aus dem Jahr 1970 stammt, einer Zeit, als man unter „Globalisierung“ noch ein Synonym für Weltreise verstand.

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Der Clown
Seine Glaubwürdigkeit erlangte Beppe Grillo, weil er sich mit den Mächtigen anlegte, als es noch allen gut ging. Er war immer schon mehr als ein Komiker. Er ist Politikwüterich, Umweltschützer, Moralist und Nationalheiliger in Personalunion. Silvio Berlusconi war noch nicht am politischen Horizont aufgetaucht, da war Grillo schon einer der beliebtesten italienischen Fernsehstars. Er wurde mit sämtlichen italienischen Fernsehpreisen überschüttet und hatte Einschaltquoten von 22 Millionen Zuschauern. Als er sich aber nicht mehr damit begnügte, Sitten und Gebräuche zu verspotten, sondern über die soziale und politische Wirklichkeit Italiens herzog, wurde er auf Druck des inzwischen verstorbenen Sozialistenchefs Bettino Craxi 1993 vom Bildschirm verbannt.

Daraufhin zog Grillo durch die großen Theater Italiens. Er wütete landauf, landab, stritt für die Meinungsfreiheit und gegen die Umweltzerstörung und Korruption, trennte auf der Bühne den Müll, jonglierte mit Zahlen und Statistiken, zerrte den Mailänder Bürgermeister auf die Bühne, zwang ihn, die Abgase eines wasserstoffbetriebenen Lieferwagens einzuatmen – und gründete 2005 einen Blog, der schnell zu einem der erfolgreichsten der Welt wurde.

Hier ist Grillo in seinem Element, auch weil er sich niemandem unterwerfen und sich nicht beschränken muss. Wenn es etwas gibt, das Grillo nicht kann, dann ist es, sich selbst in den Hintergrund zu stellen. Als man ihn mit dem amerikanischen Regisseur und Autor Michael Moore verglich, sagte Grillo, dass Moore ihm etwas voraushabe: sich selbst in die zweite Reihe zu stellen. „Es ist schrecklich, mich zu interviewen, ich kann nicht an mich halten und neige zu Monologen. Ich habe auch versucht, Filme zu machen, aber es geht nicht, man muss maßvoll sein und die Kontrolle behalten, und ich bin wie ein reißender Fluss.“ Jeder, der je den Versuch gemacht hat, Grillo zu interviewen, wird das bestätigen können.

Grillos Verbündete
Grillos Blog brachte ihm die Freundschaft mit Gianroberto Casaleggio ein, einem Mailänder Kommunikationsexperten, der inzwischen als Grillos Alter Ego gilt. Casaleggio sieht aus wie eine Mischung aus John Lennon und einem IT-Nerd, allerdings mit Jackett und Krawatte. Anders als Grillo, der keinen Schritt machen kann, ohne die Menschen zum Lachen zu bringen – er sieht in einem Theater ein Blumengesteck und ruft: „Und wo steht der Sarg?“ –, läuft Casaleggio stets mit Leichenbittermine durch die Welt. Er glaubt bedingungslos an das Netz, an die direkte Bürgerbeteiligung und daran, dass es möglich ist, die italienische Politik zu verändern.

Ohne Casaleggio hätte es die Fünf-Sterne-Bewegung nicht gegeben, sagt Grillo. Mit ihm zusammen erarbeitet er nicht nur die Posts für seinen Blog, die Kommunikationsstrategie, die Initiativen – weshalb Casaleggio von dem einen Teil von Grillos Anhängern als Guru verehrt und von dem anderen als Diktator verdammt wird, hinter dem die CIA, die Freimaurer und die Weltfinanz vermutet werden. Niemand weiß, ob Casaleggio tatsächlich die Linie vorgibt, oder ob es so ist, wie Grillo sagt, dass sich die beiden Männer ergänzten wie Analyse und Synthese und beide stets auf die gleichen Ideen kämen: „Wir sind wie ein Ehepaar, wir telefonieren sechs Mal am Tag, wir unterhalten uns, und so entsteht ein Stück für den Blog.“ Zu Grillos Mitstreitern gehören auch der italienische Nobelpreisträger Dario Fo sowie der Architekt Renzo Piano oder der Sänger Adriano Celentano, allesamt italienische Nationalheiligtümer. Was Grillos Feinde betrifft, so muss man nur die italienischen Zeitungen aufschlagen, da versammelt sich täglich die gesamte linke Nomenklatura zum Grillo-Bashing.

Seine Schlachten
In seinem Blog führt Grillo seine im Theater und Fernsehen begonnenen Kämpfe weiter. Er startete die „Fazio-hau-ab“-Initiative gegen den in einen Bankenskandal verwickelten Chef der italienischen Nationalbank Antonio Fazio, der dafür verantwortlich war, dass viele Kleinsparer ihre Ersparnisse verloren. Grillo-Anhänger finanzierten einen Appell in der Tageszeitung Repubblica und schafften es tatsächlich, Fazio zum Rücktritt zu zwingen. Der „Raus-aus-dem-Irak“-Aufruf brachte dem Staatspräsidenten 800 000 E-Mails ein, der die Aktion allerdings mit Schweigen quittierte. Immer mehr Italiener unterstützten Grillos Initiativen, die Aktion „Sauberes Parlament“ forderte den Rücktritt vorbestrafter Parlamentarier und fand ihren Höhepunkt auf dem V-Day 2007, wobei V für Vaffanculo steht, also: Leck mich am Arsch. 50 000 Menschen versammelten sich damals in Bologna zum Protest: 300 000 Italiener unterschrieben die Petition. Beim zweiten V-Day forderten Grillo und seine Anhänger die Streichung der üppigen staatlichen Subventionen, die Tageszeitungen in Italien zustehen – wenn sie sich als „parteinah“ erklären.

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Die Medien
Dass er sich damit keine Freunde unter den Journalisten gemacht hat, war Beppe Grillo klar. Die Verbindung zu politischen Parteien und Interessengruppen der Wirtschaft ist in Italien so eng, dass dortige Zeitungen eigentlich einen Beipackzettel enthalten müssten, der über die Risiken und Nebenwirkungen der Lektüre aufklärt: Etwa, dass die Repubblica und der Espresso dem linksdemokratischen Industriellen Carlo De Benedetti gehören, Gegenspieler von Berlusconi. Dass die Wirtschaftszeitung Il sole 24 Ore von dem italienischen Unternehmerverband herausgebracht wird, die Turiner Stampa dem Fiatkonzern gehört, und Il Giornale, Il Foglio und Libero Berlusconis Hauspostillen sind. Einzig Il Fatto Quotidiano, eine Tageszeitung, die 2008 von einer Handvoll Investigativjournalisten gegründet wurde, die es leid waren, stets auf die politischen Empfindlichkeiten ihrer Herausgeber Rücksicht nehmen zu müssen, verzichtet auf die öffentlichen Gelder und leistet sich eine Berichterstattung, die nicht von Parteiinteressen gesteuert ist.

Der Fatto Quotidiano ist denn auch die einzige Tageszeitung, die es schafft, ohne Schaum vor dem Mund über Beppe Grillo und seine Fünf-Sterne-Bewegung zu schreiben. Sie leistet sich auch Kritik an der Bewegung, um nicht zuletzt die Wagenburgmentalität aufzubrechen, in die sich viele Aktivisten geflüchtet haben. Hier war auch zu lesen, dass das von Grillo und seinem Alter Ego Casaleggio gepriesene Netz die Achillesferse einer Bewegung sein kann, die keine Sprecher hat, sondern Parlamentarier, die ihre Worte nicht auf die Goldwaage legen und lieber schnell mal twittern oder auf Facebook posten – was von den italienischen Zeitungen begierig aufgegriffen wird.

In Copy & Paste-Manier verbreiteten sich die Grillo-Schmähungen in ganz Europa: In Deutschland erschien kaum ein Bericht über das neue politische Phänomen, ohne es umgehend als „populistisch“ und „anti-politisch“ zu ächten. Überall wurde vor dem „windigen Stimmenfänger“, dem „Politclown“ und „Radikalpopulisten“ gewarnt. Der britische Economist spielte den Ball unter dem Titel „Send in the clowns“ weiter, und selbst die Franzosen rügten die Italiener: Der Korrespondent von Le Monde beschwor seine Liebe zu Italien, aber: „Dieses Mal bin ich wirklich wütend: Wollt ihr tatsächlich die Schlüssel für dieses Land in die Hand von Grillo legen?“

Im Ausland kommt erschwerend hinzu, dass Grillo als Europafeind gilt. Tatsache aber ist, dass er vermutlich öfter im Europäischen Parlament gesehen wurde als Berlusconi. Drei Mal war Grillo dort auf Einladung italienischer EU-Parlamentarier zu Besuch und sprach auch die unangenehme Wahrheit aus, dass es womöglich unsinnig sei, aus Italien Milliarden nach Brüssel zu schicken, wenn diese Milliarden dann von Brüssel aus in die Taschen der italienischen Mafia umgeleitet würden. Vielleicht ist es auch nicht falsch, wenn Grillo sagt, dass sich heute niemand mehr etwas unter Europa vorstellen könne – weil Europa in Italien nur in Form von Verboten und Verordnungen auftritt. Und dass nicht der Euro das Problem in Italien sei, sondern die Zinsen aus der Staatsverschuldung, die man neu aushandeln müsse.

Regierungsfähigkeit
Der spektakuläre Wahlsieg war für Beppe Grillo Segen und Fluch zugleich. Seine Fünf-Sterne-Bewegung war plötzlich nicht mehr eine bloße außerparlamentarische Oppositionsbewegung; viele sehen in ihr jetzt eine Art Heilsbringerin, die die Probleme von 20 Jahren schlechter Regierung lösen soll, ohne sich zuvor erproben zu können. Was wäre gewesen, wenn die Grünen vor 30 Jahren sogleich mit 163 Abgeordneten in den Bundestag eingezogen wären, mitsamt ihrem Ex-General, romantischen Pazifistinnen und grenzwertigen Naturschwärmern? Hätte damals jemand daran geglaubt, dass die Grünen später für einen langsamen Wandel in der politischen Kultur und in der Gesellschaft sorgen würden?

Der in Bologna lehrende Politologe Piero Ignazi sagt über Grillos Fünf-Sterne-Bewegung, dass sie weder utopisch noch populistisch sei. Vielmehr handele es sich um einen pragmatischen Protest, der von Grillo vertreten und in ein Medienspektakel umgewandelt werde. Hinter dem Protest und Grillos Show fänden sich jedoch viele gute Ideen: Was ist schlecht daran, für die Umwelt zu kämpfen, für mehr Meinungsfreiheit, für das Internet, gegen die Verschwendung öffentlicher Gelder?

Wer in Italien lebt und die Skandale der vergangenen 20 Jahre nicht ganz verdrängt hat, die Herrschaft eines notorischen Lügners, der während des Wahlkampfs noch einmal zu großer Form auflief, wer noch den Überblick über die Korruptionsskandale hat und sich noch an die parteiübergreifenden Einigungsgespräche zwischen Staat und Mafia erinnert, deren Früchte bis heute geerntet werden – der empfindet es als Erleichterung, wenn mal einer wie Grillo es auf den Punkt bringt und ausruft: „Ihr lebenden Leichen, wir reißen euch den Arsch auf.“ 

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