Cicero Cover Oktober
Der Disruptor: Taugt Argentiniens Präsident Javier Milei als Vorbild für Deutschland? / Titelbild: Marco Wagner

Cicero im Oktober - Taugt die „Methode Milei“ auch als Modell für Deutschland?

Der Kettensägen-Kapitalist Javier Milei gilt in Argentinien mittlerweile als Heilsbringer. Seine ökonomische Schocktherapie brachte das Land zurück auf Erfolgskurs. Auch hierzulande sind Reformen nötig. Taugt die „Methode Milei“ als Modell?

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Auch wenn das Wort „polarisierend“ mit Blick auf außergewöhnliche Personen inzwischen inflationär gebraucht wird: Auf Javier Milei trifft es eindeutig zu. Für die einen ist Argentiniens Staatspräsident ein radikaler Vulgär-Kapitalist, der staatliche Strukturen zurückschneiden will, wo immer es nur geht. Die anderen sehen in ihm die letzte Rettung der Marktwirtschaft und eine Lichtgestalt des Liberalismus. Zwischentöne existieren fast nicht, wozu der Wirtschaftswissenschaftler und politische Quereinsteiger mit seinen martialischen Kettensägen-Auftritten lustvoll selbst beigetragen hat. 

Die große Frage allerdings lautet: Zeigen Mileis Rezepte Wirkung? In seinem einst reichen Heimatland, das im Würgegriff einer jahrzehntelangen Herrschaft verfilzter Parteien- und Gewerkschaftsstrukturen konsequent herabgewirtschaftet wurde, scheint die Rosskur aufzugehen: Die OECD erwartet für 2025 ein Wirtschaftswachstum von 5,7 Prozent, und die einst exorbitanten Inflationsraten sind enorm gesunken.

Kein Wunder also, dass der Rest der Welt mit großer Spannung auf Argentinien schaut: Könnte die ökonomische Schocktherapie auch anderswo funktionieren? Dass insbesondere wir Deutschen ein Interesse daran haben sollten, „ein bisschen mehr Milei zu wagen“, wie es der frühere FDP-Chef Christian Lindner zum Entsetzen des medialen und politischen Mainstreams formulierte, ist vor dem Hintergrund der hierzulande überbordenden Bürokratie und einer anhaltenden Wirtschaftsflaute also mehr als naheliegend. Selbst Friedrich Merz, der angesichts des südamerikanischen Disruptors im zurückliegenden Wahlkampf noch Zeter und Mordio schrie, dürfte das inzwischen eingesehen haben.

Aber um die „Methode Milei“ zu verstehen, muss man wissen, was den Mann tatsächlich antreibt, was seinen politischen Aufstieg ermöglicht hat – und wie es ihm gelungen ist, eine Mehrheit der Bevölkerung von seinen Ideen zu überzeugen. Über Nacht und ohne Vorarbeit kam der Erfolg nämlich nicht. Mein Kollege Carsten Korfmacher beobachtet Javier Milei schon lange; er war selbst in Argentinien und hat für die Titelgeschichte dieser Ausgabe (hier abrufbar) mit langjährigen Weggefährten des Kettensägen-Rabauken gesprochen. Ein deutscher Milei ist zwar nicht in Sicht, nicht einmal bei der hoffnungslosen FDP. Aber wenn die Bundesrepublik noch weiter in Richtung Etatismus, Meldestellen-Wahn und Bürgerbevormundung abdriftet, kann sich das noch ändern.

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A. Brand | Do., 25. September 2025 - 09:15

„…. das im Würgegriff einer jahrzehntelangen Herrschaft verfilzter Parteien- und Gewerkschaftsstrukturen konsequent herabgewirtschaftet wurde“

Mit kleiner Anpassung würde dieser Satz zu 100% auch auf Deutschland passen: man setzte vor Parteien- ein „linker“ und ersetzt die Gewerkschaften durch „Beamtenapparat“, fertig!

Das Geheimnis des Milei liegt darin das er Quereinsteiger ist, wer gerade in Deutschland das System der „Etablierten“ bis zur Spitze durchläuft, der ist gleichgeschaltet, sonst kommt er da nie an! Die einzige Partei, die zu einem Großteil aus Quereinsteigern besteht, ist die AfD.

Leider traue ich auch der AfD einen solchen Radikalkurs nicht zu, nicht weil sie es nicht wollen würde, sondern weil Gerichte, Beamtenapparat, NGO und Medien derartig „linksversifft“ und mächtig sind, daß sie einen solchen Kurs niemals durchgehen lassen würden. Die AfD würde am Widerstand der von den Linksregierungen seit Merkel geschaffenen (Machterhaltungs-)Strukturen scheitern!

Dirk Nowotsch | Do., 25. September 2025 - 09:22

Argentinien mit D zu vergleichen! Schon diese Feststellung: Zitat: "Herrschaft verfilzter Parteien- und Gewerkschaftsstrukturen konsequent herabgewirtschaftet wurde", ist auf D nicht anwendbar. Den Teil mit den Parteien würde ich noch unterschreiben, das mit den Gewerkschaften ist aber auf D gemünzt, Unsinn! Was uns "runtergewirtschaftet" hat, ist die brutale Umverteilung von Gesellschaftsvermögen zu privaten Vermögen durch die EU und der deutschen Wirtschaftslobby! Das was uns den Rest gibt, ist die Umverteilung von den Leistungsträgern zu den Sozialempfängern! Die Plünderung der Kranken- und Rentenkassen zu Corona-Zeiten und für Sach- und Zweckfremde Leistungen bringen uns weiter in Richtung Abgrund, die Mär vom demographischen Wandel soll nur den Griff der deutschen Wirtschaft in die Kassen der Bürger verschleiern! Darum sind auch die Experten so eifrig dabei, von längerer Lebensarbeitszeit zu reden! Auch die Migration ist ein lukrativer Wirtschaftszweig mit Milliarden Gewinnen!

verfilzten Parteienstrukturen? Die Etablierten unterscheiden sich in den wesentlichen Punkten nicht mehr von einander, sie kleben an der Macht und mißbrauchen ihre Macht, um sich ihre Macht auch in Zukunft zu sichern.

Merkel hat, wie sie es von ihren DDR-Mentoren gelernt hat, die Justiz zum verlängerten Arm der Politik zu machen, so gibt es seitens der Justiz keine Kontrolle der herrschenden Linkspolitik.

Allein das Vorgehen gegen H.G. Maaßen hätte in einem Rechtsstaat mit einer funktionierenden Medienlandschaft zum sofortigen Amtsenthebungsverfahren gegen Merkel führen MÜSSEN! Maaßen sprach die Wahrheit zu den angeblichen Hetzjagden aus und wurde von ihrer kritikunfähigen Heiligkeit A.M. entlassen, daß ist klarer Amtsmißbrauch!

Seit Jahren gilt bei der Besetzung im höheren öffentlichen Dienst die Haltung und nicht die Qualifikation, die Grünen haben das auf die Spitze getrieben, 11.000 neue Beamtenstellen, um ihresgleichen abzusichern!

Wenn das kein Filz ist!

Ernst-Günther Konrad | Do., 25. September 2025 - 10:11

Sie glauben also auch an den Weihnachtsmann Herr Marguier. Merz sieht überhaupt nichts ein. Der laviert sich so durch und macht alles, was ihn an der Macht hält. Und ob man ein bisschen oder gar stringent etwas mehr Milei wagt vermag ich nicht wirklich zu beurteilen. Mit den derzeitigen etablierten Parteien jedenfalls nicht und die AFD allein, kann es *noch* nicht richten. Wenn es nicht bald schon zu spät sein wird. Ich lese gerade in Mecklenburg-Vorpommern hat die AFD neuesten Umfragen ihr Ergebnis zur letzten Wahl verdoppelt und führt mit 39%. Die SPD nur noch 19%. In Sachsen-Anhalt ebenso. Da ginge nur etwas, wenn es zur absoluten Mehrheit reicht, MP's von der AFD gestellt werden und die UNION Merz und Söder aus dem Stall fegen. Dann könnte man auch ein wenig Milei wagen, wenn der linke Korruptionssumpf ausgetrocknet wird, die ÖRR aufgelöst, Staatsanwaltschaften unabhängig werden usw. Ich gönne den Argentiniern jedenfalls die wirtschaftliche Gesundung.