Theresa May und Parteifreunde bei der jüngsten Brexit-Abstimmung
Sehen so begeisterte Parlamentarier aus? Theresa May und Parteifreunde bei der jüngsten Brexit-Debatte / picture alliance

Brexit und Demokratie - Und die Queen schaut hilflos zu

Zeigt das Chaos um den Brexit im britischen Parlament, dass die Demokratie an ihre Grenzen stößt? Tatsächlich wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn sie sich ein wenig verkleinern würde. Sonst besteht die Gefahr, dass die Menschen sich weiter in Submilieus, Echokammern und Blasen verlieren

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Die Unterzeichnung der Bill of Rights, damals 1689, war doch etwas voreilig – wird man in diesen Tagen wahrscheinlich im Buckingham Palace seufzen. Und der Oranier Wilhelm III. war ja auch schon so ein EU-Import. Nicht einmal richtig Englisch konnte der Mann. Das musste ja schiefgehen.

So kommt es, dass die Queen dem Tohuwabohu der Parlamentarier in Westminster hilflos zusehen muss. So ein Parlament kann eben auch hinderlich sein. Absolutistische Monarchien haben den großen Vorteil, dass in ihnen irgendwann eine Entscheidung gefällt wird. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt, wie man aktuell sieht.

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Hans Jürgen Wienroth | Sa., 30. März 2019 - 13:34

Eine ganz hervorragende Analyse. Unser Staat wird immer moderner und aufgeklärter. Werte des christlichen Glaubens sind unmodern geworden, sie dienen nur noch bedarfsweise zur politischen Legimitation.
Eine politische Elite glaubt einen säkularen Vielvölkerstaat mit bzw. durch sozialen Zusammenhalt bilden zu können. Dabei werden Minderheitenrechte eingefordert, die möglicherweise auch die Rechte einer Mehrheit beschneiden. „Gemeinsame Werte“ werden immer wieder als Schlagwort genutzt, aber nicht definiert. Sie sollen einem ständigen Wandel in der heterogenen Gesellschaft unterliegen, um allen Kulturen gerecht zu werden. Wie soll das gelingen, wer führt die demokratische Diskussion um die Werte und definiert diese?
Kann so eine Demokratie bestehen?

Jens Rudolf | Sa., 30. März 2019 - 16:25

und soziokulturelle Homogenität". Nein, wir halten die "Vielfalt" hoch und setzen auf maximale Heterogenität indem wir die Vielfalt nicht aus benachbarten Kulturen bilden, sondern aus Afghanistan bis Afrika alles unkontrolliert ins Land lassen.

Wolf-Dieter Hohe | Sa., 30. März 2019 - 18:06

Das haben Sie ziemlich "auf die Punkte" gebracht, Herr Grau.
Kann leicht so was wie ein Hamsterrad draus entstehen.
Bewegt sich keiner - der Hamster - steht es.
Bewegt sich ständig irgendeiner - der Hamster - hört es nicht mehr auf.
Sagt der Eine zum Anderen: Kannst Du nicht mal stehen bleiben, ich möchte aussteigen.
Ist mir grade so eingefallen.

Tomas Poth | So., 31. März 2019 - 00:27

stößt nicht an ihre Grenzen.
Die EU-Brexit Situation ist bisher so einmalig in der Geschichte und deshalb auch so verfahren. Alte europäische, nationale Strukturen wirken bis in das Heute hinein. Wird England zurück bis zur König Artus Runde zerbröseln? Nein, es wird sich hoffentlich zurecht ruckeln. Die "europäische Idee" wird allenfalls am Starsinn in Brüssel und in Nord-Irland scheitern. Brüssel-Stalinismus ist der Tod für die europäische Verständigung.

Markus Michaelis | So., 31. März 2019 - 01:58

Das sehe ich ähnlich wie der Text. Ich bezweifle, dass Kosmopoliten im Moment die Zukunft darstellen. Auf der Basis funktionierender Staaten und einer bestehenden Weltordnung kann man leicht zwischen den Welten springen und sich weltweit mit allen Gleichgesinnten prima verstehen. Das scheint mir aber kaum eine Basis für eine Weltgeselschaft. In D haben die Kosmopoliten bereits Probleme die AFD irgendwie zu integrieren - und dann will man die Welt einen? Das scheint mir ziemlich überzogen.

Mir scheint es auch sinnvoller erstmal noch kleinere, homogenere Einheiten zu pflegen - die sind immer noch bunter/vielfältiger als eine kosmopolitische Gruppe, die über den Globus verteilt ist aber im Denken sehr homogen. Und die Vielfalt dieser Gruppen/Staaten ist noch bunter und damit vielleicht auch stabiler.

Christoph Kuhlmann | So., 31. März 2019 - 10:12

bei der es mir ein wenig kalt den Rücken herunter läuft. Sicher lassen sich Entscheidungen über komplexe Sachverhalte, wie es der Brexit nun einmal ist, nicht auf der Ebene der Boulevardpresse behandeln, ohne die Materie unzulässig zu vereinfachen, andererseits wäre eine Expertenherrschaft in solchen Fragen auch abzulehnen, da man an den Erfolgen der sogenannten Populisten sieht, das großem Teilbereiche der Gesellschaft inklusive ihrer Funktionsträger von Ideologien beherrscht werden, die oft nicht mehrheitsfähig sind. So fragen große Teile der Bevölkerung, was ist gut für mich und mein Land, während in der öffentlichen Debatte viele Funktionsträger scheinbar selbstlos moralische Werte postulieren. Insofern ist die These des Autors nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, wenn auch in Liliput die persönlichen Beziehungen schnell eine ausschlaggebende Rolle spielen.

Ingo Rauschendorfer | So., 31. März 2019 - 16:24

Liebes Cicero-Team,
Sie sollten ihre Artikel vor dem Veröffentlichen noch einmal auf Rechtschreibfehler lesen. Diese kommen leider sehr häufig vor in Ihren Artikeln. Bei diesem Artikel schon in der Überschrift.
Schöne Grüße

Ulrich Jarzina | So., 31. März 2019 - 23:31

Der These "Demokratien haben sich historisch aus Nationalstaaten entwickelt" kann ich nicht zustimmen. Überall auf der Welt haben sich immer wieder demokratische Strukturen entwickelt, ohne dass es vorher einen Nationalstaat gegeben hätte. Man denke an die attische Demokratie, den Thing der Germanen, die Gilden im Mittelalter, die Hanse und ganz besonders die Schweiz, die sich als eidgenossenschaftliche Konförderation versteht und eben NICHT als Nationalstaat.
Man könnte sogar mit einer gewissen Berechtigung sagen, dass der Nationalstaat mit seiner Zentralgewalt demokratiegefährdend sein kann. Öcalan mit seinem Modell des "Demokratischen Konförderalismus" argumentiert in diese Richtung, ebenso wie große Teile der libertären Bewegung. Auch die katholische Soziallehre mit ihrem Subsidiaritätsprinzip ließe sich hier anführen. Demokratien baut man von unten nach oben auf, Nationalstaaten nicht notwendigerweise. Sie sind eher ein Projekt von Oligarchen, mit einem Schuss "Wirgefühl".