Trump
Gefängnis in Fresno, Kalifornien; US-Präsident Trump / picture alliance / ZUMAPRESS.com | Eric Paul Zamora; picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Evan Vucci

Begnadigungen als PR-Strategie - Trumps Gnadenakte

Ob Reality-Stars, korrupte Politiker oder Promis mit juristischen Problemen: Trumps Gnadenakte sind politische Botschaften. Sie zeigen einen Präsidenten, der nicht Recht spricht, sondern Loyalität belohnt.

Autoreninfo

Lisa Davidson ist Journalistin, freie Autorin und Podcast-Host. Sie lebt in Virginia, USA. 

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Kaum ein US-Präsident hat das Instrument der Begnadigung so strategisch und öffentlichkeitswirksam eingesetzt wie Donald Trump. Seit er wieder ins Weiße Haus eingezogen ist, hat Trump erneut zum präsidialen Gnadenschwert gegriffen: mit spektakulären Entscheidungen, prominenten Namen und einem Frontalangriff auf seine politischen Gegner. Die Debatte um seine jüngsten Begnadigungen offenbart nicht nur politische Taktik, sondern wirft auch Fragen zur Integrität des Amtes auf.

Eines der prominentesten Beispiele ist das Reality-TV-Paar Todd und Julie Chrisley, das wegen Steuerbetrugs inhaftiert wurde. Dass Trump sich ausgerechnet dieses Duo für eine Begnadigung herausgriff, ist kein Zufall, denn ihre Entlassung aus dem Gefängnis stieß vor allem bei der konservativ-christlichen Wählerschaft auf Zustimmung. Für viele in dieser ideologisch klar verorteten Gruppe gelten die Chrisleys, trotz nachgewiesener Vergehen, als Opfer eines politisch motivierten Justizsystems. Trumps Entscheidung war also wohl weniger juristisch begründet als vielmehr ein kalkulierter Akt politischer Identifikation.

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Karl-Heinz Weiß | Mo., 23. Juni 2025 - 15:02

Die Begnadigung Hunter Bidens sollte nicht unerwähnt bleiben. Diese erfolgte entgegen allen früheren Beteuerungen seines Vaters. Der Einflüstererkreis um Obama, Pelosi und Bidens Ehefrau hat sehr erheblich zur Spaltung der US-Gesellschaft beigetragen, und diese Begnadigung ist ein Mosaikstein zum Verständnis dieser Situation.

Chris Groll | Mo., 23. Juni 2025 - 15:15

"Ob Reality-Stars, korrupte Politiker oder Promis mit juristischen Problemen: Trumps Gnadenakte sind politische Botschaften. Sie zeigen einen Präsidenten, der nicht Recht spricht, sondern Loyalität belohnt."
Wie sahen die Gnadenakte bei Präs. Biden aus. Hat der nicht seine ganze Familie schon vorsorglich begnadigt? Ebenso Herrn Fauci und div. andere?
Es ist schon etwas billig, was Sie hier anmahnen.

Generell finde ich diese Begnadigungspraxis sollte nur ein Einzelfällen stattfinden und nicht so, wie es in USA die letzten Jahre gang und gäbe war.

Thorwald Franke | Mo., 23. Juni 2025 - 15:51

Der Artikel versäumt völlig, auf die Begnadigungen von Biden hinzuweisen, die völlig unglaubwürdig sein: Sein Sohn, oder auch der Virologe Fauci. Wenn Trump überzieht, dann ist er damit zumindest nicht allein. Bislang scheint es aber so, das Trump unterhalb der Nonsens-Schwelle von Biden bleibt. Und das darf in einer Analyse nicht fehlen. Es wird sogar der Eindruck erweckt, als würden Bidens Begnadigungen von Trump zu Unrecht angegriffen. Man hat den Eindruck, einen unfairen Anti-Trump-Artikel zu lesen. Bei aller berechtigten Kritik an Trump.

Brigitte Miller | Mo., 23. Juni 2025 - 17:24

wenn Frau Davidson ebenso kritisch über Bidens Begnadigungen geschrieben hätte, könnte man darin Ernsthaftigkeit und Sorge um "den Rechtsstaat erkennen.
Aber ich denke, das hat sie nicht getan.

"Trump inszeniert sich als handlungsfähiger Führer, während Biden als Marionette seiner Berater inszeniert wird"
Das sind Fakten, keine Inszenierung.

Jens Böhme | Di., 24. Juni 2025 - 00:18

Das US-System ist ein versifftes System. Allein dessen Wahlen und Auszählung ist für Normalsterbliche eine Zumutung, die Kandidatenauswahl durchgespendete Korruption. Da sind die praktizierten, privaten Begnadigungen der vielen bisher amtierenden US-Präsidenten harmloses Beiwerk.

Christoph Kuhlmann | Di., 24. Juni 2025 - 06:56

Angesichts der Finanzierung des politischen Systems in den USA überrascht Europa gar nichts mehr. Trump verspricht sich Zustimmung von seinen Begnadigungen. Genau wie sein Vorgänger es tat. Welches Motiv ist sonst realistisch?