Satellitenaufnahme der iranischen Atomanlage Natans
Satellitenaufnahme der iranischen Atomanlage Natans / picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited

Angriff auf Atomprogramm - Israel greift iranische Ziele an

Israel hat in der Nacht die iranischen Atomanlagen angegriffen. Die USA teilen mit, sie seien an dem Angriff nicht beteiligt. Der Iran schickt 100 Kampfdrohnen in Richtung Israel.

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Israel hat in der Nacht mit dem erwarteten Angriff auf Irans Atomanlagen begonnen. Bei dem Einsatz handele es sich um „eine präventive, präzise, kombinierte Offensive“, um das iranische Atomprogramm und andere militärische Ziele zu attackieren, teilte das Militär in der Nacht mit. Aus der iranischen Hauptstadt Teheran wurden laute Explosionen gemeldet. „Diese Operation wird so viele Tage andauern, wie es braucht, um diese Bedrohung zu beseitigen“, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einer Videoansprache.

Die mit Israel verbündeten USA sind nach Regierungsangaben aus Washington nicht an dem Angriff beteiligt. Teheran hatte diese Woche bereits mit Gegenschlägen im Falle eines Angriffs gedroht. Der Iran hat israelischen Angaben zufolge in den vergangenen Stunden mehr als 100 Drohnen in Richtung Israel geschickt. Die Armee sowie die Abwehrsysteme des Militärs arbeiteten daran, diese abzuschießen, sagte der Militärsprecher Effie Defrin.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz rief für sein Land den Ausnahmezustand aus. Nach einem „Präventivschlag“ gegen den Iran sei „in unmittelbarer Zukunft“ mit einem Raketen- und Drohnenangriff auf Israel zu rechnen, sagte Katz in der Nacht nach Angaben der Times of Israel. Das israelische Verkehrsministerium gab laut der Nachrichtenseite Ynet die Sperrung des israelischen Luftraums für Starts und Landungen bis auf Weiteres bekannt.

Berichte: Rauch an iranischer Atomanlage

Iranische Medien zeigten Bilder zerstörter Häuserfassaden in Teheran. In Videos war zu sehen, wie Rettungskräfte unter Trümmern nach Verschütteten suchen. Ein Reporter im Staatsfernsehen sagte, er habe bereits mehrere Todesopfer gesehen. Neben den Angriffen in der iranischen Hauptstadt Teheran wurden laut Netanjahu auch Atomanlagen des Landes getroffen – die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nennt eine der wichtigsten iranischen Atomanlagen: Die Uran-Anreicherungsanlage in Natans sei „unter den Zielen“, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi mit. An der Atomanlage Natans im Zentrum der Islamischen Republik stieg Rauch auf, wie das iranische Staatsfernsehen verkündete.  

Der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarden, Generalmajor Hussein Salami, sei bei einer Attacke auf das Hauptquartier des Oberkommandos der Revolutionsgarden getötet worden, meldete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht. Auch Generalstabschef Mohammed Bagheri ist tot. Die Agentur Tasnim bestätigte außerdem die Tötung von zwei bekannten Wissenschaftlern. Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei droht Israel als Reaktion auf den nächtlichen Großangriff mit Vergeltung. Israel müsse mit „einer harten Bestrafung“ rechnen, wurde der Religionsführer in einer Mitteilung seines Büros zitiert.

Dutzende von Kampfflugzeugen hätten „die erste Phase“ des Einsatzes abgeschlossen, teilte das israelische Militär auf Telegram mit. Es seien Dutzende von militärischen Zielen, darunter auch nukleare Ziele in verschiedenen Regionen des Iran, attackiert worden, hieß es.  

Der Streit über das iranische Atomprogramm hatte sich zuletzt immer mehr zugespitzt. Man habe die Militäroperation gestartet, „um die iranische Bedrohung für das Überleben Israels zurückzudrängen“, sagte Israels Regierungschef Netanjahu in der aufgezeichneten Ansprache.

US-Präsident Donald Trump hatte den Iran in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass es ohne eine Einigung im Atomstreit zu einem Militäreinsatz kommen könnte. Er wolle das zwar nicht, sei aber dazu bereit, sagte der US-Präsident sinngemäß.

Sorge vor Angriff zuletzt gestiegen

Zuletzt war im Nahen Osten die Sorge vor einem möglichen Angriff Israels auf den Iran gewachsen. Ende Mai hatten US-Medien berichtet, Israel habe eine mögliche Attacke auf die iranischen Atomanlagen bereits vorbereitet.  

Die politische Führung des Irans beteuert immer wieder, dass sie nicht nach Atomwaffen strebe und die Nuklearanlagen für zivile Zwecke nutzen wolle. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und viele Staaten sind jedoch besorgt, dass Teheran immer näher an den Punkt rückt, solche Waffen herstellen zu können. Denn der Iran produziert als einziger kernwaffenfreier Staat Uran mit beinahe waffentauglichem Reinheitsgrad.

Diese Woche hatte zudem das Lenkungsgremium der IAEA in einer Resolution formell festgestellt, dass Teheran gegen seine Verpflichtung verstoßen habe, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen. Die Resolution, die im IAEA-Gouverneursrat verabschiedet wurde, drohte auch mit der Einschaltung des UN-Sicherheitsrates.  

Seit April Verhandlungen über Beschränkungen des Atomprogramms

Die USA und der Iran verhandeln seit April über mögliche erneute Beschränkungen des iranischen Atomprogramms. Trump äußerte sich zuletzt wenig optimistisch über die Gespräche. „Ich bin jetzt weniger zuversichtlich als noch vor ein paar Monaten“, sagte er diese Woche in einem Podcast.

Zugleich reduzierten die USA als Israels wichtigster Verbündeter diese Woche aus Sicherheitsgründen ihr Botschaftspersonal im Irak. Befürchtet wurde, dass die Führung der Islamischen Republik im Fall eines israelischen Angriffs Vergeltungsschläge gegen US-Stützpunkte in der Region anordnen könnte.

Auf das Botschaftspersonal angesprochen, sagte US-Präsident Donald Trump in Washington: „Sie werden abgezogen, weil es ein gefährlicher Ort sein könnte. Wir werden sehen, was passiert.“ Der Iran «kann keine Atomwaffen haben, das werden wir nicht erlauben“, sagte Trump.  

Obwohl der Iran mit einer harten Reaktion auf Israels Vorgehen drohte, ist nicht bekannt, welche genauen Folgen die nächtlichen Angriffe auf die gesamte Region haben werden. Die Sorge vor einer massiven Eskalation im Nahen Osten ist groß. Im vergangenen Jahr standen Israel und der Iran bereits mehrfach am Rande eines offenen Kriegs. In Israel geht man Medienberichten zufolge davon aus, dass mögliche Kämpfe mit dem Iran sich über mindestens zwei Wochen ziehen könnten.

Irans Behörden meldeten zwar Opfer und Schäden in weiten Landesteilen. Wie viele Menschen – auch Zivilisten – insgesamt durch den Großangriff gestorben oder verletzt worden sind, ist bisher allerdings nicht bekannt. Es ist zudem unklar, ob neben der Atomanlage in Natans tatsächlich weitere Anlagen des Atomprogramms getroffen wurden und wenn ja, welche.

Quelle: dpa

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Brigitte Miller | Fr., 13. Juni 2025 - 08:51

nius.live spricht man heute klare Worte zu diesem Thema : man unterstützt Israel voll und ganz.
In meinen Augen zu Recht.
Eine Ausnahme.

Walter Bühler | Fr., 13. Juni 2025 - 09:38

Man stelle sich einen kurzen Augenblick vor, die russische Regierung unter Putin würde sich das gleiche Recht zu Präventivschlägen herausnehmen wie Israel, die Türkei und (früher) die USA ...

Ramstein und Wiesbaden, BW-Brigade in Litauen ...

Bei wem ist der Frieden in sicheren Händen???

Nix für ungut ...

Danke. Ihre Überlegungen sind völlig berechtigt. Was ist noch berechtigte Verteidigung und was ist Angriffskrieg? USA war nicht beteiligt? Auch nicht mit entsprechender Aufklärung? Es gibt im Fall Israel keine einfachen Antworten, das ist mir schon klar. Nur dieser Weg ist der Falsche für mich. Das mögen andere durchaus anders sehen. Und ich bin mit Sicherheit kein Fürsprecher der Mullahs und dieser gefährlichen Regierungen im Nahen Osten, besonders des Iran.

Christoph Schnörr | Fr., 13. Juni 2025 - 12:39

wie Deutschland, das auf dem Weg der Selbstzerstörung ist und sich von den Mullahs hat vorführen lassen (Steinmeier, Maas, etc.), sollte Israel, das seit seiner Existenz dem islamischen Terror ausgesetzt ist und gelernt hat zu überlegen, keine Ratschläge geben. Fiktive Vergleiche mit Russland sind absurd: niemand droht Russland bedingungslos von der Landkarte auszuradieren, wie die Mullahs, Hamas, die grün-rote Klientel in Berlin und NRW, etc. das bezüglich Israel tun.

Klaus Funke | Fr., 13. Juni 2025 - 13:44

Die Sache stinkt ganz gewaltig. Putin hat Trump zugesichert, sich im Israel/Iran-Konflikt nicht einzumischen, sprich seiner Bündnispflicht dem Iran gegenüber nicht nachzukommen. Im Gegenzug gewährt Trump seinem russischen Kollegen in der Ukraine freie Hand. Das ist der Deal und der Grund, warum der Ukrainekrieg noch immer nicht zu Ende ist. Bald aber wird er ses sein: Die Ukraine kapituliert. Fines lacrimarum. Schauplatzwechsel: Israel spielt mit dem Feuer und der Russe schaut zu. Freilich zeigt sich, dass die Iraner bloß das große Maul haben und realiter nichts wirklich können. Andererseits fragt man sich, was der kriegswütige Netanjahu tatsächlich will. Ist er größenwahnsinnig? Oder will er durch fortgesetzte Kriegszustände bloß seine endgültige Abwahl verhindern? Ein Verschiebebahnhof. Egal, irgendwann wird man ihn vom Hof jagen wie einen tollwütigen Hund. Dann kann er mit Selensky in eine WG ziehen. Zwei Lumpen beieinander, Hasardeure, die die Welt viel zulange in Atem hielten.

Christa Wallau | Fr., 13. Juni 2025 - 14:01

Dies kann keiner bestreiten, der die eindeutigen Aussagen der iranischen Machthaber u. all ihrer Sympathisanten kennt.
Iran unterstützt - getrieben vom religiösen Macht-Wahn - alle Terrororganisationen, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Juden u. ihren Staat auszulöschen.
Das ist ein Faktum.
Was also bleibt Israel anderes übrig, als die Macht dieses Todfeinds, v. a. die atomare, auszuschalten?

Während ich nicht davon überzeugt bin, daß wir
in der Ukraine tatsächlich u n s e r e eigene Freiheit und unseren Frieden verteidigen, leuchtet mir sofort ein, daß islamistischer Terror auch u n s Deutsche als (in den Augen der Muslime) dekadente, minderwertige Menschen massiv bedroht.
Insofern ist mir völlig unbegreiflich, daß wir nicht aufhören, immer mehr Muslime in unser Land zu lassen!
Man sollte bei allen Aggressoren Motive u. Geisteshaltung gründlich hinterfragen und (im eigenen Interesse) vernünftig darauf reagieren.
Zwischen Putin u. den Ayatollahs sehe ich große
Unterschiede!

""Israel hat keine Wahl.
Es handelt nicht aus imperialer Gier oder Rache. Es handelt aus existenzieller Notwendigkeit. Wenn Netanjahu sagt, „wenn wir jetzt nicht handeln, wird es keine nächste Generation mehr geben“, dann ist das keine bloße Rhetorik, ist das Realität in einer Region, in der Vernichtung keine Theorie, sondern ein erklärtes Ziel ist."
Thomas Punzmann, Tichys

Israel handelt als Vollstrecker der USA. Es geht um die alte Rache der USA am Iran, die seit den Zeiten des Schahs schwelt. Die USA wollen weiter der Hegemon sein und sie wollen die Hoheit über das Öl der Region. Da bedient man sich des heimlichen 51. Bundesstaates, Israel, den man ja auch hinter dem Rücken der Welt mit Atomwaffen ausgestattet hat. Politik, Bankwesen und Wirtschaft der USA werden seit langem von Juden bestimmt. Das ist der Zusammenhang und nicht irgendwelche romantischen Retromärchen vom armen, geschundenen Juden. Dahinter versteckt man sich seit Jahren. Israel ist eine Art Kolonialmacht im arabischen Raum, der amerikanische Pfahl im Fleische der arabischen Welt. Derzeit regiert von einem korrupten und kriminellen Schurken namens Netanjahu. Sein Vorteil ist die traditionelle Uneinigkeit der Araber. Ob aus den derzeitigen wechseitigen Attacken von Israel und dem Iran ein größerer Krieg wird, weiß man nicht. Ich denke nicht. Putin ist in der Ukraine gebunden.