Taliban Afghanistan
Bewaffnete Mitglieder der militant-islamistischen Taliban stehen an einem Sicherheitskontrollpunkt in Afghanistan / dpa

Rückzug aus Afghanistan - Mutationen des Terrors

Mit dem Rückzug der Alliierten aus Afghanistan könnte am Hindukusch ein neues Epizentrum des internationalen Terrorismus entstehen. Die größte Gefahr ist ein Zusammenwirken der ehemals verfeindeten Al Qaida und des IS – gemeinsam mit anderen dschihadistischen Gruppen.

Guido Steinberg

Autoreninfo

Dr. Guido Steinberg ist Islamwissenschaftler und forscht bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin u.a. zum politischen Islam und zum Terrorismus.

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Als die Kritik an dem hastigen und chaotischen amerikanischen Abzug aus Afghanistan Mitte August 2021 zunahm, versuchte US-Präsident Joe Biden seinen Gegnern die Luft aus den Segeln zu nehmen, indem er auf frühere Erfolge der Terrorismusbekämpfung verwies. „Was für ein Interesse haben wir in Afghanistan?“, sagte er in einer Rede an die Nation, „an einem Punkt, an dem Al Qaida verschwunden ist? Wir sind mit dem ausdrücklichen Ziel nach Afghanistan gegangen, um Al Qaida loszuwerden und um Osama bin Laden zu fassen, und beides haben wir getan.“ 

Die Aussage war nicht ganz falsch, denn der saudische Anführer wurde tatsächlich im Mai 2011 von amerikanischen Spezialkräften im pakistanischen Abbottabad getötet und seine Al Qaida so gnadenlos bekämpft, dass sie seit 2005 in der westlichen Welt keinen größeren Anschlag mehr verüben konnte. Doch die Organisation besteht fort und operiert heute als eine unter zahlreichen dschihadistischen Gruppierungen, die sich den bewaffneten Kampf gegen den Westen auf die Fahnen geschrieben haben und die durch den Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan neue Hoffnung schöpfen. Sie wollen ihre Feinde in den Kriegsgebieten der islamischen Welt schlagen und den Dschihad auf die westliche Welt ausweiten. Mit dem Abzug wird ihnen das leichter fallen als bisher. 

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Ernst-Günther Konrad | Mo., 4. Oktober 2021 - 15:42

Sollen die Amerikaner und die NATO wieder zurück? Wie will man in der Gemengen Lage einzelne Gruppen unterscheiden, differenzieren und sich individuell auseinandersetzen? Eines eint doch alle dieser islambeseelten Fanatiker. Sie wollen Ihre Religion allen dort Lebenden in extremistischer Form aufzwingen und jede Gruppe für sich ist gefährlich und verrückt genug, ihre kriegerischen Fanatiker in alle Welt zu verschicken. Und wir machen denen auch noch die Tür und Tor auf und reden dann von Fachkräften, Ortskräften oder Schutzsuchenden. Maas hat den Taliban 96 Mill. versprochen. Mir ist es egal, ob die Taliban sich mit den anderen Terroristen bekämpfen oder vereinen. Die sind alle brandgefährlich, jeder für sich, alle zusammen. Deshalb darf es keine unkontrollierte, ausweislose, nicht eindeutig bewiesene und anzuerkennende Einreise in die EU bzw. nach DE geben. Und wer das will, soll sie bei sich zu Hause aufnehmen mit allen Konsequenzen. Ansonsten zurück in das Land aus dem sie kamen.

Gerhard Lenz | Mo., 4. Oktober 2021 - 18:16

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Fachkräften, Ortskräften UND Schutzsuchenden muss geholfen werden!

Es ist wohl nicht mehr als der übliche Alltagsrassismus der AfD, der denjenigen, die vorher der deutschen Truppe geholfen haben, Schutz vor Mord und Folter versagen will. Solche Töne hat man vor der Wahl gehört, und niemand erwartet von der rechten Außenbahn Lernfähigkeit.

Mittlerweile wurden Ortskräfte aufgefordert, sich vor Taliban-Tribunalen zu verantworten.

Welche Folgen das wohl haben wird kann man sich ausmalen.

Aber sind ja nur ein paar Muslime...(Zynismus Aus)

Rob Schuberth | Mo., 4. Oktober 2021 - 18:29

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

...werter Herr Konrad.

Die Taliban,IS und die Mudschahidin sollen unter sich ausmachen wer das Sagen hat.

Zu uns holen, nur in ganz genau belegten Ausnahmen.

NGOs dürfen nat dort helfen, aber nur mit eigenen Mitteln.
Kein Steuergeld für NGO-Einsätze!

Wird es für die mal brenzlig dann müssen sie auch selber sehen wie sie damit klarkommen.

Rob Schuberth | Mo., 4. Oktober 2021 - 18:25

D. h. Mudschahidin vs Taliban vs ISIS.

Und mit dem Rest der dann noch übrig bleibt können wir, sofern die sich dann von dem MM-Islam (samt Scharia) abwenden, ja durchaus über fin. Hilfe für deren Reformen reden.

Aber jetzt u. bis dahin (also in ein paar hundert Jahren, sollten wir dort nicht 1 € verschwenden.

Wenn die Bevölkerung des Landes jetzt hungert dann sollten die sich mal fragen warum sie das jetzt müssen.
Der Westen ist dafür bestimmt NICHT verantwortlich.

Die sollen sich an die eigene Nase fassen.
Zu feige sich gegen ihre Besatzer (Taliban) zu wehren, aber jetzt wo der Westen nicht mehr hilft können sie jammern.

Wenn NGOs da helfen wollen. Bitte, aber nur mit deren eigenen Mitteln.
Und niemanden zu uns holen!!!

Armin Latell | Mo., 4. Oktober 2021 - 18:29

die groß und mächtig genug sind, um junge Männer und Frauen weltweit für ihre Sache zu begeistern, können sie zu einer Gefahr für Europa werden.
Die größte Gefahr für Europa sind die europäischen Regierungen, allen voran die von Deutschland, Frankreich und Italien. Da braucht es keine externen islamischen Terroristen. Irgendwann werden sie Europa übernehmen wie die Taliban Afghanistan. Der "Great Reset" wird dem Schwab und seinen Lemmingen dann im Halse steckenbleiben.

Jochen Rollwagen | Di., 5. Oktober 2021 - 09:40

Wenn Herr Dr. Guido Steinberg bei der "Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin" u.a. zum politischen Islam und zum Terrorismus forscht, kann er ja mal das letzte Statement der Shanghai Cooperation Organization (SCO) zum Thema Afghanistan lesen. Da steht ganz genau drin, wie es da weitergeht.

Aber vielleicht ist das in der "Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin" ja nicht gewünscht.

Christoph Kuhlmann | Di., 5. Oktober 2021 - 10:24

Schläferzelle des IS ausgehoben. Ich glaube nicht, dass Regierungen welche ein Land kontrollieren IS-K als Verbündete begreifen sondern eher als Konkurrenten um die Macht. Kriege wie in Afghanistan machen es solchen Gruppen viel leichter unbemerkt Gruppen aufzubauen, da keine Seite die Kontrolle hat. Es geht um die politische Ausrichtung. Die Idee ein Kalifat zu errichten beinhaltet das Ziel der Entmachtung der gegenwärtigen muslimischen Machthaber.