Vernisssage - „In a Window of Prestes Maia 911 Building”

„In a Window of Prestes Maia 911 Building”
Fotografien von Julio Bittencourt

Die Cicero-Galerie für politische Fotografie präsentiert den brasilianischen Fotografen Julio Bittencourt ab dem 22. Februar 2008 mit der preisgekrönten Fotoserie „In a Window of Prestes Maia 911 Building“.

Auf der Avenida Prestes Maia, einer der größten Straßen São Paulos, stößt man auf Höhe der Hausnummer 911 auf zwei graue Wohnblocks, die einst als die modernsten Gebäude Lateinamerikas galten. Doch diese Zeiten sind längst vergangen, und so wurden die zwischenzeitlich leerstehenden Hochhäuser im Jahr 2002 von über 460 obdachlosen Familien besetzt.

Diese Hausbewohner sind es auch, denen sich Bittencourt in seiner Portraitserie fotografisch nähert, ohne jedoch in ihre unmittelbaren Lebensräume einzudringen. In einem strengen formalen Aufbau portraitiert er die Einwohner an jeweils einem der 364 Fenster des Gebäudes. Dabei erzählt jedes Bild seine eigene, individuelle Episode urbanen Lebens. Aus ihnen wird in ihrer Gesamtheit eine Geschichte über die unüberwindliche Sehnsucht des Menschen nach einem Ort, der sich „Zuhause“ nennen lässt – sei diese Behausung auch noch so ärmlich und gefährdet.
Gefahren drohen den Bewohnern dieser „Favela vertical“ vor allem von Seiten der Stadtverwaltung São Paulos. Über Jahre versuchte sie (teils gewaltsam), die Familien aus den Gebäuden zu vertreiben und umzusiedeln.

Julio Bittencourt wurde 1980 in Brasilia geboren und wuchs in São Paulo und New York auf. Er begann seine Karriere in der Fotoredaktion von Valor Econômico, einer der wichtigsten Wirtschaftszeitungen Brasiliens. Er arbeitete auch als Fotograf für Soico Group in Mozambique und war Mitglied des Cia de Foto in São Paulo. Seine Werke befinden sich in den Sammlungen der Masp – Museu de Arte de São Paulo sowie der Fundacão Conrado Wessel und wurden in zahlreichen Publikationen wie Le Monde, Stern, Aperture Magazine, LFI Magazine u.v.m. veröffentlicht. Bittencourt erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Leica Oskar Barnack Preis 2007.

Mit „In a Window of Prestes Maia 911 Building“ eröffnet die Cicero-Galerie ihre Reihe „Heimat 2008“, die die Ausstellungen dieses Jahres in einem thematischen Rahmen zusammenfasst. Im Spannungsverhältnis zwischen nationaler und ethnischer Herkunft und stetig zunehmenden globalen Prozessen erfährt der Heimatbegriff eine Rückbesinnung, die eine Sehnsucht nach Identität zum Ausdruck bringt. Die Cicero-Galerie gibt in ihrem Jahresprogramm einer Reihe unterschiedlicher Positionen Raum, die die Beziehungen des Einzelnen zu seiner Heimat, seinem Land und seiner Nation beleuchten.
Cicero – Deutschlands Magazin für politische Kultur hat mit der Cicero-Galerie für politische Fotografie einen Raum geschaffen, in dem das politische Bild als bedeutsamer Bestandteil unserer visuellen Kultur gewürdigt wird. Es werden dokumentarische und pressefotografische Arbeiten aus dem unmittelbaren Zeitgeschehen gezeigt. Die Ausstellungen sind Ausgangspunkt begleitender Podiumsdiskussionen und Lesungen.

Vernissage: 21. Februar 2008, 19 Uhr. Der Fotograf ist anwesend.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.