Jerusalem, immer noch einer der Brennpunkte des Nahen Ostens
(picture alliance) Jerusalem, immer noch einer der Brennpunkte des Nahen Ostens

Nahost - Über Israel wird gelogen

Israel ist 60 Jahre alt geworden. Doch die Existenzberechtigung muss es sich immer noch erkämpfen. Der sechsfache Oscar-Preisträger warnt vor einer globalen Anti-Israel-Propaganda.

In all den Jahren seiner Existenz stand das jüdische Volk immer und immer wieder vor der Notwendigkeit, gegen Vorurteile und falsche Anschuldigungen anzukämpfen. Nur ein ständig wiederkehrendes Beispiel dafür ist die Pessach-Blutopferlüge, welche die Juden beschuldigt, für die Herstellung ihrer Mazzot das Blut christlicher Kinder zu verwenden – eine Verleumdung, die auch jetzt noch in arabischen Ländern und sogar Russland verbreitet wird.
Tatsächlich sind heute aber noch viele weitere falsche Anschuldigungen im Umlauf: Israel wird der ethnischen Säuberung bezichtigt, des absichtlichen Tötens Unschuldiger und speziell von Kindern und der endlosen Gräueltaten in den „illegal besetzten“ Gebieten.

Juden in aller Welt versuchen auf jede mögliche Art, diesen schrecklichen Beschuldigungen entgegenzutreten. In letzter Zeit hat man jedoch oft das Gefühl, dass die israelische Führung nicht jenen aktiven Part im Kampf gegen die Dämonisierung des jüdischen Staates einnimmt, den man von ihr erwarten könnte. Was steckt hinter diesem befremdlichen Schweigen? Macht man sich in Israel keine Gedanken darüber, dass die beharrliche Wiederholung von Blutopferlügen und falschen Anschuldigungen gegen Israel, die unentgegnet bleiben, die Einstellung der Welt zum jüdischen Staat schleichend verändern wird? Ist es nicht alarmierend, dass kürzlich 52 Prozent der Befragten einer weltweiten Erhebung aussagten, dass Israel „einen überwiegend negativen Einfluss auf die Welt“ hat (wobei nur noch der Iran schlechter abschnitt!)?

Nachfolgend einige Beispiele von Vorfällen, bei denen die Führer Israels es versäumt haben, sich für die Verteidigung der moralischen Integrität des Landes einzusetzen:
1.Moralische Äquivalenz in Annapolis
In Annapolis wurde ein beidseitig unterzeichnetes Übereinkommen herausgegeben, in welchem festgehalten wird, dass „beide Seiten“ (!) – Israel und die Palästinenser – Terror und Aufhetzung beenden sollen. Damit wird offiziell dokumentiert, dass sich Israel und die Palästinenser dieser inhumanen Aktivitäten gleichermaßen schuldig gemacht haben. Jetzt wissen wir also: Israel erklärt in einem weltweit veröffentlichten Dokument, dass es Aufhetzung und Terror gegen die palästinensische Behörde praktiziert – ein einzigartiger Erfolg für Abu Mazen! Wie bloß konnte Israel ein solches Dokument unterzeichnen?

Sämtliche offiziellen Organe der palästinensischen Behörde, ihre Schulbücher, Fernsehprogramme einschließlich Kindersendungen, Zeitungen et cetera verbreiten hasserfüllte Lügen über Juden und Israel und vergiften damit die Herzen und Köpfe einer neuen Generation, welche Teil des Friedensprozesses werden sollte. Im Gegensatz dazu wird in staatlichen israelischen Medien oder Erziehungsprogrammen nichts Derartiges herausgegeben. Umso mehr stellt sich die Frage: Wie konnte Israel seine Unterschrift auf ein Dokument setzen, dass effektiv all unsere Anstrengungen zunichtemacht, den Unterschied zwischen palästinensischer Aufhetzung und jüdischen und israelischen Bemühungen um die Schaffung eines Klimas gegenseitigen Verständnisses zu erklären?

2. Der Mythos der „illegalen Besetzung“
In einem öffentlichen Auftritt anlässlich seines jüngsten Israel-Besuches erklärte Präsident Bush, dass Israel die „schadenstiftende Besetzung“ beenden müsse. Niemand erhob sich und stellte klar, dass die von Israel seit dem 1967er-Krieg verwalteten Gebiete keinesfalls Teil einer „Besetzung“ (mit allen negativen Konnotationen dieses Wortes) sind. Im Gegenteil: Diese Gebiete, von denen der Völkerbund versprach, dass sie die Grundlage der jüdischen Besiedlung des Landes seien, wurden in einem Verteidigungskrieg 1967 Ägypten und Jordanien abgenommen. Es gab dort nie eine palästinensische Hoheit!

Es kann gut dazu kommen, dass Israel zugunsten eines Friedensabkommens mit den palästinensischen Arabern einem territorialen Kompromiss wird zustimmen müssen. Aber wenn a priori von „Besetzung“ gesprochen wird, gibt es nichts zu verhandeln – sämtliche Territorien (einschließlich der Hälfte Jerusalems und der Siedlungsblocks wie Gusch Etzion), die seit 1967 in Israels Besitz sind, werden den Arabern überlassen werden müssen.

Warum, müssen wir uns fragen, haben die Führer Israels geschwiegen und die weltweiten Medien die Definition Präsident Bushs übernehmen lassen, gemäß der sogar größere Teile Jerusalems – die den Juden von den Jordaniern 1948 gewaltsam abgenommen wurden – heute als „besetzte Gebiete“ betrachtet werden müssen?

Weshalb benützte der sonst so eloquente israelische Premierminister diese günstige Gelegenheit nicht, um die Situation unter dem Aspekt von Israels moralischen, historischen und rechtlichen Rechten klarzustellen?

Und als die mächtige amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice im Rahmen einer emotionalen Ansprache den bedauernswerten Zustand der palästinensischen Araber mit der früheren Lage der Afroamerikaner im Süden der USA verglich und damit unterstellte, dass Israel eine rassistische Nation sei – stellte sich da jemand hin, um diesen absurden Vergleich zurückzuweisen?

3. Die Lügen des Abu Mazen
Das Schlimmste aber sind die Lügen und bewusst falschen Anschuldigungen Abu Mazens und seiner Kollegen – Israels „Partnern“ in den sogenannten Friedensgesprächen.

Wie konnte Abu Mazen, wie er es vor einiger Zeit in Damaskus tat, davon sprechen, dass Israel in Jerusalem eine ethnische Säuberung betreibe? Wie konnte Abu Mazen ausdrücklich sagen, dass „die Zeit kommen könnte“, in der er auf die Pfade des Terrorismus zurückkehren werde? Wie konnte Abu Mazen über den angeblich von Israel in Gaza als Antwort auf die endlosen Raketenangriffe auf Sderot begangenen „Holocaust“ sprechen? Vor allem aber: Wie konnten es Abu Mazen und seine Kollegen zulassen, dass die offiziellen Unterrichtsmaterialien an den Schulen und die Medienorgane der palästinensischen Behörde Lügen und die Aufhetzung zur Gewalt verbreiten und die blutigsten Terroristen als Helden und Rollenmodelle darstellen?

Und wiederum verurteilt kein israelisches Regierungsmitglied diese Dämonisierungen Israels mit deutlichen Worten. Und wir fragen uns: Wie kann sich Israel mit solchen „gemäßigten“ palästinensischen Führern auf Friedensgespräche einlassen, ohne entschieden auf das zu reagieren, was von diesen „Partnern“ gesagt und veröffentlicht wird?

Wenn man das Gefühl hat, dass Abu Mazen Israel all dieser Scheußlichkeiten bezichtigen muss, um als Führer zu überleben, kann er sicher kein Partner für Friedensgespräche sein. Eine Einigung mit den palästinensischen Arabern (und mit den arabischen Staaten in der Region) ist nicht lediglich eine Frage von geopolitischen Themen. In erster Linie ist dies eine Frage von gegenseitiger Akzeptanz und gegenseitigem Verständnis. Nur jemand, der bereit ist, unverfrorene Lügen und wahrheitswidrige Parolen aufzugeben, wird die Fähigkeit haben, sich in einen fruchtbaren Dialog einzubringen und einem Friedensprozess als echter Partner zu dienen.

Israel muss sich in unmissverständlichen Worten gegen all diese Blutopferlügen und Verteufelungen des jüdischen Staates verwahren. Israel muss verlangen, dass die etablierten und vom Königreich Davids in Jerusalem bis zum Holocaust unverrückbar mit seiner Vergangenheit verbundenen Tatsachen endlich akzeptiert werden. Israels Führer müssen bei jeder möglichen Gelegenheit klar festhalten, dass Israels Kampf um sein Überleben auf einem soliden ethischen Fundament aus historischen und moralischen
Rechten beruht.

Arthur Cohn ist einer der erfolgreichsten Filmproduzenten. Seine Filme, darunter „Die Gärten der Finzi Contini“, „Ein Tag im September“ gewannen sechs Oscars

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