Dieses Bild ist leider nicht mehr verfügbar
(picture alliance) Papst Benedikt XVI. bei seiner Ankunft in Madrid

Weltjugendtag - Wie verlief die Papstvisite in Madrid?

Kurze Schauer gingen über der spanischen Hauptstadt nieder. Das passte zur durchwachsenen Stimmung in der Metropole, in deren City am Vorabend einige tausend Papstgegner und Kirchenanhänger heftig aneinander geraten waren und die Weltjugendtags-Idylle gestört hatten.

Die Sonne schien ausnahmsweise nicht über Madrid, als Papst Benedikt XVI. die Gangway auf dem Flughafen herunterkam. Kurze Schauer gingen über der spanischen Hauptstadt nieder. Das passte zur durchwachsenen Stimmung in der Metropole, in deren City am Vorabend einige tausend Papstgegner und Kirchenanhänger heftig aneinander geraten waren und die Weltjugendtags-Idylle gestört hatten.

Beleidigungen wurden ausgetauscht, es kam zu unschönen Rempeleien. Die Polizei musste schließlich auf dem zentralen Platz der Hauptstadt, auf der „Puerta del Sol“, eingreifen und die Menschen trennen. Die Beamten standen als lebende Puffer zwischen den Fronten.

Als schließlich vonseiten einiger Anti- Papst-Demonstranten Flaschen flogen, ging die Polizei mit Schlagstöcken vor. Die Bilanz am Rande des Weltjugendtages, zu dem hunderttausende junge Katholiken aus aller Welt nach Madrid gekommen sind: elf Verletzte, acht Festnahmen.

Die hässlichen Szenen sind ein Zeichen dafür, dass die Welt der jungen Generation in Spanien, das lange Zeit eine katholische Bastion war, nicht mehr in Ordnung ist. Immer mehr spanische Jugendliche kehren der Kirche den Rücken. Umfragen zufolge bezeichnet sich überhaupt nur noch jeder zweite junge Spanier als Katholik. Die meisten heiraten inzwischen ohne himmlischen Segen. Viele Jüngere haben im Königreich der Massenarbeitslosigkeit, in der fast jeder zweite junge Spanier unter 25 Jahren keine Beschäftigung hat, andere Sorgen: „Wir wollen Jobs, keine Kruzifixe“, skandierten einige Anti-Papst-Demonstranten. Vereinzelt wurde der deutsche Papst Benedikt auch als „Nazi“ beschimpft.

Der Protest gegen den Papstbesuch richtete sich aber vor allem gegen die „sündhaft hohen Kosten“ des sechstägigen päpstlichen Weltjugendfestivals. „Kein Geld von meinen Steuern für den Papst“, riefen die Menschen. „Schickt das Papamobil nach Somalia“, hieß eine andere Parole in Anspielung auf die große Hungersnot in Ostafrika.

Mindestens 50 Millionen Euro kostet das sechstägige päpstliche Jugendtreffen in Madrid. Eine Summe, die nach Angaben der Kirche nicht vom spanischen Staat, sondern von den Pilgern und multinationalen Sponsoren aus der Industrie aufgebracht werde. Durch die Ausgaben der Hunderttausende von Papstbesuchern in der Stadt könne der Staat sogar auf üppige Einnahmen hoffen, sagte ein Kirchensprecher.

Doch auch den Steuerzahler kommt die Visite aus dem Vatikan teuer zu stehen, rechnen die spanischen Medien vor: Rund 10 000 Polizisten beschützen den Papst. Öffentliche Schulen und Turnhallen wurden mitten in den Sommerferien geöffnet, um eine halbe Million jugendliche Papstpilger unterzubringen. Die City der Hauptstadt wurde für den Weltjugendtag weitgehend für den Verkehr gesperrt. Die Papstbesucher erhalten einen großzügigen Rabatt im Nahverkehr, von dem Spaniens Arbeitslose nur träumen können.

In seiner Begrüßungsansprache in Madrid spricht Benedikt XVI. von einer „Botschaft der Hoffnung“, die vom bis zum Sonntag dauernden Weltjugendtag ausgehen soll. Das Treffen wolle den jungen Katholiken mit der Erfahrung der Gemeinschaft Mut machen, ihren Glauben zu leben. „Der Weltjugendtag schafft Freundschaft, öffnet Grenzen, macht deutlich, dass es schön ist, mit Gott zu sein", sagte der Papst. „Ihr seid nicht allein!“, rief er den jungen Pilgern zu, die ihn am Flughafen mit „Viva“-Rufen hochleben ließen. Die jungen Menschen, sagte der Papst, nähmen „eine große Banalität im Umgang mit der Sexualität, großen Mangel an Solidarität und viel Korruption wahr“. Sie wüssten, „dass es ohne Gott schwierig ist, diesen Herausforderungen zu begegnen“. Die derzeitige Wirtschaftskrise sei auch eine moralische Krise, hatte der Papst während seiner Anreise im Flugzeug gegenüber Journalisten erklärt. Entscheidungen dürften sich nicht in erster Linie am Profit orientieren, sondern müssten dem Wohl der Menschen dienen.

Spaniens König Juan Carlos, der sich nach einer Knieoperation auf einen Krückstock stützen musste, sprach nach der Ankunft des Papstes von einer „Wertekrise“, welche die junge Generation in Unsicherheit stürze. „Das sind keine leichten Zeiten für die jungen Leute.“ Ihre Probleme sollten ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. „Wir dürfen die jungen Menschen nicht enttäuschen.“

Papst Benedikt XVI. wird noch bis zum Sonntag in Madrid auf dem Weltjugendtag bleiben, wo er an Gebeten, Messen und einer Prozession teilnehmen wird. Zum Abschlussgottesdienst am Sonntagvormittag auf einem Flugplatz am Stadtrand werden mehr als eine Million Menschen erwartet.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.