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Islam - „Die gläubigen Muslime schließen sich selber aus“

Was lernen wir aus dem Attentat auf „Charlie Hebdo“? Der Islam schaffe es bis heute nicht, sich selbst zu reformieren, beklagt der Schweizer Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer im Gespräch mit Christine Maier vom SonntagsBlick

Autoreninfo

Frank A. Meyer ist Journalist und Kolumnist des Magazins Cicero. Er arbeitet seit vielen Jahren für den Ringier-Verlag und lebt in Berlin.

So erreichen Sie Frank A. Meyer:

Müssen wir nicht unterscheiden zwischen Islam und Islamismus, der gewalttätigen, radikalen Spielart des Islam?
Wir leben doch – auch hier in der Schweiz – in Gemeinschaft mit Muslimen, von denen die allermeisten friedlich sind! Dass sehr viele Muslime sich als Bürger einordnen in unsere westliche Zivilisation, steht nicht zur Debatte. Und dass sich heute Repräsentanten des Islam von Gräueltaten wie eben gerade in Paris distanzieren, ist das Mindeste. Es geht aber um mehr.

[[{"fid":"64535","view_mode":"copyright","type":"media","attributes":{"height":139,"width":98,"style":"float: left; margin: 3px 5px;","class":"media-element file-copyright"}}]]Und zwar?
Seit Jahren sind wir konfrontiert mit den Schrecken der islamischen Welt. Massaker an Schülern, Entführung, Vergewaltigung und Versklavung von Mädchen, Enthauptungen vor Videokameras. All das hat – so wird erklärt – nichts mit dem Islam zu tun. Auch Steinigungen, Auspeitschungen, Erhängungen nicht. Man fragt sich: Gibt es den Islam überhaupt, wenn nichts mit dem Islam zu tun hat? Das ist das Problem: Der Islam ist der Schoß, aus dem diese Ungeheuerlichkeiten kreuchen. Damit müssen sich die Muslime auseinandersetzen!

Wie könnte denn eine Debatte darüber geführt werden, ohne Islamophobie zu schüren, die Scharfmacherei und Feindschaft gegenüber Menschen dieses Glaubens?
Nicht die Kritiker des Islam schließen die gläubigen Muslime aus; die gläubigen Muslime schließen sich selber aus: Wer Mädchen das Kopftuch überstülpt, wer Frauen unter den Schleier zwingt, wer Zwangsehen praktiziert, der sondert sich ab. Kritiker solcher Praktiken werden pathologisiert, für unzurechnungsfähig erklärt. Man unterstellt ihnen Vorurteile, Ressentiments, dumpfe Ängste...

Was wollen Sie damit sagen?
Es könnte doch sein, dass Kritik am Islam einem gesunden demokratischen Reflex von engagierten Bürgern entspricht, die erkennen, dass diese Religion größte Mühe hat mit unserer freien Gesellschaft. Niemand will die Muslime ausschließen. Im Gegenteil, integrieren, einbinden in unsere Zivilisation möchten wir sie. Als Mitbürger. Aber sie müssen es selber wollen.

Kommen wir zurück auf das Attentat gegen „Charlie Hebdo“...
In Frankreich wurden 17 Menschen massakriert, darunter sechs Juden – und bei uns sorgt man sich, ob dem Islam Unrecht getan wird!
Die Attentäter riefen: „Allah ist groß!“ Woher nehmen diese jungen Menschen ihre vermeintliche Legitimation, im Namen Gottes zu töten?
Es sind ja nicht nur junge Menschen, es sind weltweit Gläubige jeden Alters. Es sind auch nicht nur Fanatiker. Die Ablehnung der westlichen Welt reicht tief. Gerade die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus hat eine fatale Entwicklung ausgelöst: Aus Angst vor „Islamophobie“ wurde jede offene Debatte unterlassen. Islamkritik ist tabu.

Was ist Ihre konkrete Forderung, Frank A. Meyer?
Der Islam muss sich mit sich selber auseinandersetzen – und wir müssen ihn dazu verpflichten. Die Fundamentalisten berufen sich auf das Wort Allahs. Das jedoch gilt als von Gott selbst geschrieben. Deshalb ist es wörtlich zu nehmen und nicht veränderbar. Für Rechtgläubige gilt die Lehre von Koran und Scharia bis heute als konkrete Anleitung zum gottgefälligen Leben. Das aber ist die Tragik dieser Religion: Sie schafft es bis heute nicht, sich selbst zu reformieren.

Sind die westlichen Ängste vor dem Islam also im Grundsatz berechtigt?
Berechtigt ist zumindest große Skepsis gegenüber dem Islam. Die Ängste sind es nicht. Denn die westliche Welt wird nicht islamisch.

Sie leben ja seit Jahren in Deutschland. Jede Woche marschiert dort – vor allem in Dresden – eine offen islamfeindliche Bewegung namens Pegida“. In Frankreich wird Marine Le Pen immer stärker, die jetzt mit ihrem „Front National“ einen „Krieg gegen den Fundamentalismus“, sogar die Wiedereinführung der Guillotine fordert.
All das ist das Resultat der Tabuisierung des Islam. Rechtpopulistische und rechtsextreme Kräfte übernehmen jetzt die Rolle, die eigentlich die demokratischen Kräfte hätten spielen sollen. Das Resultat ist „Pegida“, sind „Hooligans gegen Salafisten“, das Resultat in Frankreich ist eine Marine Le Pen, die 2017 sogar im Präsidentschaftswahlkampf obsiegen könnte. Die Gegner jeder Islamkritik haben diese gefährlichen Entwicklungen zu verantworten!

Was sollten wir also tun?
Die kritische Debatte über den Islam muss zurückgeholt werden in die demokratischen Institutionen: in die Parteien, Gewerkschaften und Verbände, auch in die Kirchen! Es muss eine breite, offene und ehrliche Auseinandersetzung stattfinden. Schließlich ist bei uns nicht die Religion die höchste Instanz, sondern die Verfassung, das Grundgesetz. Wir müssen den Muslimen vor allem eines klar machen: Es gibt keine Verhandlungen darüber, was sie eventuell bereit sein könnten, von unserem demokratischen, freiheitlichen Rechtssystem zu akzeptieren. Das ist hors discussion.

Dieses Interview erschien zuerst im Schweizer SonntagsBlick.

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