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(picture alliance) „Wer das Gold hat, macht die Regeln“: Frank Stronach hat hehre Ziele

Österreich - Magna-Milliardär will rechte Partei gründen

Frank Stronach brachte einst den Autozulieferer Magna zum Erfolg. Jetzt will er Österreich optimieren: Er versucht die Politik mit einer neuen Partei aufzumischen und fischt dabei am rechten Rand

Frank Stronach ist zurück. Nicht als gemütlicher Privatier mit prallem Portemonnaie, wie man es von einem eben 80 Jahre alt gewordenen Herrn erwarten könnte. Nein, der gebürtige Steirer, der als einfacher Werkzeugmacher in den fünfziger Jahren nach Kanada emigrierte und dort mit seinem Autozuliefererimperium Magna zum Selfmade-Milliardär wurde, ist als grauer Politikpanther heimgekehrt. Mit einer großen Mission im Gepäck. Er will Österreich optimieren. Mit einer „Revolution des Denkens“, angeführt vom Wertedreigestirn „Wahrheit, Transparenz und Fairness“, jene drei Schlagwörter, die der immer ein wenig erhitzt wirkende Senior bei jedem seiner Auftritte in seinem charakteristischen Franko-Deutsch aufzählt.

Ende September soll die Frank-Stronach-Partei offiziell vorgestellt werden, Umfragen sehen ihn bei 6 bis 10 Prozent der Wählerstimmen bei den Nationalratswahlen im Herbst 2013. Für den Einzug ins Parlament würden bereits 4 Prozent reichen.

Fein, könnte man als Österreicher nun sagen. Langweilige Berufspolitiker hat das Land schließlich genug, endlich mischt einer die Szene ein wenig auf. Aber Stronach ist kein zweiter George Soros, dem die Zivilgesellschaft in seiner Heimat am Herzen liegt. Er ist auch kein Karl Schwarzenberg, der vermögende tschechische Außenminister, der sich seinem Land in der Tradition des Staatsdieners zur Verfügung stellt. Stronach sieht sich eher als die Superversion des reichen Onkels aus Amerika, dessen Familie sich nun brav für seine Mitbringsel zu bedanken hat.

Sein Parteiprogramm zielt allerdings ganz auf Österreichs politisches Protestmilieu ab und zwar das auf der rechten Seite. Anders als in Deutschland ist dort offensichtlich noch reichlich Platz für eine weitere Partei rechts der Mitte.

Raus aus der Eurozone, zurück zum Schilling, fordert Stronach etwa. Genauso wie die FPÖ unter Heinz-Christian Strache und das BZÖ, jene Partei, die der verstorbene Jörg Haider nach dem Bruch mit den Freiheitlichen quasi als Privatverein gegründet hatte.

Raus aus dem traditionellen Parteienstaat und dessen Strukturen, das ist Stronachs zweite Parole. Dem späten Heimkehrer sind Verbände, verstaatlichte Firmen, Kammern und Sozialpartnerschaft verhasst. Im Magna-Konzern gibt es statt Betriebsräten oftmals „Fairness-Komitees“, über den Rauswurf von unliebsamen Mitarbeitern ließ er auch schon mal die Belegschaft abstimmen. „Diktatur der Tüchtigen“ nannte das sein österreichischer Biograf Norbert Mappes-Niediek einmal. In einem Unternehmen mag das funktionieren, aber in der Politik?

„Wer das Gold hat, macht die Regeln“, lautet Stronachs Antwort auf seine Zweifler. Diskussionen sind offensichtlich seine Sache nicht, was er in einem mittlerweile legendär gewordenen „ZiB 2“-Fernsehinterview bewies. Dort redete er die Moderatorin nieder, um ihr am Ende vorzuwerfen: „Also, Sie wollen streiten mit mir?“

Da geht Stronach lieber politisch shoppen. Sein Privatvermögen wird auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt, dafür bekommt man in Österreich schon einiges. Die Gunst des Boulevards etwa, über Inserate. Oder das glücklose Bündnis Zukunft Österreich. 500.000 Euro bot er für die Haider-Politkonkursmasse, der aktuelle Parteichef lehnte ab. Vier Parlamentarier hat er sich auf diese Art aber schon geangelt.

Politiker auf die Gehaltsliste zu nehmen, war immer eine von Stronachs Strategien. Im Magna-Konzern wimmelt es nur so von ehemaligen kanadischen und österreichischen Ministern. Dass Politik und Geschäft in der meritokratischen Gedankenwelt der Stronachs nahe beieinanderliegen, bewies auch seine Tochter Belinda im Jahr 2005. Damals sicherte die Abgeordnete den kanadischen Liberalen als Überläuferin von den Konservativen die Parlamentsmehrheit und bekam als Dank einen Ministerposten. Zuletzt machte Stronach Schlagzeilen, weil er die reformbedürftigen staatlichen Österreichischen Bundesbahnen übernehmen möchte – und Österreichs Regierung einfältig genug ist, auf dieses populistische Angebot einzusteigen.

Aber nicht immer reichte Stronachs Geld aus, um seine Version der Wahrheit durchzusetzen. Vor drei Jahren scheiterte er mit seinem Übernahmeangebot für Opel. Ein Erlebnispark mit einer 80 Meter hohen, begehbaren Weltkugel namens „World of Wonder“ im Süden Wiens wurde nie verwirklicht. Auch über „Frank’s Energy Drink“ (Werbeslogan: „Keeps you yodeling all night long“) spricht niemand mehr. Ebenso wenig über seine ersten politischen Gehversuche in Kanada. Ende der achtziger Jahre wollte Stronach bei den Liberalen andocken, blieb aber trotz teurem Wahlkampf samt Slogan „Let’s be Frank“ erfolglos.

Stronach sei eben „eine Art Genie und dabei auch immer ein bisschen Clown“, schreibt sein kanadischer Biograf Wayne Lilley. Offenbar einer mit immensem Sendungsbewusstsein, überbordender Eitelkeit – und einem ganz und gar nicht lustigen politischen Programm.

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