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() Nicolas Sarkozy und seine Ex-Frau Cecilia
Size matters

Was kleine Männer in die Arme großer Frauen treibt und umgekehrt

Der kleine Mann, wer will es bezweifeln, ist ehrgeizig. Er will hoch hinaus. Doch wird er naturgemäß gerne übersehen. Das hindert und ärgert ihn. Eine große Frau an seiner Seite löst dieses Problem. Mit einem Mal steht er im Mittelpunkt. Ein teuer erkaufter Erfolg, gewiss. Schließlich wird er nun in aller Schärfe als das wahrgenommen, was er nicht sein will. Aber immerhin. Ein Anfang ist gemacht. Besser klein sein als gar nicht sein, räsoniert der kleine Mann. Er ist flexibel, muss es sein, denn er weiß, ihm wird nichts geschenkt. Er will, dass es seine Kinder einmal besser haben als er selbst, er wünscht sich, mit anderen Worten, große Kinder. Wer anders als eine wesentlich größere Frau kann dieses Wunder vollbringen? Also handelt er, zieht tapfer in die ungleiche Schlacht, wissend, dass die gemeine Psychologie seinen Mut zur Schwäche, seine Neigung zum Komplex, seine ehrliche Hingabe zur traurigen Kompensation erklären wird – ein Leben im permanenten Perversionsverdacht. Was aber ist mit all den anderen kleinen Männern, die sich willig in ihr Schicksal fügen, noch kleinere Frauen erwählen und also trostlose Beziehungen in wechselseitiger Abscheu führen, geeint durch nichts als die traurig klare Vermutung, mehr sei nun einmal nicht drin gewesen? Sind sie nicht die eigentlich Schwachen? Das fragt sich der kleine Mann, während er von überall gierige Blicke auf die große Schönheit an seiner Seite stiehlt. Ja, seht nur her, sie hat mich gewählt! Wie konnte es dazu kommen? Was begehrt und sucht die große Frau im kleinen Mann? Erinnern wir zunächst, dass es die große Frau mit ihrer Identität nicht einfach hatte. Als Frühgewachsene war sie stets Außenseiterin, in der Grundschule gehänselt, im Tanzkurs traumatisiert, ein Ladenhüter auf dem Markt pubertärer Eitelkeiten. Erfahrungen, die den kleinen Mann in ähnlicher Weise prägen. Zwischen beiden herrscht deshalb ein tiefes Vorverständnis für erlittene Verletzungen, ein psychologischer Bund, der sie einander erkennen, schätzen und vertrauen lässt. Trotz allem, mit den Jahren ist sich die schöne große Frau ihres seltenen Wertes bewusst geworden. Sie weiß: Ich habe die Wahl! Nichts aber verdeutlicht diese lustreiche Machtposition eindrucksvoller als ein Mann, den sie ganz offensichtlich nicht hätte nehmen müssen. Ihre Wahl ist nicht nur erkennbar beliebig und damit voll souverän, sie bedeutet vor allem auch eine entscheidende charakterliche Aufwertung. Denn mit der Entscheidung für einen Mann von niederem Körperstand weist die große schöne Frau all jene oberflächlichen Werte entschieden zurück, für die sie selbst von aller Welt bewundert und begehrt wird. So sieht wahre Größe, weise Kenntnis, reifes Gutmenschentum heute aus. Und das Beste daran: Tief im Innern bewahrt sie als große Frau die Gewissheit, ihr kleiner Mann müsse und werde ihr für diese Wahl auf ewig dankbar sein. Er steht schlicht uneinholbar in ihrer Schuld. Noch beim dreistesten Seitensprung darf sie deshalb soziale Vollvergebung erwarten. (Logisch, bei dem Mann.) Und doch, streichelt sie dem Erwählten bei öffentlicher Gelegenheit von oben herab, mag dies gerade attraktivste Rivalinnen in begehrliche Nachdenklichkeit stürzen: Irgendetwas muss er doch haben, der Zauberzwerg: Geld? Macht? Intellekt? Witz? Etwas besonders Gutes in der Hose? Gar alles auf einmal? Mutmaßungen, die wiederum niemand intensiver erhofft als der kleine Mann an ihrer Seite. Allein die Aussicht, andere große schöne Frauen könnten so von ihm denken, lässt ihn zu einem wahrhaft selbstbewussten, lebensfrohen und immer agilen Partner werden. Ganz gegen den ersten Anschein ist die Kombination kleiner Mann/große Frau also der Paradefall einer Win-Win-Verbindung. Ja, ist ihre psychosoziale Dynamik erst einmal durchschaut, erscheint sie gar als einzig wahrhaft tragbares und zudem naturgewolltes Beziehungsmodell. Oder hätten wir nur kalt gedachten Unsinn erzählt und in geradezu unmenschlichem Hochmut ausgeschlossen, dass auch kleine Männer und große Frauen sich – jenseits jedes Kalküls und womöglich gar gegen den eigenen, schwachen Willen – ganz irrational und unsterblich ineinander verlieben können? Nun, auch das geschieht hin und wieder. Glauben Sie mir. Wolfram Eilenberger ist mit der Finnistin Pia Päiviö verheiratet. Sie ist 20 Zentimeter größer als der Cicero-Amerikakorrespondent Foto: Picture Alliance

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Antonio Alberta | Do., 22. März 2018 - 15:23

"die sich willig in ihr Schicksal fügen, noch kleinere Frauen erwählen und also trostlose Beziehungen in wechselseitiger Abscheu führen, geeint durch nichts als die traurig klare Vermutung, mehr sei nun einmal nicht drin gewesen?" -- Leider hatte der Autor nicht die Stärke, sich zu zeigen, während er behauptet, dass Beziehungen zwischen kleinen Menschen von Abscheu geprägt sind, während wohl nur unter Großen echte Liebesgefühle die Norm sind? Und das entgegen Studien, die besagen, dass kleinere Menschen glücklichere Beziehungen haben. Gleich und gleich zieht sich an, so einfach ist das, davon abgesehen sind wir so groß geworden, dass sich Gesundheitsprobleme davon ergeben haben, und die ältesten Menschen fast alle für ihre Zeit klein sind, vor allem wenn für Background adjustiert wurde. Es ist mir auch ein Rätsel, warum hier anonyme Artikel, aber keine Kommentare verfasst werden können, und warum so eine lächerliche Beleidigung im Artikel erlaubt, aber im Kommentar zensiert wird..