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Stephanie Füssenich für Cicero

Schauspielerin Bibiana Beglau - Mode ist Ausdruck von Kultur

Warum ich trage, was ich trage: Bibiana Beglau geht nicht ständig shoppen. Aber der nachtblaue Hosenanzug von Kostas Murkudis hat es der Schauspielerin angetan

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Bibiana Beglau ist Schauspielerin. Sie spielte die Hauptrolle in „Zappelphilipp“. Der Spielfilm ist für den Grimme-Preis nominiert

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Dieser Text erschien zunächst in der Printausgabe des Cicero (April). Wenn Sie das monatlich erscheinende Magazin für politische Kultur kennenlernen wollen, können Sie hier ein Probeabo bestellen.

 

 

Ein Ernst zu nehmendes Kleidungsstück. Das nicht aus der Zeit fällt. Tragbar zu jedem formellen Anlass, auch wenn ich die Stadt wechsle – das wollte ich immer. Der nachtblaue Hosenanzug von Kostas Murkudis hat viel erlebt. Zur Eröffnungsfeier der Berlinale habe ich ihn auch schon getragen. Mir gefällt, dass man sich damit nicht einreiht, in die vermeintlichen Vorgaben von roten Teppichen. Das hat damit zu tun, dass er zunächst wie ein Kleid aussieht. Bis man einen Schritt macht. Er hat etwas Organisches. Anders sexy als Dekolleté, nacktes Bein oder der tiefe Rückenausschnitt. Bewegen kann man sich darin gut. Man kann aber auch einfach darin stehen, dann hat der Anzug etwas Statuenhaftes.

Drei Jahre, nachdem ich den Anzug gekauft habe, habe ich Kostas Murkudis zufällig getroffen, mich vorgestellt und für dieses tolle Kleidungsstück bedankt.

Mode interessiert mich als Ausdruck von Kultur. Aber ich gehe nicht ständig einkaufen. Wenn eine Arbeit beendet ist, leiste ich mir mal ein Teil. In einer Vogue-Strecke hat man sich irgendwann mal ganz auf Weiß spezialisiert. Weiß erfordert einen ganz anderen Mut als Schwarz. Wenn mich etwas dazu anregt, so über Mode nachzudenken, dann erfreue ich mich daran.

Auf der Bühne interessieren mich meine Kostüme extrem. Die Kostüme für meine Rolle der Petra von Kant habe ich mit entworfen. Borderline mit einer Hässlichkeit gedacht – das schießt in eine avantgardistische Richtung. Bauchweg-Gürtel, die eigentlich nicht sexy sind, übereinander gezogen. Ich vertrete in den Kostümen ja das gesprochene Wort, und wenn ich spüre, dass der Körper zusammengeschnürt ist, verändert das auch die Sprachkraft.

Sexuelle Reize durch Mode? Enge Röcke, hoch geschnitten, mit offenen Blusen und Brillen? Da drehe ich durch. Dazu Mega-High-Heel-Waffen-Stilettos – und bitte meine Herren! Ich kann nicht sagen, dass mich diese Wirkung von Mode nicht fasziniert. Billige Reize, selbst wenn die schlecht gemacht sind, finde ich irre. 

Aufgezeichnet von Lena Bergmann.

Bibiana Beglau spielt derzeit unter anderem am Münchner Residenztheater „Zement“ von Heiner Müller. Sie spielte die Hauptrolle in „Zappelphilipp“. Der Spielfilm war für den Grimme-Preis nominiert.

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