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Wenn der Papst abtritt - Wie geht es jetzt weiter?

Der Rücktritt Benedikt XVI. kam überraschend – doch über Nachfolger wird schon spekuliert.

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Keller, Claudia

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Benedikt XVI. ist ein Papst der Überraschungen. Schon seine Wahl kam für viele innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche überraschend. Und auch mit der plötzlichen Ankündigung seines Rücktritts zum 28. Februar hatte wohl kaum jemand gerechnet. Dass es um seine Gesundheit nicht zum Besten steht, konnten viele beobachten. In den Bistümern der Welt bereitete man sich darauf vor, dass der Papst bald ernsthaft erkranken könnte.

Darf ein Papst überhaupt zurücktreten?
Der Papst wird auf Lebenszeit gewählt, er darf aber auch zurücktreten. Im Kirchenrecht heißt es dazu: „Falls der Papst auf sein Amt verzichten sollte, ist zur Gültigkeit verlangt, dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch dass er von irgendwem angenommen wird.“

Wer vertritt den Papst bis zur Neuwahl eines Nachfolgers?
Ab dem 28. Februar übernimmt der Camerlengo (Kämmerer) – nicht zu verwechseln mit dem Kammerdiener – im Vatikan die Geschäfte des Papstes. Der Camerlengo hat ein wichtiges apostolisches Amt inne und regelt vor allem die Modalitäten nach dem Tod oder dem Rücktritt eines Papstes. Der Camerlengo wird von den Mitgliedern des Kardinalskollegiums ausgewählt und vom Papst ernannt. Seit April 2007 hat der einflussreiche italienische Kardinal und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone das Amt inne. Während der Sedisvakanz, der Zeit des „leeren Stuhles“, ist es seine Aufgabe, die Güter des Apostolischen Stuhls zu schützen und zu verwalten. Bei schwerwiegenden Entscheidung muss er das Votum des Kardinalskollegiums einholen, des ranghöchsten Gremiums der Weltkirche.

Wer bestimmt den Nachfolger?
Die Kardinäle, die höchsten Würdenträger in der katholischen Kirche, wählen den neuen Papst (siehe Grafik). Aus Deutschland wählen die Kardinäle Rainer Maria Woelki (Berlin), Joachim Meisner (Köln), Reinhard Marx (München) und Karl Lehmann (Mainz) den neuen Papst mit. Vatikansprecher Federico Lombardi verkündete bereits wenige Stunden nach der Rücktrittsankündigung: „Wir haben noch vor Ostern einen neuen Papst.“

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Wie wird der neue Papst gewählt?
Zwischen dem 15. und 20. Tag nach dem Tod oder dem Rücktritt eines Papstes beruft der Dekan des Kardinalskollegiums das Konklave ein, die Versammlung der wahlberechtigten Kardinäle. Der Begriff bezeichnet sowohl die Versammlung selbst als auch den abgeschlossenen Raum, in dem sich die Kardinäle zur Wahl versammeln. Seit 1878 finden die Papstwahlen in der Sixtinischen Kapelle statt. Dort wird die Tür geschlossen, damit keine Informationen nach außen dringen und niemand von außen den Verlauf der Wahl beeinflussen kann. Der Papst wird mit Zweidrittelmehrheit gewählt.

Am ersten Tag des Konklave findet nur ein Wahlgang statt, ab dem zweiten Tag vormittags und nachmittags je zwei Wahlgänge. Im 20. Jahrhundert hat die Wahl nie länger als 15 Wahlgänge gedauert. Kann man sich nicht einigen, werden die Wahlzettel verbrannt, so dass schwarzer Rauch aus der Kapelle aufsteigt. Ist der neue Mann bestimmt, wird er nach seiner Bereitschaft gefragt. Nimmt er die Wahl an, wird beim Verbrennen der Wahlzettel viel trockenes Stroh untergemischt, so dass der aufsteigende Rauch weiß wird.

Wie sind die „Machtverhältnisse“ in der katholischen Weltkirche?
Papst Benedikt XVI. galt von Anfang an als Übergangspapst. Die katholische Kirche befindet sich in einem großen Transformationsprozess, denn die meisten katholischen Gläubigen leben heute in Afrika, Lateinamerika und Asien, die Kirchenleitung ist aber nach wie vor europäisch dominiert. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich dies mit dem neuen Papst ändert. Allerdings kommt auch die Mehrheit der wahlberechtigten Kardinäle nach wie vor aus Europa und den USA. Da Papst Benedikt XVI. Risiken gemieden hat, ernannte auch er vorwiegend europäische Kirchenmänner zu Kardinälen. Er hatte offensichtlich auch keine Vision, wo es mit der Weltkirche hingehen soll.

Wer hat Chancen auf Benedikts Nachfolge?
Die Zeit könnte reif sein für den ersten Pontifex, der nicht aus Europa stammt. Besonders ein Kandidat aus Lateinamerika dürfte beste Chancen haben: Dort leben heute 42 Prozent der weltweit 1,2 Milliarden Katholiken, es ist die stärkste katholische Gemeinschaft weltweit. Nur 25 Prozent der Katholiken dagegen sind in Europa zu Hause, der Heimat der Kirche. Sollte Lateinamerika an der Reihe sein, könnte die Wahl entweder auf Odilo Scherer fallen, den Erzbischof der riesigen Diözese Sao Paolo, oder auf Leonardo Sandri, den Leiter der vatikanischen Abteilung für die Kirchen im Osten, der italienisch-argentinischer Herkunft ist. Als Favorit für den afrikanischen Kontinent gilt Peter Turkson aus Ghana. Er leitet die vatikanische Abteilung für Frieden und Gerechtigkeit. Im Wahlgremium haben aber noch immer die Europäer die große Mehrheit. Sollte also doch ein Europäer Papst Benedikt beerben, tippen die meisten auf Angelo Scola aus Mailand. Auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, ein früherer Student und Vertrauter Benedikts,gilt als starker Kandidat auf dem alten Kontinent.

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