Farah Diba Pahlavi, im Oktober in ihrer Pariser Wohnung, mit einem Foto von sich selbst als junge Kaiserin / © Giasco Bertoli

Schah-Sammlung in Berlin - Kaiserliche Kunst

Die Schah-Sammlung, die bedeutendste Sammlung moderner Kunst außerhalb des Westens, kommt im Dezember nach Berlin. Nun wurde bekannt: Farah Diba Pahlavi, die im Exil lebende ehemalige persische Kaiserin, möchte die Ausstellung besuchen

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Es ist ein kulturdiplomatischer Coup sondergleichen: Auf Vermittlung von Außenminister Frank-Walter Steinmeier sollen 60 hochkarätige Werke aus dem Tehran Museum of Contemporary Art erstmals in den Westen reisen. Paris, Washington, Frankfurt, London, Rom hatten um den Auftakt der Wanderausstellung gebuhlt, die Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz bekam am Ende den Zuschlag. Die Ex-Kaiserin von Persien, äußerte sich nun erstmals zu der geplanten Iran-Ausstellung: „Es wäre mir eine Freude, diese großartige Kunst nach 37 langen Jahren wiederzusehen“, sagte sie in einem Interview in der an diesem Donnerstag erscheinenden Ausgabe von Monopol, dem Magazin für Kunst und Leben. Falls die Ausstellung stattfindet, plane sie fest, nach Berlin zu reisen.

Farah Diba Pahlavi selbst hat bislang keine offizielle Einladung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz erhalten, offenbar auf Betreiben der iranischen Seite. „Natürlich gibt es im Iran Kräfte, die jede Entwicklung ablehnen. Aber sie können den Fortschritt nicht ablehnen“, sagt Farah Diba Pahlavi im Monopol-Interview.

Kultur als Brückenbauer

Außenminister Steinmeier hatte bereits 2015 über die Ausstellung gesagt: „Gerade in Zeiten schwieriger diplomatischer Fragen brauchen wir die Diplomatie der Kultur umso dringender.“ Der entsprechenden Vertrag zwischen den Museen in Teheran und Berlin ist im Zusammenhang mit dem Atomdeal zu sehen.

Doch das Tauziehen um die Ausstellung der spektakulären Schah-Sammlung in Berlin hält an: Der ursprünglich geplante Eröffnungstermin am 4. Dezember ist bereits nicht mehr zu halten. Offenbar führte die Neubesetzung des iranischen Kulturministeriums zu Verzögerungen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz geht allerdings fest davon aus, dass die Schau noch im Dezember zu Stande kommt.

Kunstwerke im Wert von 2,5 Milliarden Dollar

Beraten durch ein internationales Team aus Museumsleuten und Händlern, häuften Pahlavis Mitarbeiter in den sechziger und siebziger Jahren die bedeutendste Sammlung moderner Kunst außerhalb Europas und der USA an. In der Sammlung befinden sich Meisterwerke von Jackson Pollock, Andy Warhol und anderen, der Wert der insgesamt 1.500 Werke wird heute auf 2,5 Milliarden Dollar geschätzt. Nach der Islamischen Revolution wurde nur ein Werk zerstört: Die Mullahs zerschnitten ein Warhol-Porträt, das die Kaiserin zeigte. Der Rest der Sammlung wurde verschont, verschwand aber im Museumsdepot.

Mehr Hintergründe zu dem deutsch-iranischen Kunstcoup bieten in Monopol ein Interview mit Tony Shafrazi, dem Händler, der viele Werke nach Teheran brachte, ein Essay über die spannungsreiche Begegnung von westlicher Kunst und iranischer Moderne und eine Reportage über die junge Kunstszene der iranischen Hauptstadt.

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franz wanner | Fr., 18. November 2016 - 13:45

ist immer eine gute Sache.
Aber ich verstehe nicht: wenn nicht sowieso geplant war, die Ausstellung von Öffentlichkeit abzugrenzen und eine Ausweiskontrolle durchzuführen, dann ist dieser Artikel die beste Gewähr dafür, entweder die Ausstellung zu verhindern oder die "Kaiserin" auszuschließen...