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(picture alliance) Hier könnte es noch Streit geben

Kerstin Hensels „Federspiel“ - Gruselwelt Privatleben

Die Autorin Kerstin Hensel führt uns in ihrem neuen Erzählband „Federspiel“ in die Gruselwelten des Privatlebens. Mit ihrer Vorliebe für drastische Geschichten verlangt sie dem Leser viel ab

Kerstin Hensel hat eine Vorliebe für drastische Geschichten – wer keinen Sinn für Komik hat, ist hier am falschen Ort. Auch in ihrem neuen Erzählungsband «Federspiel» ist dies Lach-Talent vonnöten. «Drei Liebesnovellen» werden hier erzählt, doch natürlich schippern diese Beziehungen nicht auf Schmusekurs, es geht vielmehr teils ziemlich heftig zur Sache. Schon der Titel der ersten Erzählung, «Der Gnadenhof», signalisiert, dass die Wesen, die dort am Ende ihr Zuhause finden, ihr Leben lang geschunden wurden – Mutter, Tochter und Sohn in diesem Fall.

Die Geschichte beginnt in der NS-Zeit, der Vater der Kinder wird verhaftet und dann umgebracht; es war die Tochter, die den Verfolgern nichtsahnend den entscheidenden Tipp gegeben hat. Die Mutter bringt die Familie in den folgenden Jahrzehnten mühselig durch, im Triangel wechselseitigen Unglücks nehmen die familiären Liebesbande leicht perverse Züge an. Ebendies vollzieht sich auch in den anderen beiden Erzählungen.

Deren lustigste, «Der Deutschgeber», zeigt einen besessenen Deutschlehrer, der Frau und Tochter mit seiner Sprachmanie drangsaliert. Wer den Entgleisungen des Prinzips Familie mit einigem Vergnügen zusieht, findet hier Nahrung für seine ärgsten Befürchtungen.

Kerstin Hensel: Federspiel. Erzählungen
Luchterhand, München 2012
192 S., 15,99 €

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