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Flüchtlingsdebatte - Peter Sloterdijk reagiert auf die Vorwürfe

Das Gespräch, das „Cicero“ in seiner Februar-Ausgabe mit Peter Sloterdijk führte, schlägt weiterhin hohe Wellen. Nun hat der Philosoph sich selbst dazu geäußert, seine Thesen bekräftigt und seine Gegner kritisiert

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

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Peter Sloterdijk hält daran fest, dass die deutsche Regierung in der Flüchtlingspolitik einer „Überrollung“ zugestimmt habe. Wörtlich schreibt er in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Sind nach mehreren Jahren der bejahten Überrollung erst einmal fünf Millionen Asylanten im Land, kann man nur noch dafür beten, es möge einen Masterplan gegeben haben. Vielleicht füllt sich Merkels bis heute haltlose Rede von der 'europäischen Lösung' in den kommenden Jahren doch noch mit brauchbarer Substanz.“

Sloterdijk bekennt sich zur „linkskonservativen Sorge um den gefährdeten sozialen Zusammenhalt“. Er wirft „nuancenblinden Kommentatoren“ vor, ihm eine „Unterstützung von irrwitzigen AfD-Positionen“ zu unterstellen, obwohl „eine törichtere Verzerrung meiner Ansichten und deren Begründungen“ kaum vorstellbar sei. Mit Sorge beobachte er „das Drama des Kulturverlusts“ sowohl „in den 'sozialen Medien' wie in den vermeintlichen Qualitätsmedien“. Die „Aufheizung des Debattenklimas in unserem Land“ deute auf eine „Tendenz zur Entkulturalisierung“ hin.

Dem Politologen Herfried Münkler, der an Sloterdijks Ausführungen im „Cicero“ Anstoß genommen und sie als „Dahergerede“ eingestuft hatte, wirft er „okkasionelle Ungezogenheiten“ vor. Münklers „polemische Thesen“ stammten zumindest teilweise „aus dem Revierhalten und dem Streben nach Deutungshoheit“. Der Politologe wolle „offensichtlich gern als Mitwisser einer an der Spitze des deutschen Staatswesens waltenden strategischen Vernunft hervortreten.“ Sloterdijk appelliert an die öffentlichen Intellektuellen insgesamt, wenn er schließlich die rhetorische Frage stellt: „Sind unsere Sorgen nicht zu real, als dass sie auf die Ebene von Gezänk zwischen Krisen-Interpreten gezogen werden dürfen?“

Das Interview mit Peter Sloterdijk aus der Februar-Ausgabe lesen Sie hier nach.

Eine Zusammenfassung der Reaktionen auf unser Interview lesen Sie hier oder in der aktuellen Cicero-Ausgabe.

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Barbara Schmitt | Sa., 10. Juni 2017 - 10:07

... ist wohl ne Kulturkrankheit, die Sehnsucht nach Deutungshoheit!

Sandra Fischer | Mi., 21. Juni 2017 - 17:05

Wo er Recht hat, hat er Recht.
Münkler verfolgt (europäische) Interessen, d.h. Interessen des Großkapitals. Sloterdyk nicht. Er darf ehrlich sein.

Peter Schultheiß | Di., 27. Juni 2017 - 09:11

Es hat sich nichs geändert: Wer kritisch den Finger gegen die ungezügelte "Überrollung" durch die Flüchtlinge und jetzt den ungezügelten Nachzug für Familienangehörige erhebt, wird als Nationalist, Rechter, Rechtsradikaler oder gar Nazi in die Ecke gestellt.