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Marco Wagner für Cicero

Cicero im Januar - Der Freak Gottes

Dieser Tage besinnt sich die christliche Welt eines jüdischen Revolutionärs. Doch wer war eigentlich dieser Jesus? War er Rebell oder Freak, Unruhe- oder Friedensstifter? Die Januar-Ausgabe des Cicero wagt einen neuen Blick auf den Mann aus Nazareth, der die Welt veränderte

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Vor mehr als 30 Jahren hat ein schräger Blick auf das Geburtstagskind dieser Tage noch dazu geführt, mit dem Bann des Blasphemievorwurfs belegt zu werden. Als die intelligente britische Blödeltruppe Monty Python 1979 „Das Leben des Brian“ in die Kinos brachte, durfte diese Jesus-Persiflage in den USA, Großbritannien und Norwegen zunächst nicht gezeigt werden. Inzwischen gehört die Klamauk-Komödie des mit dem Messias verwechselten Versagers aus dem Nachbarstall von Bethlehem zu den cineastischen Klassikern. Es sollen längst auch tiefgläubige Christenmenschen dabei gesehen worden sein, sich die Bäuche vor Lachen zu halten, wenn sie die Klamotte zum sechsten, siebten oder 20. Mal anschauen.

Vorbote des Woodstock-Feelings?


Alle Jahre wieder: Ritualisiert und kommerzialisiert feiert das christliche Abendland die Geburt jenes Mannes, auf dessen Leben und Wirken eine ganze Religion gründet und damit das Wertesystem der westlichen Welt. Über all dem weihnachtlichen Geschenkeabwurf und der Völlerei ist die Frage an den Rand gerückt, die auch die Komiker von Monty Python mit ihrer Satire aufwarfen: Wer war dieser Jesus von Nazareth eigentlich, dessen wir uns in diesen Tagen mechanisiert besinnen? Ist er von seinen Biografen, den vier Evangelisten des Neuen Testaments sowie dem Heiligen Paulus und dem Propheten Johannes im Nachhinein verklärt worden? War er viel mehr Rebell oder Freak als Religionsgründer und Friedensstifter? Ein Unruhestifter, der gegen das bestehende System, das römische Establishment aufbegehrte? Ein Freund der Drogen, Vorbote des Woodstock-Feelings?

Jesus-Bilder – vom Zeitgeist beeinflusst


Man kann diese Frage als Agnostiker stellen, wie es vor einigen Jahren der Starregisseur Paul Verhoeven in seinem Buch „Jesus – die Geschichte eines Menschen“ getan hat. Man kann das aber auch als gläubiger Christ tun, wie der Autor unserer Titelgeschichte, Martin Dreyer. Der Schriftsteller, evangelische Theologe und Gründer der „Jesus-Freaks“ schafft es, die irdische Lebenslust des Heilands mit seiner göttlichen Mission in Einklang zu bringen.

Der renommierte katholische Neutestamentler und Jesus-Autor Klaus Berger stellt im Cicero-Interview klar: All unsere Jesus-Bilder sind vom jeweiligen Zeitgeist beeinflusst, bei aller Projektion sei aber eines ganz klar: Ein Pazifist ist der häufig so apostrophierte Friedensbringer nie gewesen.

In diesem Sinne: Ein frohes Fest des Friedens!

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