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Sieht so die Zukunft von Gottesdiensten aus? / picture alliance

Kirchen in der Corona-Krise - Mutlos, einfallslos und kleinkariert

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie treffen die Kirchen gerade zu Ostern hart. In einem Gastbeitrag erörtert der Priester Hubert Windisch die Substanz der Kirche und erklärt, welche Konsequenzen die Institution und ihre Mitglieder aus der Krise ziehen müssen.

Windisch

Autoreninfo

Prof. Dr. Hubert Windisch ist Priester der Diözese Regensburg und war bis 2012 Professor für Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

So erreichen Sie Hubert Windisch:

Wir erleben eine ernste Zeit, deren Herausforderungen sich die amtliche Kirche vorrangig auf organisatorische Weise und weniger im Blick auf ihr jesuanisches Fundament stellt. Es scheint fast so, als würde die Finsternis, die bei der Kreuzigung Jesu um die sechste Stunde über das ganze Land hereinbrach, im Augenblick in besonderer Weise auf seiner Kirche lasten.

So finden aufgrund diözesaner Anordnungen wegen der Coronakrise die liturgischen Feierlichkeiten an Ostern nicht öffentlich, sondern höchstens im kleinen Kreis von pastoralen Mitarbeiten statt. Die Kirchen bleiben also während der Liturgie für die Gläubigen, die daran teilnehmen wollen, verschlossen. Ein einmaliger Vorgang in der Kirchengeschichte. Dabei kommen ohnehin nicht mehr viele Gläubige zu den Gottesdiensten in die Kirche.

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Romuald Veselic | Fr., 10. April 2020 - 14:47

ruraler Folklore geworden.
Fakt ist, dass D-bedingte Kirchenlehre, macht mir zu schaffen. Ich brauch keine Regenbogenpyramiden, um meinen Seelenfrieden zu finden. Denn der Gott ist überall anwesend, laut Ecclesia catholica.
Ich kann auch den Raum in einem 1 m Radius, um mich herum, zum sakralen Ort erklären, um darin zu verweilen.
Im Gulag gab es keine Gottesdienste, dennoch sind die meisten Gefangenen, gläubig geblieben, und die gottlosen Kommunisten, nicht als Rassisten anprangerten. Die Gulagis, kreierten die besten politischen Witze. Sie erfanden das "Trotz-dem-Lachen".
Manchmal entsteht ein Glaube aus purem Trotz, gg. die herrschenden/aufgezwungenen (Macht) Verhältnisse. Ich habe das Gefühl, dass die arbeitende Masse in D, ist vom Glaube der besten Gutmenschen (Eliten) abgefallen.

Achim Koester | Fr., 10. April 2020 - 16:01

finde ich in dem Zusammenhang lustig, macht die Kirche jetzt auch schon Schulden?

Joachim Kopic | Sa., 11. April 2020 - 11:00

Antwort auf von Achim Koester

... auch im übertragenem Sinne ... wollte sogar von rk zu ev wechseln, bis ich feststellte, dass dort indirekt auch ein "Ablasshandel" betrieben wurde (vor dem "allgemeinen Beichten" trug man sich in einem Nebenraum - offiziell aus Statistik-Gründen - in eine Liste ein ... daneben stand eine Spendenbox und jeder "draußen" hörte, ob man nur Hartgeld oder einen Schein hineinsteckte! Fairerweise muss gesagt werden, dass dies - nachdem angesprochen - vom Pfarrer später abgeschafft wurde).

Christa Wallau | Fr., 10. April 2020 - 17:14

"Die öffentliche Kreuzerhebung, nicht die Kreuzablegung durch die Kirche ist angesagt."
Ja, so ist es.
Wer sich Christ nennen will, muß den gekreuzigten und auferstandenen Christus bekennen - komme es gelegen o. ungelegen.
Es geht nicht um Ungehorsam dem Staat u. seinen Organen gegenüber, sondern um die klare Verdeutlichung der christlichen Botschaft - auch u. g e r a d e unter schwierigen Voraussetzungen.
Unser Gott ist ein Gott des Lebens. Er will, daß wir es in Fülle haben. Aber er schenkt es uns unter seinen Voraussetzungen. Wenn wir ihm als Herrn allen Lebens und Inbegriff der Liebe vertrauen, können wir niemals irre gehen.
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist." Das sind Jesu Worte. Auf diesen Worten gründet jeder Osterjubel.
Laßt uns, die wir uns Christen nennen, froh u. zuversichtlich auch d i e s e s Osterfest begehen!
Allen Mitkommentatoren u. Mitarbeitern des CICERO wünsche ich besinnliche Feiertage!

Mit Zugangsbeschränkungen, Freilassen jeder zweiten Kirchenbank, und auch 2m Abstand zwischen den Anwesenden, Mundschutz für alle, kann man mit reduzierter Teilnahme auch stille Gottesdienste abhalten. Sehr viele Kirchen sind ohnedies viel zu groß für die kleine Zahl von Gläubigen die sich regelmäßig an Gottesdiensten beteiligen. Kirchengemeinden sollten das Abstandhalten mindestens so gut organisieren können wie Supermärkte. Ich habe als Agnostiker kein Eigeninteresse, mir liegt aber an der Freiheit der Religionsausübung, und ich respektiere, dass Religion für Millionen auch in Deutschland existentiell ist.

Die allermeisten Kirchen, liefern alle Voraussetzungen, um Gottesdienste bei gleichzeitiger Wahrung der Hygienevorschriften zu feiern: Sie bieten reichlich Platz, haben mehrere Zugänge und auch die Kirchenbänke sind in der Regel so aufgestellt, dass man sie im "Einbahnstraßenprinzip" besetzen kann. Im Super- bzw. Baumarkt kommen sich die Leute viel näher.
Für Katholiken wie mich stellt sich natürlich darüber hinaus die Frage, wie man unter den gegebenen Umständen beichten, bzw. zur Kommunion gehen soll, von Taufen und Hochzeiten ganz zu schweigen. Aber auch das lässt sich organisieren, wenn alle Beteiligten dies wollen und entsprechend mitziehen.
Wenn jedoch Theologen jedweder Konfession wie z.B. Herr Bedford Strohm davon reden, dass Kirchenschließungen ein Akt der Nächstenliebe seien, kann man ob dieser feigen Arbeitsverweigerung nur den Kopf schütteln.

Helmut Bachmann | Fr., 10. April 2020 - 23:24

eine Kirche, die abhängige, unmündige Kirchgänger braucht, hat heutzutage natürlich Probleme. Kaum jemand glaubt, dass der Pfarrer vor Ort Gottes Wort verkündet, weil er ja geweiht ist und dass man deshalb nur vor Ort "heilig" wird. Und das ist auch gut so. Kein Christ benötigt die Kirche. Keiner hat eine "Gottesdienstpflicht", von der er "befreit" werden muss. Zur Freiheit hat Christus uns befreit. Gott ist hier. Frohe Ostern!

Gisela Fimiani | Sa., 11. April 2020 - 19:00

Wer sich mit den „Herrschenden“ gemein macht und aus Geltungsbedürfnis manch politisches Lied singt, hat sich längst von der Botschaft Christi verabschiedet. Das Laster der eitlen Selbstbespiegelung hat die Kirchenvertreter eingeholt.

Ernst-Günther Konrad | So., 12. April 2020 - 08:30

" Außerdem erschreckt der kirchliche Substanzverlust, der hinter diesen Maßnahmen sichtbar wird." Aber nicht erst seit der Corona Hysterie, Herr Prof. Windisch.
Kirche hat schon viel länger an Substanz verloren. Ihr habt den Gläubigen Eurer Kirchen, ob ev. oder kath. viel zugemutet. Es fehlt die Einsicht, dass Kirche modernisiert gehört, ohne den eigenen Geist des Glaubens deshalb aufzugeben. Ihr habt viel Unrecht zugelassen und vertuscht. Ihr mischt tagesaktuell in politischen Ideologien mit und habt völlig vergessen, Euro Gläubige im Sinne einer Botschaft Jesu Christi mitzunehmen. Ihr biedert Euch anderen Religionen an, nicht wegen des friedlichen Zusammenlebens ohne inhaltlichen Diskurs. In 14 Städten und Gemeinde ruft der Muezzin zum Gebet via Lautsprecher auf. Ihr nehmt das hin ohne selbst darauf zu bestehen, auf diese Weise Eure Gläubigen zu erreichen. Wo sind die protestierenden Gläubigen denn? Es war eine "christliche" Partei, die das unüberlegt und unausgewogen verfügt hat.