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() Jochen Traut
Wohlstand in der DDR

Der Verfassungsschutz wirft dem Geraer Dialog vor, ein Sammelbecken der extremistischen Kräfte innerhalb der Partei Die Linke zu sein.

Lesen Sie auch: Cicero-Dosier: Die Linke Der Verfassungsschutz wirft dem Geraer Dialog vor, ein Sammelbecken der extremistischen Kräfte innerhalb der Partei Die Linke zu sein. Dieser Vorwurf ist Blödsinn, leider regierungsoffizieller Blödsinn. Wir werden damit regierungsoffiziell diskriminiert. Wir sind kein Sammelbecken und wir sind keine Extremisten, wir sind ein Zusammenschluss, in dem Sozialisten und Kommunisten ihren Platz haben. Seit wann sind Sie Parteigenosse? Ich bin 1990 in die PDS eingetreten. Früher war ich auch mal SED-Mitglied. Ich trat der PDS aus zwei Gründen bei. Erstens, weil diese Partei versuchte, die Errungenschaften der DDR zu retten, also alles das, was dort gut war, und zweitens, weil die PDS den Kampf um den demokratischen Sozialismus aufnahm. Welche Errungenschaften der DDR gilt es Ihrer Meinung nach zu erhalten? Nun, die DDR hat sich niemals an Kriegen beteiligt, es gab soziale Sicherheit und Vollbeschäftigung. Diese Grundrechte gibt es heute nicht. Der Lebensstandard eines durchschnittlichen Arbeiters in der DDR lag aber unter jenem eines heutigen Sozialhilfeempfängers… Es gab kleine Einkommen, aber davon konnte man leben. Aber Wohlstand gab es nicht… Doch, es gab Wohlstand in der DDR, wenn auch auf niedrigem Niveau. Es gab aber viele Dinge des täglichen Bedarfs, die man dort nicht bekam… Das ist auch nicht ganz richtig. Die Grundnahrungsmittel waren ausreichend vorhanden. Es gab keine Meinungsfreiheit, die Presse war zensiert, viele Bücher waren verboten… Es gab in der DDR eine große Breite der Publikationen, die aber der breiten Masse leider nicht immer in vollem Umfang zur Verfügung standen. Ich weiß das, weil ich damals als Bibliothekar arbeitete. Sagen wir es mal so: In der DDR brauchte man Kontakte, um an alle Bücher heranzukommen, heute braucht man dafür Geld. Und das hat auch nicht jeder. Was wollen Sie in Deutschland konkret verändern? Wir brauchen mehr Allgemeineigentum und genossenschaftliches Eigentum. Die Herren des Industrie- und Finanzkapitals regieren uns heute, damit muss Schluss sein. Sind denn Enteignungen, die dann notwendig wären, nach Ihrer Auffassung mit dem Rechtsstaat vereinbar? Ja, das Recht auf Vergesellschaftung der Naturschätze und Produktionsmittel ist nach Artikel 15 Grundgesetz ein Recht des einfachen Gesetzgebers. Sie wollen also den Wechsel des politischen Systems in Deutschland herbeiführen? Ja, wir wollen weg von einem politischen System, in dem die Regierenden gegen die Mehrheit der Menschen solche Dinge wie die Agenda 2010 durchsetzen können, und wir wollen weg von einem Gesellschaftssystem, in dem prekäre Arbeitsverhältnisse, wie zum Beispiel Minijobs, Leiharbeit, befristete Arbeitsverhältnisse, Niedriglöhne, Scheinselbstständigkeit, die Rente mit 67, sowie Alters- und Kinderarmut zum Normalverhältnis geworden sind.

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