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(picture alliance) Gefiltertes Wasser: Lebenselixier für Markus Hankammer und seine 1000 Mitarbeiter

Erfinder des Brita-Filters - Weiches Wasser für harte Kerle

Heinz Hankammer hat den Brita-Wasserfilter erfunden. Der Filter gilt in vielen Haushalten bereits als Standard. Nun steht ein Generationenwechsel an und sein Sohn Markus macht das Unternehmen bereits jetzt fit für die Zukunft

Am Senior kommt keiner vorbei. Direkt im Haupteingang der Firmenzentrale im hessischen Taunusstein hängt er an der Wand, in Öl gemalt, zufrieden lächelnd: Heinz Hankammer, Unternehmensgründer und Erfinder des Wasserfilters Brita. Damit erst gar kein Zweifel aufkommen kann, wessen Werk all das hier ist: seins, natürlich.

Zwei Stockwerke weiter oben sitzt sein Sohn, Markus Hankammer, in der warmen Spätnachmittagssonne, und doch ein wenig im Schatten seines Vaters. Seit 1999 schon ist er der Chef bei Brita und damit verantwortlich für 320 Millionen Euro Umsatz und mehr als 1000 Mitarbeiter. In 60 Ländern verkauft er das Produkt, das sein Vater einst entwickelt und sich so seinen eigenen Markt geschaffen hat. Der Brita-Wasserfilter ist eine Mischung aus Aktivkohle und Entionisierer, die das Wasser weicher machen soll. 250 Millionen Menschen trinken weltweit das Brita-Wasser, so die Firma. Die Haushaltsfilter, bei denen die Filterkartusche in eine Kanne eingesetzt ist, haben die Firma berühmt gemacht. So wie Taschentücher Tempo heißen und Klebeband Tesa, so heißen Wasserfilter eben Brita – ein Traum für jede Marketingabteilung.

Markus Hankammer hat also, könnte man denken, einen ziemlich bequemen Job. Doch es ist nicht einfach, der Nachfolger des großen Pioniers und Gründers zu sein – besonders als Sohn. Er muss absichern, was der Vater aufgebaut hat, ohne sich auf den alten Erfolgsrezepten auszuruhen. 

Deshalb war er sich lange Zeit überhaupt nicht sicher, ob er das Lebenswerk seines Vaters weiterführen wollte. „Noch während des Studiums hatte ich eigentlich andere Pläne.“ Trotzdem hat er sich immer sehr beeilt mit allem. Mit 18 Jahren ­Abitur, mit 22 Diplom. „Früher wollte ich nicht unbedingt der Beste sein, sondern der Schnellste. Vielleicht war mir unbewusst doch klar: Wenn ich das Geschäft übernehmen will, muss ich mich beeilen.“ Als Markus von der Uni kam, war sein Vater bereits 59 Jahre alt. Auch wenn er das so nicht sagt, der Druck auf ihn, den designierten Nachfolger, war groß.

Auf der folgenden Seite: Der Vater übernimmt den Fußballverein, der Sohn das Unternehmen

Denn Brita ist so sehr Familienunternehmen, dass es schon beinahe Karikatur ist. Da ist zum Beispiel jenes Schwarz-Weiß-Foto aus dem Sommer 1967, das bei Brita bis heute in Ehren gehalten wird: Die ganze Familie ist zu sehen, wie sie an einem langen Holztisch im eigenen Garten die ersten Wasserfilter zusammenbaut. Ganz vorne turnt Tochter Brita herum, nach der die Firma benannt ist. Wie sehr er Unternehmer werden wollte, ließ der junge Heinz Hankammer bereits seine verdutzte Lehrerin in der Berufsschule beim Steno-Unterricht wissen: „Ich lerne das nicht, ich werde mal selbstständig sein, dann habe ich eine Sekretärin, die für mich tippt.“ Bereits Anfang der sechziger Jahre probierte Hankammer es zweimal erfolglos, einmal mit Süßigkeiten, einmal mit Reifen aus der Dose. Dann entdeckte er in einem Labor jenen Filter, der das Wasser entmineralisierte, und begann im Garten zu basteln.

Sohn Markus musste 30 Jahre später erst nach Chile gehen, um zu merken, dass der heimische Betrieb das Richtige für ihn ist: Von einem winzigen Zwölf-Quadratmeter-Büro aus baute er den Vertrieb auf. Zweieinhalb Jahre später hatte Hankammer Junior 15 Angestellte und ganz Chile mit Brita-Filtern versorgt.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er vor allem damit beschäftigt, die Firma dem immer noch rasanten Wachstum anzupassen: Ein durchdachtes Vertriebsnetz, klarere Strukturen und der Umzug der Verwaltung in den schicken Bürobau gegenüber der eigenen Produktions- und Lagerhalle folgten. „Mein Vater war ein großartiger Verkäufer, ich bin eher Stratege“, sagt Hankammer. Man könnte auch sagen: Der Senior ist vorgeprescht, hat die Märkte erobert, der Junior pflegt diese Eroberungen, sorgt für Ordnung und organisches Wachstum.

Markus Hankammer probiert seit einiger Zeit neue ­Anwendungsbereiche für den Wasserfilter aus: Eingebaut in Kaffeemaschinen oder in Wasserspendern für Unternehmen und Gastronomie, soll die Abhängigkeit von der klassischen Filterkanne reduziert werden.

2009 hat Markus auch das Ruder beim zweiten großen Interessenschwerpunkt der Hankammers übernommen: dem Fußball-Drittligisten SV Wehen-Wiesbaden. Dort hatte ihn der Vater als Kind hingeschickt, da Markus damals ein Querulant gewesen sei, sagt zumindest der Senior: „Beim Fußball hat er gelernt, sich zu fügen.“ Aus Dankbarkeit übernahm Heinz Hankammer den Verein und führte ihn bis in die Zweite Bundesliga, was ihm den Spitznamen „Abramowitsch vom Dorf“ einbrachte. Nach dem kometenhaften Aufstieg brauchen sie jetzt aber auch im Verein einen besonnenen Strategen. 

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