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(picture alliance) Martin Herrenknecht vor einem seiner Produkte

Martin Herrenknecht - Tunnelkratzer aus dem Schwarzwald

Porträt eines Mannes, dessen Steuern in seiner Heimatstadt 30 Prozent des Haushalts decken: Martin Herrenmann. Der größte Tunnelbohrmaschinenbauer der Welt sagte einmal, wer gegen Stuttgart 21 sei, sei gegen ihn

Ein Rüpel sei er bei Gelegenheit, ein Patriarch, streng und herzlich – so geht die Rede in Südbaden. Dem Landrat habe er, um den Lauf der Welt in die richtige – seine – Richtung zu lenken, einst mit der Schrotflinte gedroht. Doch ab und zu, in letzter Zeit häufig, finde man ihn am Stammtisch im Gasthaus Anker, Bauernbrot in der Hand, heimischen Speck, den Kaminfeger neben sich, den Metzger, den Unbekannten: Martin Herrenknecht, Dr.-Ing. E. h., Platzhirsch und Ehrenbürger, Erbauer der größten Bohrgeräte auf Erden. Einer, der Widerstand brauche wie Luft zum Atmen. Und nicht verlieren könne. Der gedroht habe, wer gegen Stuttgart 21 sei, sei gegen ihn.

Ein „Mensch!“, haucht der Fahrer, der einen zu ihm bringt, vorbei an kleinen Häusern mit steilen Dächern, Fachwerk, alles sauber, alles niedlich. Bis man, am Rand von Allmannsweier, Gemeinde Schwanau, vor wuchtigen Kränen hält, hohen weiten Hallen, eine neben der anderen, und endlich durch einen Kreis aus rohem Beton tritt, die Kontur der vierten Elbtunnelröhre in Hamburg, die Herrenknechts Maschine vor Jahren aus Schlick und Mergel fraß.

Im Entree allerlei Gestein, Granit aus dem Schweizer St. Gotthard, Kalk aus Italien, Schwerspat aus der Nähe. Und daneben, gut sichtbar, hängen die Zeugnisse des Hausherrn, chinesische, russische, amerikanische, deutsche, Verdienstkreuz am Bande, Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, Verdienstkreuz erster Klasse.Um zehn Uhr lässt Herrenknecht bitten. Breit und schwer tritt er aus seinem Büro, blaues Hemd, Hände wie Schaufeln, und führt in den Sitzungsraum, Neon leuchtet, in der Ecke steht ein Gummibaum.

Sie, Herr Herrenknecht, sind ein Mafioso? „Nicht ganz“, sagt er und versucht zu lachen. Man dürfe, laut einer Entscheidung des Landgerichts Offenburg, weiterhin äußern, bei den Befürwortern von Stuttgart 21, inklusive ihm, sehe man mafiöse Strukturen. „Was absolut nebe de Schuh isch.“ Immerhin sind Sie Teil eines Klüngels aus Unternehmern und Politikern, bekannt als Spätzle-Connection? „Wenn das Mafia ist, wenn Politik und Wirtschaft zusammenarbeiten, dann bin ich ein Kolibri oder was.“ Aber das Projekt sieht 26 Tunnel vor, und Ihnen winkt ein Auftrag von über 80 Millionen Euro? „Hab ich nicht nötig“, sagt Herrenknecht, mehr nicht.

Pfeifen, Würstchen, Weicheier, Kindsköpfe, Kanaillen nannte Herrenknecht im Lauf der vergangenen Monate all jene, die sich Stuttgart 21 verschließen – wenn er austeilt, dann zweihändig. Und wenn der neue Bahnhof nicht komme, sagt Herrenknecht, werde Deutschland, wie die Chinesen längst tuschelten, zum lebenden Museum: kuschelig und nett, aber weg vom Fenster. So sehr ging Martin Herrenknecht der bürgerliche Widerstand ans Herz, dass er auf einer Betriebsfeier zürnte, wer jetzt noch Grün wähle, den werfe er raus. Das meinten Sie ernst? „Haben Sie keine besseren Fragen?“ Er redet lieber übers Geschäft: 652 Kilometer Metrotunnel, 365 Kilometer Eisenbahntunnel, 155 Kilometer Straßentunnel, 585 Abwasserprojekte, 102 Wasserprojekte, 94 Öl- und Gaspipelineprojekte, 69 Elektrizitäts- und Wasserkraftprojekte bis zum heutigen Tag.

In Allmannsweier nachweisbar sind die Herrenknechts seit 1542. Bauern, arm und fleißig. Martin Herrenknechts Vater hatte elf Geschwister, seine Mutter 13, fünf Onkel blieben im Krieg, der jüngste, Hans, in Stalingrad.

Lesen Sie auf er nächsten Seite, wie Herrenknecht zum Unternehmer wurde.

Er könne sich nur daran erinnern, sagt Herrenknecht, dass er mit Mutter und Bruder, wenn Sirenen heulten, in den Keller floh und nichts verstand. Geprägt habe ihn nicht der Krieg, sondern die Freiheit danach. Der Vater wurde Polsterer in Allmannsweier, 800 Einwohner, Tabakland zwischen Schwarzwald und Vogesen, und ließ die Söhne, der eine zehn, der andere zwölf, sein Motorrad fahren, bald auch das Auto. Fast täglich befahl er sie zur Arbeit in die Werkstatt, schickte sie über die Stoppelfelder, verlorene Ähren sammeln. Einmal aber strichen sie durch die Wälder und Sümpfe, jagten Fasane und wurden erwischt von einem Jäger, der die Knaben, die Flinte im Anschlag, nach Hause trieb und ihrem Vater überstellte. Der schlug zu und sperrte sie auf den Dachboden. „Worauf ich schrie: Wenn ich groß bin, werde ich mehr Angestellte haben als du. Du hast ja höchstens 15.“ Es setzte eine weitere Tracht Prügel.

Was schien denn so faszinierend, mehr Menschen zu beschäftigen als Ihr Vater? „Das war immer mein Traum“, sagt er streng. Heute hat er 3300 Angestellte, 700 davon in China, 68 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften im In- und Ausland, 935 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2010, nur 5 Prozent davon in Deutschland. Die Tunnelvortriebsmaschinen der Herrenknecht AG bohren und bohrten in allen Böden der Erde. Das Unternehmen beherrscht weltweit mehr als die Hälfte des Marktes. Wer sich für seine Geräte – das kleinste zehn Zentimeter breit, das größte 19 Meter – erwärmt, empfängt umfassende Betreuung: Herrenknecht liefert Machbarkeitsstudien, Risiko- und Termin­analysen, Baustellenlogistik, Handbücher, Fachpersonal und Finanzierungsberatung.

Manchmal, damals, schickte die Mutter ihren Martin zu Tante Ida, um 100 Mark zu borgen, damit sein Vater zu neuen Rohstoffen kam. Martin, Schüler des Max-Planck-Gymnasiums im nahen Lahr, war gut in Mathematik, Physik, Chemie, miserabel in den Sprachen, sogar stolz darauf, lauter Fünfer und Sechser zu ernten. Seine Zeugnisse legte er nur der Mutter hin, die wortlos schrieb: Heft eingesehen. Und ihn dann ermahnte, dies sei das letzte Mal, dass sie unterzeichne, eigentlich sei dies Sache des Vaters. Um eine Woche später wieder zu schreiben: Heft eingesehen.

Längst zu Ansehen und Wohlstand gekommen, brachte Martin Herrenknecht, größter Tunnelbohrmaschinenbauer der Welt, seine Gäste ins Haus der alten Mutter, die das beste Tischtuch glatt strich, Kaffee und Kuchen auftrug und Schwätzchen hielt mit Lothar Späth, dem damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, oder mit Niu Maosheng, Minister für Wasserbau der Volksrepublik China. Wann, Herr Herrenknecht, haben Sie zum letzten Mal geweint? „An Mutters Grab“, sagt er und kratzt sich das Gesicht, „1998.“ Eine Persönlichkeit sei sie gewesen, Mutter Courage, großzügig, mutig, sparsam. Zu Besuch im Werk, habe sie jede Schraube vom Boden aufgehoben, jedes nutzlose Licht gelöscht.

Herrenknecht, der Kummer seiner Eltern, schaffte die Mittlere Reife, saß oft in der Linde vor dem Fernseher des Dorfes, trank Bier, aß Brezeln um die Wette, 13 Stück auf einmal, spielte Fußball, lief die 100 Meter in 10,9 Sekunden. Er war nun 17, das Leben ein offenes glattes Feld, Herrenknecht entschied sich für ein Praktikum bei der Bundesbahn, Ausbesserungswerk Offenburg, schweißen, schrauben, hämmern, messen, schweißen, Stumpf- und Kehlnaht, waagrecht und über Kopf. 1961 zog er nach Konstanz in ein Zimmer, wurde Schüler des Staatstechnikums und vier Jahre später, mit 22, diplomierter Ingenieur im Fach Maschinenbau.

Was macht Sie glücklich? Er kratzt Haut von den Fingern, überlegt und schiebt die Brille hoch. „Happy bin ich, wenn’s läuft, wenn Aufträge reinkommen.“

Und wenn nicht? Dann, sagt Herrenknecht aus buschigen Brauen, dann könne es geschehen, dass er nervös werde. Wenn einen Monat lang nichts Nennenswertes geschehe, nichts Zählbares. Damit in der Firma jeder zu seinem Lohn komme, müsse er, der Boss, für 70 Millionen Euro verkaufen, Monat für Monat für Monat.

„Anders gesagt: Ich kann die Menschen hier nicht enttäuschen.“ Er begreift sich als Teil derer, die hier geboren wurden. Die hier aufwuchsen. Die er seit Kindheit kennt. Vor Jahren, erzählt Martin Herrenknecht, habe er einen Mann entlassen, aus bestem Grund. Und kurz danach, am Sonntagmorgen vor der Kirche, habe dessen Großmutter ihn am Ärmel gezupft: Martin, unsern Josef, gell, den stellsch aber wieder an! Und also habe er den Josef wieder angestellt.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie sich Herrenknecht um seine Heimat kümmert.

Allmannsweier ist Ihre Welt? „So isch es.“ Im örtlichen Kirchlein, Barock, evangelisch, wo Martin Herrenknecht getauft wurde, ist er trotzdem selten zu treffen. Er hat es nicht mit Priestern und Psalmen. Was ihn, als der Landesbischof mitteilte, die Stelle des Allmannsweier Pfarrers zu halbieren, trotzdem nicht davon abhielt, den berühmten Satz zu sagen: Herr Bischof, ich kenne keinen halben Pfarrer! Seither bringt Herrenknecht die Hälfte des pastoralen Lohnes bei, vorausgesetzt, der nimmt sich besonders der örtlichen Jugend an.

Doch nicht nur Gottes Volk hat Teil an Martin Herrenknechts Fülle: Niemand in Schwanau zahlt mehr Steuern als er, 30 Millionen Euro im Jahr, zwei Drittel des Haushalts. Dem Max-Planck-Gymnasium in Lahr, wo er seine Lehrerin einst mit Krampen beschoss, spendet er jährlich 35000 Euro zur Förderung der Naturwissenschaften. Die Studenten der Technischen Universität Carolo Wilhelmina in Braunschweig polstert er mit einem Stipendium, das Karlsruher Institut für Technologie KIT mit einer Stiftungsprofessur für Petrophysik, 480000 Euro im Jahr.

Nach dem Abschluss seines Studiums, 1964, zog Martin Herrenknecht, 22-jährig, als Konstruktionsingenieur in die Schweiz. Mit dem, was ihm vom ersten Lohn, 800 Franken, blieb, kaufte er eine Kaffeemaschine und ein Pfund Kaffee für die Mutter. Vier Jahre blieb er, wechselte dann nach Toronto, Mannheim, Karlsruhe, zog wieder in die Schweiz, wieder vier Jahre, leitete den maschinentechnischen Dienst der Großbaustelle Huttegg, Seelisbergtunnel, 9292 Meter, damals der längste doppelröhrige Straßentunnel der Welt. „Meine Schlüsseljahre“, sagt Herrenknecht.

Im Seelisbergtunnel, 1971 bis 1975, habe er erfahren, was ein Berg sei. Was es brauche, ihn zu bezwingen: Fantasie und Ausdauer. Die amerikanische Tunnelvortriebsmaschine Big John sei im Fels oft stecken geblieben, ein unfertiges Gerät, das man, auch mit seiner tatkräftigen Hilfe, im Tunnel erst zur Reife gebracht habe, 18 Meter Vortrieb täglich.

Herr Herrenknecht, haben Berge eine Seele? Er lacht nicht. Darf man jeden Berg durchbohren? Er zeichnet Unsichtbares auf den Tisch und sagt: „Was spricht dagegen?“

Martin Herrenknecht, nun 33, ledig, trieb es zurück in die Heimat nach Südbaden. Er eröffnete in einer Wohnung in Lahr ein Ingenieurbüro. Die erste Miete bezahlte der Vater. Herrenknecht schrieb Angebot um Angebot, tippte mit zwei Fingern, setzte, als hätte er eine Sekretärin, auf seine Briefe ein erfundenes Kürzel, dk/MH: dk waren die Initialen einer Frau, die er liebte, die von seiner Liebe aber nichts wusste.

Rechnungen und Belege schmiss Herrenknecht in einen Wäschekorb und brachte den, war er halbvoll, einem Buchhalter.

„Aber der Berg ging mir nicht aus dem Kopf.“ 1977 gründete er die Tunnelvortriebstechnik GmbH und brachte erste Ideen aufs Papier, ein unterirdisches Baggerungetüm, Baukastensystem, MH1 mit dem Durchmesser von 2,4 bis 4 Meter, MH2 von 2,2 bis 3,2 Meter, MH3 für 1,2 bis 2,2 Meter – MH wie Martin Herrenknecht.

Und damals, sagt Herrenknecht, habe er sich einen ersten Angestellten genommen, den Herrn Lehmann, heute, 36 Jahre später, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Konzerns, zuständig für alles Technische.

Sind Sie ein treuer Mensch? „Wenn Sie so wollen.“ Stimmt die Legende, Ihre Mutter habe Ihnen einst ihr Erspartes geliehen? „25000 Mark.“ Das Geschäft lief nicht? „Niemand wollte unsere Maschine“, sagt Martin Herrenknecht. Momente der Verzweiflung? „Kann man sagen“, knurrt er.

Lesen Sie auf der nächsten Seite vom langsamen, mühsamen Aufstieg.

Ein ganzes Jahr putzte er weltweit erfolglos Klinken. Endlich, 1978, erhielt er den Zuschlag für den Bau eines Abwasserkanals in Luxemburg. Kaum war die erste MH3 verkauft, erblühte das Geschäft. 500 Mal ging das schlaue Gerät weg. 1979 feierte Martin Herrenknecht seine erste Umsatzmillion in DMark, er hatte sechs Angestellte. Er kaufte am Südrand von Allmannsweier eine Wiese, baute ein Haus, daneben eine Montagehalle, dann noch eine und noch eine. Abends saß der Junggeselle mit seinen Ingenieuren und Monteuren im Gasthof und debattierte, von Bier, Brot und Schwarzwälder Speck befeuert, den Gang der Welt, den Lauf der Maschinen, die Magie der Hydraulik. Die anderen nahmen den Groll der allein zu Hause wartenden Gattinnen in Kauf.

Über ihn heißt es, er habe seine Frau mit einem Schlich gewonnen? „Kann sein“, sagt er, schweigt dann und lächelt leicht. 1980, auf Geschäftsreise in Miami, sah er sie, eine schöne kleine Kolumbianerin, die im Pool des Hotels planschte. Mit dem Vorsatz, sich endlich zu beweiben, stieg Martin Herrenknecht, 38, zu Paulina ins Wasser: Er sei, falls sie einen bräuchte, Rettungsschwimmer. Heirat 1982.

Weil er einen Vertrag in französischer Sprache nicht lesen konnte und ihm eine halbe Million durch die Lappen ging, lernte er Abend für Abend 20 französische Vokabeln, Paulina fragte ihn ab. Herrenknecht sauste weiter um die Welt und lobte seine Geräte, in Russland, Australien, Dubai, USA, Hongkong, 1990 hatte er 185 Angestellte, zwölf Mal mehr als der Vater zu seiner besten Zeit.

Stolz ist Herrenknecht vor allem auf seine drei Kinder. Darauf angesprochen, dass er ständig unterwegs gewesen sei, als die noch klein waren, verfällt er wieder in Schweigen und zeichnet mit dem Finger auf den Tisch. „Nächste Frage, bitte.“

Aber auch die gefällt ihm nicht, da es um seinen kurzen, erfolglosen Ausflug in die Politik im Jahre 2002 geht. Nachdem er aber schon bei den Delegierten seines Wahlkreises durchfiel, fand er umgehend Trost in den Tiefen des St. Gotthards. Die Schweizer hatten vor, den Pass zu löchern, von Flachland zu Flachland, 57 Kilometer Tunnel. Mit vier Vollschneidern, Gripper-TBM, trat Herrenknecht an, zwei im Süden, zwei im Norden. Lindwürmer von 2200 Tonnen Gewicht und fast einem halben Kilometer Länge, zusammengebaut aus 90000 Teilen, 4750 PS Antriebsleistung, 7350 Tonnen seitliche Verspannkraft, 2800 Tonnen Vorschubkraft.

„Der Gotthard war die Königsklasse“, sagt Martin Herrenknecht. Zweimal blieb eine Maschine stecken, Herrenknecht, wie es sich ziemt für jeden wahren Tunnelbauer, ließ alles liegen und raste an den Ort des Widerstands, besprach sich mit dem Bauherrn, mit Ingenieuren, Monteuren, Mineuren und fand Wege und Mittel, seine Geräte, wenn auch erst nach Wochen und Monaten, zu befreien. „So was geht dir ziemlich an die Ehre.“ Schämt man sich? „Nicht schämen, aber bedauern. Betrauern!“

19. Juli 2009, Weltrekord im Hartgestein: Die Herrenknecht-Gripper-TBM S241, genannt Gabi II, 9,58 Meter Durchmesser, kratzt in 24 Stunden 56 Meter Tunnel aus dem Gotthard.

In Krawatte reiste Herrenknecht an, 15. Oktober 2010, Freitag, um den Durchschlag zu erleben, Erlösung und Hochamt aller Tunnelbauer. Musik schmetterte, Fahnen hingen, Tränen rollten, als Martin Herrenknechts Apparat Sissi, erdacht und gebaut in Allmannsweier, im hellen Licht der weiten Welt die letzten anderthalb Meter Stein auskratzte, 14 Uhr 17. „Das bringsch nie mehr weg. Wie bei einer Geburt. Ach was! Schöner noch.“ Herrenknecht zittert.

Um seinem Stolz den fälligen Ausdruck zu geben, ließ Martin Herrenknecht Medaillen stanzen, darauf das Wappen der Schweiz und das der Kantone Uri, Tessin, Graubünden – und das Antlitz seiner Bohrmaschine, versehen mit den Worten: Der längste Tunnel der Welt, la galleria più lunga del mondo. Und bettete die Münzen in edle, mahagonifarbene Schatullen, beschenkte damit alle, die es verdienten.

Gibt es etwas, Herr Herrenknecht, das Sie bedauern? Er schiebt die Unterlippe hoch, wiegt den Kopf hin und her. „Vielleicht“, sagt er, „im Rückblick. Vielleicht wäre man ab und zu gern etwas diplomatischer gewesen.“

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