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(picture alliance) Bald können wir uns richtig freuen

Fußballarithmetik - Warum Deutschland Europameister wird

Dass Deutschland Europameister wird, ist keine Frage des Bauchgefühls oder des Alkoholpegels: Viel mehr lässt sich diese Prognose mathematisch begründen

Über ökonomische Studien, die bestätigen, was wir eh schon wussten, haben wir bereits vor kurzem an dieser Stelle berichtet. Klar, dass es auch für Ökonomen, wie für uns alle, zurzeit nur ein Thema gibt: Nein, nicht den Euro, sondern die Euro. Ja, ich rede über die Fußballeuropameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine.

Diese Woche schickten das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und die Freie Universität Berlin eine Pressemitteilung herum mit ihrer Prognose zum Ausgang der EM. Ihre Methode ist erfrischend einfach. Mithilfe der Interplattform transfermarkt.de haben sie den Gesamtmarktwert der einzelnen Mannschaften ermittelt. Erste Hypothese: Je teurer die Mannschaft, desto besser, da der Marktwert der Spieler ihr „aktuelles und zukünftiges Leistungsvermögen“ wiederspiegelt. Zweite Hypothese: Je homogener die Marktwerte der einzelnen Spieler einer Mannschaft, desto besser.

Oder noch einfacher für die etwas dumpferen oder noch nach dem Sieg der Deutschen vom Mittwoch leicht alkoholisierten Fans: Spanien gut, weil Xavi, Iniesta, Fabregas, Torres und Co. alle fast gleich teuer. Portugal schlecht, weil nur Ronaldo teuer. Cristiano Ronaldo wird übrigens ohnehin überschätzt, weil seine Freistoßtore ausschließlich in Nike-Werbespots erzielt werden oder in Spielen, die ich nicht gucke, aber das führt jetzt vom Thema weg. Das gar nicht so überraschende Ergebnis der DIW-Untersuchung lautet jedenfalls: Topfavoriten auf den Titelgewinn sind Spanien und Deutschland.

Wir echten Fußballfans halten es da lieber mit einem Winston Churchill und George Orwell zugeschriebenen Spruch: „To know your future you must know your past.“ Also werfen wir einen Blick zurück in die Zeit, in der es noch keine Fanmeilen gab und Deutschland noch entscheidende Spiele und Titel gewann, also in die Jahre 1990 und 1996. Wer ein bisschen um die Ecke denken kann, gerne genauer hinguckt und sich die WM in Italien und die EM in England in Erinnerung, findet ein ganzes Bündel an Indizien dafür, dass der EM-Pokal am 1. Juli 2012 Philipp Lahm überreicht werden wird.

[gallery:Die Tierorakel der EM 2012]

Die Parallelen zwischen 1990, 1996 und heute sind einfach nicht zu übersehen. Hier die erste Analogie zwischen 1990 und heute: Bei der WM in Italien gab es einen Spieler, der eigentlich schon im Ruhestand war, sich dann entweder selbst oder mithilfe des Staatspräsidenten nominiert hat. Mit seinen Toren hat er die ganze Nation verzückt und sein Team, Kamerun, bis ins Viertelfinale geschossen. Wir sprechen von Roger Milla, falls Ihnen der Name kurzzeitig entfallen war. Der Roger Milla der EM 2012 ist eindeutig Andrij Schewtschenko. Ligaspiele in dieser Saison ließ er schon mal ausfallen, um an der ukrainischen Golfmeisterschaft teilzunehmen, aber im ersten Spiel gegen Schweden schoss Shewa seine Mannschaft dann alleine zum Sieg und versetzt die ganze Nation in Verzückung. Anlogieschluss: Die Ukraine erreicht, wie Kamerun damals, das Viertelfinale, Deutschland holt den Titel. Zweites Indiz: Wie lautet das Ergebnis Deutschland-Holland 1990? 2:1. Wie ging es am Mittwoch aus? Eben.

Auch wenn es den Fußballästheten beim Gedanken an den 96er-Kader eher frösteln lässt, haben Berti Vogts Mannen 1996 in England die ersten beiden Vorrundenspiel gewinnen können. Das gelang danach keiner deutschen Nationalmannschaft mehr bei  einer EM, bis der 2012-er-Jahrgang Portugal und die Niederlande besiegte. Sie glauben immer noch daran, dass die Spanier stärker sind als die Deutschen? Dann wissen Sie sicher auch, dass es noch nie einer Mannschaft, die amtierende Europa- und Weltmeisterin ist, gelang, einen dritten großen Titel in Serie zu holen.

Oder gründet sich Ihre Einschätzung auf die DIW-Studie, weil sie in der Zwischenzeit die ganze Pressemeldung gelesen und festgestellt haben, dass deren Experten Spanien noch vor Deutschland vorne sehen? Na und, wann haben Ökonomen denn das letzte Mal eine richtige Prognose abgegeben?

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