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(picture alliance) Eine Währungsumstellung wäre zwar möglich, würde aber mehrere Milliarden Euro kosten

Euroausstieg - Logistische Herausforderung bei schnellem Umtausch

Der Euro scheint fürs Erste gesichert, aber das hat man schon öfter gehört. Sechs Experten erklären, was beim Verlust der Gemeinschaftswährung wirklich passierte. Antwort 5: Dirk Meyer

Bei einer Auflösung der Gemeinschaftswährung müssten hierzulande die Automaten umgerüstet, Bankkonten umgestellt und die neue Währung physisch produziert und verteilt werden. Diese Umstellung benötigt jedoch mindestens ein halbes Jahr. Da anzunehmen ist, dass die neue D-Mark zu den härtesten Währungen in der dann ehemaligen Eurozone gehören würde, ist mit spekulativen Zuflüssen aus anderen Staaten zu rechnen. Um das zu verhindern, bedarf es Kapitalverkehrskontrollen in Europa. Aus demselben Grund muss die Währungsreform sehr kurzfristig angekündigt werden und der Umtausch und die notwendige Registrierung dürfen nur kurze Zeit möglich sein.

Dazu müsste man an einem verlängerten Wochenende die Banken schließen, um die Salden der Giro- und Sparkonten zum Stichtag zu erfassen. Mit der Wiedereröffnung der Banken wären die Bürger aufgerufen, ihre Bargeldbestände mit einer fälschungssicheren, automatenlesbaren Tinte abstempeln zu lassen. Um eine eindeutige Abgrenzung zu haben, wären zum Umtausch nur diejenigen berechtigt, die hier ihren Wohn- oder Unternehmenssitz haben, unabhängig von der Staatsangehörigkeit.

Hinzukommen bei der Umstellung die logistischen Herausforderungen. Allein für die Erstausstattung bei der Euro- Einführung sowie eine logistische Reserve mussten zum 1. Januar 2002 für die Bundesrepublik 4,3 Milliarden Banknoten (264,9 Milliarden Euro) sowie 17 Milliarden Münzen (5,3 Milliarden Euro) mit einem Gesamtgewicht von 79 000 Tonnen hergestellt und verteilt werden. Da zudem die grafische Gestaltung inklusive Fälschungssicherheit, die Herstellung und Verteilung der neuen Währung unter den gegebenen Umständen zu lange dauern würde, müsste man auf die umgestempelten Euro zurückgreifen, die dann ab dem Tag der Umstellung als Neuwährung gelten würden. Das hätte auch den Vorteil, dass bei den Automaten nur eine Softwareumstellung stattfinden müsste, für die man wahrscheinlich maximal einige Wochen benötigt. Bei einer neu gestalteten Währung müssten dagegen neue,passende Leseköpfe entwickelt und eingebaut werden. Das kann bis zu anderthalb Jahren dauern.

Zum Nulltarif ist eine erneute Währungsumstellung auch nicht zu haben. Die Kosten der Euro-Bargeld-Einführung beliefen sich allein in Deutschland auf 20 Milliarden Euro.

Dirk Meyer leitet das Institut für Volkswirtschaftslehre der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg

Dirk MüllerStefan BratzelFalko FechtMax OtteDirk MeyerRolf Henke

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