Ein Elektroauto an einer Ladestation
Elektroauto: Eine Tonne, die sich fortbewegen soll / picture alliance

Elektroautos - Klimawandel der Kanzlerin

Mit der Prämie auf Elektroautos will die Kanzlerin das Unschaffbare schaffen: bis 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen. Der Satiriker HG. Butzko schafft es nicht, das logisch durchzurechnen. In seiner neuen Cicero-Sonntagskolumne schreibt der „Hirnschrittmacher des deutschen Kabaretts“ 14-tägig über Absurditäten aus der Politik

HG. Butzko

Autoreninfo

HG. Butzko ist Satiriker und wird als „Hirnschrittmacher des deutschen Kabaretts“ bezeichnet.

Der gebürtige Gelsenkirchener verbindet das Politische und das Private, den Alltag und den Bundestag, die große Welt und den kleinen Geist, und hat dabei einen ganz eigenen Stil entwickelt, den die Presse als „Kumpelkabarett“ oder „Thekengespräch mit Publikum“ bezeichnete. In der Laudatio zum Deutschen Kleinkunstpreis hieß es, HG. Butzko sei „ein Meister des investigativen Kabaretts“.

So erreichen Sie HG. Butzko:

Ist das nicht klasse? Nach dem Willen der Bundesregierung sollen jetzt dem deutschen Autofahrer mit diversen Kaufanreizen und Prämien Elektroautos schmackhaft gemacht werden. Das kurbelt die Konjunktur an, entlastet die Umwelt, und wartet mit Abgaswerten auf, die selbst von VW nicht mehr manipuliert werden können. Wenn das mal nicht eine prima Sache ist.

Dahinter steckt die Ankündigung Angela Merkels, bis zum Jahr 2020 in Deutschland eine Million Elektroautos auf die Straßen zu bringen, weil nämlich die Staatengemeinschaft beschlossen hatte, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, worauf im Gegenzug vom Klimawandel die Zusage kam, sich an diese Vorgaben zu halten.

Und eine Million Elektroautos auf die Straßen bringen, das kann man ja auch gerne mal so sagen. Warum nicht? Nur, was die dann da machen sollen, z.B. dumm rumstehen, schick aussehen oder als Schutzdamm gegen das nächste klimawandelverursachte Elbhochwasser Verwendung finden, ist noch nicht ganz geklärt. Nur eins steht fest: Fahren werden die dann wohl alle eher nicht. Eine Million Elektroautos! Bis 2020! Unsere Bundeskanzlerin soll ja angeblich Physik studiert haben. Wie dieses Physikstudium aber aussah, hat sie ja auch mal öffentlich erklärt: „Experimentalphysik war nicht gerade meine Stärke. Mit dem Löten hatte ich Schwierigkeiten. Das Theoretische war für mich fassbar und machbar.“

Und wer sich jemals fragte, wie man das Theoretische fassen kann, ohne ins Leere zu greifen, unsere Bundeskanzlerin schafft auch das.

Zur Erinnerung: Ein Flachbildschirm-Fernseher wiegt circa zwei Kilogramm und braucht circa 100 Watt, um zu laufen. Und zwar egal, was da in dem Fernseher drin läuft. Wahrscheinlich was Flaches, deswegen heißt der Fernseher ja so. (Ich weiß, dafür werde ich in der Wortspielhölle schmoren.) Wichtig ist dabei aber vor allem die Information, dass ein Fernsehgerät, sogar wenn es läuft, sich selber dabei gar nicht fortbewegt, sondern steht oder hängt, im Schrank, an der Wand, in Wandschrank oder Schrankwand. Der Beschränktheit sind keine Grenzen gesetzt. 

Und was sich jetzt bis Berlin anscheinend aber noch nicht rum gesprochen hat: Ein Auto wiegt schon mal gerne mehr als zwei Kilogramm. Um genau zu sein: Viel mehr. Oder um ganz genau zu sein: Das Gewicht eines Autos in Tonnen anzugeben, macht Sinn.

Diese Tonne soll jetzt aber nicht im Schrank stehen oder an der Wand hängen, sondern sich fortbewegen, also sich selbst. Und zwar durchaus schnell, also schnell nicht im Sinne von: „schnell wie Sebastian Vettel“, aber zumindest doch schneller als man zu Fuß geht. Denn sonst macht ein Auto keinen Sinn, und zwar nicht nur für Sebastian Vettel nicht.

Und wenn jetzt so ein Auto eine Stunde lang fährt, und zwar einigermaßen schnell, also sagen wir mal in einer für das menschliche Auge so grade noch wahrnehmbaren Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern, dann braucht dieses Auto dafür Physikern zufolge angeblich 20 Kilowatt. Das ist das 20-fache eines Fernsehgerätes... Manche sagen sogar, das 200-fache. Was die Sache eher noch verzehnfacht. Also theoretisch.

Das soll nach dem Willen unserer Bundeskanzlerin bis zum Jahr 2020 zusätzlich an Stromverbrauch in Deutschland noch hinzukommen. Und zwar eine Million mal zusätzlich! Und zwar nicht theoretisch, sondern praktisch. Also, wie die Physikern Merkel es immer wieder schafft, dass ich mich frage: Sind das eigentlich die Spätfolgen, wenn man als Kind zu viel Club-Cola getrunken hat?

Denn da stellt sich doch die Frage: Woher soll dieser zusätzlich benötigte Strom dann eigentlich kommen? Aus der Steckdose? Haha, selten so gelacht. Vielleicht kann man die Karosserie eines solchen Elektroautos komplett mit Solarzellen verkleiden? Oder auf das Dach noch zusätzlich ein Windrad anbringen? Oder zwei?


Ob da bei unserer Kanzlerin eventuell eine Sicherung durchgeknallt sein könnte, oder ihr Akku einfach leer ist, ob sie nur noch von abgebrannten Elementen umgeben ist, oder sich bereits mit ihrer überschaubaren Restlaufzeit abgefunden hat, nichts Genaues weiß man nicht. Nur eines ist dafür umso sicherer: Der Klimawandel hat inzwischen signalisiert, mit der Erderwärmung um zwei Grad gerne auch noch etwas länger zu warten.

Und wenn unsere Weltuntergangspropheten vorschlagen: „Bis dahin sollen wir, um den Klimawandel abzuwenden, unsere Autos stehen lassen und den Urlaub lieber zu Hause verbringen“, denen rufen wir zu: „Umgekehrt wird ein Schuh draus. Erst wenn bei uns in Deutschland Mittelmeerklima herrscht, lohnt es sich auch, zu Hause zu bleiben.“

 

HG. Butzko live: 25.-28.05. Berlin / 03.06. Wermelskirchen / 04.06. Erlangen / 05.06. Dresden

HG. Butzko ist Satiriker und wird als „Hirnschrittmacher des deutschen Kabaretts“ bezeichnet. Der gebürtige Gelsenkirchener verbindet das Politische und das Private, den Alltag und den Bundestag, die große Welt und den kleinen Geist, und hat dabei einen ganz eigenen Stil entwickelt, den die Presse als „Kumpelkabarett“ oder „Thekengespräch mit Publikum“ bezeichnete. In der Laudatio zum Deutschen Kleinkunstpreis hieß es, HG.Butzko sei „ein Meister des investigativen Kabaretts“.

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